Monatsvogel im Juni

Graugans

Anser anser

Sie stehen am Anfang der Ahnengalerie unserer heutigen Hausgans: Graugänse sind ihre Stammform. Man kann sie bei uns das ganze Jahr über beobachten.

Die Graugans lebt in verschiedenen Habitaten und Klimazonen. Sie gründelt im Wasser nach Pflanzen und ist auch an Land auf Wiesen beim Fressen zu beobachten. Einige Graugänse ziehen im Winter nach Süd- und Westeuropa, andere Gänse überwintern mittlerweile bei uns im Norden.

Weil die Graugans bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts intensiv bejagt wurde, war ihre Population stark gesunken. Wiederansiedlungsprojekte führten jedoch dazu, dass es ab Beginn der fünfziger Jahre zu einem stetigen Anwachsen der Grauganspopulation kam.

Hot-Spot der Graugänse

Im Juni, wenn die Graugänse ihr Federkleid wechseln, lassen sie sich in großen Ansammlungen beobachten. Am größten deutschen Mauserplatz der Graugans, dem Hauke-Haien-Koog, sind dann bis zu 10.000 Individuen anwesend, in Schleswig-Holstein insgesamt sind es etwa 85.000 Vögel.

Enge Familienbande

Graugänse leben während der Brutzeit in Familien und darüber hinaus in großen Schwärmen. Sie gehen wie andere Gänse oft lebenslange Partnerschaften ein. Ab Ende Februar beginnt die Brutzeit der Graugans, die Küken schlüpfen ab etwa Mitte April. Ihr Nest aus Schilfhalmen legt sie in Gräben mit Röhrichten oder auf kleinen Inseln an, um sie vor Fressfeinden wie Füchsen zu schützen. Eine Graugans legt im Durchschnitt vier bis sechs Eier. Die zu Anfang weißlich gefärbten Eier verfärben sich während der einmonatigen Brut oft durch das Gefiederfett bräunlich. Grauganspaare bilden mit den Gösseln (so werden Gänseküken genannt) Familieneinheiten, die meist ein Jahr, teilweise auch länger anhalten. In dieser Zeit erlernen die Jungvögel soziales Verhalten, aber auch die Suche nach Nahrung sowie die Zugwege.

Das Verhalten der Graugänse wurde gut erforscht. Frisch geschlüpften Gössel werden auf die Tiere oder Personen geprägt, die sie als erstes gesehen haben. Der Prägungsvorgang ist ein Instinkt, der nicht umkehrbar ist. Erblicken die Gössel also als Erstes einen Menschen, folgen sie diesem bedingungslos.

Zischen, trompeten, knurren

Die Graugans hat laute, nasal gackernd klingende Rufe. Dabei betont sie die erste höhere Silbe und ruft „kiJAA-ga-ga“. Andere ihrer Laute wie zum Beispiel „ahnk-ang-ang“ sind rauer und tiefer. Sie gibt aber auch zischende, trompetende und knurrende Laute von sich.

Quellen zu den Monatsvögeln (Auswahl)

„Der Kosmos Vogelführer“, Lars Svensson (aktualisierte Ausgabe von 2018)

„Das große Buch vom Vogelzug: Eine umfassende Gesamtdarstellung“, Franz Bairlein (AULA, 2022)

„Atlas des Vogelzugs: Ringfunde deutscher Brut- und Gastvögel“, Franz Bairlein et al. (AULA, 2014)

„Das große Buch der Gänse: Von sozialen Wesen und rastlosen Wanderern“, Helmut Kruckenberg et al. (2022)

„Atlas Deutscher Brutvogelarten“, Gedeon et al. (2014)

„Vogelwelt Schleswig-Holsteins Bd. 7: Zweiter Brutvogelatlas“, Koop & Berndt (2014)

„Status of coastal waterbird populations in the East Atlantic Flyway. With special attention to flyway populations making use of the Wadden Sea“, van Roomen et al. (2015)

International Single Species Management Plan for the Greylag Goose (Northwest/Southwest European Population)

Verein Jordsand e.V.

Naturschutzbund Deutschland e.V

Schutzstation Wattenmeer e.V.

Graugans im Wasser
Die Graugans hat laute, nasal gackernd klingende Rufe.

© Stock / LKN.SH

Die Küken (Gössel) der Graugänse bleiben meist ein Jahr bei ihren Eltern.

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Graugänse leben oft in lebenslanger Partnerschaft.

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Fliegende Graugänse
Unsere heutigen Hausgänse stammen von Graugänsen ab.

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Themenjahr 2022 "Vogelzug im Wattenmeer"