Über merkwürdige Strandfunde, Mundgeruch in der Salzwiese, renovierte Kinderstuben und Ostfrieslands Antwort auf die Currywurst
Nationalpark Wattenmeer Nationalpark Wattenmeer
Meeresgrund trifft Horizont
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Jetzt im Februar warten wir alle auf den Frühling: singende Feldlerchen und balzende Kiebitze, erste Sandregenpfeifer in den Brutgebieten am Strand. So langsam erwacht die Vegetation mit den länger werdenden Tagen. Aber auch im Winter gibt es viel rund um den Nationalpark zu berichten, lesen Sie von der Wattenmeer-Achtsamkeit, von der Deichlammbratwurst, vom Sandohrwurm oder den Vorbereitungen von Schutzmaßnahmen für die neuen Saison. Und ein Blick über den Tellerrand hin nach Gambia in West-Afrika zeigt uns, wie vernetzt wir sind, ökologisch über die Zugvögel und in vielen persönlichen Bezügen. Das Weltnaturerbe Wattenmeer hat viele Facetten – lassen Sie sich darauf ein! Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.
Ihr Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Trilateraler Robben-Management-Plan tritt in Kraft

© Onno K. Gent

Mit den Partnerländern Niederlande und Dänemark wurde in der trilateralen Wattenmeer-Zusammenarbeit ein neuer Plan zum Robben-Management für den Zeitraum 2023 bis 2027 ausgearbeitet. In diesem Seal Management Plan (SMP) sind neue Forschungsschwerpunkte definiert, aber auch Vorgaben für den Schutz des Lebensraums der Robben und eine fortgesetzte Information der Öffentlichkeit. Ziel des Abkommens ist es, einen guten Zustand der heimischen Populationen von Seehunden und Kegelrobben zu erreichen und zu erhalten. https://www.waddensea-worldheritage.org/news/new-wadden-sea-seal-management-plan-2023-2027-completed

Zwei FÖJ-Stellen bei der Nationalparkverwaltung

Seit vielen Jahren bekommen wir durch engagierte Teilnehmende des Freiwilligen Ökologischen Jahres tolle Unterstützung im Junior Ranger-Projekt. Hauptaufgabe ist, in einem Team Umweltbildungsveranstaltungen und Outdoor-Camps für Kinder und Jugendliche zu organisieren und durchzuführen. Das heißt auch, viel draußen zu sein. In diesem Jahr bieten wir erstmals eine zweite FÖJ-Stelle an in unserer Öffentlichkeitsarbeit, mit dem Schwerpunkt internetbasierte digitale Medien. Ein paar Stichworte: Instagram, Facebook, Youtube, Karten- und Tourenportale; Fotos, Videoclips, VR-Brillen, QR-Codes … Mehr Infos zu beiden Stellen – Junior Ranger und Digitale Medien - gibt’s im FÖJ-Portal, einen guten Überblick über Rahmenbedingungen für das FÖJ in Niedersachsen auf der Website der Alfred-Töpfer-Akademie. Bewerbungsschluss für das FÖJ 2022/23 ist Ende Februar!

Meldekampagne für Totfunde von Meeressäugern

© Weinbecker

Die Zahl der Seehunde im Nationalpark stagniert seit einiger Zeit, während der Kegelrobben-Bestand langsam aber stetig zunimmt. Auch Sichtungen von Schweinswalen sind häufiger geworden, da sich ihr Verbreitungsgebiet Richtung Süden hin verschoben hat. Um weitere Erkenntnisse zur Populationsdynamik zu erhalten, ist auch ein besserer Überblick zu Sterberate und Todesursachen hilfreich. Gemeinsam mit dem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) hat die Nationalparkverwaltung deshalb  die Insel- und Küsten-Kommunen gebeten, etwaige Totfunde von Meeressäugern an den niedersächsisch-hamburgischen Küsten zu melden. Melde-Adresse ist  immer die Seehundstation Nationalpark-Haus Norddeich: https://seehundstation-norddeich.de/website/wp-content/uploads/2022/12/Meldebogen_Totfunde_Meeressaeuger.pdf

3 neue Dark Sky-Guides

© Katrin Kirfel / NLPV

Im April 2022 hatten sich die ersten sieben Nachtführer:innen in der Niedersächsischen Wattenmeerregion qualifiziert. Ende November wurden Heike Remmers, Sebastian Bongarz und Anja Sander (auf dem Foto v.l.) als weitere Dark Sky-Guides zertifiziert. Die Qualifizierung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB). Sie umfasst insgesamt 50 Unterrichtsstunden und kreist um Themen wie „Licht und Natur“, „Sterne und Sternenbilder“, Lichtverschmutzung und „Atmosphäre und Weltall“. Zum Abschluss gilt es für die Teilnehmenden, ein eigenes Führungsangebot auszuarbeiten und überzeugend zu präsentieren. Zu den nun zehn Absolvent:innen, die teilweise bereits erste Führungen in der Küstenregion vor allem auf der Sterneninsel Spiekeroog anbieten, gehören ausschließlich zertifizierte Natur- und Landschaftsführer:innen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (ZNL Wattenmeer).

Jugend-Klima-Wettbewerb

© Nds. Ministerum für Umwelt, Energie & Klimaschutz

Bei Kindern und Jugendlichen ist das Thema Klimaschutz allgegenwärtig. Viele engagieren sich bereits für mehr Klimaschutz oder wollen aktiv werden. Dieses Engagement möchten das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz unterstützen und hat deshalb den Jugend-Klima-Wettbewerb ausgerufen. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahre können sich in der ersten Wettbewerbsrunde bis zum 31.03.2023 mit einer Kurzvorstellung eines eigenen geplanten Projekts bei der NBank bewerben. Eine Fachjury wählt die besten Ideen aus und als Preis gibt es die erforderlichen Mittel zur Umsetzung. Mehr dazu in der Pressemitteilung des Umweltministeriums.

Eine Glasarche voller Schutzgedanken

© Anke Hofmeister

Sie stand zentral vor der Nordseepassage und dem Wilhelmshavener Hauptbahnhof, brachte Vorbeikommende dazu, innezuhalten und sich Gedanken zu machen, und bereicherte die winterliche Wilhelmshavener Innenstadt als ein außergewöhnliches Kunstwerk auf Zeit: die „Glasarche“. Bevor sie jetzt wieder "ablegte", besuchten Schüler:innen des Jahrgangs 7 der Franziskusschule Wilhelmshaven das symbolträchtige Kunstwerk, um sich auf andere Art und Weise dem Thema Wattenmeer zu nähern und gedankliche Verbindungen zur lokalen Natur und deren Schutzbedürftigkeit herzustellen. Dazu gehörte auch die Befragung von Passant:innen - mit interessanten Ergebnissen: So wussten fast alle, dass das Wattenmeer ein UNESCO-Weltnaturerbe ist und als Ökosystem von Weltrang geschützt werden muss. Auch befand die Mehrheit, dass alle Arten des Wattenmeeres auf die Arche gesetzt werden müssten. Hier der ganze Bericht.

Hier wirft Hannes Mercker zeichnerisch einen satirischen Blick auf das Zeitgeschehen an der Küste. Der gebürtige Oldenburger hat während seiner Zeit als "Vogel-Zivi" das Wattenmeer kennen und lieben gelernt. Er arbeitet als freier Cartoonist und Illustrator u.a. für verschiedene Verlage und Tageszeitungen im deutschsprachigen Raum.

Renovierte Kinderstube für Säbelschnäbler

© Gundolf Reichert

Als Artenschutzmaßnahme für Säbelschnäbler wurde im Oktober 2022 eine Brutinsel im Speichersee des Spülsiels Neßmersiel wiederhergestellt. Säbelschnäbler brüten auf offenen bis schütter bewachsenen Flächen. Der Pflanzenbewuchs auf der Insel war aber derart hoch und dicht aufgewachsen, dass sie nicht mehr von Säbelschnäblern besiedelt wurde. Deshalb wurde der Pflanzenbewuchs mit einem Bagger flach abgeschoben und flache Ufer wurden geschaffen. Die Maßnahme wurde durch den NLWKN im Rahmen einer Kompensation umgesetzt. Zum Schutz der Vögel vor Raubsäugern wie dem Fuchs wird die Insel von Rangern der Nationalparkverwaltung vor der Brutzeit mit einem Elektrozaun gesichert.

Während der vergangenen Monate fanden sich Trupps von Säbelschnäblern in den Flachwasserzonen und auf Wattflächen rund um die Brutinsel zur Rast und Nahrungssuche ein. Die Chancen, dass sich dort ab April eine Brutkolonie ansiedeln wird, stehen also gut. Direkt am Spülsiel nahe der Strandstraße befindet sich ein Beobachtungsturm. Von dort aus kann ab Mitte März mitverfolgt werden, wie die Säbelschnäbler und weitere Vögel die eigens für sie hergerichtete Fläche annehmen, ohne dass sie gestört werden.

Ein Staat auf Abwegen

© Robert Stams

Einen interessanten Strandfund machte Robert Stams auf Langeoog. Auf den ersten Blick erinnert das Gebilde an die rollenden Büsche in der Wüste, wie man sie aus Western kennt. Bei solchen „Steppenläufern“ („Tumbleweed“) handelt es sich um das Ruthenische Salzkraut (Kali tragus). Salzkrautgewächse gibt es auch im Wattenmeer, doch der Langeooger Strandfund ist tatsächlich dem Tierreich zuzuordnen. Es handelt sich um Polypen (bei uns zumeist aus der Gattung Obelia), die büschelförmige Kolonien bzw. Staaten bilden. Hier herrscht eine differenzierte Arbeitsteilung: Nährpolypen kümmern sich um die Verpflegung, Geschlechtspolypen sorgen für Nachwuchs, Wehrpolypen mit nesselbestückten Tentakeln halten Fressfeinde auf Abstand. Die Kolonien verankern sich unter Wasser am Untergrund, an Treibholz oder anderen Feststoffen. Werden sie z. B. durch starke Strömung abgerissen und an Land gespült, bleibt von dem hochkomplexen Staatswesen nur ein vertrocknetes Geflecht, wie dieses am Strand von Langeoog.

Besondere Strandfunde (mit Fotos) können hier gemeldet werden: fundmeldung@nlpvw.niedersachsen.de

Neuer Mundgeruch auf Norderney: Erstnachweis des Sandohrwurms

© Niels Biewer / NLPV

Sie sollen in die Ohren krabbeln, das Trommelfell öffnen und dort ihre Eier legen. Getrocknet und zerrieben sollen sie gegen Ohrenleiden und Taubheit helfen. Diesen Ammenmärchen verdankt die Insektenordnung der Ohrwürmer ihren Namen, doch nichts davon ist wahr. Durch ihr Vorkommen in menschlicher Umgebung sind uns Ohrwürmer wohl bekannt. Deutschlandweit sind bislang nur acht Arten nachgewiesen. Eine davon sticht aber gleich dreifach hervor: Der Sandohrwurm (Labidura riparia) ist mit bis zu 3 cm Körperlänge (4 cm, wenn man seine zangenartigen Anhänge einbezieht) ein echter „Goliath“ unter den Ohrwürmern. Darüber hinaus verströmen diese Tiere einen Mundgeruch, der nach Aas riecht und effektiv zur Verteidigung gegen Fressfeinde eingesetzt wird. Drittens ist der Sandohrwurm eine von zwei gefährdeten Ohrwurmarten in Deutschland, auf ihrer Roten Liste wird sie als „stark gefährdet“ eingestuft. Umso erfreulicher ist der Erstnachweis, der einem unserer Ranger auf Norderney letzten Sommer gelang. Bisher war die Art vor allem aus Sandflächen von Fluss- und Seeufern sowie Heidegebieten im Binnenland bekannt, die kaum noch naturbelassen vorgefunden werden. Die menschgemachten Zweitlebensräume der Art sind Bergbaufolgelandschaften, Tagebaue und andere Abbaustätten - auch diese werden weniger. Mit den Vorkommen im Dünen- und Strandbereich im Weltnaturerbe Wattenmeer ist die Art wiederum in einem Lebensraum angekommen, der nur der natürlichen Dynamik unterworfen ist und so langfristig zum Erhalt der Art beitragen kann.

… Larissa Strangmann, Leitung Marketing bei der Wangerland Touristik GmbH, zu nachhaltigen Angeboten

Mit dem „Wangerländer Deichleuchten“ ist die Wangerland Touristik nachhaltig ins neue Jahr gestartet. Welcher Gedanke steckt dahinter?

Unsere Destination liegt direkt am wunderschönen und zugleich wahnsinnig beeindruckenden Weltnaturerbe Wattenmeer, das uns bei jedem Strandbesuch daran erinnert, wie schützenswert unsere heimischen Ökosysteme sind. Dieser Verantwortung nehmen wir uns als Nationalpark-Partner selbstverständlich an und so haben wir uns auf die Suche nach einer Alternative zum klassischen Feuerwerk gemacht. Ziel dabei war es, dass Gäste und Einheimische den besonderen Moment des Jahreswechsel weiterhin zelebrieren und genießen können, aber auf umweltverträglichere Art und Weise – und dann war sie da, die Idee zum Wangerländer Deichleuchten.

Wie wurde diese Alternative zu Böllern und Raketen angenommen?

Das Feedback hat unsere Erwartungen um ein Vielfaches positiv übertroffen. Allein ein Posting des NDR zur Ankündigung unseres Deichleuchtens hat knapp 16.000 Likes erhalten. Es war wirklich beeindruckend zu sehen, wie schnell sich das neue Veranstaltungsformat herumgesprochen hat – was deutlich macht, dass die Idee den Nerv der Zeit trifft und viele nach einer Alternative zu Feuerwerk Ausschau halten. Und so waren die Deiche um Punkt 00:00 Uhr dann gefüllt mit vielen glücklichen Menschen, die die verschiedensten Leuchtmittel dabei hatten und gemeinsam das neue Jahr „eingeleuchtet“ haben. Dieser Moment hat wirklich für Gänsehaut gesorgt!

Welche weiteren Veranstaltungen im Sinne der Nachhaltigkeit sind für dieses Jahr geplant?

Nach erfolgreicher Premiere wird das Wangerländer Deichleuchten auch zum kommenden Jahreswechsel wieder stattfinden. Zudem kann im Oktober unser Wangerländer Nachhaltigkeitsmarkt -WANAMA- besucht werden, der viele spannende Impulse und Produkte bereit hält. Generell achten wir aber bei allen eigenen Veranstaltungen darauf, diese möglichst nachhaltig umzusetzen, beispielsweise arbeiten wir fast gänzlich Einwegplastik-frei. mehr unter https://www.wangerland.de/

In der Teetied liegt die Kraft

© Rolf Greeven

Nun ist es passiert: Zum Jahresende ist unser Ranger Onno K. Gent in den Ruhestand gegangen. Eigentlich unvorstellbar, denn schon lange, bevor er 2015 Teil unseres neu aufgestellten Ranger-Teams wurde, gehörte er als ehrenamtlicher Landschaftswart zum Inventar des Nationalparks. So stieg er mit fundierten Kenntnissen und Erfahrungen zu seinem Einsatzgebiet – Norderland, Leybucht und Krummhörn – in den Ranger-Beruf ein. Als waschechter Ostfriese ist er in der Region bestens vernetzt, in Sprache und Kultur verwurzelt und weiß, wie und auf welchen Wegen er die Dinge anpacken muss, um ans Ziel zu kommen: pragmatisch, aber immer mit der nötigen Ruhe! Dazu gehört in Ostfriesland obligatorisch eine Teezeit. Sie entschleunigt, sie strukturiert den Tag und gibt Kraft für die nächste Arbeitsphase. Bei Onno wird sie auch im outdoor-Einsatz stilvoll zelebriert. Die gute Nachricht zum Schluss: Auch in Zukunft wird er mit Spektiv und Teetasse im Nationalpark anzutreffen sein – fortan wieder als Mitglied der ehrenamtlichen Nationalpark-Wacht.

Zahl des Monats: 55.000

© Jan Weinbecker

Die Stranddistel ist an der niedersächsischen Küste eine gefährdete und in Deutschland besonders geschützte Art. Aufgrund ihrer Bedeutung wurde die Stranddistel zwischen 2018 und 2022 durch Ranger:innen und weitere Mitarbeitende im gesamten Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer erfasst. Insgesamt wurden 55.000 Stranddistel-Pflanzen gezählt - eine schier unglaubliche Anzahl, davon die meisten (> 40.000) auf Spiekeroog, gefolgt von Wangerooge (> 13.000). Auch auf dem Festland gibt es mehr Stranddisteln als gedacht, so insbesondere im Wangerland (fast 1.000) sowie in der Leybucht und bei Cuxhaven. Erstnachweise gab es auf 16 der ca. 70 standardisierten Kartierflächen. Die Stranddistel kommt vor allem vom Strand landeinwärts bis in die Graudünen vor, meist außerhalb von Hochwasserschutzdünen. Sobald die natürliche Sandzufuhr nachlässt und die Sukzession voranschreitet, geht ihr Bestand zurück. Somit ist die Stranddistel ein Beispiel für die Bedeutung natürlicher Dynamik im Nationalpark. Bericht über Stranddisteln im Wangerland in der Zeitschrift Natur- und Umweltschutz 1 / 2022

Neue Publikation zur Langzeitveränderung im ostfriesischen Watt

© Gregor Scheiffarth / NLPV

Die Veränderungen in unserer Umwelt hinterlassen auch Spuren in der Besiedlung der Wattflächen durch Würmer, Muscheln und Schnecken. In einer wissenschaftlichen Studie wurden für das ostfriesische Wattenmeer zwei großflächige Kartierungen, eine aus den späten 1980er Jahren, eine von 2018 verglichen. Für die Kartierungen wurden aus allen Bereichen zwischen Ems und Jade insgesamt an 480 Stellen zu beiden Zeiträumen Proben genommen. Auch wenn die Anzahl der angetroffenen Arten sich zwischen den Zeiträumen nicht signifikant unterschied, so zeigte der Vergleich eine starke Reduktion sowohl bei der Dichte an Wattorganismen (der Abundanz) als auch in der Biomasse. Insbesondere in den östlichen Bereichen der ostfriesischen Watten war der Rückgang besonders ausgeprägt. Dies wird als ein kombinierter Effekt der zurückgegangen Nährstoffeinträge und des Klimawandels diskutiert. Der wissenschaftliche Artikel dazu ist auf der online-Publikationsplattform ‚Frontiers in Marine Science‘ erschienen. zur Publikation

Winterbestand der Kegelrobben

© Henning Gerlach / Schutzstation Wattenmeer

Im Dezember bringen die Kegelrobben ihre Jungen zur Welt, im niedersächsischen Teil des Wattenmeers vor allem auf der Kachelotplate westlich von Juist. Dies ist die ideale Zeit, um die Bestände zu zählen, da ein Großteil der Tiere sich dann an Land befindet. Kachelot bietet als wachsende Sandbank einen entlegenen und störungsfreien Ort, wo die Kühe und Kälber vom Schutz des Nationalparks profitieren. Im Dezember 2022 wurden bis zu 643 Kegelrobben plus 393 Jungtiere auf der Kachelotplate gezählt. Dies sind ca. 40 Jungtiere weniger als im Vorjahr gezählt wurden, dafür wurden etwa 50 adulte Tiere mehr gesichtet. Wenn die Tiere im April ihr Fell wechseln und daher wieder auf den Sandbänken ruhen, findet eine erneute Zählung der Wattenmeer-Population statt. Mehr Informationen (in englischer Sprache) hier: https://www.waddensea-worldheritage.org/resources/2021-2022-grey-seal-report

Ostfrieslands Antwort auf die Currywurst

© Benjamin Brockhaus

Beim Treffen der Nationalpark- und Biosphären-Partner am 13. Dezember wurde ein neues kulinarisches Kooperationsprojekt vorgestellt: Die Biosphären-Bratwurst vom Deichlamm! Für die Herstellung und Vermarktung der Bratwurst arbeiten Deichschäfer, Fleischerei- und Gastronomiebetriebe aus der Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer Hand in Hand, um eine regionale Wertschöpfungskette mit kurzen Lieferwegen aufzubauen – für maximale Frische und Qualität. Das Projekt fördert somit eine naturverträgliche Landwirtschaft, eine Kultur der Zusammenarbeit und die Wirtschaft in der Region. http://watten.land/deichlamm

Auf dem Foto das Projektteam Biosphärenbratwurst, v.l.n.r.: Deichschäfer Jochen Fass, die Fleischer Marco und Stefan Hamacher, Matthias Zimmermann (Atlantic Hotel WHV), Joke Pouliart (Gulfhof Friedrichsgroden)

Themenjahr zur Biosphärenregion

© Martin Stromann

Sowohl für die Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer als auch für das Biosphärenreservat „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen“ stehen 2023 große Veränderungen an: Mitte des Jahres entscheidet die UNESCO über die Anerkennung der Erweiterung der jeweiligen Entwicklungszonen, in denen modellhaft umwelt- und sozialverträgliche Lebens- und Wirtschaftsweisen zur Sicherung der nachfolgenden Generationen erprobt werden. Ein guter Anlass für ein gemeinsames Themenjahr „Biosphäre Wattenmeer – heute das Morgen gestalten“, das die Biosphäre Wattenmeer erlebbar macht und aufzeigt, was nachhaltiges Leben in der Wattenmeer-Region bedeutet, welche Projekte es bereits gibt und wie weitere Ideen für eine nachhaltige Zukunft entwickelt werden. Ein vielfältiges Programm mit Vorträgen, Führungen, Workshops und mehr ist derzeit in Vorbereitung. Weitere Infos und eine Veranstaltungsübersicht gibt es in Kürze online unter nationalpark-wattenmeer.de/themenjahr.

© NLPV

„Watt für die Seele“ ist eine Zusammenstellung von 31 Achtsamkeits-Übungen, die Menschen am Wattenmeer dazu einladen, ihr Herz für die Natur des Weltnaturerbes Wattenmeer zu öffnen. Dabei wird die Natur mit geschärften Sinnen erkundet und gleichzeitig als Inspiration und Übungsraum zur Selbstwahrnehmung und Reflektion erlebt. Das Set ist auch eine Anregung für professionelle Anbieter:innen, ihr Angebot zu erweitern. Die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer hat es im Rahmen des Interreg VB-Projekts PROWAD LINK mit Businessbar.de entwickelt. Alle Übungen und Informationen werden vorgestellt in einem Podcast, einer Broschüre und online auf https://www.nationalpark-wattenmeer.de/wissensbeitrag/watt-fuer-die-seele/

Land Art-Ausstellung auf Norderney

© Carl Buschendorf

Beim Watt°N-Jahrestreffen im vergangenen August auf Norderney entstanden viele kreative Land Art-Kunstwerke, die aktuell im Watt Welten Besucherzentrum als Fotoausstellung auf der Insel zu sehen sind. Im Laufe des Treffens wurden aus Strandfunden und Sand Kunstwerke geschaffen, die die jeweilige persönliche Beziehung zum Wattenmeer thematisieren. Die Ergebnisse wurden in Fotos festgehalten, sodass diese sonst sehr kurzlebigen Kunstwerke nun noch etwas länger, nämlich bis Ende Februar, im Watt Welten Besucherzentrum im Rahmen einer Sonderausstellung angeschaut werden können.

Sonderangebote

Zusätzlich zu den Dauerausstellungen bieten einige unserer Nationalpark-Häuser und -Zentren auch wechselnde Sonderausstellungen an. Momentan sind unter anderem folgende zu sehen:

Wattenmeer-Besucherzentrum Cuxhaven (bis 13. April 2023): Mit der Ausstellung „Ozeane in der Klimakrise“ macht die Initiative „Fair Oceans“, die sich für eine nachhaltige Nutzung der Weltmeere einsetzt, auf die umfassenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane aufmerksam. Eine Pressemitteilung zur Eröffnung und zum Inhalt der Ausstellung befindet sich hier.

Wattenmeer-Besucherzentrum Norderney (1. März bis 31. Mai 2023): Die Art und Weise, wie wir konsumieren, wohnen, uns ernähren, kleiden, mobil sind, kommunizieren – all das hat Auswirkungen auf das globale Klima. Die Ausstellung „Prima fürs Klima?“ des Fotografen Michael Funcke-Barts geht der Frage nach, wie gutes Leben möglichst klimafreundlich gestaltet werden kann. Weitere Infos zur Ausstellung gibt’s hier.

Wattenmeer-Besucherzentrum Wilhelmshaven (Mitte März bis Mitte April 2023): Passend zu den im April stattfindenden 7. Wilhelmshavener Schweinswal-Tagen zeigt das Besucherzentrum eine Foto-Ausstellung zum Thema Wale mit Bildern der Fotografen Peter Rudolph und Frank Blache.

Nationalpark-Haus Wangerooge (1. bis 24. März 2023):
Beim CEWE-Fotowettbewerb „Inselglück – Genuss & Gezeiten“ reichten Hobbyfotograf:innen ihre Lieblingsmotive ein. Die Ausstellung zeigt die qualitäts- und eindrucksvollsten Fotos der Kategorien „Strand & Meer“, „Kochkunst & Kultur“ sowie "Mensch & Architektur“.

Nationalpark-Haus Wittbülten Spiekeroog (bis Mitte April 2023):
In der Foto-Ausstellung „Vogelperspektiven“ der Nationalparkverwaltung werden Bilder von Norbert Hecker gezeigt, die er in seiner Zeit als Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung bei der Befliegung von riesigen Wattflächen, Sandbänken und von Prielen durchzogenen Salzwiesen gemacht hat. Ihre Farben, Formen, Muster suchen in unserer norddeutschen Landschaft ihresgleichen.

Mittwinterzählung in Gambia

© Rune Michaelis / NLPV

Unter dem Dach der 2012 gegründeten Waddensea Flyway Initiative gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen Zugvogel-Fachleuten aus dem Wattenmeer und Westafrika, wo viele „unserer“ Zugvögel überwintern. Im Januar waren zwei Kollegen aus unserem Haus in Gambia, um das dortige Team des Departments of Parks and Wildlife Management bei der Mittwinterzählung der Wat- und Wasservögel zu unterstützen, die zu diesem Zeitpunkt in allen Ländern entlang des ostatlantischen Zugweges stattfindet. Neben der gemeinsamen Vogelzählung (mit spannenden Entdeckungen) geht es auch darum, die Bedingungen und Strukturen für Monitoring, Erforschung und Schutz der Zugvögel in diesen Partnerländern zu verbessern. Hier der Bericht zur Gambia-Reise.

Neu im Team: Sandra Berheide

© NLPV

Moin, mein Name ist Sandra Berheide. Seit Mitte Januar bin ich als neue Nationalpark-Rangerin für die Gebiete Harlingerland, Wangerland und Dollart zuständig. Ursprünglich komme ich aus dem Münsterland und habe eine Ausbildung zur Gärtnerin im Zierpflanzenbau abgeschlossen. 2021 habe ich mir den Meistertitel im Garten- und Landschaftsbau erarbeitet und seit Dezember 2022 bin ich zudem Geprüfte Natur- und Landschaftspflegerin. Ich freue mich sehr, dass ich die Stelle im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer bekommen habe, und bin gespannt auf die neuen beruflichen Herausforderungen und viele neue Kontakte.

Das ganze Team der Nationalparkverwaltung: Arbeitsbereiche und Kontaktdaten

Die südliche Krummhörn mit dem Campener Leuchtturm © NLPV

Gut angekommen

ist unser Ranger Jochen Runar in seinem neuen Einsatzgebiet. Sieben Jahre lang war er das freundliche Gesicht des Nationalparks auf der Insel Langeoog. Als Nachfolger von Onno K. Gent, der im Dezember in den Ruhestand ging, betreut er nun die Region Norderland-Leybucht-Krummhörn. Wie hat er den Wechsel erlebt? Seine Antwort darauf ist eine Liebeserklärung an seine neue Lebens- und Wirkungsstätte, mit dem Titel „The two towers – die zwei Türme“. Was sich dahinter verbirgt, lesen Sie hier.

Commerzbank und Nationale Naturlandschaften kooperieren beim Umweltpraktikum

Die Commerzbank und der Nationale Naturlandschaften (NNL) e.V., der Dachverband der Großschutzgebiete in Deutschland, kooperieren ab 2023 beim Commerzbank-Umweltpraktikum. Seit mehr als 30 Jahren unterstützt die Commerzbank Praktika in deutschen Nationalparken und Biosphärenreservaten und stellt damit ihr dauerhaftes Engagement für den Natur- und Umweltschutz unter Beweis. Im Rahmen der Zusammenarbeit begleitet der NNL e.V. das Umweltpraktikum zukünftig organisatorisch und inhaltlich. Studierende profitieren damit von der Expertise des gemeinnützigen Vereins in den Themenbereichen Naturschutz, Biodiversität, Forschung, Umweltbildung, Besucherbetreuung und Naturerleben. Hier die Pressemitteilung

Osterzeit ist Schweinswalzeit

Save the date: Vom 8. bis zum 15. April 2023 finden die 7. Wilhelmshavener Schweinswaltage statt. Zentrale Programmpunkte sind auch in diesem Jahr tägliche Whale-watching-Fahrten mit der „Harle Kurier“ sowie die Beobachtungsstation des „JadeWale e.V.“ auf der Südstrandpromenade, ergänzt durch ein attraktives Rahmenprogramm mit Fotowalks, speziellen Angeboten für Kinder und Familien, Vorträgen und mehr. Details lesen Sie hier.

Weitere Veranstaltungstipps aus dem gesamten Nationalpark im Wattenmeer-Veranstaltungskalender

Symposium: Der Löffler – auffällig und gut bekannt?

© Marcus Säfken

Die 15. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (14.– 22. Oktober 2023) heben in diesem Jahr den Löffler als Titelvogel auf die große Bühne. Aber was ist bereits über diesen auffälligen Vogel bekannt? Um das aktuelle Wissen zusammenzutragen, findet am 15. März 2023 im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentrum in Wilhelmshaven ein wissenschaftliches Symposium statt. Dieses wird in Zusammenarbeit der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer mit der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft e.V., dem Institut für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland" und der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung e.V. veranstaltet. Wer Interesse an einer Teilnahme oder weiteren Informationen hat, wird gebeten, sich per E-Mail an antwort@nlpvw.niedersachsen.de zu registrieren. Das Programm wird in Kürze auf https://www.zugvogeltage.de/fachsymposium veröffentlicht.

Meeresumweltsymposium im Mai

Das Meeresumwelt-Symposium findet am 9./10. Mai 2023 als Hybridveranstaltung in der Katholischen Akademie Hamburg statt. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) organisiert diese Fachveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt und dem Bundesamt für Naturschutz. Interessierte sind herzlich eingeladen, an den Diskussionen zu aktuellen Themen der Meeresumwelt teilzunehmen. Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung folgen in Kürze auf der Website des BSH.

Jede Vogelart zählt: DDA-Birdrace und Aviathlon

© Florian Carius

Stundenlang an der frischen Luft sein, bei Wind und Wetter, ganz früh morgens bis spät in die Nacht … und dabei möglichst viele Vogelarten im Rahmen eines sportlichen Wettbewerbes entdecken: Hierfür ist das vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) organisierte Birdrace bekannt. Neben der Freude an der Vogelbeobachtung geht es auch darum, Aufmerksamkeit für den Erhalt der Vogelwelt zu erzielen und das Thema öffentlichkeitswirksam in den Fokus zu stellen. Das Birdrace findet in ganz Deutschland statt, in diesem Jahr am 06. Mai 2023. Anmeldung und weitere Infos auf https://birdrace.dda-web.de/.

Hrsg.: Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, Virchowstr. 1, 26382 Wilhelmshaven, Tel. 04421-911-0, E-Mail: presse@nlpvw.niedersachsen.de

 

Redaktion: Imke Zwoch, Florian Carius

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