MOIN, MOIN,

liebe Leser:innen der Nationalpark Nachrichten. Etwas später als sonst haben Sie die Nationalpark Nachrichten in Ihrem Postfach - aus gutem Grund. Denn es handelt sich um eine Sommer-Doppelausgabe, prallvoll mit Informationen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und einen schönen Sommer. Bis September dann!

Foto: Ecomare - sprot (sprot-4461-ogb)

 

Das Weltnaturerbe Wattenmeer ist eines der größten zusammenhängenden, tidebeeinflussten Feuchtgebiete weltweit. Mit den bislang mehr als 150 in diesem Lebensraum erfassten Fischarten, darunter 13 im Süßwasser heimischen, findet sich hier eine außerordentlich große Artenvielfalt an Fischen – also viel mehr als „nur“ die wohl bekanntesten, Scholle und Hering. Sie alle sind potenzielle Forschungsobjekte, und zwar nicht nur im Rahmen des Monitorings der Fische im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer – wie das Projekt „FishNet“ zeigt. (Lesen Sie dazu auch unten stehendes Drei-Fragen-Interview.)

 

„Aufgabe des Fisch-Monitorings ist es, den Status Quo des Zustandes von Fischpopulationen im schleswig-holsteinischen Wattenmeer zu beschreiben – nicht zuletzt, um den Berichtspflichten nachzukommen, die sich aus den europäischen Vorgaben wie der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) ergeben“, erläutert Marina Sanns aus der Nationalparkverwaltung. Im trilateralen Wattenmeerplan wurden die Ziele im Jahr 2010 unter anderem mit folgenden Punkten konkretisiert:

  • lebensfähige Populationsbestände und eine natürliche Reproduktion typischer Fischarten des Wattenmeeres erhalten beziehungsweise wieder entwickeln
  • günstige Lebensbedingungen für gefährdete Fischarten erhalten beziehungsweise wiederherstellen

  • Erhalt der Vielfalt der natürlichen Lebensräume

  • Erhalt und Wiederherstellung der Durchgängigkeit für die zwischen Wattenmeer und Binnengewässer wan­dernden Fische.

Um das zu erreichen, wurde 2018 die trilaterale „Wadden Sea Swimway Vision“ verabschiedet. „Sie will Aktivitäten und Initiativen in den Bereichen Forschung/Monitoring, Politik, Maßnahmen zum Fischschutz und Kommunikation/Beteiligung sowie Bildung auf den Weg bringen“, so Marina Sanns, die die Nationalparkverwaltung in der trilateralen „Expert Group Swimway“ vertritt. Im „Swimway Action Programme“ wurden die Inhalte dann 2019 konkreter definiert.


Der Beginn des Fisch-Monitorings im schleswig-holsteinischen Wattenmeer datiert jedoch viel weiter zurück, und zwar auf das Jahr 1991, mit Untersuchungen zu Vorkommen und Verteilung der Fische – zunächst im Gebiet der Meldorfer Bucht, 2001 dann ergänzt um das Hörnum Tief bei Sylt. „Der Schwerpunkt liegt von Anfang an auf den pelagischen Fischen, also denen, die sich hauptsächlich in der Wassersäule bewegen“, sagt Sanns.

 

Die Arbeiten werden im Auftrag der Nationalparkverwaltung vom Marine Science Service ausgeführt. Im Zuge des Monitorings im Nationalpark wurden seit 1991 insgesamt 52 verschiedene Fischarten nachgewiesen, unter anderen Makrele, Sprotte (Foto oben), Sandgrundel und Wittling.

Und so geht Fisch-Monitoring

Für die Untersuchungen im Wattenmeer wurde bisher ein Großhamen (etwa neun mal zehn Meter große Öffnung) eingesetzt. Hamen sind sackförmige Netze, die an beiden Seiten eines Bootes passiv in der Gewässerströmung stehen.

In den oben erwähnten Gebieten werden an drei Stationen jeweils vier Fänge, sogenannte Hols, vorgenommen. Der Fang wird sofort an Bord untersucht, dabei werden die Fischarten bestimmt, die Tiere werden gezählt, gemessen und gewogen. Anhand der Längenmessung können für viele Arten die Altersstruktur bestimmt und, darauf aufbauend, die Wachstums-, Sterblichkeits- und Rekrutierungsrate berechnet werden. Neben den Fischen wird auch die Biomasse der Gruppe der Zehnfußkrebse und von Quallen erfasst.

Wegen struktureller Änderungen in der Fischerei gibt es fast keine Hamenfischer mehr. Damit das Fisch-Monitoring fortgesetzt werden kann, muss darum eine neue, zukunftsfähige Methode entwickelt werden. 2020 fand ein erster Test mit alternativen Fischereitechniken statt. Dazu wurde ein Krabbenkutter mit einem in der Wassersäule schwimmenden Schleppnetz ausgerüstet, dessen Größe dem Hamennetz nahekommt. Der Methodenvergleich ist noch nicht abgeschlossen.

Foto: FTZ

Biologin und Leiterin der Arbeitsgruppe Küstenökologie am Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) in Büsum

Katja, du forscht seit rund 20 Jahren zu Ökologie und Verhalten von Fischen, seit zwei Jahren am FTZ. Worum geht es bei deiner dortigen Arbeit?

Im Moment beschäftigen wir uns im Rahmen des Projektes „FishNet“ mit der Rolle von Fischen im Nahrungsnetz der Nordsee. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Beziehungen zwischen bodenlebenden Wirbellosen und den dort vorkommenden und fressenden Fischen.

Wir haben erste interessante Hinweise darauf bekommen, dass sich – zumindest während der Fortpflanzungsperiode – bei den Grundeln Männchen und Weibchen nahrungsökologisch unterscheiden. In Zukunft sollen die Interaktionen zwischen der Fischbeute, den Fischen und dem Einfluss ihrer abiotischen Umwelt und in Hinblick auf durch den Menschen verursachte Störungen weiter untersucht werden.

Basis des Ganzen ist eine langjährige und erfolgreiche Kooperation zwischen der Nationalparkverwaltung und dem FTZ. Die Vereinbarung dazu wurde bereits Mitte der 1990er Jahre mit dem damaligen Nationalparkamt geschlossen.

Hast du eine Lieblingsart?

Mein Lieblingsfisch ist die Strandgrundel (Pomatoschistus microps). Dieser kleine einjährige Fisch ist nicht nur im Wattenmeer sehr häufig, sondern kommt vom bottnischen Meerbusen bis ins Mittelmeer hinein vor – also unter sehr unterschiedlichen Bedingungen hinsichtlich Salzgehalt, Temperatur und Lebensgemeinschaft.

Die Männchen bauen und verteidigen Nester unter leeren Muschelschalen und betreiben väterliche Brutfürsorge – je nach Größe des Nests auch für die Gelege mehrerer Weibchen gleichzeitig, und je nach Umweltkontext ist dies für die Männchen mehr oder weniger aufwändig. Nun interessiert es mich natürlich besonders, wie sich die Grundeln im Ökosystem Wattenmeer von denen etwa der Ostsee in ihrer Lebensweise unterscheiden.

Aus aktuellem Anlass noch folgende Frage: Um den 20. Juni herum wurde an verschiedenen Standorten an der Wattenmeerküste eine erhebliche Zahl an toten Jungheringen angeschwemmt, im vergangenen Jahr gab es ein ähnliches Phänomen. Kannst du als Expertin etwas zu den Gründen sagen?

Puh, nein. Das Problem ist, dass uns Vergleichsproben aus Jahren ohne so viele tote Jungheringe fehlen. Um mögliche Ursachen solcher Ereignisse verstehen zu können, müssen wir vergleichen, inwieweit sich einerseits die Tiere, andererseits die Umwelt und drittens das räumliche und zeitliche Vorkommen unterscheidet und entwickelt. Dass das Phänomen nun zweimal in Folge unter ähnlichen Bedingungen aufgetreten ist, sollte uns ermahnen, die Natur nicht erst beim Eintreten unerwarteter Ereignisse, sondern kontinuierlich und systematisch Daten zu erfassen, um Veränderungen messen zu können. 

Das „FishNet Nordsee Projekt“

Fische sind ein wichtiger Bestandteil des marinen Ökosystems und übertragen Energie durch das gesamte Nahrungsnetz. Ein grundlegendes Verständnis der essentiellen Prozesse und Funktionswege fehlt, was einen effektiven und effizienten Ökosystemschutz erschwert. Im Projekt „FishNet“ soll das Verständnis der Nahrungsnetzbeziehungen in der küstennahen Nordsee unter Berücksichtigung der Fisch-Funktionsgruppe verbessert, weiterentwickelt und bewertet werden.

Um eine zuverlässige Datenbasis aufzubauen, werden die Nahrungsstrategie und die bevorzugten Beutearten verschiedener Fischarten in verschiedenen Lebensräumen untersucht. Neben den benthischen Wirbellosen liegt ein Schwerpunkt dabei auf der „Sandlückenfauna“ (Meiofauna), die eine bevorzugte Beute vor allem von kleinen benthischen Fischarten ist. Die gewonnenen Daten werden im Projekt „FishNet“ genutzt, um Nahrungsnetzmodelle zu erstellen und zu berechnen, welche direkten und indirekten Wechselbeziehungen es in den küstennahen Nahrungsnetzen gibt und wie robust diese gegen Störungen sind.

Das Projekt „FishNet“ wird von der Nationalparkverwaltung koordiniert und zusammen mit dem Unternehmen Bioconsult Schuchardt & Scholle, dem Forschungsinstitut Senckenberg am Meer (Abteilung Deutsche Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung) sowie dem Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) der Universität Kiel, Gruppe Küstenökosysteme, durchgeführt.

Ulrike Schückel

Foto: Stock / LKN.SH

Sie gehören zum Schönsten, das der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zu bieten hat: blühende Salzwiesen, wie sie jetzt im Juli und August das Bild prägen. Vor allem der Strandflieder taucht viele Vorländer „in Lila“, aber auch der aromatisch duftende Strandwermut, verschiedene Gräser, die später blühende Strandaster und andere sorgen für eine große Artenvielfalt nicht nur an Pflanzen, sondern auch an „tierischen“ Bewohnern dieses Lebensraumes.

Foto: Stock / LKN.SH

Gute Nachrichten von den Kegelrobben im Weltnaturerbe Wattenmeer: Ihre Gesamtpopulation ist, wie die diesjährigen Zählflüge ergeben haben, weiter gestiegen – in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich elf Prozent jährlich. Genaue Zahlen sind in dieser Pressemitteilung in englischer Sprache nachzulesen.

Foto: Stock / LKN.SH

Aus Niedersachsen gab es kürzlich beunruhigende Meldungen über einen Rückgang an Seegrasvorkommen im dortigen Wattenmeer. Aus Schleswig-Holstein lässt sich diese Beobachtung nicht bestätigen – im Gegenteil: Seit Beginn des Seegras-Monitorings im Jahr 1995 habe sich die Seegrasfläche bis 2011 vielmehr nahezu stetig von gut 33 Quadratkilometer auf 171 Quadratkilometer erhöht“, erläutert Jörn Kohlus aus der Nationalparkverwaltung. Seitdem ist keine weitere Zunahme erkennbar, aber der Bestand sei „bis heute stabil auf einem hohen Niveau“, geht aus dem Monitoring-Bericht der Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Institut – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) hervor.

Die Seegrasbestände an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste unterliegen zwar witterungsbedingten und jahreszeitlichen Schwankungen, nehmen den Angaben zufolge im Mittel der Jahre seit 2011 eine Fläche von 157 Quadratkilometern ein. Somit sind rund elf Prozent des Wattenmeeres hierzulande – mehr oder weniger dicht – mit diesen Pflanzen bewachsen.

Heterogene räumliche Verteilung

Allerdings ist die räumliche Verteilung sehr heterogen: Schwerpunktmäßig liegen 99 Prozent der Seegrasfläche im nordfriesischen Teil des Nationalparks – unter anderem, weil hier nach Überzeugung der Expert:innen der Lebensraum für diese Froschlöffelartigen weniger von Seegang und Sedimentumlagerungen betroffen ist. Dazu kommt, dass dieser Bereich von den großen Flussmündungsgebieten entfernt liegt; über diese können Nährstoffkonzentrationen in den Lebensraum getragen werden, die für das dafür sensible Seegras schädlich sind.

Im Dithmarscher Wattenmeer, genauer gesagt seinem nördlichen Teil, zeichnet sich seit 2020 jedoch ein positiver Trend ab: Bei einer Feldkartierung haben die AWI-Wissenschaftler:innen hier einen Zuwachs der Seegrasfläche um 265 Prozent im Vergleich zu der vorangegangenen Erhebung sechs Jahre zuvor festgestellt. Die Bewuchsdichte hatte sich im gleichen Zeitraum sogar um 346 Prozent gesteigert. „Allerdings sind die Vorkommen noch relativ klein und instabil“, räumt Kohlus ein – sie könnten durchaus auch kurzfristig wieder verschwinden.

„Das sind trotzdem erfreuliche und vielversprechende Nachrichten“, kommentiert der Leiter des Fachbereichs Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen in der Nationalparkverwaltung Kai Eskildsen. Schließlich sei das Seegras bedeutend für das Ökosystem: Es festigt die Feinsedimente, ist Kinderstube für Jungfische sowie andere Arten, eine wichtige Nahrungsquelle für Ringelgänse und wird zudem als potenzieller CO2-Speicher diskutiert.

Foto: Blüm / Verein Jordsand

In diesem Jahr hat alles gestimmt: keine verheerende Sommersturmflut zur (Haupt-)Brutzeit, ausreichend Fisch für die Küken in der richtigen Größe und alles in allem gute Wetterbedingungen. Das Ergebnis: Auf der Hallig Norderoog ein überwiegend sehr guter Brut- und Schlupferfolg mit Küken, die so gut genährt sind, dass sie teilweise schwerer als die Altvögel sind und erst wieder an Gewicht verlieren müssen, um fliegen zu können.

Obwohl der April und Mai unterdurchschnittlich kühl waren, hat dies dem Nachwuchs offensichtlich nicht geschadet. Pünktlich mit dem Schlupf der ersten Küken stiegen die Temperaturen an und als wichtige Nahrungsquelle erreichten die ersten kleinen Heringe aus ihren Laichgebieten in der westlichen Nordsee das Wattenmeer. Auch die erhöhten Wasserstände zu Springtide Anfang und Ende Juni ließen die Hallig zum Glück nicht überfluten.

Erfreuliche Zahlen

Mit circa 3.000 Brutpaaren ist die Brandseeschwalben-Kolonie auf Norderoog ähnlich groß wie in den letzten Jahren, ebenso die Lachmöwen-Kolonie mit etwa 3.200 Brutpaaren. Besonders erfreulich sind die Zahlen bei den Flussseeschwalben, die in diesem Jahr mit mindestens 165 Brutpaaren fünfmal so hoch sind wie im Mittel der letzten sechs Jahre.

Auch die seit ein paar Jahren auf dem Norderoogsand brütenden Zwergseeschwalben sind mit gut 40 Brutpaaren wieder vertreten und seit diesem Jahr ziehen in der Düne auf dem Norderoogsand erstmals fünf Löfflerpaare Junge groß. Mittlerweile sind die meisten Küken flügge und unternehmen mehr oder weniger erfolgreiche Flugversuche. Wie diese verlaufen und weitere Informationen zum Brutgeschehen auf Norderoog ist in meinem aktuellen Blog-Artikel nachzulesen.

Sebastian Blüm, Vogelwart auf Norderoog

Foto: Theo Kind

Und noch eine Erfolgsmeldung von den Brutvögeln im Nationalpark: Vom dem Japsand vor Hallig Hooge meldete die Schutzstation Wattenmeer vor wenigen Tagen mehr als 125 Brutpaare der seltenen Zwergseeschwalben. Mehr dazu lesen Sie in dieser Pressemitteilung.

Foto: aus dem Video von Phil-Robin Schiefke/LKN.SH

Das ist eine kleine Sensation: Im Watt vor Morsum auf Sylt wurde kürzlich ein Fischotter von einem Wasserbauer des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.SH) gesichtet – und geistesgegenwärtig gefilmt. Ein seltenes und beeindruckendes Ereignis!

Nachdem der Fischotter in Schleswig-Holstein nahezu ausgerottet war, nimmt der Bestand wilder Tiere mittlerweile wieder zu, wobei er auch die Küstenbereiche im und am Nationalpark Wattenmeer besiedelt – wie die aktuelle Beobachtung beweist. Im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum in Tönning entsteht derzeit eine neue Otteranlage mit Ausstellung. Weitere Informationen und das Video sind hier zu finden.

Alina Claußen

Foto: Claußen / LKN.SH

Eine Fotoausstellung des dänischen Künstlers Luca Berti ist vor wenigen Tagen im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum eröffnet worden. Die Aufnahmen für die Dokumentation mehrerer Radreisen durch Nordfriesland und Süddänemark wurden mit einer analogen Großformatkamera aufgenommen und per Hand entwickelt. Lesen Sie mehr dazu in dieser Pressemitteilung.

Foto: Claußen / LKN.SH

Die VR Bank Westküste unterstützt die Bildungsarbeit der Nationalparkverwaltung in den nächsten drei Jahren mit jeweils 35.000 Euro. Eine entsprechende Kooperation wurde kürzlich im Multimar Wattforum vereinbart. Die Mittel sollen insbesondere den Nationalpark-Kitas und –Schulen zugute kommen. Mehr dazu lesen Sie in dieser Pressemitteilung.

Foto: Carola Steltner / Tourismus-Verein Wiedingharde

Nach über 20 Jahren wurde der Teilbereich „Nationalpark Wattenmeer“ im Infozentrum Wiedingharde in Klanxbüll als Teil der interaktiven deutsch-dänischen Erlebnisausstellung überarbeitet und neu konzipiert. Anders als man in der heute digitalisierten Welt vermuten könnte, sind die meisten der notwendigen Arbeitsschritte nach wie vor echte Handarbeit und werden für jedes Einzelstück individuell und Schritt für Schritt ausgeführt.

Nach Skizzen an der Wand, der Recherche und Erstellung von Texten und Fotos sowie der Auswahl von passenden Naturmaterialien, die teilweise in gewünschter Größe oder Art zu bestimmten Jahreszeiten noch gesammelt und aufbereitet werden mussten, konnte es mit der Digitalisierung und dem Druck der einzelnen Module losgehen. Auch für die interaktiven Möglichkeiten wurden verschiedene Materialien und Varianten getestet, teilweise verworfen und noch einmal neu gedacht, bevor sie gesägt, modelliert und montiert werden konnten.

Die Ausstellungserneuerung wurde maßgeblich durch eine Förderung der Nationalparkstiftung Schleswig-Holstein ermöglicht. Sie unterstützt sowohl Projekte, die den Schutz des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer verbessern, als auch solche, die der Bildung und Information über den Nationalpark dienen.

Carola Steltner

Foto: Stock / LKN.SH

Fast jede zweite Brutvogelart in Deutschland steht jetzt auf der Roten Liste und ist somit in ihrem Bestand bedroht. Das geht aus der aktuellen, der sechsten Fassung der Aufstellung hervor, die das Nationale Gremium Rote Liste kürzlich vorgestellt hat. Danach mussten 43 Prozent der 259 regelmäßig in Deutschland brütenden heimischen Vogelarten neu in die „Rote Liste der bedrohten Brutvogelarten“ aufgenommen werden, inklusive der in Deutschland ausgestorbenen Arten.

„Besonders hervorzuheben ist, dass es vor allem in der höchsten Gefährdungskategorie ‚Vom Aussterben bedroht‘ zu einem deutlichen Anstieg kam. Hier nahm die Artenzahl um über zehn Prozent gegenüber der vorherigen Fassung von 2015 zu“, wird der Präsident des deutschen Rates für Vogelschutz Dr. Andreas von Lindeiner in einer Pressemitteilung zitiert. Damit sind nun 33 oder, anders ausgedrückt, knapp 13 Prozent der deutschen Brutvogelarten vom Aussterben bedroht. Hierunter fallen auch welche, die im besonderen Fokus des Artenschutzes stehen wie Großtrappe, Auerhuhn und die auch in der Nationalparkregion heimische Uferschnepfe (Foto oben). Weitere Informationen bietet diese Pressemitteilung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).

Foto: Stock / LKN.SH

Haben Sie eine Vorstellung, wie viele Vögel es weltweit gibt? Es sind rund 50 Milliarden und damit etwa sechs Exemplare pro Mensch, haben australische Wissenschaftler:innen herausgefunden. Internationaler Spitzenreiter ist der Spatz, gefolgt von einer Vogelart, die in großen Schwärmen im Frühjahr und Herbst auch im nördlichen Bereich der Nationalparkregion zu beobachten ist: dem Star. Wer mehr wissen will, dem sei dieser Beitrag in der Online-Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“ empfohlen, der Originalbericht zur Studie ist im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences“ in englischer Sprache hier veröffentlicht.

Foto: Rainer Schulz / Schutzstation Wattenmeer

In der Tat ist dies eines der vielen faszinierenden Phänomene in der Welt dieser Insekten. Allerdings sind die Flugameisen nicht etwa eine besondere Art, sondern es sind die geschlechtsreifen Weibchen und Männchen. Ihr Schwarmflug findet, sofern die Wetterbedingungen stimmen, jetzt im Sommer statt und er wird aus guten Gründen auch Hochzeitsflug genannt. Denn dabei verlassen die zuvor geschlüpften Jungköniginnen und Männchen die Kolonie, um sich in der Luft zu paaren.

Dies geschieht – übrigens, wie obiges Foto vom Westerhever Vorland zeigt, auch über dem Nationalpark Wattenmeer – in der Regel zeitgleich mit den Mitgliedern anderer Kolonien, so dass schon einmal mehrere Millionen Tiere gleichzeitig in der Luft unterwegs sind. Aus Sicht der Natur macht das Sinn, denn die große Zahl aktiver Individuen erhöht die Überlebenschance des einzelnen – schließlich sind die Flugameisen eine bei vielen Vögeln wie etwa Möwen beliebte Beute.

Foto: Arnold Morascher

Am 31. Juli ist Weltrangertag! Aus diesem Anlass stellen derzeit täglich eine/r der hierzulande tätigen Nationalpark-Ranger:innen sich und ihre Arbeit auf der Nationalpark-Website kurz vor. Denn was wäre der Nationalpark Wattenmeer, was wären Großschutzgebiete überall auf der Welt ohne ihren „Außendienst“?

Der internationale World Ranger Day wurde im Jahr 2007 von der International Ranger Federation (IRF) ins Leben gerufen und wird von der The Thin Green Line Foundation (TTGLF) und anderen Organisationen unterstützt. Ziel ist es, auf die Bedeutung dieser Berufsgruppe und auf ihre – in einigen Teilen der Welt durchaus (lebens)gefährliche – Arbeit hinzuweisen.

Der Nationalpark-Außendienst in Schleswig-Holstein besteht seit Mai 1996. „Unsere Ranger:innen achten auf die Einhaltung von Schutzregeln, dokumentieren das Naturgeschehen, wirken bei wissenschaftlichen Untersuchungen mit, betreuen Gäste und sind Ansprechpartnerinnen und -partner für Einheimische“, beschreibt der Leiter der Nationalparkverwaltung Michael Kruse die Vielfalt ihrer Aufgaben. Auch bei der Lageerkundung in Gefahrensituationen (Frühwarnsystem, Gefahrenabwehr) und bei praktischen Naturschutzarbeiten wie etwa der Abzäunung von Brut- und Rastgebieten seien sie unverzichtbar.

Ein breites Tätigkeitsspektrum

Wie breit das Tätigkeitsspektrum tatsächlich ist, hat sich besonders in den vergangenen Monaten durch eine Vielzahl von Medienanfragen gezeigt. So war, um nur zwei Beispiele zu nennen, Nationalpark-Ranger Frerk Petersen zur besten Sendezeit im ZDF zu sehen, als er im ersten Teil des „Großen Deutschland-Quiz“ die Small Five vorstellte. Und das Fachwissen des Nationalpark-Rangers Martin Kühn ist in das Buch „Der braune Bär fliegt erst nach Mitternacht – Unsere Naturschätze. Wie wir sie wiederentdecken und retten können“ eingeflossen: „Vor einiger Zeit traf sich einen Mann, der mit dem Wattenmeer und seiner Vogelwelt so vertraut ist wie vermutlich nur wenige andere …“, schreibt Autorin Johanna Romberg.

Lesen Sie zum Thema auch diese Pressemitteilung zum 25jährigen Bestehen des Nationalparkdienstes. Mehr über den internationalen Weltrangertag ist auf der Website des Bundesverbandes Naturwacht zu finden.

Foto: Wells / LKN.SH

Nach einer ersten Auflage mit 13 Stück hat die Nationalparkverwaltung jetzt weitere 14 Infoeinheiten zu Seehunden anfertigen lassen. Die mobilen, interaktiven Boxen informieren über das Leben der Meeressäuger und über die Arbeit der Seehundjäger:innen. Weitere Informationen bietet diese Pressemitteilung.

Foto: Segebade / LKN.SH

In Friedrichskoog sind kürzlich ein Rundwanderweg und der lokale Teil des Besucher-Informations-System (BIS) im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer eingeweiht worden. Mit dabei auch der Leiter der Nationalparkverwaltung Michael Kruse. Mehr dazu ist hier nachzulesen.

Foto: Gätje / LKN.SH

Die wattenmeerweite Gästebefragung im Rahmen des EU-Projektes PROWAD LINK geht in den zweiten Sommer. Sie wurde Ende Juni vergangenen Jahres gleichzeitig in den Wattenmeerregionen von Dänemark, den Niederlanden und Deutschland gestartet – die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schließungen der touristischen Infrastruktur im Frühjahr 2020 und 2021 machten uns und unseren Partner:innen jedoch so  manchen Strich durch die Rechnung.

Von der nun auf den Weg gebrachten Verlängerung versprechen wir uns wertvolle Daten, etwa zu den Präferenzen, Aktivitäten und Einstellungen von Übernachtungsgästen. Neben Informationen zu deren Interesse am touristischen, naturkundlichen und regionalen Angebot im Weltnaturerbe Wattenmeer gilt das Augenmerk auch deren Blick auf die Themen Weltnaturerbe, Bedeutung von geschützter Natur sowie Nachhaltigkeit im Urlaub. Der Datenschutz bleibt selbstverständlich gewahrt, die Befragung ist anonym.

Mithilfe der Befragung können wir unseren Gastgeber:innen und den Anbieter:innen von touristischen Veranstaltungen Details liefern, die diese für die Optimierung ihrer Angebote nutzen können. Den vom NIT (Institut für Tourismus- und Bäderforschung) ausgewählten Übernachtungsunterkünften (in Niedersachsen und Schleswig-Holstein zusammen allein über 500 Betriebe) danken wir für ihre Unterstützung durch Ausgabe der Fragebögen ebenso wie den Gästen, die sich die Zeit genommen haben, den Fragebogen auszufüllen.

Catharina Greve

Foto: Padlat / LKN.SH

Moin, ich bin Corinna Winkler und ganz frisch im Nationalparkteam. In das Wattenmeer, die Nordsee und seine Bewohner habe ich mich nach einigen kürzeren und längeren Aufenthalten, unter anderem bei der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt, verliebt. Aufgewachsen bin ich in Dresden und für mein Studium der Geoökologie hat es mich dann tatsächlich nach Oberfranken verschlagen – etwas weiter von der Küste entfernt als mir lieb war.

Nun freue ich mich, als „Info-Rangerin“ in Sankt Peter-Ording anfangen zu dürfen. Dort werde ich neben den Ranger-Tätigkeiten wie Gebietsbetreuung vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv sein und eng mit verschiedenen Interessengruppen zusammenarbeiten. Ich bin gespannt auf die auf mich zukommenden Tätigkeiten, Erlebnisse und Herausforderungen und freue mich auf eine schöne Zusammenarbeit mit allen Kolleg:innen.

Foto: Padlat / LKN.SH

Tschüss, Kalle: Mit Karl-Heinz Hildebrandt ist vor wenigen Tagen ein „Urgestein“ des Nationalparks in den Ruhestand verabschiedet worden. Der bei allen nur als Kalle bekannte ausgebildete Forstwirt und Berufsjäger ist 1996 in den Landesdienst eingetreten, damals noch in der Nationalparkverwaltung, und einer der Männer der ersten Stunde im 1999 gegründeten Nationalparkdienst. „Kalle ist ein Anpacker und Organisator, die praktischen Naturschutzarbeiten liegen ihm besonders am Herzen“, sagte der Leiter der Nationalparkverwaltung Michael Kruse zum Abschied im kleinen Kreis.

Zu Karl-Heinz Hildebrandts Tätigkeiten gehörte die Kennzeichnung des Schutzgebietes – von der Beschaffung der entsprechenden Schilder bis zur Organisation der erforderlichen Arbeiten im Gelände. „Dabei hat er immer selbst mit angepackt und sein handwerkliches Geschick unter Beweis gestellt“, ergänzte die Leiterin des Fachbereichs Schutz und Entwicklungsplanung Kirsten Boley-Fleet. Weitere Aufgaben waren unter anderem die Koordinierung der Pflege des Besucher-Informations-Systems (BIS), die Mitarbeit in Gefahrenabwehrfällen für das Thema Ölvögel und Tiersterben; für die ehrenamtlichen Seehundjäger war Kalle, selbst einer von ihnen, ein wertvoller Ansprechpartner.

In den vergangenen Jahren sei er zudem sehr engagiert mit dem Thema Prädationsmanagement beschäftigt gewesen, also mit der Abwehr von Beutegreifern wie Füchsen, Marderhunden und Mardern in besonders wichtigen Brutkolonien im und am Nationalpark, so Boley-Fleet: „Durch seine Ausbildung als Berufsjäger hatte er dafür das nötige Know-how“. Als Abschiedsgeschenk vom Kollegium gab es, neben anderen Geschenken, eine extra angefertigte BIS-Tafel unter dem Motto „Unser Kalle. Ein Mann mit Herz, Hand und Verstand“. (siehe unten).

Foto: Kundy / LKN.SH

Walpfad online: Alles Wissenswerte rund um das Thema Schweinswal vermittelt der Sylter Walpfad. 22 interaktive Info-Pulte (Foto oben) und -Stelen erzählen in Texten und Bildern über die Meeressäuger und ihre Lebensbedingungen im Wattenmeer. Die Inhalte des Walpfades wurden jetzt auch für das Internet aufbereitet und sind hier auf der Nationalpark-Website zu finden. So können die Inhalte jederzeit online abgerufen werden.

Bernhard Dockhorn

AtemDesMeeres

Das war ein ganz besonderer Film, der da vor wenigen Tagen im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum Premiere feierte: In passendem Ambiente vor dem Großaquarium wurde die niederländische Dokumentation „Atem des Meeres“ gezeigt, bevor sie Ende Juli bundesweit in die Kinos kommt. Wie der Regisseur Pieter-Rim de Kroon dem Publikum erläuterte, sind mit dem Titel die Gezeiten gemeint, die wie ein ständiges Ein- und Ausatmen des Meeres anmuten.

Die große Besonderheit des Films sind die puren Bilder und Szenengeräusche – es gibt keinerlei Erklärungen aus dem Off, keine musikalische Untermalung. Umso bildgewaltiger kommt das trilaterale Wattenmeer mit all seinen Facetten zur Geltung. Stille und Sturm, Leben und Tod, Wildnis und Industrie, Natur und Kultur – die teils krassen Kontraste des Wattenmeeres werden poetisch und eindrucksvoll dargestellt. Ein absoluter Filmtipp für Wattenmeerfans!

Alina Claußen

Foto: Screenshot

Jetzt aber: Nachdem der jährlich in Zusammenarbeit zwischen dem Gemeinsamen Wattenmeersekretariat (CWSS) und der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer (NPLV) in Wilhelmshaven stattfindende Wadden Sea Day im vergangenen Jahr ausfallen musste, ist für den 26. August ein solches Treffen in Wilhelmshaven geplant. Bei diesem Wadden Sea Day steht die „Wadden Sea Flyway Initiative“ im Fokus. Die Ziele dieses Projektes bestehen darin, den Schutz von wandernden Wasservögeln im Weltnaturerbe Wattenmeer zu stärken, detailliertere Monitoring-Daten zu gewinnen und eine langfristige Perspektive für die Zusammenarbeit der Wattenmeerregion mit Ländern entlang der gesamten Flugroute zu entwickeln.

Beim Wadden Sea Day sollen das Erreichte zusammengefasst, die Rolle der Initiative für den weltweiten Erhalt der Biodiversität beleuchtet und ein Ausblick über die zukünftigen Entwicklungen gegeben werden. Das Treffen findet bei dem niedersächsischen Nationalpark-Partner Atlantic Hotel in Wilhelmshaven statt. Weitere Informationen finden Sie auf dieser Seite. Eine Anmeldung ist erforderlich, und zwar per E-Mail bis zum 14. August bei Susanne Berndt, poststelle@nlpv-wattenmeer.niedersachsen.de.

Foto: Kühn / LKN.SH

Gleich hab‘ ich dich! Wenn Zwergmöwen denken könnten, wäre diesem Exemplar wohl genau das durch den Kopf gegangen. Denn wer genau hinsieht, erkennt den kleinen schwarzen Punkt rechts vom Schnabel: eine Mücke, Sekunden bevor sie zur Beute des Vogels wird. Der Nationalpark-Ranger Martin Kühn hat am Deich vor dem Beltringharder Koog beobachtet, wie sich mehrere Hundert Exemplare dieser Möwenart an den dort gerade in großer Zahl schwärmenden Zuckmücken gütlich tun. Ein wahrlich gefundenes Fressen!

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LKN.SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning
nationalpark@lkn.landsh.de

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt: heike.wells@lkn.landsh.de     

www.nationalpark-wattenmeer.de
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