MOIN, MOIN,

liebe Leser:innen der Nationapark Nachrichten. Na, fällt Ihnen etwas auf? Genau:Uunser monatlicher Newsletter kommt mit einem leicht veränderten Erscheinungsbild daher - eine Folge des, wie man neudeutsch sagt, Relaunches der gemeinsamen Website mit den Nationalparkverwaltungen in Hamburg und Niedersachsen. Davon unberührt aber bleiben die Inhalte: Wie gewohnt liefern die Nationalpark Nachrichten Ihnen viele Informationen aus dem Wattenmeer und darüber hinnaus. Viel Spaß beim Lesen!

Rubrik Aktuelles

Vögel prägen das Bild des schleswig-holsteinischen Nationalparks. Das Weltnaturerbe Wattenmeer ist das vogelreichste Gebiet Europas – und eng verknüpft mit anderen Ökosystemen weltweit. Oder, mit den Worten des Vogelexperten Bernd Hälterlein aus der Nationalparkverwaltung gesagt: „Es ist die wichtigste Drehscheibe für wandernde Wat- und Wasservögel auf dem ostatlantischen Flugweg, der die Brutgebiete in der Arktis Sibiriens, Grönlands und Nordost-Kanadas mit den Überwinterungsgebieten in Südwest-Europa, West- und Süd-Afrika verbindet.“ Das heißt, die Vögel sind je nach Jahreszeit mal hier, mal dort. Aber wie erhält man dann verlässliche Daten über den Gesamtbestand bestimmter Arten? Der Schlüssel dazu sind Mittwinterzählungen, wie auch kürzlich jeweils im Januar.

Der Zeitpunkt ist mit Bedacht gewählt, denn dann halten sich die Vögel vom Alpenstrandläufer bis zur Zwergseeschwalbe im Westen Europas und Afrikas auf, überwiegend entlang der Küsten. Hier können sich die Ornitholog:innen, je nach Art und deren bevorzugtem Aufenthaltsort, mit verschiedenen Techniken wie Zählungen am Boden und von der Luft aus einen guten Überblick über die Bestände verschaffen. In den arktischen Brutgebieten dagegen sei dies kaum möglich, erläutert Hälterlein; dort seien „flächendeckende oder zumindest großflächige Zählungen wegen der sehr großräumigen Verbreitung und schwierigen Zugänglichkeit nicht praktikabel“.

Koordinierte Aktivitäten, soll heißen weitgehend zeitgleiche Zählungen also von West-Europa bis hin nach West-Afrika – das erfordert das Zusammenwirken einer Vielzahl von Organisationen und Expert:innen in vielen Ländern. Und bei dieser Kontinente-übergreifenden Kooperation ist man in den vergangenen Jahren gut vorangekommen. So hat das in Wilhelmshaven ansässige Gemeinsame Wattenmeersekretariat (CWSS) mit mehreren internationalen Vogelschutzorganisationen 2012 die Wadden Sea Flyway Initiative (WSFI) ins Leben gerufen.

Bernd Hälterlein
Bernd Hälterlein

„Ziel ist es, den Aufbau von Kompetenzen und Strukturen für das Monitoring von Rastvogelbeständen und insbesondere für die Mittwinterzählungen in Westafrika zu unterstützen – und erste Schritte dazu sind getan“, berichtet Bernd Hälterlein, der selbst dabei war, als ein Team aus Schleswig-Holstein im Jahr 2017 die Mittwinterzählung in Guinea vor Ort begleitete (siehe Titelfoto). Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer wiederum pflege seit vielen Jahren eine Partnerschaft mit Gambia.

Aber warum eigentlich der ganze Aufwand? Die Mittwintererfassungen seien, wie auch andere Zählungen zu verschiedenen Zeitpunkten im Jahr, Bestandteil des trilateralen Monitoring-Programms im Weltnaturerbe Wattenmeer, betont der Leiter des Fachbereichs Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen in der Nationalparkverwaltung Kai Eskildsen. Nur ein solch grenzüberschreitender Blick auf den Ostatlantischen Zugweg biete belastbare Informationen über den Zustand der Vogelpopulationen – „und die wiederum sind Voraussetzung für effiziente Schutzmaßnahmen für die Tiere und ihre Lebensräume“.

Titelfoto: Hälterlein / LKN.SH
Foto Hälterlein: Stock / LKN.SH

Mittwinterzählungen – wer macht mit in Schleswig-Holstein?

Beteiligt sind die Aktiven der betreuenden Naturschutzverbände im Nationalpark (Schutzstation Wattenmeer, Verein Jordsand, NABU, Öömrang Ferian) sowie die Nationalpark-Ranger:innen.

Darüber hinaus werden Wasservogelzählungen auch außerhalb des Wattenmeeres durchgeführt, und zwar an den Binnengewässern und der Ostseeküste des Landes durch die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg (OAGSH) sowie in Deutschland organisiert vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA).

Wer sich für konkrete Ergebnisse interessiert, kann hier die Daten aus der simultanen Mittwinterzählung der Wadden Sea Fly Initiative aus dem Vorjahr ansehen.

Das passt zum Nationalpark-Themenjahr „Wissenschaft im Wattenmeer“: Die Vereinten Nationen (UN) haben die Jahre 2021 bis 2030 zur „UN Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung" erklärt. Auf diese Weise wolle man einen gemeinsamen Rahmen für die weltweiten Bemühungen zur Aufrechterhaltung der Gesundheit der Ozeane schaffen, die nachhaltige Entwicklung der Meere und Küsten unterstützen und die Forschung voranbringen, heißt es dazu von den Initiatoren. Für Deutschland eingeläutet wurde die UN Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung am 28. Januar in der Hamburger Hafencity mit einem digitalen Programm. Informationen zu weiteren Veranstaltungen und Mitmachmöglichkeiten gibt es hier.

Titelfoto: Krause / LKN.SH

Das war kurz, aber heftig: Nach milden Wochen kam sie Ende Januar mit Macht, die Eiseskälte. Und ist jetzt offenbar schon wieder vorbei. Hier eine Auswahl von Impressionen aus dem Nationalpark Wattenmeer – als Abgesang auf einen kurzen Winter.

Titelfoto: Förster-Hahn / LKN.SH

Foto: Hartwig-Kruse / LKN.SH

Foto: Claußen / LKN.SH

Foto: Piening / LKN.SH

Eiswatt

Foto: Kundy / LKN.SH

Biologe und Bearbeiter einer Studie des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) in Büsum zum Jagd- und Fressverhalten von Kegelrobben

Herr van Neer, was war der Anlass für die Studie?

Angefangen hat es mit ersten Beobachtungen im August 2013. Uns wurde berichtet, dass auf Helgoland ein Kegelrobbenbulle einen Seehund erbeutet hat und davon frisst. Aus der wissenschaftlichen Literatur war uns dies so nicht bekannt. Und auch wenn am Anfang noch gewisse Zweifel vorherrschten, haben uns spätestens die ersten Seehundkadaver, die uns der örtliche Seehundjäger schickte, überzeugt, dass wir hier einer spannenden Geschichte auf der Spur waren. Nach dem in den folgenden Wochen weitere Kadaver mit auffälligen Wunden bei uns eingetroffen waren, haben wir im Auftrag des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums eine erste Studie ins Leben gerufen, um dieses Phänomen näher zu untersuchen.

Wie sind sie vorgegangen – und was haben Sie herausgefunden?

Zunächst lag unser Fokus darauf herauszufinden, ob dieses unbekannte Verhalten regelmäßig vorkommt und wie wir diese Fälle methodisch klar identifizieren können. Eine der großen Herausforderungen dabei war, dass schon sehr viel Glück dazu gehört, Zeuge dieses Verhaltens zu werden und uns somit viele wichtige Details für eine Bewertung fehlten.

Eine große Hilfe bei der Lösung dieses Problems waren die Ranger:innen, die Seehundjäger und Freiwilligen des Vereins Jordsand, die uns durch ihre ständige Präsenz auf der Helgoländer Düne immer wieder detailliert über neue Fälle berichten konnten. Zu guter Letzt haben wir auch selbst Fälle beobachten können und sogar Kadaver, direkt nach dem der Räuber von seiner Beute abgelassen hat, sichern und detailliert untersuchen können.

So haben wir über die Zeit immer besser verstanden, welche Muster an Wunden wir bei diesen Fällen zu erwarten haben und wie wir diese auch von anderen Todesursachen unterscheiden können. Letzteres ist sehr wichtig, da die Wunden leicht mit Schnitten durch Messer oder auch Verletzungen durch Schiffsschrauben verwechselt werden können.

Nach nunmehr sieben Jahren Forschung an diesem Thema haben wir einen guten Überblick. Wir können nun klar sagen, welche Wundmuster wir erwarten, welche Faktoren eine Unterscheidung erschweren können (zum Beispiel Füchse) und welche zusätzlichen Methoden für eine Bewertung hilfreich sein können. Am Ende stehen sieben wissenschaftliche Publikationen, die anhand von Fallbeispielen, aber auch anhand einer großangelegten Auswertung der am ITAW gepflegten Datenbank mit über 7.000 Fällen untersuchter mariner Säuger, Untersuchungsprotokolle und Wundparameter empfehlen, die für eine Begutachtung genutzt werden können.

Zusätzlich wurden genetische Methoden erarbeitet, um zum Beispiel Kegelrobben-, aber auch Fuchs-DNS in Bisswunden bei Schweinswalen entdecken zu können. Damit haben wir einen internationalen Standard gesetzt, der dabei helfen soll, Daten aus unserer Region auch mit Ergebnissen aus benachbarten Ländern vergleichen zu können, was für eine ökologische Bewertung zwingend notwendig ist

Sind die Erkenntnisse also auch auf andere Kegelrobbenbestände, etwa im schleswig-holsteinischen Nationalpark, übertragbar?

Die Erkenntnisse sind international und somit natürlich auch hier im Nationalpark anwendbar. Nicht zuletzt basieren sie ja auch auf Daten, die im Rahmen des landeseigenen Monitorings der im Nationalpark gestrandeten marinen Säuger aufgenommen wurden. Dies zeigt noch einmal eindrucksvoll, wie wichtig das Monitoring im Nationalpark für die Beurteilung der lokalen Bestände ist.

Titelfoto: Dominik Nachtsheim

 

Schnepfen in Not

Seit der Winter in Norddeutschland so mittlerweile ungewohnt deutlich eingezogen ist, gibt es ein auffälliges Phänomen in der Vogelwelt zu beobachten: Drei Schnepfenarten, die sich in der Regel durch ihre heimliches Verhalten und ein gute Tarnfärbung des Gefieders auszeichnen, treten nun nahezu überall in Erscheinung – auch im und am Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Vor allem sind es Bekassinen und Waldschnepfen, selten sogar einzelne Zwergschnepfen, die sich nun an den letzten noch offenen Gräben, aber auch an gänzlich ungewöhnlichen Orten zeigen.

Besonders das Auftreten der Waldschnepfe (Foto oben) sorgt für Aufsehen unter Vogelfans. Die scheuen Waldvögel gehen nun sogar in die urbaneren Bereiche, fliegen zum Beispiel an den ungewöhnlichsten Orten über der nordfriesischen Kreisstadt Husum – immer auf der Suche nach geeigneten Rasthabitaten, das heißt nach stocherfähigen Böden. Das kann auch schon mal ein sonnenbeschienener Deich sein.

Außergewöhnliche Ansammlungen

Besonders bemerkenswert sind die Sichtungen bei der Waldschnepfe. So wurden auf Sylt in einem kleinräumigen Wäldchen ganze 30 Individuen gesehen. Weitere zweistellige Zahlen auf engem Raum wurden von Föhr und aus Mildstedt gemeldet. Solche Ansammlungen sind außergewöhnlich.

Ein Grund zur Freude ist das allerdings nur in Anbetracht der Schönheit dieser Vögel, denn letztlich sind wir Zeug:innen ihrer frostbedingten Notsituation. Umso wichtiger also, dass wir Beobachter:innen bei aller Begeisterung auf Distanz bleiben, um die Tiere nicht noch mehr zu stressen. Und zum Glück für Waldschnepfe & Co. zeigt die Tendenz bei den Temperaturen Richtung weiterer Anstieg …

Martin Kühn

Titelfoto: Kühn / LKN.SH

Die Kegelrobbenkolonie auf Helgoland hat in den vergangenen Wochen mit einem neuen Geburtenrekord Furore gemacht. Aber auch im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer hat sich bei den Meeressäugern Nachwuchs eingestellt. Lesen Sie mehr dazu in dieser Pressemitteilung.

Titelfoto: Stock / LKN.SH

Titel Es geht auch Online

Es geht auch Online: Diese Erfahrung machten, wie viele andere in diesen Monaten, kürzlich auch die Nationalpark-Partner. Denn coronabedingt konnte das „große Jahrestreffen“ nicht stattfinden; stattdessen hatte Christiane Gätje aus der Nationalparkverwaltung ein virtuelles Thementischtreffen organisiert. Solche Diskussionsrunden zu verschiedenen Themen gehören traditionell zum Ablauf der Jahrestreffen. Was die Initiatorin und ihre Unterstützer:innen besonders gefreut hat: Die Zahl der Anmeldungen lag diesmal mit 111 nur unbeträchtlich unter der der sonstigen, also analogen alljährlichen Veranstaltungen.

„Das Ganze ist sicherlich kein Ersatz für das persönliche Gespräch, das Netzwerken und das Miteinander, die unsere Jahrestreffen prägen“, weiß Gätje. Aber die Thementische – insgesamt zehn zu Schwerpunkten von der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen bis zu kreativen Ideen für Veranstaltungen unter Coronaregeln – boten den Nationalpark-Partnern Gelegenheit, sich zu den jeweiligen Inhalten mit anderen auszutauschen und nicht zuletzt auch Erfahrungen mich solch digitalen Zusammenkünften zu sammeln.

Wenig überraschend, dass es zu Beginn um Punkt 10.00 Uhr ordentlich „ruckelte“. Aber am Ende fanden sich alle Thementische – oder sollte man sagen Themenbildschirme? – zusammen. Und aus den Protokollen ist ersichtlich, dass die Diskussionen durchweg lebhaft und inhaltlich ausgesprochen ergiebig verliefen. Kleiner Auszug aus dem Feedback der Teilnehmenden: „Sehr informativ“, „trotz der technischen Störungen zu Beginn war die Thementischleitung sortiert, fröhlich und gelassen!“, „gerne wieder“.

Titelmontage: Lisa Storny / LKN.SH

Mit einem virtuellen Auftakttreffen wurde Ende Januar das Projekt „Sandküste St. Peter-Ording“ gestartet. Bei dem bis Juli 2016 terminierten Vorhaben im Rahmen des Bundesprogramms „leben.natur.vielfalt“ gehe es um die „ökologische Aufwertung eines Wattenmeergebietes und Anpassung an den beschleunigten Meeresspiegelanstieg“, heißt es dazu auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Der WWF fungiert als koordinierender Projektpartner, weitere sind die Schutzstation Wattenmeer, die Universitäten Braunschweig und Kiel sowie der Deich- und Hauptsielverband Eiderstedt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Kooperationspartner, darunter auch der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.SH) mit seinen Geschäftsbereichen Nationalparkverwaltung und Küstenschutz. Mehr Informationen sind auf der BfN-Website zu finden.

Titelfoto: Stock / LKN.SH

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum
Werbespot

Scheinwerfer und Schauspieler, Kameras und Kabelrollen, Catering und eine coole Crew – vom Aufwand her wirkte es kürzlich so, als würde im Multimar Wattforum ein Spielfilm mit Überlänge gedreht. Aber nein, es handelte sich „lediglich“ um den Dreh einer 15-sekündigen Szene für den neuen Online-Werbespot einer großen Bank.

Die „Location Scouts“ hatten volle Arbeit geleistet und mit dem Forum vorm Großaquarium im Multimar Wattforum exakt die Kulisse gefunden, die von der Kundin gewünscht war. Auch der Zeitpunkt konnte günstiger nicht sein, denn in der großen Wattenmeerausstellung herrscht derzeit gähnende Leere und eine große Ruhe – coronabedingt sind seit drei Monaten keine Gäste mehr im Nationalpark-Zentrum.

Selbstverständlich fanden die Dreharbeiten unter strengen Corona-Schutzmaßnahmen statt; unter anderem waren alle Crew-Mitglieder frisch (negativ) getestet. Claus von Hoerschelmann, Leiter des Ausstellungsbetriebs, begleitete den Filmdreh: „Es war schön zu erleben, dass einen Tag lang mal wieder Leben in der Bude war – auch wenn unsere Ausstellung und die Aquarien in diesem Fall mehr der Kulisse als der Wissensvermittlung dienten. Wobei, den Stör – als Star des Großaquariums – dürfte die komplette Filmcrew nun kennengelernt haben.“ Wann und wo der Werbespot zu sehen sein wird, ist noch nicht klar; es wird dann wohl in einer der nächsten Ausgaben der Nationalpark Nachrichten zu lesen sein …

Alina Claußen

Titelfoto: v. Hoerschelmann / LKN.SH

Ebenso wie die angrenzende Eider ist die Baustelle für die neue Otteranlage am Multimar Wattforum vorrübergehend im wahrsten Sinne des Wortes eingefroren. Der Baubetrieb ruht während der eisigen Temperaturen, die selbst tagsüber nicht über den Gefrierpunkt steigen. „Eine solche Winterruhe gab es in der Baubranche schon länger nicht mehr“, berichtet Multimar-Projektleiterin Marén Bökamp-Hamkens. „Bis vor dem Frost ging es jedoch sehr gut voran: Die Verlängerung des Gebäuderiegels nimmt Gestalt an und im Neubau sind erste Wände zu erahnen.“ Da das Ende der „Eiszeit“ absehbar ist, dürfte es schon bald mit Volldampf weitergehen auf der Baustelle.

Alina Claußen

Titelfoto: Kail / LKN.SH

Bedrückende Erinnerungen

Diese Meldung ließ Erinnerungen an dramatische Tage wach werden: Anfang Januar wurden aus England und den Niederlanden Walstrandungen gemeldet – und sofort dachten viele an den Januar und Februar 2016, als insgesamt 13 Pottwale an der schleswig-holsteinischen Nationalparkküste gestrandet waren.

Diesmal waren es insgesamt neun Tiere, acht in England und eines in den Niederlanden. „Wir haben vorsorglich unser Netzwerk informiert und um besondere Beobachtung gebeten“, sagt Britta Diederichs aus der Nationalparkverwaltung. „Netzwerk“, das bedeutet unter anderem Nationalpark-Ranger;innen, Kreisveterinär:innen, Seehundjäger:innen sowie das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) an der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Büsum. Glücklicherweise gab es diesmal keine weiteren Schreckensmeldungen wie vor fünf Jahren.

Bis heute im Gedächtnis geblieben

Die Pottwalstrandungen von 2016 waren ein Ereignis, das allen Beteiligten bis heute im Gedächtnis geblieben ist. „Als wir mit dem Amphibienfahrzeug raus ins Dithmarscher Watt fuhren, fanden wir zwei der Tiere lebend vor. Für wenige Minuten atmeten sie noch – das war für mich ein sehr bedrückendes Erlebnis“, erinnert sich der Pressesprecher der Nationalparkverwaltung Hendrik Brunckhorst, der damals täglich vor Ort war. Die Nationalpark Nachrichten haben im Februar 2016 mit einer Sonderausgabe über die Vorkommnisse und Hintergründe informiert.

Insgesamt kamen damals in der südlichen Nordsee (Deutschland, Niederlande, Großbritannien und Frankreich) zwischen Januar und März 29 Pottwale – überwiegend Jungbullen – ums Leben. Als Ursachen für die Massenstrandungen wurde ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren diskutiert, darunter das „falsche Abbiegen“ in die flache Nordsee bei der Verfolgung von Beutetieren oder Sonnenstürme und ein dadurch gestörtes Erdmagnetfeld; dadurch könnten die Meeressäuger auf ihren Wanderungen zwischen den nahrungsreichen Gewässern im Norden und den wärmeren Regionen um die Azoren in ihrem Orientierungssinn gestört worden sein.

Titelfoto: Brunckhorst / LKN.SH

50 Jahre Ramsar-Konvention

Das Ramsar-Abkommen hatte Geburtstag: Am 2. Februar wurde die an diesem Tag im Jahr 1971 beschlossene Konvention 50 Jahre alt. Benannt ist sie nach dem damaligen Verhandlungsort, der iranischen Stadt Ramsar. Ziel der Ramsar-Konvention ist der ganzheitliche Schutz von Feuchtgebieten als bedeutende Ökosysteme zum Erhalt der Biodiversität; sie gilt als eines der ältesten internationalen Naturschutzabkommen und wurde bisher von mehr als 170 Staaten unterzeichnet.

In Deutschland trat sie am 26. Juni 1976 in Kraft, und es gibt hierzulande derzeit 35 Standorte, die als Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung ausgewiesen sind, mit einer Fläche von 868.226 Hektar. Das schleswig-holsteinische Wattenmeer und angrenzende Flächen wurden am 15. November 1991 Ramsar-Gebiet, 2015 dann das gesamte Weltnaturerbe Wattenmeer. Informationen zu Ramsar gibt es auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz hier.

Titelfoto: Stock / LKN.SH

Mehr Vogelarten machen Menschen genau so glücklich wie mehr Geld. Das ist, kurz und plakativ zusammengefasst, das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Studie. Dafür wurden Daten von mehr als 26.000 Teilnehmenden aus 26 europäischen Ländern analysiert mit der Fragestellung, wie die Artenvielfalt in der Umgebung mit ihrer Lebenszufriedenheit zusammenhängt.

Untersucht wurde dies anhand der Vielfalt von Vogelarten und herausgefunden, „dass eine Zunahme von vierzehn Arten in ihrem Umfeld die Teilnehmenden mit durchschnittlichem Monatseinkommen genau so glücklich machte wie 124 Euro pro Monat mehr auf dem Konto. Oder, anders ausgedrückt, „dass besonders die Europäer zufrieden mit ihrem Leben sind, die von vielen verschiedenen Vogelarten und einer unberührten, vielfältigen Natur mit Grünflächen und Gewässern umgeben leben.

Verfasst wurde die wissenschaftliche Arbeit zum Zusammenhang von Biodiversität und Zufriedenheit von Expert:innen der Universität Kiel, des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung und der Gesellschaft für Naturforschung Senckenberg. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Ecological Economics“ veröffentlicht, nachzulesen in englischer Sprache hier.

Titelfoto: Stock / LKN.SH

Der Countdown läuft: Noch bis zum 19. März können Naturinteressierte ihren „Vogel des Jahres 2021“ benennen. Denn erstmals in der 50jährigen Geschichte der Aktion küren nicht Fachleute, sondern Vogelfreunde den gefiederten Gewinner.

In einer ersten Runde im Herbst standen 307 Vogelarten zur Wahl, die zehn mit den meisten Stimmen sind jetzt in der Endausscheidung. Ehrensache für die Nationalparkverwaltung, dass sie an dieser Stelle für diejenigen in den Top Ten wirbt, die auch im und am Nationalpark Wattenmeer vorkommen: Kiebitz (Foto oben, im Prachtkleid) und Goldregenpfeifer. Auch der Eisvogel (siehe unten stehenden "Wussten-Sie-schon"-Beitrag) hat es übrigens in den Club der Favoriten geschafft. Welche Arten sonst noch und wie man mitmachen kann, ist hier nachzulesen.

Titelfoto: Wiedemann / LKN.SH

Wussten Sie schon, dass
Eisvogel

Auf der Hallig Hooge und im Pellwormer Hafen, an der Arlauschleuse, in Koldenbüttel, im Katinger Watt, an verschiedenen Orten im Husumer Umland und sogar an einem Gartenteich in einem Wohngebiet der nordfriesischen Kreisstadt ist der auffällig-schillernde, blau-orangene Vogel gesehen worden, und in den letzten Monaten haben sich die Sichtungen gehäuft – jedenfalls bis zum Kälteeinbruch Ende Januar. Experten wie der Nationalpark-Ranger Martin Kühn vermuten die vergleichsweise milden Wintertemperaturen der vergangenen Jahre als Ursache dafür.

Diese haben den Bestand offenbar anwachsen lassen, so dass die Tiere sich nach neuen Revieren umschauen (müssen). In kalten Zeiten mit langen Frostperioden dagegen ist die Sterblichkeitsrate hoch, da die Vögel als Fischfresser auf offene (und saubere, klare) Gewässer angewiesen sind.

Zum Thema Nahrungserwerb weiß der frühere Nationalpark-Ranger Rolf Suppe ein nettes Detail beizusteuern: An der Art, wie der Vogel den gefangenen Fisch trägt, könne man erkennen, ob er Junge zu füttern hat. Denn nur, wenn er selbst den Fischkopf im Schnabel hat, sei die Beute zum Eigenverzehr gedacht. Zeigt der Kopf des Fisches nach vorn, sei dieser Futter für den Nachwuchs.

Titelfoto: Lukas Bieri / Pixabay

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

Werden die Ringelganstage in der Biosphäre Halligen 2021 stattfinden können? Wie die Organisator:innen vieler anderer Veranstaltungen in diesen Wochen, beschäftigt diese Frage die in der Nationalparkverwaltung Verantwortlichen und alle anderen mit den Vorbereitungen Beschäftigten. Und wie bei vielen lautet auch hier die Antwort: optimistisch sein und planen!

Im vergangenen Jahr musste die Reihe komplett ausfallen; ein Umstieg auf alternative Angebote war wegen der Kürze der Zeit (der erste Shutdown wurde Mitte März beschlossen) nicht mehr möglich. Das soll diesmal anders sein, sagt Michael Klisch von der Schutzstation Wattenmeer auf Hooge: „Wir gehen davon aus, dass wir die Ringelganstage durchführen können.“

Postkarte Ringelganstage 2021

Denn auf dem Programm stehen ausschließlich Outdoor-Aktionen. Erfreulich ist, dass in diesem Jahr – dem 24. seit der Premiere der Veranstaltungsreihe – die Zahl der Anbieter:innen, die etwas beitragen wollen, gestiegen ist. Und die Postkarten mit den Motiven aus dem Vorjahr sind bis auf einen kleinen Restbestand verteilt.

Wie sehr die Ringelganstage mittlerweile im Bewusstsein vieler Naturfreund:innen an der Nationalparkküste verankert sind, zeigt eine kleine Begebenheit: Unmittelbar nach der Einladung an die Schulen zur Teilnahme am traditionell begleitenden Malwettbewerb hatte die Grafikerin Susanne Woost aus der Nationalparkverwaltung Post von einer Drittklässlerin aus Nordfriesland in ihrem Fach. Im Umschlag ein Bild – das erste für den diesjährigen Wettbewerb.

Titelfoto: Stock / LKN.SH

Im Januar hat das schleswig-holsteinische Umweltministerium den „Jahresbericht 2020 Zur biologischen Vielfalt – Jagd und Artenschutz“ vorgelegt. Darin ist auch ein Thema aus dem Nationalpark vertreten: ein Bericht zum Artenschutzprojekt für die Lachseeschwalbe im Vorland des Neufelder Kooges. Text und Informationen zugeliefert haben (neben anderen Beteiligten) aus der Nationalparkverwaltung Bernd Hälterlein und Christian Wiedemann.

Lachseeschwalben werden in Deutschland in der Roten Liste der bedrohten Arten in der „Kategorie 1 – vom Aussterben bedroht“ geführt. Das Artenhilfsprojekt arbeitet seit 2011 für den Erhalt der mitteleuropäischen Population der Art. Die Kolonie in der Elbmündung ist die bundesweit einzige, die nächstgelegenen Brutplätze sind in Südost- und Südwesteuropa zu finden, unter anderem in der Camargue in Frankreich.

Ein Bündel erfolgreicher Maßnahmen

Das Projekt wird koordiniert vom Bündnis Naturschutz in Dithmarschen in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung, der Schutzstation Wattenmeer und der Nationalparkverwaltung, finanziert vom Umweltministerium des Landes und dem Kreis Dithmarschen. Durch ein Bündel erfolgreicher Maßnahmen konnte es einen stetigen Anstieg der Reproduktionsrate bei den Lachseeschwalben und die Integration junger geschlechtsreifer Vögel in die zuvor überalterte Population erreichen und so den negativen Bestandstrend umkehren, erläutert Bernd Hälterlein. 2020 sei mit 98 Individuen und 45 Brutpaaren ein neuer Höchstwert verzeichnet worden, der Bruterfolg lag bei etwa 35 flüggen Küken, erläutert Bernd Hälterlein: „Das ist mit 0,8 Küken pro Brutpaar das zweitbeste Ergebnis der bisherigen Projektlaufzeit.“

Der komplette Artenschutzbericht steht als Download auf der Website des Umweltministeriums hier als PDF bereit. Die Informationen zum Lachseeschwalbenprojekt finden sich ab Seite 70.

Titelfoto: Stock / LKN.SH

Trauerweide

Sie prägt das Ortsbild, schmückt das benachbarte Gebäude und ist im Herbst ein beliebter Schlafplatz für die im Tönninger Schlosspark lebenden Waldohreulen. Aber die Trauerweide links vom Eingang der Nationalparkverwaltung muss – sehr zum Bedauern der Beschäftigten – gefällt werden. Eine von der zuständigen Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) in Auftrag gegebene baumbiologische Untersuchung hat ergeben, dass sie nicht mehr verkehrssicher ist. Hauptproblem laut des entsprechenden Gutachtens ist eine große, „umfangreich ausgefaulte“ Höhlung im Bereich des Kronenansatzes“.

„Wir bedauern den in Kürze bevorstehenden Verlust des Baumes sehr“, sagt der Leiter der Nationalparkverwaltung Michael Kruse. Die Mitarbeiter:innen schätzten die imposante Erscheinung des Baumes vor ihrem Dienstsitz und die Nähe der Waldohreulen. Ein Trost ist, dass den Vögeln im benachbarten Schlossgarten mit mehreren hohen Koniferen genügend Ausweichquartiere zur Verfügung stehen. Und ein weiterer, dass es auf jeden Fall eine Ersatzpflanzung geben wird.

Titelfoto: Claußen / LKN.SH

Nachtrag zum Thema Naturschutzbeauftragter in Dithmarschen in der Januar-Ausgabe der Nationalpark Nachrichten: Nach dem Rückzug von Walter Denker als Kreisnaturschutzbeauftragter Ende 2020 hat Johann Waller diese Aufgabe übernommen. Waller ist Vorsitzer der Schutzstation Wattenmeer.

Johann Waller

Als Vertreter der Naturschutzgesellschaft war er bereits bisher im Dithmarscher Nationalparkkuratorium vertreten. Da er dies nun in seiner Funktion als Naturschutzbeauftragter ohnehin ist, musste ein neuer Repräsentant für die betreuenden Verbände im Nationalpark benannt werden. Dies ist nun Schutzstations-Geschäftsführer Harald Förster, bisher Wallers Stellvertreter; Försters Stellvertreterin wiederum ist Katharina Weinberg, Bereichsleiterin Naturschutz der „Schutten“. Die entsprechenden Bestellungsschreiben aus dem Umweltministerium sind bereits verschickt, praktisch wirksam wird die Neuordnung im Kuratorium dann bei dessen nächster Sitzung – die coronabedingt von einem Termin Anfang März bis auf Weiteres verschoben ist.

Foto: Privat

Nationalpark-Wattenmeer

Sie ist online, die neue gemeinsame Website der Wattenmeer-Nationalparke von Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen! Nationalpark-Nachrichten-Leser:innen haben es selbstverständlich ohnehin gemerkt, am etwas veränderten Design des monatlichen Newsletters …

Screenshot neue Website

Neue Optik, übersichtlichere Struktur, gestraffte Inhalte: Angesichts der Fülle von Informationen, der technischen Herausforderungen und der unterschiedlichen Verwaltungsorganisationen in den drei Nationalparkverwaltungen war der Relaunch ein Kraftakt. „Über alle Ländergrenzen hinaus stand und steht aber auch hier das Gemeinsame im Vordergrund – das, was wir alle schützen: unser Wattenmeer“, so der Leiter des Fachbereichs Kommunikation und Nationalpark-Partner in der Nationalparkverwaltung Matthias Kundy. Die neue Website sei „ein Musterbeispiel für die länderübergreifende Zusammenarbeit unserer drei Nationalparks“.

Nationalpark-Wattenmeer

„Das Wattenmeer – Leben zwischen Land und See“ lautet der Titel des Films, der kürzlich auf ARTE zu sehen war. Die von dem niederländischen Regisseur Ruben Smit erstellte 93-minütige Doku begleitet Tiere mit der Kamera durch das Wattenmeer, auf der Watt, unter Wasser und in der Luft. Für alle, die den Sendetermin verpasst haben: Der Film ist noch bis Ende April in der ARTE-Mediathek unter diesem Link zu finden.

Arte Screenshot

Die Aufnahmen bieten übrigens auch die Basis für das das aktuelle Weltnaturerbe-Video.

„Flüssiges Silber“ – so hat der Fotograf und Nationalpark-Partner Ralf Reinmuth von der Agentur Küstenfocus diese Impression aus dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer betitelt. Dem ist nichts hinzuzufügen als: einfach nur schön!

Titelfoto: Ralf Reinmuth / Agentur Küstenfocus

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LKN-SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning
nationalpark@lkn.landsh.de

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt: heike.wells@lkn.landsh.de     

www.nationalpark-wattenmeer.de
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de

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