Nationalpark Wattenmeer Meeresgrund trifft Horizont

Liebe Leserinnen und Leser,

still und leise hat unser Nationalpark am 1. Januar dieses Jahres seinen 35. Geburtstag begangen. Dies ist ja kein klassisch „rundes“ Jubiläum und zudem sind keine großen Feierlichkeiten angesagt, solange die Corona-Pandemie unser gesellschaftliches Leben im Griff hat. Trotzdem bietet jeder Geburtstag Anlass, zurück zu schauen, wie es der Natur im Nationalpark geht, was bisher erreicht wurde und wo weiterhin besonderer Handlungsbedarf besteht. So halten wir es auch in diesem Newsletter.

Wir sind froh, dass der kurze harte Winter nicht zu auffällig vielen Vogelverlusten geführt hat und auch die Vogelgrippe die Vögel an der niedersächsischen Küste vergleichsweise gering berührt hat. Zu den weniger schönen Nachrichten zählt, dass neue Auswertungen der wattenmeerweiten Brutvogelbestände wie auch eine aktuelle Kartierung der Seegrasbestände Anlass zu erheblicher Sorge geben. Hier müssen und wollen wir den Ursachen nachforschen, um möglichst wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Gerade bei den Vögeln haben wir bereits vieles in Gang gebracht.

Eine sehr gute Nachricht ist hingegen, dass zwei weitere Gemeinden sich positiv zum Beitritt zur künftigen Entwicklungszone unseres UNESCO-Biosphärenreservats ausgesprochen haben, sodass wir hier nun gemeinsam an Lösungen arbeiten und Wege hin zu mehr Nachhaltigkeit beschreiten können. Wir danken allen Unterstützer:innen, die durch intensive Informationen und Diskussionen zu diesem Erfolg beigetragen haben! Anlass zur Freude gibt auch die Liveschaltung unserer neuen Website, auf der es viele spannende Themen zu entdecken gibt. Sowohl der Weg dorthin als auch das Ergebnis spiegeln die intensive Zusammenarbeit zwischen den drei deutschen Wattenmeer-Nationalparks wider.

Eine informative und unterhaltsame Lektüre wünscht Ihnen
Ihr Peter Südbeck

Die Zeit für einen Neustart war reif: Seit Mitte Februar ist die neue gemeinsame Website der drei deutschen Wattenmeer-Nationalparks online. Unter der bekannten Domain www.nationalpark-wattenmeer.de, doch in neuem inhaltlichen und funktionalen Gewand präsentieren die Nationalparkverwaltungen von Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen, was sie schützen: das Wattenmeer, die einzigartige Naturlandschaft an der deutschen Nordseeküste. Dieser Internet-Auftritt ist ein Musterbeispiel für die länderübergreifende Zusammenarbeit der drei Nationalparks. Was die neue Website alles zu bieten hat, lesen Sie hier.

Insekten sind salzwasserscheue Gliedertiere, die mit 5,5 Millionen beschriebenen Arten weltweit 70% aller uns bekannten Arten ausmachen und entscheidende Ökosystemprozesse steuern und ermöglichen. Obwohl der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer lediglich zu 5,5% der Nationalparkfläche aus Landlebensräumen besteht, sind von den mehr als 10.000 Arten, die bisher für den Nationalpark nachgewiesen werden konnten, etwa 63% Insekten. Da diese neben ihrer Artenvielfalt jedoch eine hochbedrohte Tiergruppe auf unserem Planeten darstellen, hat das Land Niedersachen mit dem „Aktionsprogramm Insektenvielfalt Niedersachsen“ einen umfassenden Plan für einen besseren Schutz der bedrohten Sechsbeiner aufgestellt. Diesen gilt es im Nationalpark und Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer umzusetzen, auch gemeinsam mit den Gemeinden und Bürger:innen. Als ein erster Schritt beteiligt sich die Nationalparkverwaltung im bundesweiten Kontext an einer systematischen Erfassung der Insekten im Rahmen eines Projektes, das vom LTER-D (Long-Term Ecological Research Network Deutschland) koordiniert wird. Darüber hinaus freuen wir uns auf spannende und vielfältige Ansätze zum Schutz einer oft übersehenen, aber riesigen und ökosystemar entscheidenden Tiergruppe. Foto: Karla Schulze (Strandhafer-Dickrüssler - Philopedon plagiaris - auf Borkum)

OVG-Urteil zum Kitesurfen

Die Ausübung des Kitesurfens im Nationalpark rechtlich zu regeln, steht dem Land Niedersachsen nicht zu, sondern ist allein Sache des Bundes – das hat das niedersächsische Oberverwaltungsgericht entschieden, nachdem zwei Kiter gegen die langjährige Verwaltungspraxis der Nationalparkverwaltung geklagt hatten. Kitesurfer sind damit nicht mehr an die extra für sie eingerichteten Kitesurfzonen gebunden, sondern können an der Küste ihren Sport im Rahmen der allgemeinen Regelungen der bundesrechtlichen Befahrensverordnung ausüben. Das heißt insbesondere, dass die Ruhezone des Nationalparks nur um Hochwasser befahren (und nicht betreten) werden darf und die in den Seekarten eingezeichneten Robben- und Vogelschutzgebiete in ihren jeweiligen Schutzzeiten gar nicht befahren werden dürfen. Details und Hintergründe zum OVG-Urteil finden Sie hier. 
Foto: C. Schulz

Welche Vogelarten wurden in welchem Jahr im Nationalpark Wattenmeer beobachtet? Welcher ist der artenreichste Monat? Welche Zugvögel sind in der nächsten Woche im niedersächsischen Wattenmeer zu erwarten? Wann kommen die Brandseeschwalben zurück aus Afrika? Für Vogelbegeisterte sind dies spannende Fragen. Die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer hat gemeinsam mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) e.V. ein Angebot geschaffen, das solche Informationen allen Interessierten zugänglich macht. Die Daten stammen aus der Online-Plattform ornitho.de, die vom DDA betrieben wird. Über 32.000 Vogelkundler:innen melden dort deutschlandweit ihre Vogelbeobachtungen, insgesamt sind weit mehr als 50 Millionen Meldungen eingegangen. Allein für das niedersächsische Wattenmeer waren es 2020 rund 180.000 Beobachtungen. Mit Unterstützung der IT-Fachleute von Biolovision wurden auf der Zugvogeltage-Website unter „Zugvögel beobachten“ Schnittstellen zu ornitho.de eingebaut, worüber diese Daten in Echtzeit eingespeist werden. Weitere Informationen dazu lesen Sie in der gemeinsamen Presseinformation der Nationalparkverwaltung und des DDA.

Bei der Organisation von Veranstaltungen – ob z.B. Gruppenführungen in der Natur, regelmäßige Markt-Tage oder einmalig stattfindende Konzerte mit tausenden Zuschauer:innen – beeinflussen unterschiedlichste Aspekte den Grad der Nachhaltigkeit: von der Wahl des Veranstaltungsorts über den Einkauf, die Anreise von Besucher:innen, Verpflegung und Energieversorgung bis hin zum Abfallmanagement. Die jetzt verfügbare, im Rahmen des deutsch-niederländischen Projekts „Watten-Agenda 2.0“ entwickelte „Checkliste Nachhaltig Veranstalten in der Wattenmeer-Region“ bietet zahlreiche Tipps, um Veranstaltungen ressourcen- und umweltschonender zu gestalten. Mehr dazu in unserer Pressemitteilung. 
Foto: M. Dreisörner / NLPV

Das größte Raubtier Deutschlands fühlt sich offensichtlich wohl im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: Im Rahmen der jährlich stattfindenden Zählung der Kegelrobben zur Wurfsaison im Dezember wurden im Maximum 988 Kegelrobben gezählt, davon 372 Jungtiere. Zum Vergleich: Im Vorjahr (2019) waren es 306 Jungtiere und vor zehn Jahren wurden nur 40 Jungtiere gesichtet. Hier unsere Presseinfo mit weiteren Informationen zur Bestandsentwicklung. Foto: Richard Czeck

Neuer WWF-Fischratgeber veröffentlicht

Welchen Fisch kann man noch mit gutem Gewissen essen? Diese Frage beantwortet der neu aufgelegte WWF-Einkaufsratgeber für Fisch und Meeresfrüchte. Ein einfaches Ampelsystem gibt umweltbewussten Verbraucher:innen Orientierung an der Fischtheke. Die WWF-Fischereiexpertin Catherine Zucco empfiehlt, höchstens einmal die Woche Fisch zu essen und dann besser kleinere Schwarmfische wie Sprotte, Sardine oder Sardelle statt großer Raubfische wie Schwertfisch, Gelbflossenthunfisch oder Kabeljau. Gerade die stark nachgefragten Raubfische seien meist überfischt. Der WWF -Einkaufsratgeber für Fisch und Meeresfrüchte ist als App zum kostenfreien Download in den App-Stores erhältlich. Die Online-Fassung ist unter https://fischratgeber.wwf.de/ abrufbar.

Wer die Geschichte unseres Nationalparks recherchiert, kommt an Holger Wesemüller nicht vorbei: Schon seit über 40 Jahren engagiert er sich für den Schutz des Wattenmeers. Seit Einrichtung des Nationalparks (1986) ist er Mitglied im Nationalpark-Beirat und seit 2016 auch Vorsitzender dieses Gremiums, das die vielfältigen Interessen der Anrainer vertritt. Im Interview erzählt er von Meilensteinen, aber auch Stolpersteinen auf dem langen Weg für den Wattenmeerschutz. 
Foto: Johan Krol (ganz oben in der Mitte Holger Wesemüller, im Kreis der aktiven Wattenmeer-Ruheständler:innen)

Seegraswiesen sind ein besonderer Lebensraum in allen Meeren der Welt. Sie bieten einen Rückzugsort für Jungfische und kleine, freilebende Meeresbewohner, verankern Sediment und binden Kohlenstoffdioxid. Um die Entwicklung dieser bedeutenden Lebensgemeinschaft zu beobachten, werden alle sechs Jahre wattenmeerweit die Bestände der zwei heimischen Arten – Zwergseegras (Zostera noltei) und Echtes Seegras (Zostera marina) – erfasst. Nun liegen die Ergebnisse der aktuellen Kartierung vor – mit einem alarmierenden Ergebnis: Seit der letzten Erfassung sind die Bestandsflächen in Niedersachsen um 77% zurückgegangen. Ob es sich um eine Veränderung durch eutrophierungsbedingte Umstände wie zuletzt um die Jahrtausendwende handelt oder um neue Faktoren im Zusammenhang mit dem Klimawandel, ist noch nicht geklärt. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und die Nationalparkverwaltung planen daher Begleituntersuchungen, um die Ursachen für den Rückgang zu identifizieren. Hier die gemeinsame Pressemitteilung von Nationalparkverwaltung und NLWKN.
Foto (Zostera marina): M. Herlyn / NLWKN

Im internationalen Wattenmeer werden seit 1991 die Brutbestände von See- und Küstenvögeln erfasst. Die Ziele sind die Überwachung der Bestandsgrößen und ihrer Trends sowie die Beschreibung der Gesamtverteilung innerhalb des internationalen Wattenmeeres. Der aktuell erschienene Fortschrittsbericht der trilateralen Brutvogel-Experten-Gruppe (Joint Monitoring Breeding Birds Group – JMBB) bestätigt weitgehend den negative Gesamttrend früherer Auswertungen. Insgesamt konnten für 18 von 32 Arten (56%) seit 1991 stark rückläufige Trends beobachtet werden. Auf der Ebene der Wattenmeer-Länder finden sich langfristig (seit 1991) abnehmende Arten in Niedersachsen/Hamburg (14 von 24 Arten) und in den Niederlanden (16 von 28), während in Dänemark und Schleswig-Holstein mehr Arten zu finden sind, die im Zeitraum 1991-2017 einem stabilen Trend unterliegen. Dieses Muster wurde bereits in früheren Berichten beschrieben. Es deutet darauf hin, dass Brutvögel im westlichen Wattenmeer schwierigeren Bedingungen ausgesetzt sind als in den nördlichen Teilen. Weitere Details zu den Ergebnissen lesen Sie hier. 
Foto Austernfischer: Onno K. Gent

Die Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer nimmt weiter Formen an: Mit der Samtgemeinde Hage in Ostfriesland und der Gemeinde Zetel am Jadebusen haben zwei weitere Kommunen ihren Beitritt zur zukünftigen Entwicklungszone des UNESCO-Biosphärenreservats beschlossen. Mit diesem Flächenzuwachs bietet das Gebiet Sande-Schortens-Zetel vielversprechende Voraussetzungen für die gemeinsame Arbeit im Zeichen der nachhaltigen Entwicklung der Region. In den Gemeinden, die sich zu einem Beitritt entschlossen haben, wird die praktische Projektarbeit aufgenommen. Ein echter Meilenstein, befindet Jürgen Rahmel, Leiter des Dezernats Biosphärenreservat der Nationalparkverwaltung – doch kein Grund, sich zurückzulehnen: Denn trotz Corona-bedingter Einschränkungen finden weiterhin Gespräche mit den Kommunen entlang der niedersächsischen Küste statt und es werden unter entsprechenden Hygieneauflagen oder virtuell Infoveranstaltungen durchgeführt, um die zukünftige Modellregion für nachhaltige Entwicklung räumlich und gesellschaftlich auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Gemäß Beschluss der am Prozess beteiligten Gemeinden sollen bis Ende Juni Entscheidungen über einen möglichen Beitritt gefasst werden. Weitere Infos unter watten.land
Foto: demipress

Seit 2017 ist das Evangelische Bildungszentrum Ostfriesland – Potshausen (EBZ) als Biosphären-Partner Teil des Partner-Netzwerks für den Nationalpark und das UNESCO-Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer. Thematisch passend untergebracht im ehemaligen Pfarrhaus des ostfriesischen Bauerndorfes Potshausen, beschäftigen sich die vielfältigen Seminare der ostfriesischen Heimvolkshochschule mit der Kultur Ostfrieslands, der Regionalgeschichte und ökologischen Themenschwerpunkten wie Inseln, Watt, Marsch, Geest und Moor in der von der Landwirtschaft und vom Tourismus geprägten Region Ostfriesland.

Ein besonderer Schwerpunkt der Zusammenarbeit zwischen EBZ und Nationalparkverwaltung ist das Wattenmeer als Drehscheibe des Vogelzugs. „Die verschiedenen Landschaftstypen prägen Ostfriesland auf unverwechselbare Weise. Die Vogelwelt spielt dabei eine besondere Rolle, so dass Marsch, Geest, Moor oder das Wattenmeer ihre charakteristischen Vertreter aus der Vogelwelt haben“, so Heinz Halfwassen, Pädagogischer Mitarbeiter des EBZ. „In den ornithologischen Seminaren des Bildungszentrums Ostfriesland wird auch beleuchtet, welche Verantwortung für den Erhalt der Vogelwelt dieser Region den verschiedenen Interessenvertretern zukommt.“ So auch bei dem jährlich angebotenen Seminar „Die Vogelwelt Ostfrieslands im Konfliktfeld von Ökologie und Ökonomie“ und den Zugvogeltagen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Weitere Informationen zum EBZ sowie zum Seminarprogramm gibt es hier.

Kurz vor seinem schrittweisen Eintritt in den verdienten Ruhestand möchten wir die Gelegenheit nutzen und Heinz Halfwassen an dieser Stelle für die vielen Jahre der vertrauensvollen Zusammenarbeit und den stets interessanten Austausch danken.
Foto: Nationalparkverwaltung

Engagierte Ruhestand

Manfred Kammeier

Nach über 40 Jahren Arbeitsleben bei der Deutschen Telekom nahm Manfred Kammeier aus Schermbeck (Kreis Wesel) das Angebot an, in den „engagierten Ruhestand“ zu wechseln. Eine der Voraussetzung zum Vorruhestand ist die Verpflichtung zu gesellschaftlichem Engagement, z.B. von mindestens 1000 Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit. Manfred Kammeier entschied sich, einen Teil dieses Ehrenamts-Kontingents dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zu widmen. Seine Anfrage kam passgenau, um als Freiwilliger bei der Seehundstation Nationalpark-Haus Norddeich eine ganz besondere und anspruchsvolle Aufgabe übernehmen zu dürfen: Für ein Forschungsprojekt über Seehunde im Rahmen einer Masterarbeit wurde Unterstützung gebraucht – hier konnte Manfred Kammeier seine handwerklichen Fähigkeiten und  Kenntnisse im Bereich Technik und Projektmanagement einbringen und, als passionierter Kajakfahrer, auch seine sportlichen Kompetenzen, denn die praktische Forschungsarbeit fand vom Boot aus statt.

Während seines achtwöchigen Einsatzes erhielt er darüber hinaus einen praktischen Einblick in den Schutz unserer Meeressäuger und die Pflege der Tiere in der Station bis zur Auswilderung sowie die Öffentlichkeitsarbeit. „Ich habe wunderbare, engagierte Menschen kennen gelernt, die für den Tier- und Naturschutz leben und mich auch infiziert haben“, schwärmt Manfred Kammeier. „Ich habe neue Sichtweisen auf Naturschutz und Tierpflege gewonnen und konnte im Gegenzug meine handwerkliche Fähigkeit und Berufserfahrung einbringen.“ Sein Fazit: „Ich werde gerne Wiederholungstäter. Es war aus meiner Sicht ein gelungenes ‚Win-Win-Ehrenamt und hoffe somit auf eine neue Einladung mit neuen Herausforderungen in 2021.“ Auch Dr. Peter Lienau, Leiter der Seehundstation Nationalpark-Haus Norddeich, zeigt sich begeistert von der Zusammenarbeit: „Hier hat alles gepasst: Genau die richtige Person für unser zentrales Projekt, flexibel und enthusiastisch – wir danken sehr für die großartige Unterstützung.“
Foto: privat

Scharhörner Nachlass mit globaler Geschichte

Als Holger W. Jannasch (1927-1998) 1948 auf Scharhörn zusammen mit seiner Frau Friederun den Posten des Vogelwarts auf Scharhörn übernahm, als erster nach dem 2. Weltkrieg, war sicher noch nicht abzusehen, welche Geschichte sich daraus ergeben würde. Aber diese Zeit gab den Anstoß für sein Interesse am Meer. Im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere wurde er schließlich bedeutender Meeresforscher am Woods Hole Oceanographic Institute, Massachusetts (USA). Berühmt wurde er mit der Entdeckung der „Hot Vents“ (sinngemäß: Ausströmkanäle) in der Tiefsee und der dortigen Lebensgemeinschaften. Sein meereskundliches Interesse brachte ihn 1992, anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Biologischen Anstalt Helgoland, mit dem damals frisch gekürten Leiter des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer, Klaus Janke zusammen. Jannasch sagte ihm zu, dass er aus seinem Nachlass einmal seine Aufzeichnungen aus der Scharhörner Zeit zur Verfügung stellen würde. Zum „Scharhörner Nachlass“ zählt auch eine Sammlung von Zeichnungen und Aquarellen, die Friederun Jannasch in dieser Zeit angefertigt hat. Das obige Aquarell zeigt eine Gesamtansicht der Insel Scharhörn.

Nach seinem Tod übernahm es sein Sohn Hans Jannasch, dies in die Tat umsetzen. Als Mitarbeiter am Monterey Bay Aquarium Research Institute (USA) hatte er bereits Kontakte zu Kollegen in Deutschland. Zu diesen zählt neben Janke auch Hubertus Hebbelmann, der im niedersächsischen Umweltministerium für den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zuständig war und mit Hans Jannasch befreundet ist. Über Hubertus Hebbelmann gelangte der „Scharhörner Nachlass“ Anfang 2020 zur hamburgischen Nationalpark-Verwaltung. Schnell wurde die Idee geboren, gemeinsam mit dem Verein Jordsand die Geschichte der Vogelwärter auf Scharhörn und ihr Leben in einer Ausstellung anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer zu präsentieren und im Rahmen eines Deutschland-Besuches mit Hans Jannasch und seiner Familie zu eröffnen. Leider machte das Coronavirus den Reiseplänen einen Strich durch diese Rechnung – aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Auf der neuen Nationalpark-Website ist jetzt die Ausstellung im virtuellen Rundgang zu betrachten und die Ausstellungstafeln stehen zum Download bereit.

Und wenn es wieder geht, soll es doch noch einen Besuch von Familie Jannasch auf Neuwerk und natürlich auch Scharhörn geben. Die Hamburger Kolleg:innen freuen sich schon darauf.

Feuchtgebietsschutz von internationaler Bedeutung

Jährlich am 2. Februar wird der Weltfeuchtgebietstag begangen. Vor 50 Jahren wurde an jenem Tag in der iranischen Stadt Ramsar das Übereinkommen zum Schutz von Feuchtgebieten internationaler Bedeutung unterzeichnet. Es ist damit die älteste internationale Konvention zum Erhalt und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen. Der Schwerpunkt der Ramsar-Konvention hat sich dabei im Laufe der Jahre vom anfänglichen Fokus auf den Schutz von Wasser- und Watvögeln zum ganzheitlichen Schutz dieser Ökosysteme, der darin vorkommenden Arten, aber auch deren Ökosystemleistungen für die Bewohner der Regionen weiterentwickelt.

Das niedersächsische Wattenmeer wurde vor 45 Jahren zum Ramsar-Gebiet erklärt, rund 10 Jahre vor seiner Ausweisung als Nationalpark. Drei Gebiete im niedersächsischen Wattenmeer gehörten zur ersten Tranche von Ramsar-Gebieten in Deutschland, die am 26. Februar 1976 als solche anerkannt wurden. Auch für Ramsar-Gebiete ist eine Zonierung in Kern-, Puffer- und Managementzone verpflichtend, die im niedersächsischen Wattenmeer der Nationalpark-Zonierung in Ruhe-, Zwischen- und Erholungszone entspricht.

Zugvögel schaffen eine ökologische Verbindung in diesem Netzwerk von nun 2.415 Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung und sind auf den umfassenden Schutz entlang ihrer Zugwege angewiesen. Dazu leisten wir im Wattenmeer und mit der Wadden Sea Flyway Initiative auch darüber hinaus einen wesentlichen Beitrag. Weitere Informationen zur Ramsar-Konvention bietet das Bundesumweltministerium. Informationen zu Ramsar-Gebieten in Deutschland finden sich beim Bundesamt für Naturschutz.
Foto: B. Nannen

Müll im Fokus der Umweltbildung: Neue Meeresmüll-Forscher-Box

Kurz vor Weihnachten durften sich alle 18 Nationalpark-Informationseinrichtungen sowie das Nationalpark-Haus auf der Insel Neuwerk über neues Material für ihre Umweltbildung freuen. Die vielfältigen Inhalte der neuen Meeresmüll-Forscher-Box wurden Mitte Dezember 2020 bei einem Pressegespräch der Öffentlichkeit vorgestellt. Hier geht es zur Pressemitteilung.

Frischer Wind im alten Haus

Für das Nationalpark-Haus auf Juist gab es in 2020 neben den Corona-bedingten Schwierigkeiten auch Anlass zur Freude: Durch eingeworbene Fördergelder kann am bisherigen Standort „alter Inselbahnhof“ in diesem Jahr eine neue Dauerausstellung eingerichtet werden. Außerdem werden die anderen genutzten Räume wie z.B. Büro und Lager an die heutigen Ansprüche angepasst. Mehr über den Stand der Dinge erfahren Sie hier 
Foto: Nationalpark-Haus Juist

Seit August 2020 betreue ich die Festlands-Gebiete Norderland, Wangerland und Wilhelmshaven im Nationalpark. Weitere Aufgaben neben der Gebietsbetreuung liegen im Bereich der Kompensation von Eingriffen in die Natur und Fragen rund um das Grünland im Nationalpark. Daneben sind die Vegetationskunde, darin insbesondere die Mooskunde, sowie Tagfalter meine Schwerpunkte als Landschaftsökologin. Nach den spannenden ersten Monaten freue ich mich nun, mich weiter im Team der Nationalparkverwaltung einzubringen.
Foto: H. Schulze

Verliebt habe ich mich in die Nordsee während meines Zivildienstes auf Hallig Langeneß. Das Jahr an der Küste hat mich zum Studium der Biodiversität und Ökologie bewegt, stets begleitet von meiner Faszination für Muscheln und Schnecken. Durch letztere machte ich mit meiner gerade eingereichten Doktorarbeit einen Abstecher in die Biodiversitätsforschung. Nun freue ich mich sehr, meine Erfahrungen aus Forschung, Zivildienst und Ehrenamt als Mitarbeiter für Biodiversität und Monitoring für den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer einbringen zu dürfen. Hierbei liegt mein besonderer Fokus auf landlebenden Wirbellosen (Insekten, Spinnen, Schnecken und vielen mehr) – einer Gruppe der in unseren bisherigen Monitorings (noch) zu wenig Aufmerksamkeit zu Teil wird.
Foto: Henrike Möhler

Eiszeit: Anfang Februar ließen die anhaltenden Minustemperaturen auch das Wattenmeer im Frost erstarren. Diese Impression von einer Salzwiese hat unser Ranger Onno K. Gent im Norderland eingefangen.

5. Wilhelmshavener Schweinswal-Tage

Nach der Pandemie-bedingten Absage im letzten Jahr sollen die Schweinswal-Tage in Wilhelmshaven dieses Jahr, vorbehaltlich der künftigen Infektionslage, wieder stattfinden. Zwischen dem 5. und dem 11. April 2021 wird sich alles um die besonderen Meeressäuger drehen: Schiffsfahrten, Info- und Beobachtungsstationen sowie Vorträge schmücken beispielsweise das diesjährige Programm. Die Vorträge werden nach jetzigem Planungsstand auch online übertragen. Weitere und aktuelle Informationen rund um die Schweinswal-Tage finden Sie hier: https://schweinswaltage.de

Neuer Naturführer für Meeresweichtiere Deutschlands erschienen

Cover Buch Muscheln und Schnecken

Herzmuschel, Sandklaffmuschel und Miesmuschel zählen zu den zehn häufigsten Tierarten im Weltnaturerbe Wattenmeer. Darüber hinaus sind in der deutschen Nord- und Ostsee etwa 400 weitere Arten an Weichtieren (Schnecken, Muscheln, Käferschnecken, Kahnfüßer und Tintenfische) nachgewiesen, die nun in einem umfassenden Bestimmungsbuch mit zahlreichen Abbildungen und Artportraits aufbereitet wurden. Die übersichtliche Gestaltung des Buchs ermöglicht einen raschen Einstieg in die Materie und holt somit im Besonderen Einsteiger mit ins Boot. Da alle bisherigen Bücher zu dieser Artengruppe in Deutschland entweder vergriffen, inaktuell oder unvollständig sind, wird mit diesem Naturführer diese oft (und zu Unrecht) übersehene Tiergruppe wieder für ein breites Publikum greifbar.

Wiese, V. & K. Janke (2020): Die Meeresschnecken und -muscheln Deutschlands. 608 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. Quelle-Meyer Verlag, Wiebelsheim: 29,95 Euro.

Cartoon Denis Metz 35 Jahre Nationalpark

Unser Cartoonist Denis Metz hat sich diesmal Gedanken zum "stillen" Jubiläum unseres Nationalparks gemacht. 

Hrsg.: Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer,
Virchowstr. 2,
26382 Wilhelmshaven

Redaktion: Imke Zwoch, Florian Carius

Kontakt: presse@nlpv-wattenmeer.niedersachsen.de

Um Ihren Newsletter zu kündigen klicken Sie hier.