
Bei regelmäßiger Überflutung können sich natürliche Salzwiesen entwickeln. Foto: Norbert Hecker
„Unter natürlichen Bedingungen würden sich hier im Vorland an der Emsmündung Salzwiesen der Brackwasserzone entwickeln“, erklärt Anna Groeneveld, zuständige Gebietsbetreuerin bei der Nationalparkverwaltung. „Doch durch die Anfang der 80er Jahre erfolgten Aufspülungen liegen die Flächen zum Teil mehr als drei Meter über dem Meeresspiegel und werden selbst bei Sturmfluten nur noch selten überspült, so dass sie der natürlichen Dynamik der Vorlandentwicklung weitgehend entzogen sind“. Damit sich im Vorland wieder salzwiesentypische Pflanzen ansiedeln können, muss das Vorland soweit „tiefergelegt“ werden, dass es wieder regelmäßig von Salzwasser überflutet wird.
Realisieren lässt sich dies über einen Sandabbau, der dem Küstenschutz zugute kommt. Der im Vorland entfernte Sand wird voraussichtlich bis 2017 als wichtiger Rohstoff für den Deichkern abgebaut. Das zurückbleibende Gelände soll in Höhenstufen zwischen 1,50 und 1,90 Meter über NN naturnah profiliert werden, so dass sich wieder eine natürliche, dynamische Salzwiesenentwicklung einstellen kann. „Wir freuen uns, etwas Gutes für den Naturschutz vor Ort erreichen zu können und gleichzeitig die Transportwege für den Deichbau immens zu verringern. “ führt Oberdeichrichter Brinkmann von der Deichacht Krummhörn an, die Träger der Maßnahme ist.
Der Abbau findet in der empfindlichsten Schutzzone des Nationalparks, der Ruhezone statt. Gerade hier möchte man eine natürliche Entwicklung der Natur besonders fördern. In enger Abstimmung zwischen der Nationalparkverwaltung, der Deichacht Krummhörn und dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wird die Sandentnahme für die Küstenschutzmaßnahme im Upleward daher so gestaltet, dass umliegende Bereiche möglichst nicht beeinträchtigt werden.
Die Renaturierung ist hierbei aber nur eine Initialzündung. Nach dem Bodenabbau kann das Meer wieder in die Fläche „einschwingen“. Je nach Relief werden Teilbereiche unterschiedlich häufig überflutet, so dass unterschiedliche Salzwiesentypen entstehen. „Das Projekt ist auch deshalb besonders spannend, weil der hier entstehende Lebensraumtyp ‚Salzwiesen der Brackwasserzone‘ eher selten ist und am Emsästuar sonst nur noch am Dollart vorkommt“, freut sich Anna Groeneveld.