Mit Beginn des Jahres 2024 haben wir eine gemeinsame Kooperation geschlossen. Worin sehen Sie Synergien zwischen TANO und Nationalparkverwaltung und was ist aus Ihrer Sicht der Mehrwert der Kooperation für den Tourismus an der niedersächsischen Nordseeküste?
Tatsächlich haben beide Einrichtungen einige Gemeinsamkeiten, obgleich die Nationalparkverwaltung sich natürlich primär dem Schutz von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen widmet, während die TANO die Region touristisch vermarktet und weiterentwickelt. Genau darin liegt aber auch die Schnittmenge: Der Tourismus in unserer Region findet zu einem Großteil innerhalb der Nationalpark-Grenzen statt. Und dieser sollte nachhaltig und sanft sein, damit er auf die Definition des Schutzgebietes einzahlt. Denn Tourismus bzw. touristische Nachfrage funktioniert nur in intakter Natur. Konkret stehen Nationalparkverwaltung und touristisches Destinationsmanagement in einer gegenseitigen Abhängigkeit. Dabei steht das Thema der Sensibilisierung im Vordergrund. Und die kann touristisch in Wert gesetzt werden. Die TANO richtet sich an Gäste, die den Nationalpark wertschätzen und schützen möchten. So profitieren der zukünftige Gast, die Einheimischen und die Natur gleichermaßen. Es darf dabei nicht verkannt werden, dass der Tourismus für eine Wertschöpfung sorgt, die dem Nationalpark zugutekommt. Eine Kooperation von Nationalparkverwaltung und TANO durch gemeinsame Aktionen, Veranstaltungen und einen regelmäßigen Austausch hilft beiden Parteien dabei, die gesteckten Ziele zu erreichen.
Auf einer Skala von 1-10 – wo stehen wir im nachhaltigen Tourismus?
Da ist noch reichlich Luft nach oben. Vor allem, weil Nachhaltigkeit nie vollständig erreicht werden kann – es birgt immer Entwicklungspotenzial, ist also ein kontinuierlicher Prozess. Die meisten Möglichkeiten, den Tourismus nachhaltig zu entwickeln, bietet die Anreise bzw. Mobilität vor Ort, gefolgt von den Themen Energie und Lebensmittel-Bezug. Das sind gleichzeitig die größten Baustellen, weil die TANO beides nur eingeschränkt beeinflussen kann. Gleichwohl gibt es, unter anderem innerhalb des Partner-Netzwerks, zig positive Beispiele, die zeigen, was auf Leistungsträger-Ebene schon alles geschieht. Diese individuellen Ansätze gilt es in ein großes Ganzes zu gießen, erprobte Ansätze auszuweiten und gute Ideen zu fördern. Hinsichtlich der Wissensvermittlung bzw. der Information für Gäste zum nachhaltigen Tourismus, haben wir in den zurückliegenden Jahren eine gute Entwicklung genommen. Nachhaltiger Tourismus bedeutet allerdings auch, Urlaub anzubieten, den sich „jeder“ leisten kann – ich denke, wir bieten dahingehend allen Gesellschaftsschichten viele Möglichkeiten, teilzuhaben. Dabei hilft übrigens auch das Deutschland-Ticket.
Welche Vision haben Sie für den Tourismus am UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer?
Wir wünschen uns die Belebung der Nebensaison: Das ist tatsächlich ein möglicher „positiver“ Aspekt des Klimawandels, der die Saison wetterbedingt langfristig verlängern wird. Wir möchten Tourismus ganzheitlicher gestalten, der alle Belange von Einheimischen und Gästen gleichermaßen berücksichtigt. D.h. auch, dass wir für unsere Partner und für unsere Gäste arbeiten – wie z.B. aktuell mit dem „Nordsee-Reisepass“ und unserem Fachkräfte-Projekt „Team Nordsee“. Das Weltnaturerbe-Wattenmeer ist ein sensibler Lebensraum, was die Einwohner zu schätzen wissen. Wir möchten, dass langfristig alle vom Tourismus gut leben können und im Tourismus gerne arbeiten. Denn nur das sorgt für wiederkehrende Gäste, die wissen, wofür die Region und die Natur stehen: Einzigartigkeit.