Schleswig-Holstein

16.01.2025 |

Plastik in Vogelmägen

Für das „Eissturmvogel-Müll-Monitoring“ untersucht Dr. Nils Guse im Auftrag der drei deutschen Wattenmeerländer Eissturmvögel. Die Tendenz ist positiv: Die Plastikmüllmengen in den Eissturmvögeln gehen langsam zurück.

Der Eissturmvogel ist ein echter Hochseevogel – der leider bei der Nahrungssuche auch Plastikmüll frisst. Sein Mageninhalt ist daher ein guter Anzeiger dafür, wie es um die Plastikmüllbelastung an der Meeresoberfläche bestellt ist. Und genau hier setzt das „Eissturmvogel-Müll-Monitoring“ an, das die Schleswig-Holsteinische Nationalparkverwaltung an der deutschen Nordsee koordiniert. Auf der Grundlage der Pionierarbeit aus den Niederlanden wurde es 2002 auf die ganze Nordsee ausgeweitet. Seit Herbst 2024 ist das Monitoring durch einen Kooperationsvertrag zwischen Niedersachsen, der Hansestadt Hamburg und Schleswig-Holstein langfristig gesichert.

Erkenntnisse für die EU und OSPAR

Seit 2002 haben hunderte Mitarbeiter*innen der Wattenmeer-Nationalparke, Naturschutzverbände, Partnerinstitutionen und interessierte Einzelpersonen tote Eissturmvögel für die Analysen eingesammelt. Dr. Nils Guse seziert sie im Auftrag der Nationalparkverwaltung, erfasst die Ergebnisse, bewertet sie und schreibt die Berichte zum Beispiel entsprechend des OSPAR-Vertrags (Oslo-Paris-Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks), den auch Deutschland unterschrieben hat. Guse berichtet von der Zusammenarbeit mit den vielen Helfer*innen: „Ihr Beitrag und ihre Motivation sind die unverzichtbare Grundlage unseres Programms. Ihnen gebührt mein herzlicher Dank!“ Auf dieser Basis und der Grundlage des neuen Kooperationsvertrags blickt er zuversichtlich auf seine Arbeit. „Nach vielen Jahren der Forschung und Erprobung stehen wir nun am Beginn eines geregelten Monitorings durch die Küstenbundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachen und Hamburg. Das ist ein großer Erfolg!“

Die Daten werden neben dem OSPAR-Abkommen auch von der Europäischen Union für den Meeresschutz herangezogen. „Mich begeistert wie viel wir über unsere Meere lernen können, wenn wir die Natur intensiv beobachten“, sagt Guse und wagt einen Ausblick: „Wir sind zwar noch weit entfernt von einer sauberen Nordsee, aber die Entwicklung ist positiv. Die Plastikmüllmengen in den Eissturmvögeln gehen langsam zurück. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und bin gespannt, welche Geschichten uns der Eissturmvogel in Zukunft erzählen wird.“

Mensch im Laborkittel mit Mundschutz vor einem Labortisch, auf dem mehrere große, tote Vögel liegen..
Wenn Dr. Nils Guse Eissturmvögel seziert, wiegt, vermisst und begutachtet er die verendeten Tiere für seinen Bericht.

© Marina Sanns / LKN.SH

Sezieren und bewerten

Wenn Dr. Nils Guse Eissturmvögel erhält, seziert er sie, erfasst die Ergebnisse, bewertet sie und schreibt die Berichte. Marina Sanns von der Nationalparkverwaltung, Fachbereich Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen, betreut das Müll-Monitoring und nutzte im Februar die Chance, einmal beim Sezieren dabei zu sein. Etliche Plastikfragmente, eine Schnur und wahrscheinlich eine größere Plastikfolie kamen im Magen des toten Eissturmvogels mit der Kennung “GER-2024-007” zum Vorschein. Das Tier wird nun für die Bildungsarbeit des Nationalpark-Zentrums Multimar Wattforum präpariert.

"Plastikfolien und Ballonstücke sind immer besonders kritisch, da sie den Magen auskleiden und die Nahrungspassage blockieren. Oft ist so etwas dann tödlich."

Dr. Nils Guse betreut das „Eissturmvogel-Müll-Monitoring“ bereits seit Jahren.

Im Magen des Eissturmvogels „GER-2024-007“ fanden sich etliche Plastikfragmente (links) sowie wahrscheinlich eine größere Plastikfolie und eine längere Schnur (rechts).

© Marina Sanns / LKN.SH

Mensch im Laborkittel mit Mundschutz und totem großen Vogel in der Hand.
Marina Sanns von der Nationalparkverwaltung durfte beim Sezieren der tot aufgefundenen Eissturmvögel unterstützen.

© Nils Guse

Toter Vogel auf einem Tisch. Zwei Hände in blauen Plastikhandschuhen setzen einen Skalpell am Bauch an.
Jedes sezierte Tier erhält eine eigene Kennung.

© Marina Sanns / LKN.SH