Schleswig-Holstein

17.04.2025 |

Gestern. Heute. Morgen.

Interview: Drei Fragen an ...

… Dr. Hans-Ulrich Rösner, seit den 90er Jahren Leiter des Wattenmeerbüros der Umweltstiftung WWF Deutschland in Husum.

Gestern.

Was waren besondere Glücksmomente in Ihrer langjährigen beruflichen Tätigkeit am und für das Wattenmeer?

Hans-Ulrich Rösner: Das war, als das erste schleswig-holsteinische Nationalparkgesetz am 1. Oktober 1985 in Kraft trat, als es im Dezember 1999 dann verbessert wurde, und als am 26. Juni 2009 das UNESCO Welterbekomitee sich für das Weltnaturerbe Wattenmeer aussprach. Für diese wichtigen Meilensteine des Wattenmeerschutzes hatten viele Naturschützer*innen intensiv gearbeitet, auch ich beim WWF.

Andere Glücksmomente für mich waren, als ich 1984 auf Pellworm ankam, um dort meinen Zivildienst bei der Schutzstation Wattenmeer anzutreten, viele tolle Strand- und Wattwanderungen, oder als ich das erste Mal in der Arktis unsere Wattenmeervögel in ihrem Brutgebiet erleben und erforschen durfte.

Heute.

Was geben Sie heute Kolleg*innen mit auf den Weg, die frisch in ihren Beruf im Bereich Naturschutz starten?

Hans-Ulrich Rösner: Bei allem Ärger über das, was alles schief geht, und wo die Natur verliert: Sei optimistisch, freue Dich über die Erfolge, die wir für unser Wattenmeer bereits erreicht haben. Aber vergiss auch nicht, was noch alles zu tun ist.

Bleibe glaubwürdig, und sei hartnäckig, denn davon hängt viel ab für die Natur. Sei partnerschaftlich und respektvoll, gegenüber anderen Naturschützer*innen, aber auch bei jenen, bei denen der Naturschutz vielleicht nicht an erster Stelle steht.

Und noch eins: Versuche, trotz der mitunter auch im Naturschutz lebhaften Bürokratie die Chancen für die Natur dann zu ergreifen, wenn sie sich – mitunter ganz ungeplant – anbieten.

Morgen.

Was sind Ihre Erwartungen für den Schutz des Wattenmeeres in der Zukunft?

Hans-Ulrich Rösner: Ich bin überzeugt, dass sich der Zustand der Natur im Wattenmeer in den nächsten Jahrzehnten erst einmal weiter verbessert. Es wird zwar starken Druck auf die Natur geben, zum Beispiel durch Zunahme des Tourismus und durch die Energieinfrastruktur, dennoch werden sich weitere einst verlorene Lebensräume und Arten wieder erholen und die Natur im Wattenmeer wird wilder werden. Wie es in einem Nationalpark sein soll!

Ich bin auch zuversichtlich, dass es weiterhin eine große öffentliche Unterstützung für den Wattenmeerschutz geben wird. Dies ist ebenso entscheidend wie die rechtliche Absicherung des Schutzes.

In der langen Sicht ist die weitaus größte Gefahr für das Wattenmeer die Klimakrise mit ihren Folgen des verstärkten Meeresspiegelanstieges und der Temperaturerhöhung. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts wird dieses so richtig deutlich werden. Als optimistischer Naturschützer bin ich aber überzeugt davon, dass der Weltgemeinschaft letztlich ein wirksamer Klimaschutz gelingen wird. Dann besteht auch eine gute Chance, durch Maßnahmen der Klimaanpassung, durch „Wachsen mit dem Meer“, das Wattenmeer zu retten.

Ein Mann und ein Kind hocken im Watt
Hans-Ulrich Rösner im Watt Anfang der 2000er Jahre

© Martin Stock / LKN.SH