Drei Jahre lang sind die „Mesokosmen“ (siehe Kasten) nun als offene Systeme mit Wattboden, Muscheln, Krebsen und mehr bestückt. In diesen speziellen Tanks auf Sylt beobachten die Wissenschaftler*innen von iSeal seit Ende 2021, wie sich Nahrungsnetze und bestimmte Schlüsselarten unter veränderten Umweltbedingungen entwickeln. Parallele Analysen von Zeitreihen aus der aktuellen Umweltbeobachtung und von Langzeitdaten helfen dabei, die Auswirkungen von Klimawandel, Fischerei und gebietsfremden Arten auf die Küstenökosysteme zu untersuchen. Während Forschende bei Experimenten im Labor nur einzelne Individuen oder Arten untersuchen können, ist es bei iSeal dank der Mesokosmen möglich, benthische Lebensgemeinschaften im Watt zu analysieren, also das Zusammenspiel mehrerer Arten in der Bodenzone.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert iSeal und hat das Forschungsprojekt um weitere drei Jahre verlängert.
Ergebnisse aus der ersten Projektphase
Zu den bisherigen Hauptergebnissen zählt, dass die iSeal-Forschenden dank der Mesokosmen Filtrationsraten viel genauer bestimmen konnten als bisher, zum Beispiel von der Pazifischen Auster.
Außerdem untersuchten sie die Daten-Zeitreihen mithilfe der Ökologischen Netzwerkanalyse (ENA). Mithilfe der ENA-Indizes lässt sich der Zustand der Nahrungsnetze bewerten. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Nahrungsnetze durch die hohen Belastungen in einem schlechten Umweltzustand befinden.
Eine weitere Arbeitsgruppe erhob Daten, um das Netzwerk von Personen in Deutschland zu zeigen, die sich mit dem Management von gebietsfremden Arten beschäftigen. Diese Analyse ergab, dass die Personen informell gut verbunden sind, aber eine formelle Management-Struktur fehlt. Diese ist wichtig, um auf das Einwandern gebietsfremder Arten schnell reagieren zu können.
Zielwerte für „guten ökologischen Zustand“
Nun beginnen die nächsten drei Jahre des Forschungsprojekts. Auf Basis der Ergebnisse aus der ersten iSeal-Phase und den neuen Daten aus der zweiten iSeal-Phase wollen die Forschenden anwendbare und messbare Zielwerte für einen „guten ökologischen Zustand“ des Lebensraums und der Nahrungsnetze erarbeiten – und diese in nationale, trilaterale und internationale Arbeits- und Expertengruppen transferieren. Die Ergebnisse sollen auch Erkenntnisse für die nächste Zustandsbewertung bringen. Außerdem will die Projektgruppe nicht-invasive, das heißt möglichst die Umgebung nicht beeinträchtigende Methoden der Umweltbeobachtung (Monitoring) zur Erfassung der Gemeinschaft der Tierarten weiterentwickeln und den Einfluss gebietsfremder Arten auf das Ökosystem erfassen.
Anfang dieser Woche fand das erste Treffen aller Projektteilnehmenden statt. Bei dem „Kick-Off-Meeting“ wurden die geplanten Teilprojekte vorgestellt und intensiv diskutiert. Um alle auf dem Laufenden zu halten und die Ergebnisse miteinander zu verbinden, finden die Treffen, wie auch schon in der ersten iSeal-Phase, in regelmäßigen Abständen statt.
Sieben Projektpartner
Insgesamt arbeiten 14 Personen in iSeal, die verschiedenen Projektpartnern angehören:
- Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer,
- GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel,
- Alfred-Wegener-Institut (AWI) auf Sylt,
- Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (CAU-FTZ) in Büsum,
- Universität Oldenburg,
- Universität Osnabrück und
- Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven.