Schleswig-Holstein

21.05.2025 |

Kriechende, haarige Gespinste

Wer aktuell mit offenen Augen durch die (Salz-)Wiesen läuft, wird oft braune bis leuchtend orange und hell-blaue, sich bewegende Klumpen entdecken: Die Raupen des Nachtfalters „Wolfsmilch-Ringelspinner“ beeindrucken als bunter Pulk.

Erst sind sie geradezu unscheinbar bräunlich gefärbt, doch dann entwickeln die Raupen des Wolfsmilch-Ringelspinners (Malacosoma castrensis) ihre grelle, giftig anmutende Farbe. Spätestens jetzt fallen sie auch uns Menschen auf. Trotzdem gilt wie immer in Salzwiesen: Bitte nicht anfassen oder stören! Gerade jetzt sind die Marschen des Nationalparks wichtige Brut- und Rastgebiete, die nie abseits der Wege betreten werden dürfen.

Schon der lateinische Name des Falters deutet auf das aktuelle Phänomen der Gespinste hin: „castrensis“ für „Lager“ verweist auf das soziale Verhalten der Raupen, die sich im Frühjahr in großen Gruppen zusammenfinden. Ende Juni schlüpfen aus ihren Kokons ein gut zwei bis vier Zentimeter großer Nachtfalter aus der Familie der Glucken, der in der Roten Liste Deutschlands als gefährdet eingestuft ist. Männchen und Weibchen lassen sich gut unterscheiden.

Überlebenswichtig:
Luftschicht bei Überflutung

Seinen deutschen Namen hat der Ringelspinner von der Form seiner Eiablage. Er baut aus den Eiern an Gräsern und Kräutern symmetrisch übereinander angeordnete Ringe. Dass die Ende April/ Anfang Mai schlüpfenden Raupen auch in der Salzwiese überleben können, verdanken sie ihren Haaren. Mit ihrer Hilfe haben sie die Fähigkeit, sich bei Überflutung mit einer Luftschicht zu umgeben, die es ihnen erlaubt mehrere Stunden unter Wasser atmen zu können. Diese Luftumhüllung wird als Plastron bezeichnet.

Haarige Raupe in orage mit hell-blauem Streifen.
Haarige Schönheit: Die Raupe des Wolfsmilch-Ringelspinners.

© Moritz Padlat / LKN.SH

Oranger Pulk aus Raupen und Gespinst
Raupen des Wolfsmilch-Ringelspinners kommen nicht nur aber auch in Salzwiesen vor, da sie sich dank ihrer Haare bei einer Überflutung mit einer Luftschicht, dem „Plastron“ umhüllen können.

© Moritz Padlat / LKN.SH

Grashalm ummantelt von symetrisch angeordneten, perlenartigen Eiern.
Die namensgebende ringförmige Eiablage des Wolfsmilch-Ringelspinners. Diese Gebilde werden bei Insekten Eispiegel genannt.

© Moritz Padlat / LKN.SH