Schleswig-Holstein

30.10.2024 |

Mauserschutz für Seeregenpfeifer

Wie, wann und wo genau nutzen die stark gefährdeten Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus) die Sandbänke vor St. Peter-Ording zum Wechseln ihres Federkleids, also zum Kräfte zehrenden Mausern? Was stört sie und wie lassen sie sich besser schützen? Die von der Nationalparkstiftung Schleswig-Holstein unterstützten Voruntersuchungen des Michael-Otto-Instituts im NABU (MOIN) zu den Rastplätzen vor St. Peter sind abgeschlossen.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Hitzsand und Bereiche des Böhler sowie des Ordinger Strands die wichtigsten Mauserplätze im gesamten Wattenmeer sind. Hier rasten zwischen Ende Juni und Ende September mehr als die Hälfte aller Seeregenpfeifer des gesamten Wattenmeers von Dänemark bis in die Niederlande. Die wattenmeerweite Population wird auf insgesamt fast 500 Brutpaare geschätzt.

Fast drei Störungen pro Stunde

Sebastian Blüm, Dominic Cimiotti und Dr. Philip Hunke vom Michael-Otto-Institut im NABU (MOIN) stellten bei ihren Beobachtungen allerdings etliche menschengemachte Störungen fest. Reiter*innen mit ihren Pferden, Spaziergänger*innen, Kite-Surfer*innen und Hunde schreckten die Vögel immer wieder auf. Am Böhler Strand waren die Seeregenpfeifer pro Stunde fast drei Störungen ausgesetzt. Trotz Leinenpflicht ließen insbesondere viele unangeleinte Hunde die rastenden Vögel auf- und teils wegfliegen, um andere Orte aufzusuchen. So rasteten die Seeregenpfeifer in Böhl fast nur bei Hochwasser in den frühen Morgenstunden bis zum Mittag. Sie mieden diesen stark von Menschen genutzten Strand bei Hochwasser am Nachmittag und flogen stattdessen lieber auf den Hitzsand gegenüber von Böhl.

Offen bleiben muss zunächst noch, in welchem Umfang die temporär für die Studie eingerichtete Schutzzone in Böhl den Tieren geholfen hat. Im nördlichen Teil des Strandbereichs nördlich der Pfahlbauten hatten die Wissenschaftler, unterstützt durch die Nationalparkverwaltung, die Schutzstation Wattenmeer und die Tourismus-Zentrale St. Peter-Ording, eine etwa sieben Hektar große Zone durch Weidezaun mit Koppelband abgetrennt und entsprechend informiert. Die Schutzzone ist Teil eines Folgeprojektes im Rahmen der nationalen Artenhilfsprogramme. Bemerkenswert ist, dass insbesondere in Böhl die Seeregenpfeifer regelmäßig Hufspuren und Fußabdrücke nutzen, eventuell zum Schutz vor Greifvögeln, Wind und Hitze. Der Zaun könnte diese Möglichkeiten einschränken. In den nicht so stark menschlich genutzten Rastplätzen der Vögel, dem Hitzsand und dem Ordinger Strand, ersetzen große Bereiche mit Queller die schützenden künstlichen Mulden. Diesen pflanzlichen Schutz gibt es in Böhl (noch) nicht.

Dreiviertel der Hunde unangeleint

Neben temporär abgetrennten Bereichen empfehlen die Wissenschaftler, verstärkt auf die Anleinpflicht von Hunden hinzuweisen. Nur 26 Prozent aller Hunde, die während der Beobachtungen erfasst wurden, liefen an einer Leine.

Förderung
Kleine Vögelam Dünenhang.
Hunderte Seeregenpfeifer wechseln jedes Jahr auf den Sandbänken vor St. Peter-Ording ihre Schwungfedern.

© Martin Stock / LKN.SH

Kleiner, runder Vogel auf Pfosten vor Wasser.
Seeregenpfeifer im Beltringharder Koog.

© Dominic Cimiotti / MOIN