Schleswig-Holstein

22.10.2024 |

Monitoring auf See

Drei Fragen an …

Helena Dörr und Valerie Schramm, Biologie-Studentinnen der Uni Oldenburg auf dem Forschungskutter Senckenberg. Die beiden unterstützen das Forschungsprojekt FishNet zum Schutz und besseren Verständnis des Ökosystems Wattenmeer. Sie berichten vom Leben und Arbeiten an Bord.

Stellt euch vor, euer Wecker klingelt und ihr liegt in eurer Koje. Was liegt hinter euch, was wahrscheinlich vor euch?

Helena und Valerie: Hinter uns liegt ein anstrengender Arbeitstag und wahrscheinlich eine schaukelige Nacht in der Koje, also im Stockbett. Gleich nach dem Frischmachen und Frühstücken um 7:30 Uhr werden wir uns nach einer kurzen Lagebesprechung im Team bezüglich Wetter, Stationen und Besonderheiten in unser Ölzeug und die Sicherheitskleidung schmeißen und auf dem Arbeitsdeck Vollgas geben.

Die Arbeitsabläufe sind theoretisch immer gleich. Allerdings erfordert insbesondere das Wetter oft eine Anpassung an die vorherrschende Situation.

Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die man fürs Leben an Bord mitbringen muss? Wann wird es kniffelig?

Helena: Teamwork und Kommunikation. Wir arbeiten Hand in Hand. Alle helfen allen. Hier gilt es, Überblick zu behalten, da viele Geräte pro Station gefahren werden. Greifer für Sediment und Makrozoobenthos, Multicorer für Meiofauna, Planktonnetz für das Plankton, Baumkurre für Epifauna und Fische.

Valerie: Die richtige Arbeitseinstellung: Unsere Aufgaben sind nicht komplex, erfordern jedoch harte körperliche Arbeit und Sorgfalt. Man ist dauernd dreckig dank Schlick, schleimigen Algen, Sand und Salzwasser.

Helena: Flexibilität, insbesondere aufgrund der wechselnden Wetterlage, ist sehr wichtig: Das Wetter kann erfordern, dass die gemachten Pläne mehrfach pro Tag umgeworfen und neu erstellt werden müssen. Das betrifft insbesondere Kapitän/Crew und die Forschenden, und wir ziehen mit.

Valerie: Leidensfähigkeit: Man muss sich darauf einstellen, dass bei hohem Wellengang die Seekrankheit lauert und dass man ihr auch nicht so ohne Weiteres entkommen kann, da man, je nach Ausfahrt teilweise tagelang auf dem Meer unterwegs ist. Da helfen nur Tabletten und Durchhalten.

Was waren bisher eure schönsten Momente an Bord?

Helena und Valerie: Die schönsten Momente sind, wenn wir einzigartige Lebewesen entdecken: Wir durften einen kleinen Tintenfisch beobachten und freuen uns insbesondere über Seespinnen, Seenadeln und Taschenkrebse. Das absolute Highlight der Ausfahrt war ein Seepferdchen, das wir am letzten Tag im letzten Hol beim Arbeiten im Dunkeln gefunden haben. Ein Traum ist damit wahr geworden!

Wir freuen uns, wenn Stationen erfolgreich bearbeitet wurden.

Die Verköstigung durch Smutje Yuriy ist jeden Tag ein kleines Highlight! Einmal gab es Pfannkuchen zu Frühstück!

Die traumhaften Sonnenauf- und -untergänge.

Das Glück, Polarlichter sehen und fotografieren zu können.

Die Ausblicke auf die Nordseeinseln.

Die gelegentlichen gemeinsamen Spieleabende.

Für uns als angehende Meeresbiologinnen ist es von großer Bedeutung, das Wattenmeer in seiner Vielfalt und Komplexität zu bewahren und im Hinblick auf aktuelle Themen des Natur- und Umweltschutzes zu lernen und zu handeln. Wir freuen uns, hierbei unterstützen zu können und ein Teil des Teams zu sein, außerdem ist es so für uns möglich, an Bord praktische und wertvolle Erfahrungen und Inspirationen zu sammeln und diese auch bei unserer herannahenden Bachelorarbeiten einzusetzen. Vielleicht inspirieren wir durch unsere Arbeit auch andere junge Leute dazu, aktiv zu werden und privat oder im Studium solche Projekte zu unterstützen.

Kleines Glossar
  • Sediment

    Daraus besteht der Boden. Es kann beispielsweise grob, fein, sandig oder schlickig sein.

  • Makrozoobenthos

    Alle Tiere, die auf und im Meeresboden (= Benthos) leben und mit dem bloßen Auge erkennbar sind (=makro, alles größer als 0,1mm).

  • Multicorer

    Ein mechanisches Gerät zur Aufnahme von Sedimentkernen (Kern = core) aus dem Meeresgrund.

  • Meiofauna

    Kleinere Lebewesen, die mit einem Mikroskop zu sehen, aber mit dem bloßen Auge nicht mehr erkennbar sind. Sie sind bis zu 0,1mm groß.

  • Planktonnetz/ Plankton

    Der Begriff Plankton bezieht alle marinen Lebewesen ein, die sich nicht eigenständig in der Wassersäule fortbewegen können, sondern passiv darin treiben. Zum Beispiel: Larven von Krebsen, Fischen oder Muscheln.

  • Baumkurre

    Ein Schleppnetz, mit dem größere Tiere wie Fische, Krebse und andere große Objekte vom Grund gefischt werden.

  • Epifauna

    Alle Tiere, die auf dem Meeresgrund oder auf anderen Lebewesen sesshaft leben.

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