Schleswig-Holstein

Nationalpark Nachrichten Januar 2021

2021-01
MOIN MOIN, liebe Freund:innen des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und der Nationalpark Nachrichten, und willkommen im Nationalpark-Themenjahr„Wissenschaft im Wattenmeer – dem Verborgenen auf der Spur“! Passend zum Start nehmen entsprechende Themen in dieser Ausgabe breite Raum ein. Aber es erwarten Sie auch weitere interessante Neuigkeiten aus unserem Nationalpark. Viel Spaß beim Lesen!
Rubrik Aktuelles
Monitoring im Mittelpunkt

„Wissenschaft im Wattenmeer – Dem Verborgenen auf der Spur“ lautet der Titel des Nationalpark-Themenjahres 2021. Beleuchtet werden dabei die Begriffe Wissenschaft, Forschung und Monitoring – und die konkreten Aufgaben dahinter. Zunächst einmal zur Begrifflichkeit: „Wissenschaft lässt sich als ein institutionaliertes System der Hervorbringung (Forschung), der Verarbeitung (Kritik), der Bewahrung (Dokumentation) und der Vermittlung (Lehre) von Wissen bezeichnen, das bestimmten Regeln folgt und im Selbstverständnis kollaborativ (also auf Zusammenarbeit angelegt) ist“, so die Definition laut dem Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. Und weiter: „Forschung ist also dabei der Teil der Wissenschaft, der sich mit der Untersuchung von Fragen (Hypothesen) auseinandersetzt.“

Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Tätigkeiten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer liegt auf dem Monitoring. „Monitoring ist ein Teilaspekt wissenschaftlicher Forschung, der darauf abzielt, Daten über Tiere und Pflanzen und einen langen Zeitraum mit möglichst gleicher Methodik zu erheben und vorzuhalten“, erläutert der Leiter des Fachbereichs Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen Kai Eskildsen im Drei-Fragen-Interview mit den Nationalpark Nachrichten. Im Fokus der Untersuchungen steht eine Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten (Bestände von Wattenmeerfischen, Küstenvögeln, Meeressäugern, Lebewesen im Wattboden und in der Wassersäule …) sowie besondere Lebensräume wie Muschelbänke, Dünen, Seegras- und Salzwiesen. Ebenfalls erfasst werden die Auswirkungen direkter menschlicher Einflüsse, zum Beispiel durch Einträge von Müll und Schadstoffen.

Kegelrobben

Ein Beispiel ist das Kegelrobben-Monitoring. In der aktuellen Wurfsaison hat ein erster Kontrollflug Ende Dezember stattgefunden, ein weiterer ist, wenn die Wetterlage es zulässt, in diesen Tagen geplant. Übers Jahr jeweils fünf Zählungen vom Flugzeug aus in allen Wattenmeerregionen sind Bestandteil des gemeinsamen niederländisch-deutsch-dänischen Monitorings (Trilaterales Überwachungs- und Bewertungsprogramm, kurz TMAP) im Weltnaturerbe Wattenmeer. Ziel sind möglichst verlässliche Zahlen für das gesamte Ökosystem.

Ähnliches gilt für das trilaterale Seehund-Monitoring, erläutert der in der Nationalparkverwaltung für beide Meeressäugerarten zuständige Armin Jeß. Die Grundlage dafür legte eine der ältesten trilateralen Vereinbarungen im Wattenmeer: Das von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden ausgehandelte und 1991 in Kraft getretene Abkommen über die Erhaltung der Seehunde im Wattenmeer (WSSA). Es wurde kurz nach dem ersten Seehundsterben 1988 unter der Schirmherrschaft der UN-Konvention zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten (Bonner Konvention, CMS) geschlossen.

Als Folge des Abkommens wurde ein rechtsverbindlicher Plan zum Seehund-Management erarbeitet, der seitdem regelmäßig fortgeschrieben wird. Neben dem allgemeinen Schutz des Lebensraumes wird darin auch das damals bereits in Ansätzen praktizierte Seehund-Monitoring im gesamten Wattenmeer geregelt. Zum Beispiel werden die Häufigkeit und Termine der Zählflüge – in allen Regionen über das Jahr ebenfalls fünf an der Zahl – abgestimmt und die Ergebnisse zentral gesammelt. Als Schnittstelle dafür fungiert das Gemeinsame Wattenmeersekretariat (CWSS) in Wilhelmshaven.

Unterzeichnet wurde das Seehundabkommen übrigens im Oktober 1990, „eigentlich“ sollte sein 30jähriges Jubiläum bereits im vergangenen Jahr gefeiert werden. Ein aus diesem Anlass am Rande des „Expert-Group-Seals-Treffens“ geplanter Workshop musste allerdings coronabedingt abgesagt werden und soll im Rahmen des internationalen Wattenmeer Symposiums im November dieses Jahres nachgeholt werden.

Titelfoto: Schückel / LKN.SH
Kegelrobbenfoto: Caroline Höschle / Bioconsult SH

Deutlich zurückgegangen

Für eine endgültige Entwarnung ist es zu früh, aber in Sachen Vogelgrippe besteht die Hoffnung, dass das Schlimmste überstanden ist – zumindest, was die Wildvögel in der Nationalparkregion betrifft. „Die Verdachtsfunde sind in allen Einsatzbereichen weiter deutlich zurückgegangen“, berichtet Christian Wiedemann aus der Nationalparkverwaltung. Mit Stand heute lag die Gesamtzahl der aufgefundenen toten oder moribunden Vögel bei 16.302 (zum Vergleich: Mitte Dezember waren es etwa 12.000).

Nachdem seit Ausbruch des Infektionsgeschehens Ende Oktober zunächst stärker die nördliche Küstenregion betroffen war und an Arten vor allem Weißwangengänse und Pfeifenten, gab es Mitte Dezember eine neue Entwicklung: Auf Nordstrand wurden tote oder verendende Knutts in großer Zahl gefunden – darunter auch ein nachweislich auf Island im Jahr 2017 beringtes Exemplar (Foto oben).

Insgesamt wurden 3.260 tote Tiere dieser Art gezählt. Bei den durch das Friedrich-Löffler-Institut untersuchten Proben der Knutts wurde das Vogelgrippevirus H5N3 festgestellt. In dem an der Nationalparkküste noch verweilenden Knuttbestand scheint sich das Infektionsgeschehen allerdings ebenfalls beruhigt zu haben.

In ganz Schleswig-Holstein wurden nach Informationen aus dem schleswig-holsteinischen Umweltministerium in den Geflügel- und Wildvogelbeständen insgesamt vier verschiedene Erreger nachgewiesen, und zwar die Subtypen H5N8, H5N5, H5N3 sowie in einem Fall H5N1. Weitere Informationen zu den Hintergründen der Vogelgrippe nach aktuellem Stand gibt es hier.

Titelfoto: Weppner / LKN.SH

Rubrik 3 Fragen
Kai Eskildsen

Leiter des Fachbereichs Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen in der Nationalparkverwaltung

Kai, die als Journalistin des Jahres 2020 ausgezeichnete Chemikerin und YouTuberin Mai Toi Nguyen-Kim  hat es als „ein ganz wesentliches Arbeitselement“ der Wissenschaft bezeichnet, dass „man sich vorwärtsirren“, das heißt die Suche nach Antworten ergebnisoffen sein müsse. Würdest du dem zustimmen – und was heißt das für die Wissenschaft im Wattenmeer?

Das ist eine sehr schöne und anschauliche Formulierung für den wissenschaftlichen Grundansatz, eine Hypothese aufzustellen, die dann durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt oder widerlegt wird. Es ist also in der Forschung wie mit der Pralinenschachtel von Forrest Gump: Man weiß nie, was man bekommt!

Dass Forschung im Wattenmeer eine lange Tradition hat, weiß jeder, der im Biologieunterricht aufgepasst hat. Bereits im vorletzten Jahrhundert hat Karl Möbius auf der Basis seiner Forschungen an der europäischen Auster im schleswig-holsteinischen Wattenmeer den Begriff der Biozönose entwickelt, um die Gemeinschaft von Organismen verschiedener Arten in einem abgrenzbaren Lebensraum zu beschreiben. In dieser Tradition forschen Wissenschaftler:innen auch heute noch im Wattenmeer.

Für die Nationalparkverwaltung sind zwei Aspekte relevant: Wir haben den gesetzlichen Auftrag, zum einen den Zustand dieses einmaligen Ökosystems und zum anderen die Effektivität von Schutzmaßnahmen zu bewerten. Dies kann nur über das Monitoring von Flora und Fauna sowie den Lebensräumen des Wattenmeeres erfolgen.

Da kommt ein neuer Begriff ins Spiel, das Monitoring. Was ist das genau und was ist der Unterschied zwischen wissenschaftlicher Forschung und Monitoring?

Monitoring ist ein Teilaspekt wissenschaftlicher Forschung, der darauf abzielt, Daten über Tiere und Pflanzen und einen langen Zeitraum mit möglichst gleicher Methodik zu erheben und vorzuhalten. Dieser Aspekt ist jedoch in Forschungsinstitutionen häufig unterrepräsentiert, da Forschungsvorhaben in der Regel auf wenige Jahre angelegt sind, um ihre Hypothesen zu bearbeiten und darauf aufbauend weitergehende Fragestellungen zu entwickeln.

Wir in der Nationalparkverwaltung müssen dagegen wissen, wie sich die unterschiedlichen Bestandteile des Ökosystems Wattenmeer langfristig entwickeln. Das Monitoring im Nationalpark ist damit eine Art Vorwarnsystem für Entwicklungen im Wattenmeer. Durch Vergleiche mit den Informationen aus früheren Jahren lassen sich Rückschlüsse auf den Zustand und ein künftiger Handlungsbedarf ableiten.
 
Ein Beispiel: Über das Monitoring von Brutvögeln erfahren wir, dass eine Vogelart über mehrere Jahre stark abgenommen hat und wir wissen vielleicht auch, dass die Abnahme nur einzelne Teilbereiche betrifft. Was wir nicht wissen, ist der Grund der Abnahme. An dieser Stelle kommen dann wieder die Forschungsinstitutionen ins Spiel, die uns dabei helfen, die Ursachen dieser Entwicklungen zu finden. Das nennt sich dann anwendungsbezogene Forschung. Um im Beispiel zu bleiben, könnte die Forschung herausbekommen, dass der Rückgang der Vogelart auf Nahrungsmangel zurückzuführen ist. Dann ist eine passgenaue Managementmaßnahme der Nationalparkverwaltung möglich.

Welche Monitoring-Aufgaben obliegen der Nationalparkverwaltung?

Das Monitoring-Programm des Nationalparks verfolgt seit seiner Einführung zu Beginn der 1990er Jahre einen ökosystembasierten Ansatz, der möglichst viele einzelne Bestandteile des Systems abdecken soll. Selbstredend spielen dabei Vögel und Seehunde eine besondere Rolle. Sie sind die offensichtlichsten Naturerscheinungen im Wattenmeer. Bei ihnen behalten wir die Bestände und den Erfolg bei der Jungenaufzucht im Auge. Ohne Fische, Muscheln, Würmer und Seegras des Wattenmeeres fänden sie jedoch keine Nahrung. Damit ist für uns die Erfassung dieser Arten im Monitoring von ebenso großer Bedeutung. Hier stehen Artenzusammensetzung und –verteilung sowie die Biomasse im Mittelpunkt des Monitorings.

Alle diese Arten haben spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum. Nur wenn dort günstige Bedingungen gegeben sind, kann sich die Lebensgemeinschaft ausprägen. Deswegen ist es auch wichtig, ganz im Sinne von Karl Möbius die Bedingungen der Biotope zu kennen. Folgerichtig werden Salz- und Seegraswiesen, aber auch Riffe und Sandbänke oder Muschelbänke dauerhaft untersucht. Dazu spielen auch Einflüsse von außen eine Rolle. Daher gehen auch die Konzentrationen von Nähr- und Schadstoffe in die Betrachtung ein.

In den letzten Jahren sind auch die Müllproblematik und die Einwanderung nicht-einheimischer Arten in das Monitoring-Programm aufgenommen worden. Nur so lässt sich die Funktionsfähigkeit des gesamten Ökosystems beschreiben und beurteilen – um mit einem passgenauen Management dafür Sorge zu tragen, dass diese einmalige Landschaft auch vor dem Hintergrund ihres Welterbestatus‘ langfristig erhalten bleibt.

Titelfoto: LKN.SH

Rubrik Faszinierende Biologie

Die bislang milde Witterung hat, wie in wärmeren Wintern nicht ungewöhnlich, einige Vögel dazu bewogen, es etwas länger als üblich bei uns auszuhalten. „Dazu zählt recht auffällig der Kiebitz mit teilweise noch größeren Verbänden“ (Foto oben), berichtet Nationalpark-Ranger Martin Kühn – und sogar einzelne Löffler und Kampfläufer. „Bis in den November verblieben vereinzelte Regenbrachvögel, und selbst ein Zwergstrandläufer verweilte noch Anfang Januar im Hauke-Haien-Koog“; beides seien Vogelarten, deren Hauptwinterquartiere in Afrika (Zwergstrandläufer auch im Mittelmeerraum) liegen.

Grauammer

Der Jahreszeit entsprechender dagegen zeigen sich Grauammern im und am Nationalpark Wattenmeer. Und da hat der Nationalpark-Ranger kürzlich im Osewoldter Vorland eine faszinierende Beobachtung gemacht: „einen Trupp von (exakt! – kein Witz) 100 Exemplaren“, erinnert er sich, und weiter: „Es war ein Tag mit unverhoffter Entwicklung. Erst erschien er nass, kalt und grau. Doch dann setzte der Wind nahezu komplett aus. Das Watt und die Salzwiesen wirkten so herrlich ruhig und weit, die Sicht wurde klarer und die nun dünnere Wolkendecke ließ deutlich mehr Licht durchscheinen.“ Und prompt habe eine größere Gemeinschaft von Grauammern verhalten eine Art Gruppengesang angestimmt …

Titelfoto: Bolm-Audorff
Foto Grauammer: Kühn / LKN.SH

Rubrik Unsere Partner
Kreativ optimistisch

Mit kreativen Ideen und einer guten Portion Optimismus trotzen einige unserer Nationalpark-Partner der Coronakrise. Hier zwei Beispiele:

Bürte und Björn Lachenmann von Radtouren Nordfriesland haben gemeinsam mit der Nordsee Akademie in Leck (ebenfalls Nationalpark-Partner) für den Sommer ein einwöchiges Bildungsurlaubsprogramm  „der Extraklasse“ entwickelt: Kultur, Natur, Kulinarik und viel Informationen – diese Reise bietet alles“, heißt es in der Ankündigung. Persönliche Reiseleitung garantiert, und qualitativ hochwertige E-Bikes werden für den gesamten Aufenthalt gestellt, so die Ankündigung der „Tour de Nordfriesland 2021 – Mit dem E-Bike Wattenmeer und Hinterland erkunden“. Das Ganze in der Hoffnung, dass bis Anfang Juli solche Veranstaltungen wieder möglich sind.

Kombiangebote der Lachenmanns mit anderen Nationalpark-Partnern sind bereits in Arbeit. „Wenn unsere Partner solche gemeinsamen Programme entwickeln, freut uns das sehr und entspricht ganz unserem Ziel der Vernetzung“, sagt der Leiter des Fachbereichs Kommunikation und Nationalpark-Partner in der Nationalparkverwaltung Matthias Kundy.

Ein weiteres Beispiel für Vernetzung und Kooperation – und das sogar grenzüberschreitend – sind die Dänin Marit Beckmann und die Nationalpark-Watt- und Gästeführerin Christine Dethleffsen. Unter dem Motto „Vögel kennen keine Grenze – Wir auch nicht“ bieten sie vogelkundliche Führungen in der deutsch-dänischen Grenzregion an.

Beide sind Absolventinnen der im Rahmen des Interreg-Projekts NAKUWA durchgeführten Fortbildung zu Birdwatching Guides. Und Marit Beckmann (Screenshot oben, rechts)  ist sogar „doppelte“ Nationalpark-Partnerin, nämlich sowohl in Dänemark als auch seit Kurzem in Schleswig-Holstein. Sie ist damit die erste Vogelführerin in dieser neuen Kategorie der Nationalpark-Partnerschaft. Weitere Informationen über die beiden und ihre Angebote gibt es hier.

Titelfoto: Screenshot Birdwatt

Rubrik Aus dem Mutimar Wattforum
Fischarzt auf Visite

Ein Arztbesuch der außergewöhnlichen Art fand kürzlich im Multimar Wattforum statt. Wegen seiner Spezialisierung auf Fische ist Dr. Dieter Göbel aus Rostock der Tierarzt des Vertrauens für die Aquaristik in dem Nationalpark-Zentrum. Bei seiner jüngsten Visite in Tönning stand unter anderem auf der Agenda, die Ursache für den Tod eines Seeteufels zu klären.

Das 1,18 Meter lange und 22 Kilogramm schwere Weibchen lebte bis zum letzten Sommer im Becken „Block und Geröll“. Kurz bevor es verendete, hatten die Aquarianer im Maul eine merkwürdige, helle Masse entdeckt (Foto oben). Für die Obduktion wurde der große Fisch aus dem Eisschrank geholt und seziert. Das Ergebnis war verblüffend, denn: Die eigenen Zähne waren dem Fisch zum Verhängnis geworden, wie Aquaristik-Leiter Timo Kaminski erklärt: „Seeteufel stülpen ihre Mägen gelegentlich zur Reinigung aus, was immer ein Risiko darstellt, da sich der Magen beim Zurückziehen an den scharfen Zahnreihen, die bis tief in den Schlund ragen, verfangen kann.“

Genau dies war wohl der Fall beim Multimar-Seeteufel. „Eine tragische, aber letztlich natürliche Todesursache,“ resümiert Kaminski. Der beeindruckende ausklappbare Kiefer solle nun präpariert und später im Multimar Wattforum ausgestellt werden.

Titelfoto: Pekruhl / LKN.SH

Ruhig ist es zurzeit in der menschenleeren Ausstellung im Multimar Wattforum. Seit rund zehn Wochen fehlt das Publikum. Aber ganz so unbelebt, wie es auf den ersten Blick scheint, ist es dann doch nicht: Hier wird ein Bildschirm repariert, dort werden die Fische gefüttert, der Boden im Restaurant glänzt frisch geölt (siehe Foto), im Shop wird Inventur gemacht, per Hebebühne wird die Decke entstaubt … Das Multimar-Team nutzt die Zwangspause bestmöglich, um das Haus in Topform für die erhoffte baldige Wiedereröffnung zu bringen.

Über die Arbeit der Aquarianer während des Lockdowns hatte kürzlich Sat1 in einem Filmbeitrag berichtet. Auch im Back- und Homeoffice wird fleißig gearbeitet, unter anderem an der kontaktlosen Herausgabe von Multimar-Jahreskarten und an der Multimar-Website, mittels derer Vieles virtuell erlebbar ist. Die entsprechenden Angebote sind hier zu finden.

Titelfoto: Claußen / LKN.SH

Als hätten die Deutsche Wildtier Stiftung und das Multimar Wattforum sich abgesprochen: Der Fischotter ist das Wildtier des Jahres 2021! Die Stiftung hat die zur Familie der Marder zählende Art ausgewählt, um auf deren Gefährdung, aber auch auf deren Faszination aufmerksam zu machen. Dasselbe Ziel verfolgt unser Nationalpark-Zentrum mit dem Vorhaben, ab 2023 lebende Fischotter zu zeigen und interaktiv über die Tiere zu informieren.

Die Anlage befindet sich seit Sommer 2020 im Bau. Nach einer dreiwöchigen Winterpause, in der die Betonsohle für das neue Ausstellungsgebäude trocknen muss, wird die Baustelle bald wieder brummen.

Alina Claußen

Titelfoto: Jan Piecha / Aktion Fischotterschutz

Rubrik Aktive Naturschutzverbände
Neue Leiterin

Erst kürzlich hat Imme Flegel hat die Gesamtleitung der Schutzstation Wattenmeer auf Eiderstedt übernommen (siehe Nationalpark-Nachrichten, November-Ausgabe), nun ist auch die Stelle der Leitung im Nationalparkhaus St. Peter-Ording neu besetzt – mit der gebürtigen Ostfriesin Kristina Pieper. Lesen Sie mehr dazu in dieser Pressemitteilung.

Titelfoto: Björn Marten Philipps / Schutzstation Wattenmeer

Vortragsreihe online

Veranstaltungen? Derzeit coronabedingt nicht möglich. Aber der Verein Jordsand hatte da eine Idee und bietet seine Wintervorträge online an, per Live-Stream auf der Website. Die Reihe biete Einblicke „in ferne Orte und deren Tierwelt“ wie zum Beispiel das Okavango-Delta in Botswana und den nordischen Inselstaat Island – aber auch in den schleswig-holsteinischen Nationalpark. So berichtet Veit Hennig über die Vogelwelt auf der Hallig Norderoog. Von Helgoland gibt es erste Ergebnisse des Forschungsprojektes „Basstölpel & Meeresmüll“ (siehe Foto). Start war bereits in der vergangenen Woche, weiter geht es, immer donnerstags um 19.30 Uhr, bis Ende Februar. Weitere Informationen sind hier verfügbar.

Titelfoto: Dockhorn

Neues aus den NNL

Forschung und Monitoring prägen das Nationalpark-Themenjahr 2021 und haben auch in dieser Ausgabe der Nationalpark Nachrichten breiten Raum. Da passt die Meldung ins Bild, dass auch in anderen Nationalen Naturlandschaften Deutschlands „gemonitort“ wird – zum Beispiel bei einem Projekt in fünf Biosphärenreservaten zur Umsetzung, Erprobung und Etablierung von Insektenschutzmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen. Dessen Ziel ist es, die Biosphärengebiete zu Modelllandschaften für mehr Insektenschutz in landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaften zu entwickeln.

„Die Wechselwirkungen zwischen Naturschutz und Landnutzung sind komplex“, heißt es dazu, und: „Forschung und Monitoring liefern wichtige Daten, aus denen Erkenntnisse für ein nachhaltiges Miteinander von Mensch und Natur gezogen werden können und sind deswegen elementarer Bestandteil der Arbeit in Biosphärenreservaten.“ Der Verein Nationale Naturlandschaften arbeite eng mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammen, um die Biosphärenreservate bei den entsprechenden Tätigkeiten zu unterstützen.

Beteiligt im Fall des Insektenschutzprojektes sind den Angaben zufolge der WWF Deutschland, das ZALF Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung sowie die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Weitere Informationen zum Insektenschutzprojekt bietet die Website des WWF, zu Forschung und Monitoring in Biosphärenreservaten allgemein das NNL-Fachwissenportal.

Titelfoto: Ron van den Berg / Pixabay

Rubrik Über den Tellerand
Promenade mit den Big Five

In St. Peter-Ording ist noch im „alten“ Jahr die Erlebnispromenade im Ortsteil Bad fertiggestellt worden. Auf 950 Metern Länge werden unter anderem verschiedene Spielorte und Erlebnisstationen und ein Naturpfad geboten. Und die „Big Five“ des Nationalparks Wattenmeer – Seeadler, Seehund, Schweinswal, Kegelrobbe und Stör – seien hier „auf den Themenspielplätzen wunderbar eingebaut worden“, heißt es dazu in der Tourismus-Zentrale der Nationalpark-Partnergemeinde (Foto oben). Als nächster Bauabschnitt ist ein Familientreffpunkt geplant, Fertigstellung voraussichtlich im Sommer nächsten Jahres.

Titelfoto: TZ SPO

Mehr Wildnis wagen

Zwei Prozent der Landesfläche Deutschlands sollten bis 2020 als große Wildnisgebiete gesichert sein, so lautete das in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) festgeschriebene Ziel. Das wurde jedoch deutlich verfehlt: Bis Jahresende waren es gerade einmal 0,6 Prozent! Die 19 Naturschutzverbände und -stiftungen der Initiative „Wildnis in Deutschland“ haben nun eine „Agenda für Wildnis“ formuliert, die aufzeigen soll, wie mehr Wildnisgebiete in Deutschland geschaffen werden können.

Schließlich leisteten diese einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität, heißt es dazu von Seiten der Initiatoren. Man wolle „die notwendige Debatte für mehr Wildnis anregen, eine konstruktive Diskussion fördern und zu konkreten Ergebnissen führen“. Die komplette Agenda kann hier eingesehen und als PDF heruntergeladen werden.

Titelfoto: Screenshot

Ende der Ölförderung

Diese Nachricht hat bei Umwelt- und Klimaschützern Freude ausgelöst: Bereits im Dezember hat das dänische Parlament beschlossen, künftig keine neuen Förderlizenzen für die Nordsee mehr zu vergeben. Bis zum Jahr 2050 soll außerdem die gesamte Öl- und Gasförderung in der dänischen Nordsee eingestellt sein. Detaillierte Informationen dazu bietet ein Bericht auf tagesschau.de.

Titelfoto: Dockhorn

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung
Barrierefreie Broschüre

Barrierefrei – mit diesem Begriff verbinden Viele beim ersten Gedanken wahrscheinlich etwas Räumliches, den Zugang zu Gebäuden zum Beispiel. Aber Barrierefreiheit bedeutet viel mehr: „Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind …“, heißt es in Paragraf 4 des im Jahr 2002 in Kraft getretenen Gesetzes zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Barrierefreiheit bezieht sich also auch auf „visuelle Informationsquellen“ – und in diesem Sinne wurde die Online-Broschüre „Wattenmeer für Alle“ der Nationalparkverwaltung jetzt barrierefrei gestaltet und neu aufgelegt.

Wattenmeer für alleDie Broschüre ist eine Sammlung von Naturerlebnisangeboten an der Westküste Schleswig-Holsteins und im Nationalpark Wattenmeer. Die dort vorgestellten Angebote zeigen Möglichkeiten, wo und wie das Wattenmeer barrierearm oder sogar barrierefrei (im räumlichen Sinne) erlebbar ist. Nun, mit der neuen Gestaltung, kommt auch die digitale Barrierefreiheit dazu, soll heißen: Die Publikation wurde umfassend überarbeitet und so formatiert, dass sie als PDF-Dokument vom PC oder Smartphone vorgelesen werden kann; Bilder und Grafiken sind dafür mit Alternativtexten unterlegt, Verlinkungen ermöglichen eine Navigation innerhalb des Dokumentes.

Einen wesentlichen Anteil am Endprodukt hat Ena Fee Briesemeister, die ihr Praktikum in der Nationalparkverwaltung kürzlich beendet hat. Zusammengearbeitet hat sie dabei mit Katharine Schwarzer, die im Fachbereich Kommunikation und Nationalpark-Partner unter anderem für die Mediengestaltung zuständig ist. „Die Herausforderung bestand vor allem darin, dass wir uns vom Layout einer klassischen Printbroschüre lösen mussten“, erklärt Schwarzer: „Der Fokus lag darauf, dass Bilder, Piktogramme und Textblöcke so gestaltet und mit Tags versehen wurden, dass sie am Ende von den Screenreader-Programmen in der richtigen Reihenfolge vorgelesen werden.“ Sogenannte Tags sind Markierungen für Elemente (zum Beispiel Textblöcke oder Bilder) innerhalb eines Dokumentes.

„Der Verein Anderssicht hat die überarbeitete Broschüre getestet und wir freuen uns, dass sich die Experten lobend zu dem Ergebnis geäußert haben“, ergänzt der Leiter des Fachbereichs Matthias Kundy. Auch das Feedback der Institutionen, deren Angebote in der Broschüre präsentiert werden, sei „ausgesprochen positiv“. Diese steht ausschließlich online hier zum Download zur Verfügung.

Titelfoto: Sen.- WA Bredstedt, Parkstr.5

Viele Medienanfragen

Fachfragen beantworten für einen Zeitungs-, einen Radio- oder einen Fernsehbeitrag: Für den Leiter Michael Kruse und etliche andere Mitarbeiter:innen in der Nationalparkverwaltung gehört das zu ihren Aufgaben. Ende Dezember zum Beispiel hat die Redaktion von SAT1 regional die Arbeit der Seehundstation Friedrichskoog vorgestellt und kurzfristig um ein Interview mit Kruse zur Bedeutung der Seehundstation für den Wattenmeer-Nationalpark gebeten. Gefragt, getan: Treffen am Deich, Film ab … Das Ergebnis ist hier zu sehen.

Der Filmbeitrag ist nur ein Beispiel für die Erledigung der Vielzahl von Medienanfragen, die Woche für Woche in der Nationalparkverwaltung eingehen. Besonders im Fokus stand dabei in vergangenen Wochen, wenig überraschend, das Thema Vogelgrippe (siehe dazu Beitrag zur Vogelgrippe).

Titelfoto: Screenshot SAT1

Rubrik Menschen und Medien
Sonnenuntergang

Nach 30 Jahren soll es gut sein, findet Walter Denker. So lange war der Konrektor (Jahrgang 1946, heute längst im Ruhestand) Kreisnaturschutzbeauftragter in Dithmarschen und damit qua Amt auch Mitglied im Dithmarscher Nationalparkkuratorium. Ende letzten Jahres wurde er auf eigenen Wunsch aus dem Ehrenamt verabschiedet und damit auch aus dem Kuratorium.

Walter Denker„Mit Charme, Naturkenntnis und Diplomatie“, habe Walter Denker sein Ehrenamt ausgeübt, schrieb der damalige Landrat Jörn Klimant 2010 zu Denkers 20jährigen Jubiläum als Naturschutzbeauftragter. Neben diesem Amt war –   und ist – Walter Denker Mitglied in zahlreichen anderen Gremien und Beiräten, unter anderem als Vorsitzender der „Lokalen Aktion Bündnis Naturschutz“ in Dithmarschen zur Umsetzung des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000. Auch etliche Veröffentlichungen zu ökologischen Themen sowie Fachbeiträge zur Landeskunde in Zeitschriften und Büchern gehen auf sein Konto. Seit dessen Gründung war er außerdem 20 Jahre lang (bis 2020) Mitglied im „Beirat für Integrierten Küstenschutz“ des Landes.

Dem Nationalparkkuratorium gehörte Walter Denker seit dessen Gründung 1986 an, zunächst als Vertreter des Landesnaturschutzverbandes . „Für Ihre vielfach prägende Arbeit zum Wohle des Naturschutzes im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer möchte ich mich bei Ihnen sehr herzlich im Namen der Nationalparkverwaltung und des Landrats bedanken und wünsche Ihnen für die Zukunft weiterhin alles Gute und Gesundheit!“, schrieb der Leiter der Nationalparkverwaltung Michael Kruse zum Abschied an Walter Denker, und: „Bleiben Sie dem Nationalpark und dem Naturschutz auch weiterhin mit Engagement gewogen.“

Titelfoto: Stock / LKN.SH
Foto Walter Denker: Dr. Markus Rische

 

Und noch ein Abschied: Ende 2020  ist Gerold Lüerßen aus dem Kollegium des CWSS in den Ruhestand ausgeschieden.

Gerold Lüerßen

„Gerold war mehr als 25 Jahre im Gemeinsamen Wattenmeersekretariat tätig und hat dazu beigetragen, die trilaterale Wattenmeerkooperation zu dem zu machen, was sie heute ist“, heißt es im Dezember-Newsletter des CWSS, und: „Sein Vermächtnis in Bezug auf die Wadden Sea Flyway Initiative wird eines der herausragendsten Themen sein, an das wir uns erinnern werden.“ Und Britta Diederichs aus der Nationalparkverwaltung, die Lüerßen durch die Zusammenarbeit an verschiedenen Projekten seit Langem kennt, ergänzt kurz und knapp: „Ein feiner Kerl.“

Foto: CWSS

Rubrik Fundstück des Monats
Ungewöhnliche Anordnung

Dieser Tage an der Wattkante am Holmer Siel auf Nordstrand: Bei einem Spaziergang hat der ehemalige Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen dieses Phänomen beobachtet und fotografiert. Es handele sich um relativ große (also mehrere Jahre alte) Pazifische Austern, erklärt der Leiter des Fachbereichs Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen in der Nationalparkverwaltung Kai Eskildsen.

Aber warum stehen die alle senkrecht, ordentlich eine an der anderen? Diese Anordnung komme ihm tatsächlich „eher ungewöhnlich“ vor, sagt Eskildsen. Ein ähnliches Phänomen ebenfalls auf schlickigem Sediment sei im Rahmen des regelmäßigen Monitorings allerdings jüngst auch im Lister Tief beobachtet worden. Die Antwort auf das Warum – eine Aufgabe für die Wattenmeerforschung?

Titelfoto: Detlef Hansen

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LKN.SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:      

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