Niedersachsen

29.11.2024 |

Partnerschaft ohne Grenzen in einem Europa der Regionen

Gemeinsame Ausstellung der Nationalparke Niedersächsisches Wattenmeer und Neusiedlersee-Seewinkel in der niedersächsischen Landesvertretung in Brüssel als Inspiration für den politischen Diskurs zum Naturschutz in Europa

Zwei prominente Vogelschutzgebiete mit internationaler Bedeutung, zwei staatenübergreifende UNESCO-Welterbegebiete, zwei wichtige ökologische Regionen in Europa – Naturerlebnis, Arten- und Naturschutz, Forschung. Zwei Nationalparke in der EU, die eng zusammenarbeiten, freundschaftlich verbunden sind und ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Bereich Naturschutz, Tourismus und Nachhaltigkeit aktiv austauschen, auf der Grundlage einer Kooperationsvereinbarung: Seit zwei Jahren stehen die Nationalparke Niedersächsisches Wattenmeer und Neusiedlersee-Seewinkel im engen fachlichen und partnerschaftlichen Austausch.

In einer außergewöhnlichen Foto-Ausstellung in der Niedersächsischen Landesvertretung in Brüssel, die am 19.11. auf einer Vernissage eröffnet wurde, präsentieren nun beide Nationalparkverwaltungen die Vielfalt, Eigenart, Schönheit und Dynamik ihrer Schutzgebiete. Zehn thematische Bildpaare illustrieren die jeweiligen Gemeinsamkeiten, Besonderheiten, aber auch Unterschiede von Natur, Naturschutz und Kultur. So sind beide Parke Hot-Spots der Biodiversität, wichtige Rastplätze für Zugvögel, Heimat des Löfflers; Salz und wechselnde Wasserstände prägen die jeweils ganz besondere Tier- und Pflanzenwelt; auf dem Grünland wirken in beiden Schutzgebieten alte Haustierrassen als Landschaftspfleger. Beim Publikums-Voting des schönsten Fotos der Ausstellung hatte das Wattenmeer die Nase vorn: Siegerbild wurde das Stranddistel-Motiv von Thomas Sauer.

Teilnehmer der Vernissage der Fotoausstellung am 19.11. in Brüssel
Johannes Ehrenfeldner, Direktor des Nationalparks Neusiedler See-Sewinkel; Rainer Winter, Protokollchef Land Burgenland; Landesrat Heinrich Dorner; Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer; Matthias Wunderling-Weilbier, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung; Tiemo Wölken, Mitglied des Europaparlaments; Michael Freericks, Niedersächsische Landesvertretung in Brüssel.

© Vertretung des Landes Niedersachsen bei der EU

Die Ausstellung lieferte Inspirationen während der Eröffnungsveranstaltung, die der Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Matthias Wunderling-Weilbier einleitete. Er wies insbesondere auf die Bedeutung interregionaler Kooperation in Europa hin und auf die hohe Bedeutung gemeinschaftlicher Natur-Werte. Im Anschluss begrüßte Landesrat Mag. Heinrich Dorner, Mitglied der Burgenländischen Landesregierung und ebenso wie StS Wunderling-Weilbier Mitglied im Europäischen Ausschuss der Regionen. Er hob insbesondere die Bedeutung des Wassers in beiden Regionen in Zeiten des Klimawandels hervor: vor allem der Wassermangel am Neusiedler See ist als bedrängendes Thema eine Zukunftsfrage. Die Nationalpark-Leiter Peter Südbeck, für den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und Johannes Ehrenfeldner, für den Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel, stellten sowohl die landschaftlichen Besonderheiten ihrer Parke heraus, aber verwiesen aber auch auf die Herausforderungen und Alltagsfragen im Management dieser Gebiete, um auch zukünftig die natürlichen Funktionen und die Bedeutung für die Gäste und Einheimischen in den Regionen erhalten zu können. In einer anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Lukas Vendler, Mitarbeiter im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel sprachen das Mitglied des Europäischen Parlaments, Thiemo Wölken aus Osnabrück, Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI), und Frank Vassen von  der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission zu den aktuellen Herausforderungen beim Erhalt und der Wiederherstellung von Ökosystemen und allgemein der Umweltpolitik auf europäischer Ebene. Hier wurde noch einmal die hohe Bedeutung guter regionaler Kooperation hervorgehoben, um auch grenzüberschreitend lernen zu können und die stark gestiegenen Ansprüche an Natur und Landschaft und auch deren Nutzung erhalten zu können. Auch für die anstehende Phase der neuen EU-Kommission wird die Umwelt- und Naturschutzpolitik mit der Umsetzung der Wiederherstellungsverordnung oder der Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels auch auf die Natur-Gebiete in Europa eine starke Herausforderung.

Die Nationalparke Niedersächsisches Wattenmeer und Neusiedlersee als UNESCO-Welterbe gehen insofern mit gutem Beispiel voran und zeigen auf, wie Ökosysteme funktionieren können und welchen Beitrag funktionierende Systeme für diese Zukunftsfragen leisten können. Sie sind daher zwei wichtige ökologische Vorzeigeprojekte in Europa und tragen zur Verbesserung des natürlichen Kapitals in Europa wie Sicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Ernährungssicherheit bei. Denn Verlust der Natur bedeutet Verlust von Resilienz der Ökosysteme, der Ernährung, Gesundheit, Infrastruktur sowie Wirtschaft und Finanzen und Heimat wie Wohlbefinden für die europäische Bevölkerung.

Peter Südbeck und Johannes Ehrenfelder unterstrichen die Bedeutung dieser internationalen Zusammenarbeit: „Für Nationalparke ist internationale Kooperation unerlässlich, um voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu inspirieren und Naturschutz über Grenzen hinweg zu leben. Dies als große Nationalparkfreunde gemeinsam zu tun ist, ein großes Glück“.