Die Initiative „Sternenfunkeln über Friesland“ wurde im Jahr 2022 vom Landkreis Friesland, der Mobilen Umweltbildung „MOBILUM“ sowie der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer ins Leben gerufen, um gemeinsam mit einem Netzwerk von weiteren Partner*innen einen Beitrag zur Reduzierung von Lichtverschmutzung zu leisten.
Dr. Andreas Hänel, Experte der Fachgruppe Dark Sky von der Vereinigung der Sternfreunde, sieht bei der zunehmenden Lichtverschmutzung in Deutschland dringenden Handlungsbedarf. Diese steigt jährlich um bis zu sechs Prozent und hat enorme Konsequenzen für Natur und Tierwelt: Über die Hälfte der Insekten ist nachtaktiv und orientiert sich bei Dunkelheit an den zarten Lichtern der Sterne. Oftmals verwechseln sie künstliche Lichtquellen mit dem natürlichen Sternenlicht und umkreisen das Licht so lange bis sie schließlich vor Erschöpfung sterben. Zudem benötigen Singvögel, Fische und sogar Menschen das Hormon Melatonin, welches ausschließlich bei völliger Dunkelheit gebildet werden kann und für einen gesunden Schlaf notwendig ist. Die nächtliche Dunkelheit ist auch für Zugvögel lebensnotwendig, da sie sich auf ihren langen Reisen am Sternenhimmel orientieren. Katrin Kirfel von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer hebt hervor, wie wichtig dies vor allem während der Zugzeiten im Frühjahr und Herbst ist.
Der Einsatz moderner LED-Technologie mit hohem Blauanteil, sogenanntem kalt-weißen Licht, verstärkt die Lichtverschmutzung weiter, unterstreicht Dr. Hänel. Zukunftsfähige Beleuchtungskonzepte beziehen hingegen den Schutz der Flora und Fauna ein. Sie nutzen Leuchtmittel mit einem warmweißen bis bernsteingelben Farbspektrum mit einer Farbtemperatur von 2200-2400 Kelvin sowie Lampen, die zielgerichtet nur die benötigten Bereiche ausleuchten und keinesfalls nach oben oder zur Seite strahlen.
Im Schlossmuseum Jever sowie den Biosphären-Kommunen Sande und Zetel werden nachhaltige Beleuchtungskonzepte bereits erfolgreich umgesetzt: Die Außenbeleuchtung wird zwischen 23 Uhr und 6 Uhr komplett ausgeschaltet. Eine effiziente Maßnahme, die nicht nur Kosten einspart und leicht umsetzbar ist, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Denn jede Reduktion des Energieverbrauchs führt zu einer Reduktion der CO2-Emissionen und trägt somit dazu bei, die Klimaschutzziele zu erreichen. Die Stadt Gütersloh zeigt, wie viel Potenzial darin steckt: Allein durch das Ausschalten der Beleuchtung zwischen 0 Uhr und 4 Uhr können jährlich 60.000 Euro eingespart und gleichzeitig der CO2-Ausstoß verringert werden. In Deutschland verursacht die nächtliche Straßenbeleuchtung insgesamt 28 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr.
Angesichts der anstehenden dunklen Jahreszeit raten die Referent*innen zu einer bedachten Nutzung von Weihnachts- und Dekorationsbeleuchtungen, insbesondere Solarleuchten. Letztere seien besonders umweltbelastend, da ihre Akkus in der Regel nach rund 500 Ladezyklen verbraucht sind, viele Rohstoffe beinhalten und häufig als problematischer Sondermüll entsorgt werden müssen.
„Sternenfunkeln über Friesland“ lädt zum Mitmachen ein. Die Akteur*innen freuen sich, wenn sich weitere Bürger*innen und Kommunen anschließen und in den Nachtstunden bewusst die Außenbeleuchtung abschalten, um den Sternenhimmel über Friesland genießen zu können.
Mehr Informationen zum Projekt finden Interessierte auf der Website des Landkreises Friesland: https://www.friesland.de/sternenfunkeln. Dort können auch Erfahrungen, Ideen und Anregungen mitgeteilt werden.
Zudem gibt die Nationalparkverwaltung Hinweise zur Reduktion der Lichtverschmutzung bei Veranstaltungen unter https://www.nationalpark-wattenmeer.de/mediathek/nachhaltig-beleuchten-bei-veranstaltungen/.