Niedersachsen

Wir trauern um Jürn Bunje

9. Juli 1963 - 28. Oktober 2022

Jürn Bunje

Plötzlich und unerwartet ist am 28. Oktober unser langjähriger Kollege, Mitarbeiter und Freund Jürn Bunje verstorben.

Wir sind geschockt und erschrocken – und eigentlich sprachlos; es gibt keine Erklärung, es ist ungerecht. Gerade erst kam Jürn von einer beeindruckenden Afrikareise zurück, er war noch ganz davon erfüllt, begeistert und fasziniert von Natur und Mensch, und auch erleichtert darüber, dass alles gut geklappt hat.

Wir denken an seine Frau Elli und die vier Kinder, Jule und Nele, Sven und Jan; und auch an seine Mutter. Die Familie und das familiäre Heim waren immer der Mittelpunkt in Jürns Leben, hier fand er Halt und Zufriedenheit, Glück und Freude.

Mehr als 30 Jahre, mehr als sein halbes Leben lang, war Jürn im und für den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer tätig. Er hat den Nationalpark mitgestaltet und weiterentwickelt, er hat die Arbeit der Nationalparkverwaltung geprägt und war ganz im Zentrum ein Leitstern für alle, unsere gute Seele. Wir verdanken ihm ganz viel!

In den ersten, sicher nicht einfachen Jahren des jungen Nationalparks hat sich Jürn vor allem um die Nationalparkplanung gekümmert, hat Konzepte und Ideen für eine Nationalparkentwicklung, die nach vorne gerichtet war, auf den Weg gebracht, erörtert, fachlich unterfüttert – und sich so ein Bild moderner Nationalparkarbeit in einer beeindruckenden fachlichen Breite erarbeitet, wie man sie nur selten findet. Als studiertem Geographen hat ihm seine profunde Raumkenntnis geholfen, den Nationalpark als Ganzes zu sehen und übergreifende Lösungen zu entwickeln, sich nicht im Klein-Klein zu verlieren, sei es in den Fragen des Salzwiesenmanagements, der naturschutzfachlichen Konzeption der Umsetzung von NATURA 2000 Zielen im Nationalpark oder in der natur-touristischen Entwicklung in unserer Region. Mit der Anerkennung des Wattenmeeres als UNESCO-Weltnaturerbegebiet hat Jürn die niedersächsischen Perspektiven zur Wertschätzung, zur Information und zum Erleben entwickelt und maßgeblich umgesetzt. Auch die Arbeiten für die verschiedenen Evaluationen unseres Nationalparks hat Jürn in großer Konsequenz stets kompetent, effizient und zielorientiert zum Ergebnis geführt. Wir haben davon ganz wesentlich profitiert.

Im Laufe der Zeit hat Jürn sich immer mehr um die Darstellung des Nationalparks, seine Erlebbarkeit und um die Wissensvermittlung im Gelände bemüht. Zahlreiche Infrastrukturprojekte tragen seine Handschrift und verdanken ihm ihr Licht. Dabei war immer die Vereinbarkeit von Naturschutz und Naturerleben oberstes Ziel der Ideen und Projekte: Naturerleben nicht auf Kosten der Natur, sondern als Grundlage für mehr Naturschutz. Die Maßnahmen und Projekte zum Schwimmenden Moor bei Sehestedt, der Langwarder Groden oder die Ausstellungen im Wattenmeer-Besucherzentrum in Wilhelmshaven sind erst dadurch ermöglicht worden, besser und schöner geworden. Jürn war selbst auch stets ein stolzer Bewohner der Kulturregion der Wattenmeerküste. Seine Kenntnisse und seine Wertschätzung für deren Bewohner machten ihn zum Ideengeber und Motor von Projekten in der Entwicklungszone der UNESCO-Biosphärenregion, wie z. B. der Gutsanlage Altmarienhausen in Sande. 

Dabei hat Jürn nie seine persönlichen Leistungen in den Vordergrund gerückt. Hat ohne Aufhebens für die Sache gearbeitet und für Kolleginnen und Kollegen, Partnerinnen und Partner, auch und gerade, wenn es dort nicht so klappte.

Die Insel Langeoog hat es ihm in besonderer Weise angetan: Als Gebietsbetreuer war er für uns Gesicht und Stimme auf der Insel, die nicht immer nur Freund des Nationalparks war. In konsequenter Kooperation hat Jürn vielfältige Vorbehalte zum Nationalpark aufgelöst, hat Gemeinsames nach vorne gesetzt und unermüdlich Ideen und Projekte entwickelt und – besser noch – selbst mit umgesetzt. Der Neubau und die völlige Neugestaltung des historischen Vogelwärterhauses sind auf Jürns Schreibtisch entwickelt worden. Das Haus ist heute ein Besuchermagnet für den Nationalpark auf der Insel, genauso wie die Entwicklungen am Flinthörn, am Ostende oder die vielen Partner auf der Insel Strahlkraft aufweisen. Seine kommunikative und unprätentiöse Art, seine Offenheit für neue Wege, seine Freundlichkeit und sein Werben um ein Miteinander waren sicher einige Schlüsselfaktoren für ein völlig neues Nationalparkgefühl auf Langeoog.

Diese Eigenschaften haben Jürn auch im Kreise der Kolleginnen und Kollegen in der Nationalparkverwaltung beliebt, geachtet und unersetzbar gemacht: Seine sich selbst zurücknehmende, uneingeschränkt hilfsbereite Art und die Fähigkeit, sich auch schwieriger Themen anzunehmen und sie einfach abzuarbeiten, haben ihn zu einer Zentralstelle, einem Kompetenz- und Energiezentrum für fast alle Fragen und Aufgaben im Hause gemacht. Seine Freundlichkeit, seine Freundschaft, sein kommunikatives und kreatives Talent waren mit einem Humor gemischt, der jeden Besuch in seinem Büro – auch in schwierigen Zeiten – zu einem Gewinn machte, mit frischer Motivation ging man danach wieder an die Arbeit. Den Eigentümlichkeiten des Verwaltungslebens stand er dabei mehr als einmal belustigt gegenüber. Seine Fähigkeiten als Texter, dabei geradeheraus mit zupackendem Pragmatismus, das war Jürns besondere Mischung. Sein sprichwörtlicher Sprachwitz, den wir alle in den Büchern des „Wattenmeeres für Entdecker“ weiter genießen dürfen, schien unerschöpflich, der Ideenreichtum schier unbegrenzt – eine wahre Freude!

Mit Jürn Bunje verlieren wir einen Kollegen unmittelbar aus dem Herzen des Nationalparks und seiner Verwaltung, den Kolleginnen und Kollegen. Wir verlieren einen großartigen Menschen und viele einen Freund. Seine Ideen, Gedanken und Projekte werden aber weiter sprechen und von ihm erzählen können. Wir werden Jürn nicht vergessen und sein Gedenken in guter Erinnerung bewahren, gleichwohl hätten wir ihn gerne noch viele Jahre unter uns gehabt. Er musste viel zu früh gehen.

Wir sind dankbar, dass wir ihn kennen, mit ihm arbeiten und ein Stück zusammen leben durften. Das hat dem Nationalpark und uns als Kollegium gut getan. Wir werden versuchen, dies in seinem Sinne fortzuführen.

Für die Kolleginnen und Kollegen aus der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung