Niedersachsen

07.04.2021 |

Unbekannte zerstören „Begrüßungsstele“ im Nationalpark

Die Freude währte nur kurz: Wenige Tage nach der Installation einer Stele, die Besucher:innen im Nationalpark und Weltnaturerbe auf Norderney willkommen heißt, haben Unbekannte den metallenen Schriftzug entwendet und damit das Objekt zerstört.

Wer am Ostersonntag zu Fuß oder mit dem Rad die Norderneyer Inselnatur erkundete, freute sich über die unlängst errichtete Stele, die am Zuckerpad die Besucherinnen und Besucher im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer willkommen hieß. Am Ostermontag wich diese Freude Wut und Entsetzen: Unbekannte hatten über Nacht den handwerklich gearbeiteten metallenen Schriftzug „Nationalpark“ aus der Halterung geflext und mitsamt der erläuternden Messingplakette gestohlen.

Wem wollen der oder die Täter damit schaden? „Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Beteiligten, die mit Fleiß und Kreativität an diesem Projekt gearbeitet haben, um den Nationalpark mit und für Einheimische und Gäste auf Norderney freundlich zu entwickeln und alle herzlich in unserer wunderbaren Natur zu begrüßen“, stellt Nationalparkleiter Peter Südbeck fest. Auch Bürgermeister Frank Ulrichs ist verärgert und enttäuscht ob dieser Tat: „Der Gedanke, dass so etwas nur wenige Tage nach der Errichtung der Stele passieren könnte, war bei mir nicht vorhanden und macht mich sprachlos. Diese ‚Aktion‘ ist sowohl verletzend und respektlos für die Initiatoren der Nationalparkverwaltung als auch beschämend für uns auf der Insel, dass so etwas hier geschieht.“

In den sozialen Netzwerken finden sich zahlreiche Kommentare von Einheimischen und Gästen, die ihren Unmut über die Zerstörung der Stele zum Ausdruck bringen.

Die Stele auf Norderney ist Teil eines Pilotprojektes mit dem Ziel, die Eingänge zum Nationalpark deutlicher zu machen und Einheimische und Gäste dort willkommen zu heißen. Finanziert werden die ersten beiden Prototypen aus dem Förderprogramm „Landschaftswerte“ der N-Bank (Investitions- und Förderbank Niedersachsen) mit Mitteln des Landes Niedersachsen und der Europäischen Union. Der Antrag wurde 2017 gestellt und bewilligt. Jürgen Püschel, Grafiker der Nationalparkverwaltung, skizzierte 15 verschiedene Entwürfe. In einem internen Wettbewerb wurde dieser filigran wirkende Schriftzug ausgewählt, der auffällt, ohne in der Naturlandschaft aufdringlich zu wirken. Die handwerkliche Umsetzung erfolgt in Kooperation mit den berufsbildenden Schulen Wilhelmshaven. Bei diesem ungewöhnlichen Projekt können die Schüler:innen zeigen, was sie gelernt haben.

Wenn die „Begrüßungs-Stelen“ gut angenommen werden, sollen sie zukünftig an typischen Eingangs-Situationen ins Schutzgebiet als freundliches und attraktives Willkommens-Symbol aufgestellt werden.

Der Schriftzug besteht aus Cortenstahl. Dieser bildet unter Witterungseinfluss eine Rostschicht, die das Objekt interessant und „lebendig“ macht. Das Metallobjekt wird zwischen zwei Pfosten aus naturbelassenen Baumstämmen aufgehängt. Die Installation vor Ort übernahmen die Ranger zusammen mit Jürn Bunje, der bei der Nationalparkverwaltung das Projekt koordiniert. Schon während der Aufbauarbeiten zeigten sich alle Menschen, die vorbeikamen, ausnahmslos begeistert. Geplant ist eine Evaluierung durch die Ranger, bevor dann an vielen weiteren „Eingangspunkten“ im niedersächsischen – und perspektivisch auch im hamburgischen und schleswig-holsteinischen – Wattenmeer solche Stelen aufgestellt werden. Ein weiterer Prototyp steht seit dem vergangenen Jahr im Langwarder Groden – bislang unbeschadet, während die auf Norderney nun erstmal zerstört ist.

Der Diebstahl des Schriftzugs wurde von einem Norderneyer Bürger, der dies als erster entdeckt hatte, umgehend zur Anzeige gebracht, die Polizei ermittelt. Seitens der Nationalparkverwaltung wurde ebenfalls Anzeige erstattet. Der Sachschaden beläuft sich auf ca. 2000 Euro, wovon jeweils die Hälfte auf den Materialwert bzw. die Arbeitskosten entfallen. Der ideelle Schaden lässt sich nicht beziffern – die „Begrüßungs-Stelen“ sind ein weiterer Meilenstein im nachhaltigen Miteinander von Naturschutz und Tourismus, Nationalparkverwaltung und Kommunen, Einheimischen und Gästen. Wer auch immer es sein mag, der sich mit Werkzeug an der etwa zweieinhalb Meter hohen Installation nachts bei eisigem Wetter zu schaffen gemacht hat – er hat sich den Zorn einer großen Gemeinschaft zugezogen.

Begrüßungsstele abgetrennte Halterung
Mit professionellem Werkzeug wurde der Schriftzug abgetrennt.

© Frauke Gerlach