Niedersachsen

11.11.2024 |

Wattenmeer-Forscher rockt die deutsche Meisterschaft im Science Slam

Dr. Benedikt Wiggering, Biodiversitäts-Experte bei der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, setzte sich mit seinem Vortrag zum Aasökologie-Projekt im Finale der besten deutschen Science-Slammer gegen sieben Konkurrent*innen durch.

„Wer fraß am Aas?“ Schon der Titel des Sieger-Beitrags im Wettbewerb „Deutscher Science Slam Meister 2024“ lässt Nervenkitzel erahnen. Rein wissenschaftlich geht es um das bundesweite Projekt „Belassen von Wildtierkadavern in der Landschaft – Erprobung am Beispiel der Nationalparke“. Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer werden die damit verbundenen Forschungsarbeiten vom Biologen Dr. Benedikt Wiggering koordiniert. Beim Format „Science Slam“ geht es darum, wissenschaftliche Projekte unterhaltsam und allgemeinverständlich zu präsentieren. Dies ist Benedikt Wiggering meisterlich gelungen: Beim spannenden Finale am Samstag in der mit 1.200 Gästen vollbesetzten Göttinger Stadthalle hatte er beim Publikums-Voting die Nase vorn.

Sein Slamming-Talent stellte Wiggering schon im September 2022 beim Wilhelmshavener Science-Slam unter Beweis. Mit seinem Vortrag zum Ameisenlöwen („Es lauert … im Sand!“) war die Nationalparkverwaltung erstmals bei diesem regionalen Wettbewerb vertreten – und Wiggering holte aus dem Stand den Sieg. Im September dieses Jahres qualifizierte er sich dann beim norddeutschen Vorentscheid mit „Wer fraß am Aas?“ für das Bundesfinale.

Das Aasökologie-Projekt wurde 2022 gestartet, wird vom Bundesamt für Naturschutz gefördert und läuft für fünf Jahre in 15 deutschen Nationalparken. Dafür werden in allen teilnehmenden Gebieten jährlich mehrere Kadaver von toten Wildtieren ausgelegt und dann untersucht, welche Arten an der „Beseitigung“ des Kadavers beteiligt sind und vor allem, welche Bedeutung den Tierkadavern mit ihrem Fraß- und Brutstätten-Angebot für die heimische Biodiversität zukommt. So konnten in Voruntersuchungen im Nationalpark Bayerischer Wald bereits mehr al 6.000 Tier-, Pilz- und Bakterienarten nachgewiesen werden. Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer werden tote Rehe aus Verkehrsunfällen und Seehund-Totfunde ausgelegt. Große Aasfresser werden mittels Fotofallen, Insekten mittels so genannter Barberfallen sowie Pilze und Bakterien mit Hilfe von Abstrichen erfasst und genetisch analysiert.

Zum Kreislauf der Natur gehören auch Sterben und Vergänglichkeit, und aus dem Tod erwächst auch neues Leben – da lässt sich dieses auf den ersten Blick traurige Thema durchaus humorvoll vermitteln. Benedikt Wiggering präsentierte Aufnahmen aus den Fotofallen in der Wattenmeer-Region in einem urkomischen Kontext, der gleichzeitig den ernsthaften wissenschaftlichen Hintergrund beleuchtete. In einem Quiz „Snack oder Selfie?“ nahm er das Publikum mit, bevor er mit einer großartigen musikalischen Live-Einlage auch Ergebnisse aus den anderen Nationalparken vorzustellen und somit den Saal im wahrsten Sinne des Wortes rockte. Mehr soll hier nicht gespoilert werden – hier geht es zur Aufzeichnung seines Sieger-Auftritts:

Beitrag „Wer fraß am Aas?“ auf Youtube (10:45 min) https://www.youtube.com/watch?v=DCZgdum9VPo

Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung mit allen acht Beiträgen in der ZDF-Mediathek (133 min.): https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/science-slam-meisterschaft-deutschland-goettingen-2024-100.html

Projektwebseite Aasökologie beim BfN:

https://www.bfn.de/projektsteckbriefe/belassen-von-wildtierkadavern-der-landschaft-erprobung-am-beispiel-der

Projektwebseite der Nationalparkverwaltung Wattenmeer:

https://www.nationalpark-wattenmeer.de/news/biodiversitaet-durch-aas/

Science Slam Meisterschaft 2024 Benedikt Wiggering
Auftritt von Benedikt Wiggering bei der Science Slam Meisterschaft 2024

© Alisa Klamm