Niedersachsen

18.05.2023 | | Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Zwergseeschwalben brauchen eine ungestörte Kinderstube

Zäune und Schilder kennzeichnen die Brutkolonien zur Brutzeit– Hunde sind zum Schutz der wildlebenden Tierwelt anzuleinen

Gute Nachrichten: Auf Norderney sind die ersten Zwergseeschwalben eingetroffen. Im letzten Jahr zählten die Nationalpark-Ranger*innen auf der Insel 170 Brutpaare (rund 75 % des niedersächsischen Bestandes) dieser seltenen Art.

Besondere Schutzmaßnahmen trugen wesentlich dazu bei, dass viele Küken flügge wurden. Auch in diesem Jahr werden die von den Vögeln gewählten Brutplätze am Strand und in den Vordünen vorübergehend wieder mit Steckzäunen und Hinweisschildern abgeschirmt. Die Ranger*innen sind so oft wie möglich vor Ort, um ein Auge auf das Brutgeschehen zu haben und Einheimische und Gäste über die faszinierenden Vögel und den Zweck der Schutzmaßnahmen zu informieren. „Insbesondere legen wir Hundebesitzer*innen ans Herz, die auf Norderney geltende Anleinpflicht unbedingt zu respektieren“, so der klare Appell von Nationalpark-Rangerin Frauke Gerlach.

Mit 20 cm Länge und 45 g Gewicht sind Zwergseeschwalben die kleinsten Seeschwalben der Welt. Im Frühjahr brüten sie an Stränden der Küsten und Flüsse, ab August fliegen sie tausende Kilometer bis Westafrika, wo sie den Winter verbringen.  Zwergseeschwalben sind elegante Flieger und geschickte Fischer, ihre blitzschnellen Stoßtauch-Manöver sind faszinierend anzuschauen. Leider stehen sie auf den Roten Listen der gefährdeten Brutvogelarten sowohl für Niedersachsen als auch für ganz Deutschland in der Kategorie „vom Aussterben bedroht“.

Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ist eines der letzten Refugien für eine erfolgreiche Brut und somit Erhaltung der Art. Geeignete „Kinderstuben“ sind nahezu unbewachsene, offene Sandflächen in Wassernähe. In eine einfache Bodenmulde werden drei Eier gelegt. Beide Eltern betreiben die Brutpflege. Nach drei Wochen schlüpfen die Küken und laufen sofort umher. Nach weiteren drei Wochen sind sie flügge, brauchen aber noch einige Zeit, bis sie das Fischen erlernt haben. Seeschwalben sind während der Brut- und Aufzuchtzeit sehr störungsempfindlich. Die Eier und Küken sind winzig und farblich gut getarnt, so dass sie leicht übersehen und zertreten werden.

„Wir möchten gern an den Bruterfolg des letzten Jahres anknüpfen“ erklärt Bernd Oltmanns, Dezernatsleiter für Naturschutz bei der Nationalparkverwaltung. „Die Tiere suchen sich von Jahr zu Jahr neue Brutplätze, wir müssen schnell und flexibel reagieren, um die Flächen gegen Störungen abzuschirmen“. Mit allseitiger Unterstützung stehen die Chancen gut, dass die Seeschwalben ihre Erfolgsgeschichte auf Norderney fortsetzen: „Wir freuen uns über die gute Kooperation mit der Stadt- und Kurverwaltung und bedanken uns bei allen Gästen und Einheimischen, die durch rücksichtsvolles Verhalten den Schutz der Strandbrüter unterstützen.“, so Oltmanns.