Landwirtschaft

Traditionell wurden die Salzwiesen vor der Küste und auf den Inseln landwirtschaftlich genutzt. Mit der Ausweisung der Wattenmeer-Nationalpark wurden abgestufte Nutzungskonzepte entwickelt, um der natürlichen Entwicklung Raum zu geben.

Niedersachsen

Heute ist der größte Teil der Salzwiesen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ungenutzt, ein weiterer Teil ist extensiv und ein sehr kleiner Teil intensiv genutzt. Auf den ungenutzten Flächen können sich Pflanzengesellschaften mit Hochstauden wie Strandaster oder Strandflieder ungestört entwickeln, die vielen Tieren als Nahrungsraum und Versteck dienen.

Bestimmte Vogelarten bevorzugen allerdings eher kurzrasige Salzwiesen. So schätzen Gänse im Frühjahr die eiweißreichen Sprossen junger Triebe. Von Natur aus sind Salzwiesen, bei regelmäßiger Überflutung, ein Mosaik verschiedenster Vegetation. Wo die Fluten Boden wegreißen, entstehen immer wieder Pionierstandorte mit Neuaufwuchs. Ist dies nicht der Fall, z. B. weil die Abbruchkanten der Salzwiesen aus Küstenschutzgründen künstlich befestigt werden, dann können gemähte oder beweidete Salzwiesenflächen die Funktion der kurzrasigen Standorte erfüllen.

Für die Renaturierung von Salzwiesen ist es auch erforderlich, dass die Entwässerung zurückgebaut wird und ggf. Dämme beseitigt werden, damit die Flutwelle mit dem Salzwasser dort wieder „einschwingen“ kann. Auf diese Art wurde z. B. der Langeooger Sommerpolder und das Pilsumer Vorland renaturiert.

Hamburg

Im Hamburgischen Wattenmeer findet eine landwirtschaftliche Nutzung nur auf der Insel Neuwerk statt. Diese begann schon im Mittelalter, als die Landwirte vom Festland für die Sommerweide nutzten. Auch heute noch findet dies statt, indem in den Sommermonaten Rinder zur Pensions-Weide nach Neuwerk gebracht werden. Dort grasen die Tiere überwiegend das Nordvorland (Zone II) und in geringerem Maße die Flächen im Neuwerker Binnengroden. Hinzu kommen die Kutschpferde für die Wattwagen der drei Neuwerker Betriebe, die zumeist ebenfalls im Binnengroden gehalten werden. Außerdem nutzen Pensionspferde sowohl Nordvorland- als auch Binnengroden-Flächen. Rund 80 ha im Binnengroden und etwa 100 ha im Nordvorland sind heute in landwirtschaftlicher Weide- und Wiesennutzung.

Der weit überwiegende Teil des Binnengrodens sowie das Nordvorland befinden sich in öffentlicher Hand. Die Stadt Hamburg verpachtet diese Flächen für die Grünlandnutzung; im Binnengroden ist dies eine Flächenverpachtung während im Nordvorland Grasungsanteile für die Gemeinschaftsweideflächen (Almende) verpachtet sind. Dadurch können im Nordvorland insgesamt bis zu 100 Rinder und Pferde aufgrund dieser Verpachtung gehalten werden. Hinzu kommen hier noch 16 Tiere, für die ein Eigentumsrecht für die Begrasung gilt.

Die Schaf- und Milchvieh-Haltung wurden bereits in den 1990er Jahren aus Rentabilitätsgründen auf Neuwerk eingestellt.

Kulturlandschaft Neuwerks

© Peter Körber

Schleswig-Holstein

Bis Ende der 1980er Jahre wurden 80 % der Salzwiesen der Schleswig-Holsteinischen Westküste intensiv mit Schafen beweidet, 13 % extensiv und 7 % waren unbeweidet. 1995 gab es rund 200 Schäfer, die 51.000 Mutterschafe und Lämmer hielten.

Seit 1991 erfolgt eine Reduzierung der Beweidung: 2008 wurden 45 % intensiv, 19 % extensiv und 36 % nicht mehr beweidet (nur Festlandsküste: 39% / 11% / 48%). An der Westküste von Schleswig-Holstein gibt es insgesamt rund 12.000 ha Salzwiesen, von denen 61 % im Nationalpark liegen.

Schafe am Deich

© Stock / LKN.SH

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