Schweinswal-Monitoring

Schweinswale orientieren sich im trüben Meer vor allem akustisch über Echoortung. Dazu senden sie nahezu kontinuierlich hochfrequente Signale aus, sogenannte Klicks. Mithilfe der reflektierten Echos finden sie sich im Raum zurecht und lokalisieren ihre Beute.

Genau diese Klicks werden beim akustischen Monitoring im schleswig-holsteinischen Wattenmeer mit Unterwassermikrofonen (sogenannten PODs = Porpoise Detectors) erfasst. Für die inneren, von Ebbe und Flut stärker beeinflussten Bereiche des Wattenmeeres ist diese Methode besonders geeignet.

Die Aktivitäten der Schweinswale werden dabei nicht nur an einzelnen Tagen, sondern das ganze Jahr hindurch dokumentiert. Seit 2011 wird dieses Monitoring im Auftrag der Nationalparkverwaltung durch das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) durchgeführt.

Die erhobenen Daten zeigen, dass Schweinswale regelmäßig im Bereich des Wattenmeeres vorkommen sowie bestimmte Bereiche temporär sehr häufig aufsuchen. Sie unterstreichen so die Wichtigkeit des Wattenmeeres als Habitat für den Schweinswal.

Das Wattenmeer-Monitoring ergänzt das nordseeweite Schweinswal-Monitoring, das unter anderem im Rahmen des Projektes MINOS und MINOS+ entwickelt und begonnen wurde. Im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) werden regelmäßige schiffs- und flugzeuggestützte Zählungen in niedriger Flughöhe (183 Meter für marine Säugetiere) entlang vorher festgelegter Routen, sogenannter Transekte, vorgenommen. Mit diesen Daten werden die Bestandsgröße sowie die räumlich-zeitliche Verteilung von Schweinswalen und ihren Kälbern im deutschen Meeresgebiet erfasst.

Der Schweinswal (Phocoena phocoena) ist – mit einer geschätzten Gesamtpopulation von 345.000 Tieren – die häufigste Walart in der Nordsee und die einzige in deutschen Gewässern heimische. Er kommt in Schleswig-Holstein besonders zahlreich westlich von Sylt und Amrum vor sowie in Niedersachsen, zum Beispiel im Jadebusen.
In Europa hat er einen hohen Schutzstatus, unter anderem laut FFH- Richtlinie sowie der Berner und Bonner Konventionen. In Deutschland ist er außerdem eine nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützte Art. Aus diesen Bestimmungen ergeben sich ethische, aber auch rechtliche Verpflichtungen, den Erhaltungszustand der Art zu erfassen und mit geeigneten Maßnahmen für gute Lebensbedingungen zu sorgen.

In Schleswig-Holstein hat der relativ hohe Anteil an Mutter-Kalb-Paaren vor Sylt und Amrum bei der Neufassung des Nationalpark­gesetzes im Jahr 1999 zur Ausweisung des ersten europäischen Walschutz­gebietes als Teil des Nationalparks Wattenmeer geführt. Ziel ist es, in diesem Bereich durch ein Stell­netzverbot, ein Verbot der Industriefischerei sowie eine Geschwin­dig­keitsbegrenzung für Wasser­fahrzeuge die Gefährdungs­ursachen insbesondere für junge Schweinswale zu vermindern.

Denn insgesamt zunehmende anthropogene (also menschengemachte) Aktivitäten setzen der Art angesichts ihrer küstennahen Verbreitung besonders zu. Dazu zählen Schiffsverkehr (Unterwasserlärm, Kollisionen, Verschmutzung), Offshore-Windenergievorhaben (Unterwasserlärm, Habitatverlust, Schiffsverkehr), bestimmte Fischereiformen (Beifang, Überfischung, Habitatdegradierung), Rohstoffgewinnung, Sand- und Kiesabbau sowie der Tourismus.

Britta Diederichs

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat den Schweinswal zum „Tier des Jahres 2022“ gekürt. Mit der Wahl will die Stiftung auf die zunehmende Bedrohung des Meeressäugers aufmerksam machen.

Zur Website mit der Pressemitteilung

Walschutzgebiet und mehr