Naturschutz

Vom Nichtstun bis zum klugen Management

Der Schutz der Natur ist die Kernaufgabe der Wattenmeer-Nationalparks. Das Ziel „Natur Natur sein lassen“, also ein vom Menschen möglichst ungestörter Ablauf der natürlichen Prozesse, steht im Vordergrund.

Im Idealfall reicht es im Nationalpark, der Natur einfach beim Gestalten zuzusehen. Gerade in einem hochdynamischen System wie dem Wattenmeer kann in kurzer Zeit viel passieren. Innerhalb einer menschlichen Lebensspanne können sich beispielsweise Dünen aufbauen, altern und wieder abgetragen werden. Oft reicht ein kleines Schild oder ein Zaun, um Beeinträchtigungen durch menschliche Aktivitäten von sensiblen Bereichen oder Tieren wirksam fern zu halten.

Die Nationalparks tragen darüber hinaus aber auch eine besondere Verantwortung für zahlreiche teils hoch spezialisierte Arten und deren Lebensräume. Dieser Verpflichtung zum Erhalt der Biodiversität lässt sich aber oft nur mit konkreten Management-Maßnahmen wie spezieller Flächenpflege oder Artenhilfsmaßnahmen nachkommen. Grundsätzlich gilt „Natur Natur sein lassen“. Nur dort, wo bereits äußere Einflüsse die natürliche Entwicklung der Arten und Lebensräume verändert haben, wird behutsam gegengesteuert.

Naturschutz setzt zum einen über den Gebietsschutz an, also beispielsweise die Ausweisung von Nationalparks. Zum anderen wird Natur geschützt über Artenschutz-Maßnahmen wie beispielsweise den Nestschutz von Vögeln, die auf dem Boden brüten. Wichtig ist aber auch die naturverträglichere Gestaltung von vielerlei Natur-Nutzungen. Beispiele dafür sind Fischernetze mit erweiterter Maschengröße oder spätere Mahdtermine für Wiesen. Diese Einbeziehung von Biodiversität in wirtschaftliche Prozesse wird als Biodiversity Mainstreaming bezeichnet.

Da bei Artenschutz- und Management-Maßnahmen in der Regel in den besonderen Wert der Naturdynamik eingegriffen wird, können sich Konflikte zwischen Prozess-, Lebensraum- und Artenschutz ergeben. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, sich Klarheit über die Verantwortung zu verschaffen, die der Nationalpark für einen Lebensraumtyp oder eine Art trägt.

Monitoring und Forschung

Naturschutz-Maßnahmen in den Wattenmeer-Nationalparks basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Anhand von Monitoringprogrammen und Forschungsprojekten wird ermittelt, welche Maßnahmen sinnvoll sind und ob sie erfolgreich sind. Dabei geht es auch um die Abwägung zwischen zwischen Artenschutz und Prozessschutz. Es ist ein wesentliches Ziel von Nationalparks, natürliche Prozesse ohne menschlichen Einfluss ablaufen zu lassen. Dies kann jedoch dazu führen, dass sich für einzelne, auch besonders schützenswerte Arten die Lebensbedingungen verschlechtern. Hier gilt es, auf Grundlage wissenschaftlicher Daten, zu entscheiden, ob Arten- oder Prozessschutz Vorrang haben sollten. Forschung und Monitoring zeigen aber auch auf, wo die Grenzen des Handelns innerhalb des Gebietes liegen und wo ein Handeln auf übergeordneter, internationaler Ebene geboten ist, um der globalen Verantwortung des Biodiversitäts-Erhalts auch in Zukunft gerecht zu werden.