Schleswig-Holstein

Erfolge

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wurde 1985 als dritter Nationalpark in Deutschland eingerichtet. Mit 4.400 km² ist er der größte Nationalpark zwischen dem Nordkap und Sizilien. Die Natur, die Einwohner:innen und die Gäste dieser Region haben seit der Gründung höchst eindrucksvoll vom Nationalpark profitiert. Der Nationalpark wurde eine der größten Erfolgsgeschichten für Schleswig-Holstein. Die 30 größten Erfolge der ersten 30 Jahre sind hier benannt:

1. Internationaler Schutz

Das Wattenmeer mit seinen Stränden, Dünen, Salzwiesen und zum Teil auch Halligen und Inseln sowie der offenen Nordsee ist das mit Abstand bedeutendste Naturgebiet Deutschlands. Die drei deutschen Nationalparks Wattenmeer sind daher ein wichtiges Argument im internationalen Nordseeschutz. Dass das Einbringen von Dünnsäure, Klärschlamm, Schadstoffen, Öl und Müll ins Meer gestoppt oder reduziert wurde, ist auch ihm zu verdanken. Unser Wattenmeer hat international herausragende Bedeutung: Der Nationalpark und seine Umgebung sind Feuchtgebiet internationaler Bedeutung nach dem Ramsar-Abkommen, Vogelschutz- und FFH-Gebiete der EU, Besonders Empfindliches Meeresgebiet der Internationalen Schifffahrtsorganisation und Biosphärenreservat der UNESCO. Vermutlich kein anderes Naturgebiet in Europa ist so vielfältig ausgezeichnet und geschützt.

2. Anerkennung als Weltnaturerbe

Herausragend ist die Auszeichnung des Wattenmeeres in Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie in den Niederlanden als Weltnaturerbe der UNESCO im Jahr 2009. Nachdem 2011 das Hamburgische Wattenmeer hinzugekommen war, erhielten 2014 auch weitere Teile des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer sowie das Dänische Wattenmeer diese Auszeichnung, die als „Nobelpreis für Naturgebiete“ gilt. Verbunden mit der Anerkennung als Weltnaturerbe ist das Bekenntnis, das Wattenmeer für die Menschheit und ihre kommende Generationen zu bewahren und seinen Schutz aufrecht zu erhalten. Die Wattenmeer-Nationalparks in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein sind neben den „Alten Buchenwäldern Deutschlands“ die einzigen Großschutzgebiete in Deutschland, die als Weltnaturerbe anerkannt wurden. Das Wattenmeer zählt damit zu den Meeres-Kronjuwelen unter den Weltnaturerbestätten weltweit und steht beispielsweise mit den Galápagos Islands und dem Grand Canyon auf einer Stufe.

3. Natürliche Salzwiesen

Die Hälfte aller Salzwiesen im Nationalpark darf sich nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln: Seit 1991 werden sie nicht mehr von Schafen beweidet oder künstlich entwässert. So konnten sich an vielen Orten wieder die salzwiesen- und standorttypischen Kräuter und Gräser ansiedeln. Nicht nur die Artenzahlen der Pflanzen, auch die vieler Enten (zum Beispiel Schnatter-, Löffel- und Reiherenten), Singvögel (zum Beispiel Wiesenpieper, Schafstelze und Hänfling) und Insekten sind angestiegen. Die Arten gewinnen so einen naturnahen Lebensraum zurück, während sich die Urlaubsgäste einer noch neuartigen Natur-Attraktion erfreuen können. Der Küstenschutz profitiert vom Sicherheitspuffer durch die anwachsenden Salzwiesen: Vor allem großflächige und unbeweidete Salzwiesen bremsen die Wucht der auflaufenden Wellen bei einem Sturm. Für das Management der Salzwiesen wurde ein Konzept erstellt, in dem Marschenverband, Küsten- und Naturschutzbehörden 1995 einen Kompromiss aus Naturschutz und Küstenschutz vereinbart haben, der alle zehn Jahre fortgeschrieben wird.

4. Frieden mit der Natur

Wasservögel finden Schutz im Schutzgebiet: Die Jagd im Nationalpark wurde 1989 eingestellt. Drei Jahre später wurde der Schießplatz der Bundeswehr auf Sylt aufgegeben. Die Mindestflughöhe für Flugzeuge wurde auf 600 Meter angehoben. Durch die Aufgabe von Militärflugplätzen werden entsprechende Störungen nur noch selten festgestellt. Waffenerprobungen in der Meldorfer Bucht finden nur noch an ein bis zwei Tagen im Jahr statt. Laut Aussage des Bundesverteidigungsministeriums 2014 soll das Wattenmeer „mittelfristig“ weiter entlastet werden.

5. Ein Herz für Muscheln

Die ökologisch folgenschwere Herzmuschelfischerei im Nationalpark wurde 1990 beendet. Mit den Muschelfischer:innen einigte sich das Land Schleswig-Holstein im Jahr 1997 (Neufassung 2011) auf ein Bewirtschaftungsprogramm für Miesmuscheln, Austern und andere Muschelarten.

6. 1000-Meter-Vereinbarungen

Mit der Novellierung des Nationalparkgesetzes 1999 wurde die Zone 1 des Nationalparks erheblich vergrößert und reicht heute vielerorts bis an die landseitigen Grenzen des Nationalparks heran. Mit den von der Erweiterung betroffenen Gemeinden wurden verbindliche Vereinbarungen zum Betreten des küstennahen Watts im Abstand von circa einem Kilometer zur Küstenlinie (=1000-Meter-Vereinbarungen) getroffen. Diese betreffen unter anderem die genehmigten Wattwanderrouten, Regelungen zur Hobbyfischerei, dem Reiten und dem Mitführen von Hunden.

7. Freiwillig rücksichtsvoll

Wassersportler:innen und Krabbenfischer:innen verpflichteten sich in freiwilligen Vereinbarungen, die Mausergebiete der sehr störempfindlichen Brandgänse im Dithmarscher Wattenmeer zu meiden. Für das gesamte Wattenmeer vereinbarten Nationalparkverwaltung, Wassersportler:innen und Reedereien bestimmte Routen und Anlaufstellen, damit Robben und Rastvögel ungestört bleiben.

8. Forschergeist

Nach Gründung des Nationalparks wurde das Wattenmeer-Ökosystem mit seinen Pflanzen und Tieren, Stofftransporten und Bodenverhältnissen, aber auch seiner wirtschaftlichen Struktur erstmals systematisch untersucht. Die umfassende, bundesweit und international beachtete Ökosystemforschung wurde von der Nationalparkverwaltung initiiert und koordiniert. Sie fand 1996 in dem grundlegenden Synthesebericht ihren Abschluss.

9. Inventur der Natur

Dänemark, Deutschland und die Niederlande haben seit 1994 ein gemeinsames, standardisiertes Umweltbeobachtungsprogramm (Trilateral Monitoring and Assessment Program TMAP). Dafür werden regelmäßig und fortlaufend etwa 30 Parameter erhoben. Seehunde und Vögel werden gezählt, Seegräser und Salzwiesen kartiert, Schadstoffe, Algen und Wirtschaftsdaten ermittelt. Damit ist es möglich, langfristige Veränderungen zu erkennen.

10. Der neue Nationalpark

Das vermehrte Wissen führte 1999 zu einem neuen, besseren Nationalparkgesetz: Der Nationalpark wurde seewärts erweitert. Seine Kernzonen liegen dort, wo die Natur am empfindlichsten ist. Für die vor Amrum und Sylt lebenden Schweinswale wurde das erste europäische Walschutzgebiet eingerichtet. Im marinen Teil des Nationalparks gibt es nun eine nutzungsfreie Zone, die weder befischt noch anderweitig genutzt werden darf.

11. Watt erleben

Bundesfreiwilligendienstleistende (seit 2011, vorher Zivildienstleistende) und junge Menschen im Freiwilligen Ökologischen Jahr bei den Naturschutzverbänden, zertifizierte Nationalpark-Wattführer:innen und die Ranger:innen der Nationalparkverwaltung machen Watt erlebbar – gut geschult und hoch motiviert. Urlaubsgäste können aus einem breiten, im Internet verfügbaren Spektrum an hochwertigen Naturerlebnis- und Naturgenuss-Angeboten wählen. Zwischen 1999 und 2014 begleiteten die Nationalpark-Watt- und Gästeführer:innen sowie die Freiwilligen der Naturschutzverbände in rund 85.000 Führungen gut zwei Millionen Menschen durch das Watt.

12. Indoor-Outdoor-Angebote

Mehr als 30 attraktive Nationalpark-Informationseinrichtungen der Naturschutzverbände und anderer Träger sowie der Nationalparkverwaltung lassen keine Nationalparkfragen offen. Neben dem Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum in Tönning informieren eine Vielzahl von Nationalparkhäusern – wie die Seehundstation innationalpark Friedrichskoog oder das 2009 eröffnete Erlebniszentrum Naturgewalten in List auf Sylt – über die Besonderheiten im Nationalpark. Alle Einrichtungen zogen im Jahr 2013 knapp 800.000 Besucher:innen an. Entlang der Küste informieren hunderte von Tafeln und Pavillons die Nationalparkgäste. Dieses Besucher:innen-Informationssystem macht die Gäste nicht nur auf Natur-Highlights und Erlebnispfade aufmerksam, sondern lenkt vor allem ihre Wege im Sinne der Naturverträglichkeit.

13. Multimar Wattforum

Das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum bietet seinen Besucher:innen Erlebnis und Information rund um Nationalpark und Weltnaturerbe. Das größte der Aquarien mit einer Panoramascheibe von sechs mal sechs Metern zeigt unter anderem Rochen und Störe und ermöglicht den Gästen zweimal die Woche den Dialog mit dem:der Fische fütternden Taucher:in. In der interaktiven Ausstellung mit Mikroskopen, Unterwasserkamera und Computern sowie im Walhaus und auf dem Abenteuerspielplatz können sich Jung und Alt spielerisch mit den Besonderheiten der Natur von Wattenmeer und Nordsee beschäftigen. Das Multimar Wattforum ist die bestbesuchte öffentliche Einrichtung des Landes und das touristische Highlight der Westküste.

14. Nationalpark als Wirtschaftsfaktor

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass der Nationalpark die Region nicht hemmt, sondern nachhaltig fördert. Für 17% der Übernachtungsgäste spielt er eine wichtige oder sehr wichtige Rolle bei der Reisezielentscheidung. Freizeitforscher:innen der Universität Würzburg (Prof. Job et al. 2014) berechneten für unseren Nationalpark eine regionale touristische Wertschöpfung von jährlich 89 Millionen Euro. Der Nationalpark schafft und sichert danach rechnerisch rund 4.700 Arbeitsplätze.

15. Das Gesicht des Nationalparks

Am 1. Januar 2008 wurde der Nationalpark-Dienst gegründet – mit seinen derzeit 15 hauptamtlichen Ranger:innen, die über das Watt und seine Umgebung wachen, bekam der Nationalpark ein Gesicht. Zu den Aufgaben der Ranger:innen zählt nicht nur die Überwachung „ihrer“ Gebiete, sondern auch das Monitoring, die Besucherinformation vor Ort und die Vernetzung mit ihren Betreuungspartnern, den Naturschutzverbänden und den ebenfalls 15 ehrenamtlichen Nationalpark-Warten.

16. Starke Stütze Ehrenamt

In kaum einer Region Europas engagieren sich Naturschutzverbände so stark und über einen so langen Zeitraum wie im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Einige betreuen die hiesigen Schutzgebiete seit über hundert Jahren, zählen Brut- und Rastvögel, beobachten und bewachen „ihr“ Schutzgebiet. Um den staatlichen Schutz durch ehrenamtliches Engagement zu verbessern, hat die Nationalparkverwaltung mit sieben Naturschutzverbänden Betreuungsverträge abgeschlossen. Zu ihren Aufgaben zählen die Öffentlichkeitsarbeit, das Monitoring ihrer Gebiete und die Durchführung praktischer Naturschutzmaßnahmen. Im Jahr 2014 waren rund 100 FÖJler:innen und BFDler:innen sowie über 100 Praktikant:innen im Nationalpark aktiv. Die Zahl der Naturschützer:innen im Freiwilligendienst hat sich damit seit Gründung des Nationalparks mehr als verdoppelt.

17. Nationalpark-Partner

Seit 2003 entstehen durch den Nationalpark neue Bündnisse: Bisher engagieren sich rund 140 Nationalpark-Watt- und -Gästeführer:innen, Reedereien, Beherbergungsbetriebe, Gemeinden, Tourismus- und Naturschutzorganisationen sowie einige Eisenbahngesellschaften und andere Einrichtungen aktiv für den Nationalpark und bekunden dies als Nationalpark-Partner. Sie erfüllen bestimmte Umweltschutz- und nationalparkspezifische Auflagen und informieren ihre Kunden über den Nationalpark und seine speziellen Angebote. Die Nationalpark-Partnerschaft bietet touristischen Anbietern eine Plattform für die eigene Werbung. Die Nationalparkverwaltung organisiert das Netzwerk (www.nationalpark-partner-sh.de).

18. Gemeinsam Lösungen finden

Zu kontroversen Themen wurden Arbeitskreise gebildet, beispielsweise mit Fischer:innen, Naturschutzverbänden, Wattführer:innen oder Gemeinden. Die seit 1997 öffentlich tagenden Nationalpark-Kuratorien in Dithmarschen und Nordfriesland repräsentieren die am Nationalpark interessierte Öffentlichkeit und machen Entscheidungen für sie transparent. Dadurch erlangte der Nationalpark in der Region eine hohe Akzeptanz und wird laut Umfragen von rund 90 Prozent der Einwohner:innen Nordfrieslands und Dithmarschens positiv bewertet. 45 Prozent der Befragten sind sogar „stolz“ auf den Nationalpark vor ihrer Tür.

19. Mensch im Mittelpunkt

1990 wurde der Nationalpark als Biosphärenreservat anerkannt. Die UNESCO zeichnet mit diesem Zertifikat Modellregionen aus, in denen Menschen dauerhaft naturverträglich wirtschaften. Auf Wunsch der Halligbewohner:innen wurde das Biosphärenreservat 2004 um eine Entwicklungszone mit den Halligen Langeneß, Oland, Gröde, Nordstrandischmoor und Hooge erweitert. Die Halliggemeinschaft richtete die Geschäftsstelle Biosphäre ein, die heute Teil der Insel- und Halligkonferenz ist und aktiv mit der Nationalparkverwaltung kooperiert.

20. Watt lernen

Bei der Nationalparkverwaltung als Anlaufstelle erhalten Lehrkräfte Unterstützung bei der Planung von Unterrichtseinheiten, praktische Tipps und Fortbildungsangebote. Im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung bringen das Nationalpark-Wattpaket und die Wanderwerkstatt „Vögel im Wattenmeer“ das Wattenmeer ins Klassenzimmer und ermöglichen forschendes, interaktives Lernen. Schulen aus Nordfriesland und Dithmarschen, die sich dem Nationalpark verbunden fühlen, können seit 2011 Nationalpark-Schule werden. Die bisherigen acht Nationalpark-Schulen zeichnen sich durch besondere Unterrichtsprojekte aus, zum Beispiel durch Junior-Ranger:innen-Gruppen (www.junior-ranger.de).

21. Nachwuchs fördern,
Multiplikator:innen schulen

Rund 5.000 junge Menschen haben seit der Gründung des Nationalparks Zivildienst, Bundesfreiwilligendienst, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr oder ein Praktikum bei einem der Naturschutzvereine oder bei der Nationalparkverwaltung geleistet. Die Nationalparkverwaltung bietet spezielle Schulungen für diesen Naturschutz-Nachwuchs, aber auch für gestandene Nationalpark-Watt- und -Gästeführer:innen und die Mitarbeiter:innen aller Nationalpark-Partner mit Gästekontakt an.

22. Verkehrsberuhigtes Meer

Auf Antrag Schleswig-Holsteins hat das Bundesverkehrsministerium 1992 für Schiffe eine Befahrensverordnung für die Wattenmeer-Nationalparke erlassen. Sie regelt die Höchstgeschwindigkeit und das Befahren des Gebietes und weist Schutzgebiete für Robben und Vögel aus, die nun ungestörter leben. An einer Novellierung wird derzeit gearbeitet.

23. Schutz und Forschung

Durch die gesetzlichen Regelungen und freiwilligen Vereinbarungen wurde ein dichtes Netz von Schutzinstrumenten geknüpft. Die Nationalparkverwaltung hat dadurch wirkungsvolle Möglichkeiten zum Schutz des Nationalparks. Spezielle Forschungsvorhaben oder Begleituntersuchungen, beispielsweise zu den ökologischen Auswirkungen der Ölförderung oder von Offshore Windparks, ermöglichen eine umfassende Bewertung von Eingriffen.

24. Schwarz auf Weiß

Wissenschaftliche Forschungsergebnisse, populärwissenschaftliche Berichte oder allgemeinverständliche Broschüren und Faltblätter in verschiedenen Sprachen lassen nachlesen, worum es geht, machen Themen und Argumente transparent und öffentlich. Pressemitteilungen, Newsletter und Internetangebote, auch in den sozialen Medien, liefern einer großen Öffentlichkeit aktuelle und umfassende Nationalpark-Informationen. Seit 2005 entsprechen alle Produkte dem Corporate Design der Dachmarke Nationale Naturlandschaften.

25. Ein Plan für das Wattenmeer

Dänemark, Deutschland und die Niederlande arbeiten seit über 30 Jahren beim Wattenmeerschutz eng zusammen. Sie haben ihre Umweltbeobachtungsprogramme einander angeglichen und entwickeln zusammen Marketingstrategien. Mit dem Trilateralen Wattenmeerplan 2010 haben sie auf der Regierungskonferenz in Westerland/Sylt das zentrale Dokument ihrer gemeinsamen Politik zum Schutz des Wattenmeeres novelliert. Die gemeinsamen Arbeiten werden vom Common Wadden Sea Secretariat (www.cwss.org) in Wilhelmshaven sehr effizient koordiniert und befördert.

26. Eine Strategie für nachhaltigen Tourismus

Im Zuge der Anerkennung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Tourismus gemeinsame Projekte durchgeführt, um das Gebiet durch neue naturtouristische Angebote und Marketingaktivitäten unter Berücksichtigung der Schutzbedürfnisse national und international noch bekannter und attraktiver zu machen. Auf der 12. Trilateralen Konferenz in Tondern, Dänemark, wurde dazu die Strategie „Nachhaltiger Tourismus in der Destination Weltnaturerbe Wattenmeer“ verabschiedet. Ihr Aktionsplan soll bis Ende 2017 umgesetzt werden. Ziel ist die Unterstützung qualitativ hochwertiger, nachhaltiger Tourismusangebote, die somit zum Erhalt des Weltnaturerbes Wattenmeer beitragen.

27. Evaluierung

Seit 2005 werden alle Nationalparke, Biosphärenreservate und einige Naturparke in Deutschland unter der Dachmarke der Nationalen Naturlandschaften und ihrem Dachverband Europarc geführt. Europarc entwickelte ein Evaluierungssystem auf freiwilliger Basis für alle deutschen Nationalparke: Anhand der festgelegten Kriterien und Standards im System können die Schutzgebiete so ihre Verbesserungspotentiale reflektieren. Der Evaluierungsbericht des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer vom April 2012 zeigt Stärken und Schwächen des Nationalparks auf und gibt unter anderem 82 Handlungsempfehlungen, die künftig umgesetzt werden sollten. Eine Zusammenfassung zum Evaluationsbericht finden Sie hier.

28. Umsetzung Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie

Mit der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) der EU trat 2008 die erste Richtlinie in Kraft, die sich ausschließlich mit dem Meeresschutz befasst. Sie verpflichtet alle Mitgliedstaaten, „die notwendigen Maßnahme zu ergreifen, um spätestens bis zum Jahr 2020 einen guten Zustand der Meeres-umwelt zu erreichen oder zu erhalten.“ Damit wird sich die Richtlinie auch auf Fischerei, Tourismus, Landwirtschaft und andere Nutzungen auswirken. Konkrete Schutzmaßnahmen befinden sich derzeit in der Entwicklung.
Neben zehn weiteren Zielen zum übergreifenden Meeresschutz besagt die Richtlinie auch, dass Eigenschaften und Mengen des Abfalls im Meer nun ganz offiziell keine schädlichen Auswirkungen mehr auf die Küsten- und Meeresumwelt haben dürfen. Die Erfassung des Müllaufkommens ist bereits seit 2002 in das Dauerbeobachtungsprogramm des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer integriert – nun wird es auf europäische Füße gestellt. Erste Umsetzungen dieses Aspekts spiegeln sich in Initiativen wie „Fishing for Litter“ oder dem Aufstellen von Strandmüllboxen wider.

29. Prädations-Management

Natur Natur sein lassen – so lautet das Motto aller deutschen Nationalparke. Manchmal gibt es jedoch Ausnahmen, wenn es gilt, die Natur im Sinne des Artenschutzes verantwortungsvoll zu unterstützen.
Der Bestand der Lachseeschwalbe ist in Nordwesteuropa auf eine Kolonie in Neufeld, am Südende des Nationalparks an der Elbmündung, zusammengeschrumpft. Deshalb werden Räuber wie Füchse und Marder, die auf dem Festland eine erhebliche Gefahr für Bodenbrüter darstellen, durch gezieltes Prädationsmanagement von den Brutplätzen der Lach- und der Flussseeschwalben fern gehalten. 2014 verzeichnete das Artenschutzprojekt sein bis dato bestes Ergebnis: Erstmals ermöglicht die Vermehrungsrate der Lachseeschwalben ein Anwachsen der vom Aussterben bedrohten Population. Auch auf Eiderstedt sowie auf den Halligen Oland, Langeneß und Nordstrandischmoor, die durch Dämme mit dem Festland verbunden sind, werden Räuber gezielt bejagt, um die anfälligen Bodenbrüter zu schützen.

30. Robben im Aufwind

Der Seehundbestand im schleswig-holsteinischen Wattenmeer ist von knapp 1.500 im Jahr 1975 auf mehr als 9.000 gezählte Tiere im Jahr 2014 angestiegen. Nicht nur die Einstellung der Seehundsjagd im Jahr 1974, sondern auch die Gründung des Nationalparks 1985 haben sich positiv ausgewirkt. Die meisten Seehundliegeplätze befinden sich in der Zone 1, die nicht betreten werden darf. Im Nationalpark wird der Schiffsverkehr durch die sogenannte „Befahrensverordnung“ geregelt, in der Befahrensverbote in Robbenschutzgebieten und Geschwindigkeitsbegrenzungen festgelegt sind. Durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit konnten viele Menschen für die Störanfälligkeit der Robben sensibilisiert werden und viele Anbieter der beliebten Seehundfahrten sind inzwischen Nationalpark-Partner geworden. Seit den 80er Jahren gibt es auf dem Jungnamensand westlich von Amrum zudem wieder bis zu 100 Kegelrobben.