Vom kleinsten Plankton im Wasser und den Lebewesen in den Sandlücken der Wattflächen bis hin zu den Schweinswalen oder Kegelrobben – rund 10.000 Tier- und Pflanzenarten kommen im Wattemeer vor. Verglichen mit anderen Lebensräumen wie den tropischen Korallenriffen oder den Regenwäldern ist diese Zahl gar nicht mal so groß. Aber viele der spezialisierten Arten kommen im Wattenmeer in sehr hoher Individuenzahl vor, was dieses Ökosystem unter anderem so einzigartig macht.
Reich gedeckter Tisch für Vögel
Unvorstellbar hoch ist die Anzahl der Vögel, die sich an und im Wattenmeer aufhalten. Rechnet man auch Singvögel und andere Artengruppen hinzu, so sind etwa 400 Vogelarten aus den unterschiedlichsten Artengruppen im Wattenmeer anzutreffen, einige ganzjährig, einige nur zur Brutzeit, wieder andere nur in den Zugzeiten im Herbst und Frühjahr. Hiervon sind es bis zu 100 Arten der Wattenmeer-typischen Brut- und Rastvögel. Für einen Teil von ihnen haben die Wattenmeer-Anrainerstaaten eine besondere Verantwortung, denn diese Arten halten sich hier regelmäßig, in hoher Anzahl und mit einem großen Anteil ihres gesamten Bestands auf. In den Hauptzugzeiten im Frühjahr und Herbst halten sich dann rund 6 Millionen Vögel hier gleichzeitig hier auf, im gesamten Jahresverlauf sind es bis zu 10 Millionen.
Darunter sind Nahrungsspezialisten, aber auch „allrounder“. Allen gemeinsam ist, dass der reich gedeckte Tisch dafür sorgt, dass sie im Wattenmeer ihre Fettreserven auffüllen können. Brutvögel finden günstige Bereiche zur Jungenaufzucht wie passende Nistmöglichkeiten, geringe Störungen und Nahrungsreichtum.
Einige Vogelarten ernähren sich auch von Wattwürmern. Eine Hochrechnung für das deutsch-dänisch-niederländische Wattenmeer ergab bei durchschnittlich 20 erwachsenen Wattwürmern pro Quadratmeter Wattboden eine Gesamtzahl von unvorstellbaren rund 92 Milliarden Wattwürmern (REISE, K. (2021): DAS WATT – erlebt, erforscht, erzählt – Wunderwelt zwischen Land und Meer. KJM Buchverlag (1. Auflage S. 90)). Sie haben eine wichtige Bedeutung im Nahrungsnetz des Wattenmeeres, denn sie sind Beute unter anderen auch von Krebstieren und verschiedenen Fischarten.
Unterwasser-Kinderstube für Fische
Rund 100 Fischarten kommen im Wattenmeer vor, viele von ihnen wachsen im Wattenmeer auf und bilden die Nahrungsgrundlage für andere Fische, verschiedene Seevogelarten, oder Meeressäugetiere wie Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale. Für eine Reihe von kommerziell genutzten Fischarten, unter anderem Scholle, Seezunge und Hering gehört das Wattenmeer zu den bedeutendsten Kinderstuben und Aufwuchsgebieten des Nordostatlantiks. Etwa 80 % des Schollenbestandes wächst im europäischen Wattenmeer heran, davon lebt etwa ein Drittel bis zum Alter von einem Jahr im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer.
Reich der Spezialisten
Etwa 1.000 Pflanzenarten kommen im Wattenmeer vor. Sie sind Spezialisten, die sich unter anderem an den wechselnden Salzgehalt, Überflutungen und Temperaturunterschiede anpassen müssen. Von den Seegräsern bis hin zum Strandflieder in den Salzwiesen bieten sie wiederum Nahrung und Lebensraum für große Vögel bis zu kleinsten Wattschnecken oder Insekten.