Schleswig-Holstein

Eine Schildkröte im Watt

Einmal mehr hat ein Sturm kürzlich Außergewöhnliches an die Nationalparkküste gespült: Nationalpark-Ranger Martin Kühn und seine Frau Susanne haben eine Schildkröte tot im Spülsaum an der Nordküste Eiderstedts entdeckt.

Schnell war beiden klar, was später Claus von Hoerschelmann aus dem Multimar Wattforum bestätigte: „Das ist Caretta caretta, die Unechte Karettschildkröte.“ Unverwechselbar seien die Platten des Rücken- und Bauchpanzers, die drei Krallen an den Vorderflossen und der gesamte Habitus.

Bis zu 1,20 Meter lang

Mit knapp 40 Zentimetern Länge handele es sich um ein Jungtier. „Ausgewachsene Exemplare können bis 1,20 Meter lang werden“, erklärte der Multimar-Ausstellungsleiter, und: „Wir haben die Schildkröte gut verwahrt und werden sie für unsere Sammlung präparieren.“ Ein großer Dank gebühre dem Ranger-Kollegen, dessen unermüdliche Präsenz am Deich solche interessanten Funde ermöglicht.

Der Kadaver sei in vergleichsweise gutem Zustand, das Tier noch nicht sehr lange tot, so von Hoerschelmann nach einer ersten Untersuchung: „Es weist keine äußeren Verletzungen auf, der Ernährungszustand scheint gut zu sein. Die Temperaturen im Winter haben sicherlich zum guten Erhalt beigetragen, möglicherweise ist das Tier auch daran zugrunde gegangen.“

Fern der wärmeren Heimat

Denn die Art sei eher in wärmeren Gewässern heimisch. Die nächsten Brutvorkommen gebe es im Mittelmeer, in der Türkei und Griechenland. Einzelfunde würden aber auch immer wieder aus dem ganzen Nordatlantik und sogar der Ostsee gemeldet. „Meeresströmungen oder Stürme können die Tiere weit über die Meere verdriften“, so Hoerschelmann: „Das kennen wir auch von anderen Organismen.“

Eine besonders geschützte Art

Nach Bundesnaturschutzgesetz – das stellt Britta Diederichs aus der Nationalparkverwaltung klar – ist Caretta caretta besonders geschützt. „Das heißt, dass Exemplare, tot oder lebendig, nicht von Jedermann eingesammelt werden dürfen.“ Und auch die Nationalparkverwaltung werde beim weiteren Umgang mit dem Fund artenschutzrechtliche Aspekte beachten.