Gefährdung der Wattenmeer-Biodiversität

„früher war alles besser“ – oder auch nicht?

Auch im Wattenmeer ist die Biodiversität gefährdet und bereits zurückgegangen. Viele Einflüsse sind bekannt, allerdings nicht immer im Detail.

Auch im Wattenmeer ist die Biodiversität gefährdet und ist bereits zurückgegangen. Viele Einflüsse sind bekannt, allerdings nicht immer im Detail. Seit vielen Jahrzehnten werden Forschung und langfristige Umweltbeobachtung (Monitoring) betrieben, um den Status der Lebensräume und Arten zu erfassen und zu überwachen. Jedoch wissen wir heutzutage nur wenig darüber, wie das Wattenmeer noch vor 200 Jahren aussah. Aus alten Aufzeichnungen, zum Beispiel der Fischerei, wissen wir über Artenrückgänge und -verluste. So zogen Europäische Störe in früheren Jahrhunderten regelmäßig in die Nordseezuflüsse Eider, Elbe, Ems, Rhein und Weser, laichten dort oder in deren Nebenflüssen. Ausgewachsene Tiere lebten im Wattenmeer und der angrenzenden Nordsee. Im 19. Jahrhundert zählte der Stör zu den wirtschaftlich bedeutendsten Fischarten in Norddeutschland und wurde hoffnungslos ausgebeutet. Ähnlich erging es den Nagelrochen. Der letzte Stör wurde 1969 in der Eider gefangen, seitdem galt er als ausgestorben. Wenig aber ist bekannt über wirtschaftlich nicht bedeutende Arten und deren Bestandsentwicklung in den vergangenen Jahrhunderten.

Manche der früheren großen Gefahren für Arten und Lebensräume im Wattenmeer konnten in den vergangenen Jahrzehnten durch intensive Schutzbemühungen zwar bereits verringert werden, beispielsweise der Eintrag von Schadstoffen. Jedoch sind Nährstoffeinträge, Unterwasserlärm, Klimawandel Bedrohungen der Lebensvielfalt im Wattenmeer, die auch heute noch Gültigkeit haben oder sogar zunehmen. Um Nutzungen nachhaltiger zu gestalten und neue Treiber für Artenrückgang und Lebensraumbedrohungen zu verringern, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen, der Fortführung von Kooperationen und der Umsetzung gemeinsamer Schutzkonzepte.

großer, langer Fisch mit Zacken auf dem Rücken im offenen Wasser.
Nordseezuflüsse wie Elbe, Eider oder die Stör waren im 19. Jahrhundert noch Kinderstube des Europäischen Störs.

© Katrin Wollny-Goerke