Schleswig-Holstein

Mit Gänsen „auf Du und Du“

Endlich! Die Ringelganstage finden wieder statt, und zwar im 25. Jahr – allerdings nicht zum 25. Mal. Denn coronabedingt musste die Veranstaltungsreihe in den vergangenen zwei Jahren pausieren. Umso bedeutsamer und erfreulicher für alle Aktiven, dass es diesmal losgehen kann.

Die Idee der Ringelganstage stammt aus Kanada, genauer gesagt von der Insel Vancouver Island. Dort gibt es das sogenannte „Brantfestival” (brant ist der englische Begriff für Ringelgans). Allerdings handelt es sich um eine andere Unterart dieser Meeresgänse als bei uns: Auf den Halligen findet man die dunkelbäuchige, in Kanada die schwarzbäuchige Ringelgans.

Naturkundliche und touristische Attraktion

Warum also nicht auch an der Nationalparkküste die Rast der Ringelgänse feiern? Warum nicht das Phänomen Vogelzug auf den Halligen bekannt machen und die Ringelgänse als naturkundliche und touristische Attraktion bewerben? So lauteten die Überlegungen in der Nationalparkverwaltung. „Die Ringelganstage sollen ein einzigartiges Naturschauspiel erlebbar machen, den nachhaltigen Tourismus fördern und die Bekanntheit der Ringelgänse, der Halligen sowie der beiden Schutzgebiete Biosphäre Halligen und Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer steigern“, fasst Silke Ahlborn zusammen. Sie hält in der Nationalparkverwaltung die organisatorischen Fäden in der Hand.

1998 war Premiere. Und über die Jahre hat sich aus der ursprünglich zweitägigen eine umfangreiche Veranstaltungsreihe unter Mitwirkung vieler Beteiligter entwickelt, geplant und koordiniert von der Arbeitsgruppe Ringelganstage. Dort vertreten sind neben der Nationalparkverwaltung die Biosphäre Halligen, der NABU Schleswig-Holstein, die Schutzstation Wattenmeer, das WWF Wattenmeerbüro und der Verein Jordsand.

Großes, gemeinsames Projekt

„Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Halliglüüd und die im Nationalpark tätigen Naturschutzverbände mitziehen und die Ringelganstage zu einem großen, gemeinsamen Projekt gemacht haben“, so der Leiter der Nationalparkverwaltung Michael Kruse. Als besonderes Phänomen nennt er, dass Jung und Alt angesprochen werden und begeistert mitmachen: „Die Ringelganstage verbinden nicht nur die Halligen, sondern auch die Menschen.“

Tolle Atmophäre

„Über die Jahre sind die Ringelganstage zu einem festen Bestandteil der touristischen Saison geworden“, erklärt Michael Klisch von der Schutzstation Wattenmeer auf Hooge, Mitglied der AG Ringelgänse und außerdem stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde. Immer wieder würden so neue Gäste animiert, Urlaub und Naturbeobachtung zu verbinden. Was ihm besonders gefällt? Bei Veranstaltungen draußen mit den Ringelgänsen „auf Du und Du“ zu sein – das habe eine tolle Atmosphäre. Als eines der persönlichen Highlights nennt Klisch die Eröffnung der Ringelganstage gemeinsam mit der Feier des 50-jährigen Jubiläums der Schutzstation Wattenmeer im Jahr 2013: „Eine große Veranstaltung den ganzen Tag und bis spät in die Nacht, die es in solcher Größe auf Hallig Hooge vorher nicht gegeben hat.“

Einer, der von Beginn an jedes Jahr dabei war, ist Boy Peter Andresen, von 1998 bis 2008 Bürgermeister der Hallig Langeneß und Träger der Goldenen Ringelgansfeder des Jahres 2016. „Ich finde die Ringelganstage gut, man trifft sich da“, kommentiert er im Gespräch mit den Nationalpark Nachrichten.

Naturschauspiel der „Rottgöös“

Er zähle ja noch zu der Generation, die Ringelgänse und Pfeifenten geschossen hat. „Das gehörte damals dazu auf den Halligen.“ Heute genießt Andresen das Naturschauspiel, wenn Hunderte von Ringelgänsen – „Rottgöös, wie wir sagen“ – auf der Warft vor seinem Fenster hocken. „Wir mögen dann gar nicht rausgehen, um sie nicht zu stören“, lacht er. Wenn das doch mal sein muss, flögen die Tiere nicht etwa weg, sondern „laufen mit langem Hals davon und protestieren“.

Einen Wunsch hat der Langenesser: „Ich würde gerne ‚meine‘ Ringelgans wiedersehen.“ Wie bis ins Jahr 2018 alle Träger der Goldenen Ringelgansfeder, hat Andresen nämlich eine Patenschaft für eine Ringelgans erhalten; seine habe die Kennung GTG9. Bisher habe er jedes Jahr ohne Erfolg nach ihr Ausschau gehalten. Also, wenn jemand Ringelgans GTG9 sichtet – bitte an Boy Peter Andresen melden …

Portrait Michael Klisch
Michael Klisch

© Archiv Schutzstation Wattenmeer

Portrait Boy Peter Andresen
Boy Peter Andresen

© Stock / LKN.SH