Thorshühnchen zu Gast

Bei einem Kontrollgang am Deichfuß auf Nordstrand hat die Nationalpark-Rangerin Melanie Weppner ein Exemplar des hierzulande seltenen Thorshühnchens entdeckt. Ihr Kollege Martin Kühn hat es fotografiert und einen Text dazu geschrieben.

Nach kräftigen Westwinden kontrollieren wir Nationalpark-Ranger:innen besonders intensiv die Küstenperipherie, vor allem im Hinblick auf mögliches Gefahrgut. Bei einem solchen Anlass beobachtete meine Kollegin Melanie Weppner einen recht kleinen Watvogel, der ihr sofort dadurch auffiel, dass er an der Steinkante des Deichfußes auf Nordstrand teilweise auch schwimmend Nahrung suchte: das typische Verhalten eines Wassertreters. Relativ regelmäßig kann man bei uns in geringer Zahl dem Odinshühnchen begegnen, deutlich seltener und später im Herbst auch mal dem hochnordischen Thorshühnchen. Und tatsächlich: Dieser Wassertreter war ein Thorshühnchen!

Beide Arten sind trotz ihrer geringen Größe in den südlichen Überwinterungsgebieten (zum Beispiel vor der Küste Afrikas) überwiegend weiter draußen auf den Meeren zu finden, teilweise in großen Schwärmen. Dort schwimmen sie furchtlos in den hohen Wellen und suchen an der Oberfläche des Wassers nach Nahrung. Diese Furchtlosigkeit hat ihnen wohl die Namen der germanischen Gottheiten Odin und Thor eingebracht.

Martin Kühn