Nationalpark Wattenmeer Nationalpark Wattenmeer
Meeresgrund trifft Horizont
Abo bearbeiten   |   Online ansehen

Liebe Freundinnen und Freunde der Biosphärenregion und des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer,

am 6. September des Jahres wurde im Schloß zu Lütetsburg mit der Urkundenübergabe zu unserer neuen Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer ein langer, intensiver Prozess in unserer gesamten Wattenmeerregion besonders gewürdigt. Der Vorsitzende des MAB-Nationalkomitees der UNESCO Dr. Stefan Lütkes überreichte das Dokument an den Niedersächsischen Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Christian Meyer. 12 Kommunen haben sich freiwillig der Entwicklungszone angeschlossen. Ein wahrer Grund zu feiern! Dies ist der Auftakt für gemeinsame Projekte der Nachhaltigkeitsförderung in unserer neuen Region, die nun geplant, finanziert und umgesetzt werden sollen. Wir freuen uns auf das Erreichte und auf das, was wir nun gemeinsam daraus machen werden.

Mit dem Brand auf der „Freemantle Highway“ haben wir aber auch erleben müssen, wie schnell das Wattenmeer ganz unmittelbar bedroht ist. Nicht auszumalen wäre es, wenn der auf dem Schiff befindliche Diesel ausgetreten wäre. Jegliche Bemühungen um Schiffssicherheit müssen angesichts der zunehmenden Verkehre immer weiter intensiviert werden, wollen wir unser UNESCO-Weltnaturerbe nicht gefährden. Und auch das Welterbekomitee der UNESCO hat sich mit den aktuellen Schutzanforderungen an das Wattenmeer auseinandergesetzt und Sorgen um dessen Zustand formuliert, vor allem auch im Hinblick auf beabsichtigte Öl- und Gasförderungen sowie die Netzanbindungen für Offshore-Windparks. Hier ist die Wattenmeergemeinschaft besonders gefordert, die Verantwortung für den Schutz des Wattenmeeres mit den Klimaschutzaspekten der Energiewende in Einklang zu bringen.

Nun bald im Oktober finden wieder die Zugvogeltage statt, diesmal schon zum 15. Mal. Auch hier haben wir das Wattenmeer als grenzüberschreitendes Welterbegebiet als „Partnerland“ besonders in den Fokus gerückt, mit Veranstaltungen auch in den Niederlanden, Schleswig-Holstein, Hamburg und Dänemark. Ich wünsche allen schöne Zugvogeltage, viele tolle Wattenmeer-Erlebnisse und einen kritischen Blick der Fürsorge auf unser Weltnaturerbe Wattenmeer.

Ihr Peter Südbeck
Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer  

UNESCO Welterbekomitee besorgt über Weltnaturerbe Wattenmeer

© Extended 45th session of the World Heritage Committee

Auf seiner Sitzung im saudi-arabischen Riad hat das Welterbekomitee am 13.09.2023 einen Zustandsbericht über das Weltnaturerbe Wattenmeer verabschiedet und zeigt sich darin besorgt über die zahlreichen und vielfältigen Abbau- und Infrastruktur-Vorhaben innerhalb und in der Nähe des Gebietes, die seinen außergewöhnlichen, universellen Wert negativ beeinflussen könnten. Es fordert daher die Wattenmeerstaaten u. a. auf, weitere umfassende Informationen zu liefern und eine übergreifende, strategische Umweltverträglichkeitsstudie über kumulative Auswirkungen künftiger Pläne und Projekte zu erstellen und dem Komitee vorzulegen. Weitere Informationen finden Sie hier auf Seite 39ff und ebenso auf der Common Wadden Sea Secretariat Homepage.

Trilaterale „Erklärung von Wilhelmshaven“ 2023

Die aktuelle Erklärung der drei Wattenmeerstaaten zum Schutz des Wattenmeeres liegt nun auch in viersprachiger Ausgabe (EN-NL-DK-DE) zum Herunterladen vor. Sie enthält politische Vorgaben, Ziele und Arbeitsaufträge für die Fortsetzung der trilateralen Wattenmeer-Zusammenarbeit in den kommenden vier Jahren unter dänischer Präsidentschaft. Darin wird die große globale Verantwortung unterstrichen, die wir für das EINE Weltnaturerbe Wattenmeer haben, wie es geschützt und gestärkt werden soll, Nutzungen nachhaltiger werden können und dem Klimawandel begegnet werden soll. Effektives Gebietsmanagement, gute Kommunikation und Bildungsarbeit, Partnerschaften und Zusammenarbeit auch auf globaler Ebene sind weitere konkrete Handlungsfelder.

Wadden Sea Day 2023

© Jan Länger

Die Organisator*innen und Referent*innen des Wadden Sea Day 2023. Von oben links: Kristine Meise, Thea Hamm, Soledad Luna, Arjen Bosch, Henk de Vries, Karsten Reise, Sjon de Haan. Von unten links: Dorothee Hodapp, Annemarie Rasmussen, Peter Südbeck, Jochen Krause, Bernadette Pogoda.

Ein spannender Tag zur Biodiversität: Am 31. August fand der diesjährige Wadden Sea Day 2023 im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentrum in Wilhelmshaven statt unter dem Motto „Lasst uns die biologische Vielfalt im Wattenmeer auf den Weg der Erholung bringen“. 150 Teilnehmende aus Forschung, Politik, öffentlicher Verwaltung und Wirtschaft hörten spannende und abwechslungsreiche Vorträge vom Zustand der Biodiversität im Wattenmeer bis hin zu Strategien zur Wiederherstellung. Vielen Dank für die rege Teilnahme!

Save the Date: Im nächsten Jahr wird der Wadden Sea Day am 29.08.2024 stattfinden!

Der Nordsee-Reisepass

© TANO/Moritz Kaufmann

Der von der Tourismus-Agentur Nordsee (TANO) initiierte Nordsee-Reisepass setzt Anreize, die niedersächsische Küstenregion zu erkunden, durch das Sammeln von Stempeln Preise zu gewinnen und dabei auch noch etwas fürs Klima zu tun. An über 190 Orten, darunter fast alle Nationalparkhäuser, können Gäste bei einem Besuch Stempel erhalten. Der Pass kostet zehn Euro, alle Käufer nehmen an Verlosungen teil und sämtliche Erlöse werden in Klimaanpassungsmaßnahmen investiert. So sollen zum Beispiel in Bad Zwischenahn und Jever sogenannte Tiny Forests, also Mini-Wälder, entstehen. Mehr Information zum Nordsee-Reisepass.

Mit vereinten Kräften den Strand auf Minsener Oog von Müll befreit

© Thea Hamm

Am 10. September fand wieder eine Müllsammelaktion auf Minsener Oog statt in Zusammenarbeit der Nationalparkverwaltung mit dem Mellumrat e.V., dem Soltwaters e.V., dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee und der Reederei Warrings. Gemeinsam wurden ungefähr 12 Kubikmeter Müll innerhalb von drei Stunden gesammelt. Weitere Informationen findet Ihr hier.

DARKER SKY Kick-Off Meeting in Brest

Nachdem im April 2023 grünes Licht für das Interreg-Projekt DARKER SKY gegeben wurde, freuen sich 14 dänische, niederländische, französische und deutsche Projektpartner über den Start eines bahnbrechenden Projekts. DARKER SKY zielt darauf ab, die Lichtverschmutzung in der Nordseeregion zu reduzieren und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und der dunklen ökologischen Korridore beizutragen. Zu den niedersächsischen Projektpartnern gehören neben der Nationalparkverwaltung die Universität Oldenburg und Niedersachsen Ports. Der offizielle Startschuss für das Projekt, das bis Oktober 2026 läuft, fiel Anfang September in Brest, Frankreich. Bei diesem Treffen haben sich Mitglieder der verschiedenen Projektpartnerorganisationen auf die Reise begeben, die die kommenden drei Jahre von DARKER SKY prägen wird, und dabei anregende Diskussionen und einen fruchtbaren Austausch geführt. Weitere Informationen findet Sie hier.

Munitionssprengung auf der Störtebeker-Bank wissenschaftlich begleitet

© Richard Czeck

Mitte Juli und Ende August wurden im Rahmen der Kampfmittel-Sondierungen am Standort des geplanten zweiten Wilhelmshavener LNG-Anlegers insgesamt 28 Fliegerbomben gefunden und auf der Störtebeker-Bank gesprengt. Wenn Altmunition aus dem Zweiten Weltkrieg im Meer gefunden wird, gibt es meist drei Möglichkeiten: Besteht keine Gefahr, dass der Fund explodiert, wird die Munition durch den Kampfmittelräumdienst geborgen und fachgerecht an Land entsorgt. Besteht jedoch die Möglichkeit einer Explosion, wird die Munition entweder auf eine Sandbank geschleppt und dort gesprengt, oder muss bei akuter Gefährdung an Ort und Stelle – also unter Wasser – gesprengt werden. Dabei ist das Sprengen auf einer Sandbank aus Sicht des Naturschutzes der Unterwassersprengung vorzuziehen, da die Explosion unter Wasser durch die weitreichenden Schallemissionen gefährdete Tiere wie den Schweinswal stark beeinträchtigt und durch ein schlechtes Verbrennen unter Wasser mehr Schadstoffe freigesetzt werden können. Die Sprengungen im Sommer wurden durch Bestreben der Nationalparkverwaltung außerdem wissenschaftlich durch die Uni Kiel begleitet und toxikologisch untersucht. Weitere Informationen zu Munitionssprengungen.

Ein Norderneyer auf Reisen…

© Foto: Tom Cuffe

Im Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ werden die Brutvögel der Strände, wie Zwergseeschwalbe, Sand- und Seeregenpfeifer, durch ein intensives Monitoring während der Ansiedlungs-, Brut- und Kükenaufzuchtphase von Rangern und Freiwilligen begleitet und, wo nötig, durch gezielte Maßnahmen (z.B. Mobilzäune zur Besucherlenkung) bestmöglich geschützt. Komplementär zum Monitoring und den Schutzmaßnahmen wurde im letzten Jahr (2022) ein Projekt zur Farbberingung von Sandregenpfeifern durch die Nationalparkverwaltung reaktiviert, um über längere Sicht Rückkehrraten, Ansiedlungs- und Wanderverhalten für Individuen aus dem niedersächsischen Brutbestand untersuchen zu können. Am 02.06.2022 wurden die ersten drei jungen Sandregenpfeifer durch Florian Packmor (Koordinator des Projektes bei der NLPV) und Frauke Gerlach (Rangerin) im Rahmen des Projektes auf Norderney beringt. Einer dieser drei Sandregenpfeifer (Farbring: gelb AJU) wurde nun am 08.09.2023 während seines Herbstzuges am Claddagh Beach in der Stadt Galway (Irland), ca. 1.070 km von Norderney entfernt, fotografiert (siehe Abbildung).  

Wir wünschen eine sichere Reise, oder „guímid turas sábháilte“, wie man in Irland sagt… und hoffen auf ein Wiedersehen im „Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer“ zur nächsten Brutsaison!

Mit Argusaugen…

Aufbau einer Überwachungskamera in der Brandseeschwalbenkolonie auf Langeoog durch den Ranger Florian Lemke, NLPV © Florian Packmor

Im Frühjahr/Sommer 2022 kam es zum ersten Mal zu einem Ausbruch der hochpathogenen aviären Influenza (HPAI), die im allgemeinen Sprachgebrauch als Vogelgrippe bezeichnet wird, in den Brutkolonien verschiedener Seevogelarten im nordwestlichen Europa. Im Bereich des Wattenmeeres war die Brandseeschwalbe besonders stark betroffen und viele Brutkolonien zeigten eine hohe Sterblichkeit bei Jung- und Altvögeln.

Um den Gefahren möglicher erneuter Ausbrüche ab der Brutsaison 2023 zu begegnen, den Schutz der Brutkolonien zu verbessern und den Erhalt der Brandseeschwalbe als Brutvogel im Wattenmeer zu sichern, wurde durch die Nationalparkverwaltung eine „Machbarkeitsstudie“ initiiert, welche im Rahmen des neuen nationalen Artenhilfsprogramms (nAHP) durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) finanziert wird. Als Teil dieser „Machbarkeitsstudie“ führt die NLPV zusammen mit ihren Projektpartnern, den Nationalparkverwaltungen des Schleswig-Holsteinischen und Hamburgischen Wattenmeeres sowie dem Mellumrat e.V. und dem Verein Jordsand e.V., ein intensives, kameragestütztes Monitoring der Koloniestandorte während der Brutzeit durch. Dieses bildet die Grundlage für gezielte Maßnahmen zur Erkennung und Eindämmung von lokalen HPAI-Ausbrüchen. Darüber hinaus erlaubt der Einsatz von Kameras innerhalb der Kolonien ein nahezu störungsfreies Monitoring des standortspezifischen Bruterfolges der Brandseeschwalben inklusive der Ursachen für mögliche Gelege- und Kükenverluste (z.B. Prädation durch Säugetiere/Vögel und Überflutung bei erhöhten Tiden). Die „Machbarkeitsstudie“ soll Ende 2024 abgeschlossen sein.   

Zwischenstand Aasökologie

© NLPV

Seit Juni läuft im Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ das Aasökologie-Projekt, ein Kooperationsprojekt zwischen allen deutschen Nationalparken und der Universität Würzburg, gefördert durch das BfN (mehr Informationen zum Projekt). Nun stehen erste Bilder der Wildtierkameras zur Verfügung. So fanden sich bereits „Zufallsbesucher“ wie Feldhase, Reh und Steinschmätzer ein, die nicht beim Fraß am Tier beobachtet werden konnten. Dagegen suchten Mäusebussard und Rabenkrähen die Tiere aus kulinarischen Gründen auf. Darüber hinaus konnte auf Mellum eine Sumpfohreule aufgenommen werden, die Mäuse erbeutete, die sich am Kadaver aufhielten. Ungewöhnlich war auch die Aufnahme des Marderhundes, der statt am Aas an der neben dem Tier platzierten Bodenfalle für Insekten Interesse fand. Interesse am Projekt fanden auch die Mitarbeiter des NDR, die Annelie Hedden (Rangerin Butjadingen) und Dr. Benedikt Wiggering (Mitarbeiter für Biodiversität und Monitoring) am 11.09.2023 beim Auslegen eines Rehkadavers begleiteten (Beitrag in der Mediathek des NDR).

Der Rückbau der experimentellen Inseln vor Spiekeroog

© Daniela Meißner (Uni Oldenburg)

Vor genau 9 Jahren entstanden die zwölf experimentellen Inseln im Rückseitenwatt der Insel Spiekeroog im Rahmen des Projekts BEFmate der Universitäten Oldenburg und Göttingen, mit VW-Förderung über das Niedersächsische Wissenschaftsministerium. Das Projekt ging 2018 nahtlos in die DFG-Forschungsgruppe DynaCom über. Nun enden die Feldarbeiten der Forschungsgruppe: Die Firma Bohlen & Doyen Bau GmbH konnte die experimentellen Inseln Anfang September erfolgreich zurück bauen. Die Forschungsgruppe läuft noch bis Mitte 2025 und konzentriert sich nun auf die Auswertung der gesammelten Daten. Mehr Infos unter der Projektwebseite der Uni Oldenburg.

Wir sind Biosphäre!

© Jan Länger

Am 06.09. nahm Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer im Schloss Lütetsburg die UNESCO-Urkunde für die erweiterte Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer entgegen. Dies war der feierliche Abschluss eines umfassenden Beteiligungsprozesses: Zwölf Kommunen an der niedersächsischen Nordseeküste – von West nach Ost: Jemgum, Norden, Hage, Spiekeroog, Schortens, Jever, Wilhelmshaven, Sande, Zetel, Nordenham, die Ortsteile Imsum und Langen der Stadt Geestland sowie Teilgebiete der Stadt Cuxhaven – sind auf freiwilliger Basis der Entwicklungszone der Biosphärenregion beigetreten. Die Anerkennung durch die UNESCO ist das Startsignal für die weitere gemeinsame Projektarbeit von Kommunen und der Nationalparkverwaltung zur Erprobung von nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweisen für eine lebenswerte Zukunft in der niedersächsischen Wattenmeer-Region.

Gleichzeitig nahm Umweltsenator Jens Kerstan am 06.09. die Urkunde zur Fortschreibung der Anerkennung des UNESCO-Biosphärenreservats Hamburgisches Wattenmeer entgegen – Ein doppelter Grund zum Feiern! Weitere Informationen finden Sie hier.

Wangerländer Spätsommerfest

© NLPV/Martin

Regional, saisonal, nich' egal: Regionale Produkte zur Verköstigung, Live-Musik & ein kleiner Markt der Möglichkeiten bot das Wangerländer Spätsommerfest Mitte September bei schönstem Spätsommerwetter den Besucherinnen und Besuchern beim NAKUK – Landhotel und Restaurant in Horumersiel. Ziel war es, die bunte Vielfalt des Partner-Netzwerks rund um die Themen regionale Produkte und Naturerlebnis vorzustellen. Das Fest wurde gemeinsam von den Nationalpark- und Biosphären-Partnern im Wangerland – der Wangerland Touristik GmbH, dem NAKUK, der Jugendherberge Schillighörn – und der Nationalparkverwaltung organisiert. Die Biosphären-Bratwurst vom Deichlamm sowie der frisch gepresste Apfelsaft des RUZ Schortens boten u.a. kulinarische Erlebnisse und das Nationalpark-Haus sowie die Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz (WAU) gaben Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt des Wattenmeeres. Das allgemeine Fazit: Gerne wieder im nächsten Jahr!

Bunte Vielfalt

© Goldenstein

Unser Partner-Netzwerk wächst in der Breite und in der Anzahl – darüber freuen wir uns sehr! Während des Wangerländer Spätsommerfests durften wir vier neue Betriebe auszeichnen: vom Künstler bis zum Förderverein und von der Gesundheitsbranche bis zum Jugendgästehaus.

Die Vielfalt des Partner-Netzwerks zeigt, wie unterschiedlich Engagement für unser Weltnaturerbe Wattenmeer aussehen kann. Jedes Gesicht bringt eine andere Sichtweise und eine andere Tatkraft mit und alle gemeinsam stehen sie für das Partner-Netzwerk von Nationalpark und Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer und dessen Schutz.

Eine besondere Herausforderung

Die „Alltagsarbeit“ der Nationalparkwacht besteht nicht nur aus Schilder aufstellen, Gebietskontrolle, Bruterfassung, Statistik und Besucherlenkung. Es gibt auch Momente der besonderen Herausforderung. So neulich am Pilsumer Leuchtturm in der Ruhezone. Dort lag ein Flugdrachen nebst Leine im Vorland und bildete ein Gefahr für die dortige Tierwelt. Wolfgang Strecker, mit maritimer Ausbildung, holte mittels Wurfanker und unter Beachtung des Betretungsverbotes der Ruhezone, den Drachen „an Land“ - hier im Kurzvideo dokumentiert. Nach der erfolgreichen Bergung stellte sich heraus, dass noch gut 80 m Kunststoffschnur daran hingen, eine potenzielle Lebensgefahr für die Tierwelt - nach diesem Einsatz ist die Gefahr gebannt.

Neue Ausstellung mit viel Dynamik

© NLPH Juist

Seit der Modernisierung und Wiedereröffnung des Nationalpark-Hauses Juist Anfang April 2023 haben knapp 17.000 Gäste das Haus besucht. Die Resonanz war bislang überwiegend ausgesprochen positiv. Während ca. 2,5 jährigen Umbauphase wurde auch eine neue Ausstellung installiert, um Besucher*innen ein attraktives aktuelles Angebot über den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer bieten zu können. Dabei wurde das Schwerpunktthema dieser Einrichtung, die natürliche Dynamik des Wattenmeeres, stärker gewichtet, indem zum Beispiel an mehreren Stationen auf spielerische Art und Weise die Naturkräfte Wind und Wasser und deren Wirkung auf Watt und Insel nachvollzogen werden können. Aber auch neue Vermittlungsmedien haben Einzug ins Nationalpark-Haus Juist gehalten. Neben einem Multitouch-Tisch, auf dem man die Entwicklung von Juist in den letzten Jahrhunderten auf Karten und Fotos sehen kann, gibt es ein interaktives Buch, welches beim Aufschlagen „lebendig“ wird und den Betrachtenden neben den gedruckten Informationen noch viele weitere spannende Details offenbart. 

 

Besucher*innen können nun auch vom neuen stufenlosen Eingang und den erweiterten Öffnungszeiten profitieren. „Wir sind sehr glücklich, dass wir mit Unterstützung der Inselgemeinde Juist, des BUND Landesverbandes Niedersachsen e. V. und der Nationalparkverwaltung Fördermittel aus dem niedersächsischen Umweltministerium, dem niedersächsischen Innenministerium und der Bingo-Umweltstiftung generieren konnten, um dieses wichtige Projekt für den Nationalpark, aber auch für die Insel Juist umsetzen zu können“, so der Leiter des Nationalpark-Hauses Jens Heyken.

Eine Glasarche zwischen Heide und Watt in Cuxhaven

© Stadt Cuxhaven_Schulz

Im vergangenen Herbst, zur 14. trilateralen Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeers, war sie bereits in der Wilhelmshavener Innenstadt zu Gast. Nun wurde sie ebenso wirkungsvoll, diesmal jedoch naturnah direkt am Wattenmeer platziert: Die „Glasarche“, ein sieben Meter großes Kunstobjekt aus Glas und Holz, wurde Mitte August unmittelbar vor dem UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentrum Cuxhaven aufgebaut und am 25. August bei einer bunten Eröffnungsfeier willkommen geheißen. Dabei wirkten Kinder des benachbarten Waldkindergartens mit, und Nationalpark-Ranger Sebastian Keller interviewte "Wattenmeer-Tiere" (kostümierte Zweibeiner) zu ihren Schutzbedürfnissen. Die Glasarche soll noch bis zum 23. Oktober als Hingucker in der Landschaft und als Treffpunkt für Natur, Kunst und Mensch dienen, zum Nachdenken über die Zerbrechlichkeit der Natur und unsere Verantwortung anregen und im besten Fall zu einem nachhaltigen Umgang der Menschen mit der Natur führen. Das Wattenmeer-Besucherzentrum als Nationalpark-Informationseinrichtung und außerschulischer Lernort möchte die Symbolkraft der Glasarche aufgreifen und sie in ein vielseitiges Programmangebot mit Sonderveranstaltungen wie Vorträgen, Lesungen, Kino und einem Gottesdienst einbinden. Auf dieser Website finden Sie nähere Informationen zum Veranstaltungsprogramm.

Wattenmeer als Klassenzimmer

© Imke Zwoch

Ein erfolgreiches Umweltbildungs- und Gemeinschaftsprojekt feierte in diesem Sommer sein 10-jähriges Jubiläum: das zwischen der Grundschule Rheinstraße und dem UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum Wilhelmshaven entwickelte Projekt „Watt’n Mee(h)r! – Natur ist Heimat!“. Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts nahmen mehr als 500 Schüler*innen der 4. Klassen an dem Projekt teil, mit jeweils rund 20 „Wattenmeer“-Terminen pro Schuljahr, die vom Wattenmeer-Besucherzentrum als außerschulischem Lernort angeboten wurden – und konnten anschließend als Junior Ranger ausgezeichnet werden.

 

Im Projekt-Schuljahr beschäftigen sich die Schüler*innen  wöchentlich mit unterschiedlichen Themen rund um das Weltnaturerbe Wattenmeer, nehmen an Exkursionen teil, besuchen andere außerschulische Einrichtungen in Wilhelmshaven und Umgebung und entwickeln zum Abschluss eine selbst konzipierte, bilderreiche Ausstellung. Ziel des Projekts ist es, durch eine veränderte Lernatmosphäre, durch unterschiedliche Personen, Orte und Methoden die Freude am Lernen und die Motivation der Schüler*innen zu fördern und einen ganz anderen Zugang zu den Lerninhalten zu ermöglichen. Bei vielen Aktionen ist ein Miteinander in der Gruppe erforderlich, wodurch auch die Sozialkompetenz der Schüler*innen gefördert wird. Die Kinder werden handlungs- und praxisorientiert an das Thema Wattenmeer herangeführt und für ihre Heimat sensibilisiert, während gleichzeitig globale Bezüge hergestellt werden - ganz im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Das in dieser Form einzigartige Gemeinschaftsprojekt wurde Vorreiter für weitere langjährige Kooperationen zwischen dem Wattenmeer-Besucherzentrum und anderen Schulen der Stadt Wilhelmshaven.

 

Ein besonderer Dank gilt allen, die dazu beigetragen haben, dass das gemeinsame Projekt über diesen langen Zeitraum durchgeführt werden konnte! Beide Partner hoffen, dass sich auch in Zukunft Sponsoren finden, die dieses Leuchtturm-Projekt über die kommenden Jahre finanziell unterstützen.

Ein Tiny House fürs Wittbülten

© Swaantje Fock

Seit Anfang September hat Spiekeroog einen neuen Ortsteil: Das Tiny Dörp der Hermann Lietz-Schule! Eines dieser insgesamt fünf Tiny Houses gehört dem Nationalpark-Haus Wittbülten.

Da es auf Spiekeroog, wie auch auf den anderen Ostfriesischen Inseln, kaum einen freien Wohnungsmarkt gibt, neuer Wohnungsbau noch schwieriger ist und auch Arbeitgeber*innen Mühe haben, ihren Mitarbeiter*innen eine Unterkunft zu stellen, kann das Tiny Dörp den aktuellen Ansprüchen auf verschiedene Weise gerecht werden: Es wurden neue Wohnmöglichkeiten in ökologisch vorbildlicher Weise geschaffen, da der kleine Wohnraum aus umweltfreundlichen Materialien und gut gedämmt ressourcenschonend gebaut wurde und auf diese Weise wenig Energie im Betrieb verbraucht wird. Außerdem musste für die Errichtung kein Boden versiegelt werden. Mit ihren großen Fenstern schaffen die Tiny-Häuser inmitten der Natur Spiekeroogs auf dem Internatsgelände ein einmaliges Wohngefühl.

Bei der gemeinsamen Feierstunde am 2. September haben viele der 100 Gäste die 23 m² kleinen Häuser von außen und innen bestaunt. Die Begeisterung war groß! Endlich ist Wittbültens Mitarbeiter*innen-Wohnraum-Problem ein Stück weit gelöst. Das Nationalpark-Haus Wittbülten möchte sich daher noch einmal herzlich bei allen bedanken, die es finanziell und inhaltlich unterstützt haben!

Luchtfietsers Wadden Cycling Tour 2023 – Fahrradfahren für das Watt

© Ellis Mourits und Martijn Groenier

Im Sommer 1978 machten sich mehrere hundert Menschen mit dem Fahrrad auf den Weg von Den Helder nach Esbjerg, um auf die Gefahren für das Wattenmeer aufmerksam zu machen. Seither ist viel passiert in Sachen Wattenmeerschutz, trotzdem drohen weiterhin bekannte und neue Gefahren durch menschliche Nutzungsansprüche. Deshalb organisierten die "Luchtfietsers" in diesem Sommer, 45 Jahre später, erneut eine Wadden Cycling Tour von Texel in den Niederlanden bis nach Esbjerg in Dänemark unter dem Motto „Give Voice to the Wadden Sea!“ (“Gebt dem Wattenmeer eine Stimme!“). Es war sogar ein Teilnehmer der ersten Tour wieder mit dabei! Drei Wochen nahmen sie sich Zeit, um sich auf der 1.200 Kilometer langen Strecke untereinander auszutauschen, aber auch mit Anrainer*innen darüber zu sprechen, wie man mehr Nachhaltigkeit umsetzten kann, um den notwendigen Schutz des Wattenmeeres weiter auszubauen.

Neu im Team: Jan Länger

© Niels Biewer

„Irgendwas mit Medien.“ – So wird mittlerweile scherzhaft im Büro meine Tätigkeit als FÖJler bei der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer bezeichnet. In meinem FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr), das am 1. August begonnen hat und ein Jahr dauern wird, habe ich ein vielfältiges Aufgabenfeld. Unter anderem sammle und erstelle ich Material für die Social-Media Kanäle des Nationalparks, schreibe Beiträge für den Newsletter und die Website und nehme mit vielen anderen FÖJlern an Seminaren zu Umwelt- und Naturschutzthemen teil. Seitdem meine Familie und ich in meiner Kindheit angefangen haben in Dänemark an der Ostsee Urlaub zu machen, faszinieren mich die Küste und das Meer besonders, weswegen ich recht schnell wusste, dass ich mein FÖJ in der Nähe des Wattenmeeres absolvieren möchte. Gerade aus diesem Grund hat es mich sehr gefreut, dass ich schon in meiner zweiten Woche bei einer Ranger-Fortbildung zum Thema Insekten und Dünenvegetation auf der Insel Spiekeroog teilnehmen durfte. Dort haben wir die Natur mit Regenhose und Kescher bewaffnet erkunden können, wie man auf dem Foto oben sehen kann. Alles in allem freue ich mich also auf ein Jahr voller neuer Erfahrungen und einer Menge neuer Erkenntnisse.

Schneller umfassend informiert: Neue Publikationsserie im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Die neue Publikationsserie „Berichte aus dem Nationalpark und der Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer“ ergänzt die bereits existierende „Schriftenreihe Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer“. Die Berichtereihe zielt darauf ab, Forschungs- und Monitoringsergebnisse sowie durchgeführte Maßnahmen im Nationalpark und der UNESCO-Biosphärenregion als zitierfähige online-Veröffentlichungen zeitnah verfügbar zu machen. Dabei wird insbesondere bei den neu erstellten Studien darauf Wert gelegt, dass die Dokumente weitestgehend barrierearm bereitgestellt werden. Die nachfolgenden Studien sind bereits abrufbar:

Muschelstudie

Das Vorkommen von Muschelbänken wird auf den Wattflächen des Nationalparks „Niedersächsisches Wattenmeer“ jährlich über die Auswertung von Luftbildern ermittelt. Diese Studie berechnet aus den Daten zum beobachteten Vorkommen der Muschelbänke und Miesmuscheln ein Modell um Vorhersagen darüber treffen zu können, welche Areale des niedersächsischen Wattenmeeres grundsätzlich für die Ansiedlung von Muschelbänken geeignet erscheinen. Dies liefert die wissenschaftliche Grundlage, um Fragen des Managements diskutieren und den Ist-Zustandes dieses wichtigen Habitats bewerten zu können. download

GEO-Tag der Natur 2020

© Nationalparkverwaltung Nds. Wattenmeer

Die Nationalparkverwaltung richtet alljährlich das Expert*innentreffen „Nationalpark-Tag der Artenvielfalt“ aus. Hierbei treffen sich Fachleute für verschiedene Artengruppen, um ein Teilgebiet des Nationalparks genauer zu kartieren. Als Aufbereitung der Ergebnisse des GEO-Tags der Natur 2020 in und um das schwimmende Moor in Sehestedt ist nun Band 2023-1 der “Berichte aus dem Nationalpark und der Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer“ erschienen. download

BNE-Handbuch

Schulen spielen eine bedeutende Rolle in der Entwicklung eines nachhaltigen und friedlichen Miteinanders. Zum einen, weil sie Schüler*innen auf einen Umgang mit komplexen globalen Herausforderungen vorbereiten und ihnen wichtige Kernkompetenzen mit auf den Weg geben. Zum anderen zählen Schulen selbst zu den größten Energieverbrauchern der öffentlichen Hand. Damit bieten sie auch ein großes Potenzial zu mehr und auch praktisch vermittelbarem Klimaschutz. Das Handbuch „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) umgesetzt im und für das Wattenmeer“ soll dabei helfen, den Einstieg in eine Bildung für nachhaltige Entwicklung an Schulen zu erleichtern. Hier finden Sie es frei zugänglich.

Zugvögel und mehr: Seien Sie dabei bei den 15. Zugvogeltagen!

© Holger Onnebrink

Vom 14. bis zum 22. Oktober finden die 15. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer statt. In dieser Zeit haben Sie Gelegenheit, aus über 250 vielfältigen Veranstaltungen auf den ostfriesischen Inseln von Borkum bis Wangerooge sowie entlang des Festlandes vom Dollart bis zur Unterelbe zu wählen. Besonders im Fokus steht dieses Jahr der Löffler, und aus Anlass des Zugvogeltage-Jubiläums wird das gesamte UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer in Zusammenarbeit mit unseren Partnerländern, den Niederlanden und Dänemark, gefeiert.

Erlernen Sie unter kompetenter Anleitung und mit hervorragender Optikausrüstung die Kunst der (Zug)-Vogelbestimmung im Wattenmeer und genießen Sie aufregende Vogelbeobachtungen von den Beobachtungstürmen aus. Bei Exkursionen erleben Sie, welche entscheidende Rolle das Wattenmeer im Vogelzug spielt, und hochkarätige Vorträge – einige kombiniert mit einem nachhaltigen Essen – bieten spannende Informationen. Es gibt für alle ein passendes Angebot – unabhängig von Ihrem Wissensstand in der Vogelkunde. Das vollständige Veranstaltungsprogramm finden Sie auf www.zugvogeltage.de sowie in allen Nationalpark-Informationseinrichtungen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Seien Sie dabei!

Online-Vortragsreihe zu Biosphäre Wattenmeer

© Martin Stromann und Jürgen Püschel

Im Juni ist die erweiterte Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer von der UNESCO anerkannt worden. Aber was steckt eigentlich hinter dem Siegel „UNESCO-Biosphärenreservat“? Welche Themen und Ziele sind damit verknüpft? Welche Rolle spielt dabei eine nachhaltige Entwicklung? Vor welchen Herausforderungen stehen die Menschen in der Wattenmeer-Region, und welche Funktion kann die Biosphärenregion bei ihrer Bewältigung einnehmen?

Diesen und weiteren Fragen widmet sich eine Reihe von Online-Vorträgen, die die Verwaltungen der drei Wattenmeer-Biosphärenreservate gemeinsam alle zwei Wochen jeweils donnerstags um 19 Uhr anbieten. Den Auftakt bildete der Vortrag „UNESCO-Biosphärenreservate – heute schon die Zukunft denken“, der eine Einführung in die Biosphärenreservate und MAB-Programm der UNESCO bot. Der Link zu den Online-Vorträgen wird jeweils kurz vor Veranstaltungsbeginn veröffentlicht. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Save-the-date: 12. Weltnaturerbeforum

Das jährliche Weltnaturerbeforum findet am Dienstag, 14. November 2023, in der Dr. Becker-Klinik in Norddeich statt, veranstaltet von der Nationalparkverwaltung und der Tourismus Agentur Nordsee (TANO). Eine Einladung an die Netzwerkpartner folgt.

© Denis Metz

Unser Newsletter-Cartoon stammt dieses Mal von Denis Metz.

Hrsg.: Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, Virchowstr. 1, 26382 Wilhelmshaven, Tel. 04421-911-0, E-Mail: presse@nlpvw.niedersachsen.de

 

Redaktion: Imke Zwoch, Jan Länger