Watt für die Seele, Watt für die Bühne - und eine Gezeitenhochzeit
Nationalpark Wattenmeer Nationalpark Wattenmeer
Meeresgrund trifft Horizont
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Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer,

zum Jahresabschluss möchte ich Ihnen herzlich Dankeschön sagen für Ihren Beitrag zum Erhalt unseres Nationalparks. Alle spüren, dass wir derzeit unter vielfältigen Krisen zu leiden und diese zu ertragen haben. Auch das Wattenmeer ist großen Herausforderungen ausgesetzt: durch die Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz, durch Reaktionen auf die Energiekrise, durch den Klimawandel selbst oder die globalisierte Schifffahrt. Aber intakte Natur bleibt für uns alle die Essenz unseres Lebens. Viele Reaktionen auf die Situation im Wattenmeer, ob durch die Schiffsunglücke oder durch andere Geschehnisse, haben mir gezeigt, wie stark die Unterstützung für den Schutz des Wattenmeeres bei Einheimischen und Gästen ist. Bei den Zugvogeltagen im Oktober haben wieder viele Menschen mitgemacht und unsere Region profitiert auch ökonomisch durch den Nationalpark.

Daher wollen wir uns auch im neuen Jahr mit viel Energie und Kraft für diesen Ruheraum des Nationalparks einsetzen und fühlen uns dann mit den Vielen in der Region verbunden!

Ihnen allen einen guten Start ins Jahr 2024 und zuvor friedliche und geruhsame Weihnachtstage

Ihr Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Naturschutz macht sich bezahlt für Mensch und Natur

© Wiebke Kreinick

Nach der wirtschaftsgeographischen Studie der Universität Würzburg mit 15.000 Befragten ist das niedersächsische Wattenmeer mit nahezu 22 Millionen Besuchstagen pro Jahr der touristisch höchst frequentierte Nationalpark in Deutschland. Von der Wertschöpfung durch Tourismus gehen pro Jahr 124 Mio. € Einkommen und 5.000 Arbeitsplätze auf den Nationalpark zurück. Die Mehrwertsteuer-Einnahmen für den öffentlichen Haushalt aus der Nationalpark-induzierten touristischen Wertschöpfung übersteigen die öffentlichen Ausgaben für den Nationalpark um mehr als das 3,5-fache. Fazit: Der Nationalpark rechnet sich.

Link zur Studie: https://www.nationalpark-wattenmeer.de/news/naturschutz-macht-sich-bezahlt-fuer-mensch-und-natur/

Wunderbare Welt der Zugvögel

Löffler und Gänse rasten im Deichvorland

© Imke Zwoch

Die 15. Zugvogeltage (12. bis 22. Oktober 2023) im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer sind wie im Fluge vergangen, und wir sind erfreut über die Teilnahme von mehr als 9.000 Gästen. In rund 250 Veranstaltungen zwischen Borkum und Wangerooge sowie auf dem Festland zwischen dem Dollart und der Unterelbe konnten wir eine vielfältige Palette an Erlebnissen bieten. Darunter Exkursionen, Vorträge, ein vielfältiges Kinderprogramm, faszinierende Kunstausstellungen, stimmungsvolle Musik und natürlich beeindruckende Vogelbeobachtungen. Besonders im Fokus stand unser diesjähriger Titelvogel: der Löffler.

In enger Zusammenarbeit mit den Partnerländern Niederlande und Dänemark wurde das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer in seiner Gesamtheit hervorgehoben. Parallel dazu fanden Veranstaltungen in der trilateralen Wattenmeerregion statt, um die grenzüberschreitende Bedeutung dieses einzigartigen Naturerbes zu würdigen.

Ein herausragendes Ereignis war der Aviathlon, bei dem beeindruckende 221 Vogelarten beobachtet wurden. Die Region Cuxhaven stellte mit 171 Vogelarten am Festland einen neuen Rekord auf, während Wangerooge sich mit 166 entdeckten Vogelarten den Inselvergleichssieg sicherte. Trotz des wechselhaften Wetters während der Zugvogeltage-Woche haben die Aviathleten eine grandiose Leistung gezeigt!

Den krönenden Abschluss bildete das Zugvogelfest in Horumersiel, das mit einem bunten Programm rund um Zugvögel sowie Messeständen von renommierten Optikfirmen, Reise- und Naturschutzvereinen sowie Nationalpark-Partnern begeisterte.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die diese unvergesslichen Tage im Wattenmeer ermöglicht haben. Die nächsten Zugvogeltage finden vom 12. bis zum 20. Oktober 2024 statt. Erfahren Sie mehr in unserer Pressemitteilung: https://www.zugvogeltage.de/news/mehr-als-9000-zugvogel-begeisterte-erlebten-gefiederte-vielfalt/

"Wer nutzt, muss schützen"

Blick auf Scharhörn im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer

Blick auf Scharhörn im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer © Martin Elsen

Mitte Oktober unterzeichneten die Umweltminister der drei Wattenmeer-Länder Tobias Goldschmidt (Schleswig-Holstein), Christian Meyer (Niedersachsen) und Jens Kerstan (Hamburg) in Cuxhaven eine Erklärung zum Schutz des gemeinsamen Wattenmeers. Die Region ist bereits heute und auch zukünftig von den Auswirkungen der Klimakrise besonders betroffen. Gleichzeitig ist der norddeutsche Raum Vorreiter bei der Energiewende und damit im Kampf gegen die Klimakrise. Doch Energiewende, Transformation und Klimaschutz bedeuten auch immer Eingriffe in die Natur. „Wer nutzt, muss schützen“ steht in der Präambel zur „Cuxhavener Erklärung“, in der politische Maßnahmen und Ziele für die Nationalpark- und Weltnaturerbe-verträgliche Ausgestaltung der Energiewende, der Fischerei, des Schiffsverkehrs, der Baggerarbeiten (Sedimentmanagement), der Gasimporte und des Küstenschutzes beschrieben sind. Volltext der „Cuxhavener Erklärung“

Wo sich Himmel und Watt eine Bühne teilen

© Theater Lazarett

Die Kulturlandschaft Ostfrieslands ist um ein Kleinod reicher: Im liebevoll sanierten Nebengebäude des ehemaligen Auricher Garnisonslazaretts hat sich Eike Schmidt gemeinsam mit Freund*innen den Traum vom eigenen Theater in seiner Heimatstadt erfüllt. Es ist ein Theater der Bilder und Begegnungen für alle Altersgruppen, in dessen Stücken sich Kultur und Natur unserer Region widerspiegeln. „Fluten“ nimmt das Publikum mit auf eine virtuelle Wattwanderung, bei der klassisches Figurentheater und multimediale Effekte zu einer besonderen Erlebniswelt verschmelzen. Der phantasievollen Umsetzung liegt eine sorgfältige Recherche zu Ökologie und Biodiversität des Wattenmeeres zugrunde. Deshalb ist das „Lazarett“-Team vor über einem Jahr an uns herangetreten und es hat uns viel Freude bereitet, als Kooperationspartner die Entwicklung dieses Stücks naturkundlich zu begleiten. Die nächste Aufführungsreihe der „Fluten“ startet Mitte Februar. Bis dahin stehen weitere Stücke mit regionalem bzw. naturkundlichem Bezug auf dem Spielplan: „Der Schimmelreiter“, „Nils Holgersson“ und „Der Teetrinker“. https://www.theaterlazarett.de/spielplan/

Commerzbank-Umweltpraktikum 2024

Auch 2024 ist das Commerzbank-Umweltpraktikum wieder am Start. Spannende Projekte in Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit stehen auf dem Programm. Deutschlandweit machen mehr als 20 Schutzgebiete mit, und natürlich ist auch der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer dabei: Insgesamt vier Praktikumsplätze sind in den Nationalpark-Häusern auf Spiekeroog und im Wangerland, in der Nationalpark-Erlebnisstation in Sehestedt sowie in der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven zu vergeben. Die Bewerbungsphase läuft bis zum 15. Januar 2024. Bewerbung online unter www.umweltpraktikum.com.

Rote Listen aktualisiert

Der Stint gehört zu den bedrohten Fischarten © S. Walentowitz

Nach den Ausgaben aus 1981 und 1993 wurde die Rote Liste der Süßwasserfische, Rundmäuler und Krebse Niedersachsens dieses Jahr umfassend aktualisiert. Es gelten 35,3% der Bestände als ungefährdet, 39,2% als gefährdet und 15,7% befinden sich auf der Vorwarnliste. Die negative Bestandsentwicklung der in den Ästuaren von Elbe, Weser und Ems lebenden Massenfischarten mit ökosystemarer Bedeutung gibt weiterhin Anlass zur Besorgnis. Die Gefährdungsursachen für die Bestände sind vor allem durch den Menschen bedingte Veränderungen der Ökosysteme wie z.B. Querbauwerke, Sielwerke und Gewässerbaumaßnahmen. Auf der Website des NLWKN finden Sie den Link zum Download der roten Liste und die Pressemitteilung zur Veröffentlichung der Roten Liste.

Seltener Fund einer Weitgereisten

© NLPV

Ende November wurde auf Norderney eine tote Meeresschildkröte gefunden. Trotz fortgeschrittener Verwesung ließ sich als Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas) identifizieren. Das gefundene Exemplar ist knapp 20 cm lang, ein Jungtier – ausgewachsene Exemplare können bis zu 140 cm lang (Länge des Rückenpanzers) und bis zu 50 Jahre alt werden. Die Art ist weltweit in allen tropischen und subtropischen Meeren zu finden, auch im Mittelmeer. Wie sie ins Wattenmeer gelangte, ob sie von Strömungen verdriftet oder per Schiff verschleppt wurde, bleibt ihr Geheimnis. Der Trivialname „Suppenschildkröte“ erinnert daran, dass diese Art durch zweifelhafte kulinarische Vorlieben vor der Ausrottung stand. Heute ist sie durch das Washingtoner Artenschutzabkommen streng geschützt. Im Strandfunde-Onlineportal Beach Explorer sind bislang nur 4 Funde aus der Familie der Meeresschildkröten im Wattenmeer verzeichnet, wobei es sich um Karettschildkröten handelte – eine Grüne Meeresschildkröte war noch nicht dabei. Fundmeldungen im Beach Explorer

Das von den Nationalparkranger*innen geborgenen Tier wurde in die Sammlung des Landesmuseums Natur und Mensch Oldenburg aufgenommen und steht so für weitere Forschung zur Verfügung.

Projekt SediEms

Installation zur Erfassung von Messdaten im sediEms Projekt

Installation zur Erfassung von Messdaten im SediEms Projekt © Inga Nordhaus

Untersuchung von Sedimentationsprozessen und Strömungen auf Muschelbänken für eine Strategie zum ökologischen Sedimentmanagement an der Ems

In der Außenems führen fortlaufende Unterhaltungsbaggerungen für Fahrrinnen und Häfen zu einer Veränderung der natürlichen Sedimentdynamik und einer erhöhten Wassertrübung. In einem interdisziplinären Forschungsprojekt untersuchen die Forschungsstelle Küste (NLWKN), die Nationalparkverwaltung sowie die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel die ökologischen und morphologischen Auswirkungen dieser Veränderungen.

Die Nationalparkverwaltung führt seit 2019 Messungen zu Sedimentation und Erosion sowie zur Biodiversität auf mehreren Muschelbänken durch. Daten zu Strömungen, Turbulenz, Wassertrübung und Überflutungsdauer in hoher zeitlicher Auflösung wurden 2023 von der Universität Kiel erfasst. Diese Messdaten fließen in mathematische Modelle ein und dienen dazu, eine Strategie zum ökologischen Sedimentmanagement zu entwickeln, um den Erhalt und die Regeneration ökologisch wertvoller Lebensräume im Nationalpark zu ermöglichen. Detaillierte Informationen zum Projekt finden Sie auf unserer Website und der NLWKN-Website.

Seehundbestand in Niedersachsen weiter stabil

Blick aus dem Flugzeug auf ruhende Seehunde

 © Ole Stejskal-LAVES

Die Seehund-Zählungen haben im Juni zur Wurfzeit und im August zur Haarwechselzeit stattgefunden. In Niedersachsen gab es einen leichten Anstieg auf 5639 adulte Seehunde und bei den Jungtieren einen leichten Rückgang auf 2059 Kälber.

Trilateral gab es im Gegensatz dazu einen Anstieg an Jungtieren auf 9.343 in diesem Jahr und einen sehr leichten Rückgang an Alttieren auf 22.621 dieses Jahr. Insgesamt betrachtet sind alle beobachteten Schwankungen normal, langfristiger gesehen stagniert der Seehundbestand auf hohem Niveau seit ungefähr 2013.

Internationaler Workshop zum Vogelmonitoring

© Imke Zwoch

Im Rahmen der Wadden Sea Flyway Initiative konnte das Vogelmonitoring auf dem Ostatlantischen Zugweg stark intensiviert werden. Es gibt mittlerweile einen sehr guten Überblick über die Wat- und Wasservogelbestände auf diesem Zugweg. Trotzdem ist es nach wie vor eine große Herausforderung, einen Überblick über die Habitatqualität, Bedrohungen und Veränderungen im Verhalten der Zugvögel großflächig und zeitnah zu erhalten. Aus diesem Grund trafen sich im November über 40 Expert*innen aus 12 Ländern entlang des Zugweges zu einem zweitägigen Workshop in Wilhelmshaven, um sich über innovative Methoden des Vogelmonitorings auszutauschen. Die Veranstaltung wurde vom Gemeinsamen Wattenmeersekretariat (CWSS) und dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ausgerichtet. Der Workshop war Teil eines Projektes zum Flyway Monitoring, organisiert von EUCC-Deutschland, der Coastal & Marine Union (Projektleitung) und dem Sovon Dutch Centre for Field Ornithology, und unterstützt von der DG REFORM der EU-Kommission als Teil des "Green Deals". Eine inhaltliche Zusammenfassung des Workshops findet sich auf den Seiten der EUCC-D und der DG REFORM.

... Heiko Campen, Wattführer im Ruhestand

Wattführer Heiko Campen

© privat

Seine Gummistiefel hat er nun zum Saisonende im Oktober 2023 an den Nagel gehängt: Heiko Campen. Seit 1964 führte der jetzt 89jährige Ostfriese durchs Watt und war damit Niedersachsens „dienstältester“ Wattführer. Zuletzt war das küstennahe Norder Watt seine Hausstrecke, früher war er auch zu den ostfriesischen Inseln unterwegs. Das Meer kennt Heiko Campen, hauptberuflich lange für einen Leeraner Tee-Großhändler im Außendienst tätig, auch als DLRG-Rettungsschwimmer und als erster Rettungstaucher Ostfrieslands. Da er sich dafür ohnehin ständig am Strand aufhielt, war der Schritt zum Wattwandern buchstäblich naheliegend. Er war Nationalpark-Führer und mit seinem Wissen jahrelang auch als Mitglied im Wattführer-Prüfungsausschuss gefragt.

Lieber Heiko Campen, 59 Jahre als Wattführer tätig – Respekt! Als Hochzeitsjubiläum nennt man den 59. Jahrestag „Gezeitenhochzeit“. War es das heimliche Ziel, Ihre innige Liebe zum Wattenmeer so zu adeln?

Im kommenden März werde ich 90 Jahre alt, da kann man solche Sachen nicht mehr groß planen. Geboren bin ich ja in Westermarsch II, heute ein Ortsteil von Norden. Schon als kleiner Jung mit vielleicht ein, zwei Jahren soll ich meine Mutter jeden Tag angebettelt haben: „Wasser sehn, Wasser sehn!“, und dann musste mit mir einer an den Deich, an die Wasserkante oder zum Hafen. Ohne die Küste und das Wattenmeer kann ich mir mein Leben gar nicht vorstellen.

In den vielen Jahren haben Sie zehntausenden Gästen, Groß und Klein, die Augen für die Besonderheiten und Schönheit unseres Wattenmeeres und Weltnaturerbes geöffnet. Welche Fragen wurden Ihnen denn auf Ihren Touren am häufigsten gestellt?

Och, joa, ehrlich gesagt habe ich auf meinen Touren alles schon selbst ziemlich ausführlich erläutert und erklärt. Da blieben nicht viele Frage offen… Was viele Gäste auf meinen Wattführungen umtrieb, aber früher sicher mehr als heute, war die einfache Frage: Wo ist das Wasser jetzt? Ebbe und Flut sind nun mal ja auch das, was uns das Watt erst eröffnet. Und groß war das Staunen auch immer über den Wattwurm, eigentlich ja ein eigenartiges Tier. Hierzu wollten vor allem die Kinder immer viel wissen.

1986 wurde der Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ gegründet. War das ein Einschnitt? Hat das das Schutzverständnis verändert, auch für die am Naturerlebnis interessierten Gäste?

Ich habe das gerade als Küstenmensch sehr begrüßt, dass der Nationalpark damals gegründet wurde. Vor unserer Haustür liegt eine einmalige, ganz besondere Landschaft, die das verdient hat. Mir war das früher immer ein Dorn im Auge, wenn die Menschen ihren Müll liegen ließen, übrigens auch viele Bootsführer, nachdem sie sich zum Nachmittags-Kaffee trockenfallen gelassen hatten. Heute so unvorstellbar! Einschränkungen habe ich selbst nie als solche empfunden, auch wenn Wattwanderungen nach Juist oder Memmert dann nicht mehr möglich waren. Und die vielen Hundert Menschen, die sich am Strand in Norddeich aufhalten, ein einziges Gewimmel, kommen ja weiterhin voll auf ihre Kosten.

Was mir Sorgen macht, ist die zunehmende Verschlickung im Watt. Da hat sich gerade der Nahbereich am Badestrand Norddeich kolossal verändert. Mein Eindruck ist, dass da nach dem Bau des westlichen Schutzdeichs an der Hafeneinfahrt und dem quer dazu abgehenden Steindamm viel weniger Strömung herrscht. So setzt sich der Schlick ab und bleibt liegen. Ich hoffe, dass der Nationalpark Baumaßnahmen wie diese auf das wirklich Nötigste beschränkt.

Das Wattenmeer tut gut

© Mira Hohmann

Von „Yoga am Baum“ bis „Watt für die Seele“: Die Akteure der Welterbe-Gemeinschaft  warfen beim 12. Weltnaturerbeforum einen Blick auf Möglichkeiten, wie man die Natur als Kraftquelle für den eigenen Alltag entdecken kann. Die Referentinnen und Referenten spannten vor 75 Teilnehmenden einen Bogen von Entspannungstrainings im Wald über Wattenmeer-Achtsamkeitsübungen bis zum Thema Nachhaltigkeit im Klinikalltag. Hinzu kamen neue Erkenntnisse über die touristischen Gäste am Wattenmeer. Seit der Auszeichnung zum UNESCO-Weltnaturerbe 2009 treffen sich die Akteure aus Naturschutz, Kommunen, Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Tourismus und Umweltbildung jährlich zum Weltnaturerbeforum. Organisiert wird die Veranstaltung von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und der Tourismus Agentur Nordsee (TANO).

Die Dr. Becker Klinik Norddeich bot als Veranstaltungsort den passenden Rahmen. Seit Juli ist die Klinik als erster Partner-Betrieb der Gesundheitsbranche im Netzwerk der Nationalpark- und Biosphären-Partner Niedersächsisches Wattenmeer zertifiziert, und plant weitere Maßnahmen, um als Botschafter für das Weltnaturerbe Wattenmeer zu wirken. mehr zum Weltnaturerbeforum 2023

Unbezahlbar!

© NNL

In diesem Jahr wurde das Programm "Ehrensache Natur" der Nationalen Naturlandschaften 20 Jahre alt. Jährlich engagieren sich mehrere Tausend Freiwillige in den deutschen Nationalparken, Biosphärenreservaten und Naturparken. Anlässlich des Jubiläums trafen sich die Freiwilligen-Koordinator*innen der beteiligten Schutzgebiete zu ihrem jährlichen dreitägigen Erfahrungsaustausch diesmal in Berlin. Am 5. Dezember, dem internationalen Tag des Ehrenamtes, fand im Humboldt-Forum der Deutsche Ehrenamtstag statt - eine gute Möglichkeit, sich mit bundesweiten Ehrenamts-Organisationen zu vernetzen.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Freiwilligen, die sich in zwei Jahrzehnten für unseren Nationalpark engagiert haben - freiwillig, kostenlos und unbezahlbar! Und nicht zuletzt bei Anne Schierenberg, die als Projektleiterin bei unserem Dachverband die Ehrenamts-Koordinator*innen der Schutzgebiete von Beginn an mit Herzblut unterstützt. https://ehrensache-natur.de/

Globales Netzwerk für marines Welterbe

Teilnehmende der Konferenz der marinen UNESCO-Weltnaturerbestätten 2023

© UNESCO/Hjortborg Tausen

Alle drei Jahre kommen Gebietsmanager der 50 marinen UNESCO-Weltnaturerbestätten aus der ganzen Welt zusammen, um ihre Erfahrungen beim Schutz und der Pflege dieser einzigartigen und faszinierenden Gebiete auszutauschen, kritische Herausforderungen und Lösungen zu diskutieren und gemeinsam innovative Wege für eine nachhaltige Zukunft aufzuzeigen. Die fünfte Konferenz fand Anfang Oktober 2023 im Weltnaturerbe Wattenmeer im dänischen Esbjerg statt. Sie baut auf früheren Konferenzen auf, die im Glacier Bay National Park, USA (2019), auf den Galapagos-Inseln, Ecuador (2016), im Scandola-Reservat, Frankreich (2013) und auf Hawaii, USA (2010) stattfanden. Während des fünftägigen Treffens diskutierten Vertreter*innen des globalen Netzwerks, darunter der Everglades-Nationalpark (USA), der Komodo-Nationalpark (Indonesien), der Tubbataha Reefs Natural Park (Philippinen), der iSimangaliso Wetland Park (Südafrika) und das Great Barrier Reef (Australien), über drängende Themen wie Anpassung an den Klimawandel, invasive Arten, nachhaltige Fischerei, Partnerschaften und Finanzierung.

Die trilaterale Wattenmeerkooperation brachte den Teilnehmenden in Vorträgen und Exkursionen die Besonderheiten des Wattenmeeres näher. Die Vorsitzende des trilateralen Wattenmeer-Ausschusses, Anne-Marie Rasmussen, betonte in ihrer Eröffnungsbotschaft, dass die örtlichen Gebietsmanager*innen der Schlüssel für die Umsetzung praktikabler Lösungen zur Bewältigung der weltweiten, dreifachen Krise aus Klimawandel, Verlust biologischer Vielfalt und Umweltverschmutzung seien. Unser Nationalparkleiter Peter Südbeck stellte den Kolleg*innen anhand der Wadden Sea Flyway Initiative vor, wie Partnerländer entlang des ostatlantischen Vogelzugweges von der Arktis bis nach Südafrika beim Schutz der Zugvögel erfolgreich zusammenarbeiten.

50 Jahre EUROPARC Federation

© EUROPARC

Bei der diesjährigen EUROPARC Conference Anfang Oktober in Leeuwarden (Niederlande) wurde das 50jährige Jubiläum der EUROPARC Federation gefeiert. Die Konferenz stand unter dem Motto “Tribute to our landscape, where nature and people meet in harmony” (Hommage an unsere Landschaft, in der Natur und Mensch in Harmonie aufeinandertreffen). Das interaktive, vielfältige, inspirierende und motivierende Programm aus Vorträgen, Workshops und Exkursionen wurde maßgeblich von jungen Menschen (mit)gestaltet und bot einen wunderbaren Rahmen für den Austausch zwischen etwa 470 Mitarbeitenden aus Schutzgebieten aus ganz Europa, die sich unter dem Dach der Föderation vereinen. Zahlreiche neue Kontakte wurden geknüpft, aber auch bekannte Gesichter aus den anderen Wattenmeer-Nationalparken, unserem neuen Partner-Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel, von Watt°N und dem CWSS waren mit von der Partie.

Die neuen Kontakte, Eindrücke und Arbeitsergebnisse von der Veranstaltung nehmen wir mit zurück nach Niedersachsen und werden diese entsprechend dem Slogan des Abschluss-Statements „The time to act is now“ (Jetzt ist die Zeit zu handeln) in unsere Arbeit fürs Wattenmeer einbringen.

Neu in der Berichtereihe: Kondition von Miesmuscheln

Nahaufnahmevon einer Muschelbank

© Winny Adolph

Miesmuscheln stellen im Wattenmeer ein wichtiges Bindeglied zwischen verschiedenen Ebenen des Nahrungsnetzes dar. Ihr Ernährungszustand ist ein Indikator für die Verfügbarkeit planktischer Nahrungsorganismen, aber auch für die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ökologie des Wattenmeeres. Im Rahmen des Miesmuschelmonitorings wird der Ernährungszustand, auch als Kondition bezeichnet, untersucht. In einem zusammenfassenden Bericht wurden die Daten von 2016 bis 2021 ausgewertet und in Bezug zu der gesamten Datenreihe ab 2012 gesetzt. Die Kondition variiert sowohl räumlich als auch zeitlich sehr stark. Es deutet sich aber an, dass milde Winter zu einer geringen Kondition im drauffolgenden Frühjahr führen. Der Bericht ist in der Mediathek der Nationalpark-Website als Download verfügbar.

Wadden Sea Newsletter

Wer regelmäßig über Neuigkeiten rund um das trilaterale Weltnaturerbe informiert werden möchte, kann hier den Newsletter des Gemeinsamen Wattenmeer-Sekretariats abonnieren:  

https://weltnaturerbe-wattenmeer.de/wadden-sea-newsletter

Nachhaltiger Jahreswechsel

Die Wangerland Touristik lädt auch in diesem Jahr am Silvesterabend zum "Wangerländer Deichleuchten" ein. Einheimische und Gäste sind eingeladen, sich um Mitternacht mit selbst mitgebrachten Leuchtmitteln wie Öllampen, Wachsfackeln ö.ä. auf den Deichen zu versammeln, um nachhaltig und stimmungsvoll gemeinsam das neue Jahr zu begrüßen. "Die Verbundenheit mit der Natur und zu den Tieren sowie die Dankbarkeit direkt am UNESCO-Weltnaturerbe zu liegen, macht eine umweltverträgliche und rücksichtsvolle Alternative zu Feuerwerk unausweichlich", so die Veranstalter. Seit Oktober 2023 sind in der Gemeinde Wangerland Feuerwerke und Böller auf öffentlichen Flächen in unmittelbarer Nähe des UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer verboten. Die Verbotszone umfasst das Deichvorland, die Deiche sowie eine mindestens 50 Meter breite Zone hinter dem Deich. https://www.wangerland.de/event/wangerlaender-deichleuchten

Save the date: Schweinswaltage 2024

Vom 27. April bis zum 5. Mai 2024 erwartet die Besucherinnen und Besucher in Wilhelmshaven wieder ein vielfältiges Programm mit Naturerlebnis-Veranstaltungen und Aktivitäten rund um Deutschlands einzige heimische Walart. https://schweinswaltage.de

© Denis Metz

Hrsg.: Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, Virchowstr. 1, 26382 Wilhelmshaven, Tel. 04421-911-0, E-Mail: presse@nlpvw.niedersachsen.de

Redaktion: Imke Zwoch, Florian Carius