Niedersachsen

15.11.2023 |

Naturschutz macht sich bezahlt für Mensch und Natur

Eine sozio-ökonomische Studie mit 15.000 Befragten ergab: Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer schafft pro Jahr 124 Mio. € Einkommen und 5.000 Arbeitsplätze durch Tourismus

Mit nahezu 22 Millionen Besuchstagen pro Jahr ist das niedersächsische Wattenmeer der touristisch höchst frequentierte Nationalpark in Deutschland. Die Nordseeküste ist eine Tourismus-Destination mit langer Tradition. Doch welcher Anteil der Gäste kommt vor allem aufgrund des Nationalpark-Status und welchen Beitrag leisten diese zur touristischen Wertschöpfung? Eine wirtschaftsgeographische Studie der Universität Würzburg untersuchte auf Grundlage von 15.000 Interviews an 12 verschiedenen Standorten an der Küste und auf den Inseln mit einer bundesweit standardisierten Methode insbesondere das Besuchsaufkommen, die Nationalpark-Affinität und das Ausgabeverhalten der Gäste.

Der Stellenwert des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer wird bei den Motiven für eine Reise in die Region über die sogenannten Nationalparktourist*innen im engeren Sinn bemessen. Diese wissen nicht nur um den besonderen Schutz als Nationalpark bzw. Weltnaturerbe, sondern weisen dem Schutzgebiet zudem eine sehr große oder große Rolle bei ihrer Reiseentscheidung zu. Vor diesem Hintergrund sind 15,3 % aller Gäste Nationalparktourist*innen im engeren Sinn. Der Vergleich zum Jahr 2007 mit einem Anteil von damals 10,9 % lässt einen klaren Zuwachs erkennen und belegt die erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit der Nationalparkverwaltung und seiner Touristik-Partner sowie Effekte der UNESCO-Anerkennung des Wattenmeers als Weltnaturerbe 2009.

Die Gäste sorgen für einen Bruttoumsatz von 1.615 Mio. € pro Jahr. Abzüglich der Mehrwertsteuer von 140 Mio. € ergibt sich ein Nettoumsatz von 1.475 Mio. €. Die touristische Wertschöpfung, also der reine ökonomische Mehrwert, der in der Region bleibt, beträgt 847 Mio. €. Davon entstehen 124 Mio. € touristischer Wertschöpfung durch die 15,3 % Nationalparktourist*innen im engeren Sinn, die sich durch ihre Reisemotivation insbesondere den Nationalpark zu besuchen, auszeichnen.

Durch Tourismus im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer können jährlich 34.124 Personen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Davon können 4.998 Personen allein von den Ausgaben der Nationalparktourist*innen im engeren Sinn leben. Die Tourismusbranche zeichnet sich durch einen Branchenmix aus, denn vom Tourismus profitiert nicht nur das klassische Gastgewerbe vor Ort, sondern bspw. auch der Einzelhandel und die Verkehrsanbieter in der Region. Diese Betriebe der touristischen Leistungserstellung stehen wiederum in wirtschaftlichen Verflechtungen mit Vorleistungsbetrieben/Zulieferern und leisten eine indirekte Wertschöpfung von 269 Mio. €. So beeinflusst der Tourismus als Querschnittsbranche mit seinen wirtschaftlichen Verflechtungen mehrere Wirtschaftsbereiche positiv.

„Durch den Naturschutz im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer bleibt die Ursprünglichkeit, Eigenart und Schönheit der Landschaft als Attraktion für den Tourismus erhalten. Dadurch werden zusätzlich Gäste von der Region angezogen, die durch ihre Ausgaben der Region weiteres Einkommen und weitere Arbeitsplätze verschaffen“, erläutert Studienleiter Prof. Dr. Hubert Job von der Universität Würzburg.

„Der Nationalpark leistet nicht nur einen ökologischen Mehrwert für seine Schutzgüter, sondern stiftet auch einen beachtlichen ökonomischen Nutzen für die Region“, resümiert Florian Carius, Dezernent für Kommunikation und Forschung in der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. Die Einnahmen für den öffentlichen Haushalt aus dieser Nationalpark-induzierten touristischen Wertschöpfung in Form von Mehrwertsteuern übersteigen die öffentlichen Ausgaben des Landes Niedersachsen für den Nationalpark um das 3,5-fache. „Aus diesem Beispiel wird deutlich, dass sich die öffentliche Investition in Großschutzgebiete rechnet und neben dem Naturschutz im Weltnaturerbe Wattenmeer auch die Menschen in der Region erheblich vom Nationalpark profitieren“, betont Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung und Vorsitzender von Nationale Naturlandschaften e.V., dem Dachverband der Nationalparke, Biosphärenreservate und Wildnisgebiete in Deutschland.

Der Anteil von Übernachtungsgästen liegt bei 90,7 %, während der Tagesgastanteil dementsprechend bei 9,3 % liegt. Übernachtungsgäste verweilen durchschnittlich 7 Tage bzw. 6 Nächte in der Destination. Ihre Ausgaben belaufen sich auf 78,90 € pro Tag, bei den Tagesgästen liegen diese bei 29,00 € pro Tag – in beiden Gruppen profitiert vor allem das Gastgewerbe von den Einnahmen. Die Übernachtungsgäste stammen überwiegend aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, während die Tagesgäste vor allem in den Küstenkreisen sowie Bremen beheimatet sind.