Biosphärenreservate

Geschichte der Wattenmeer-Biosphärenreservate

Das UNESCO-Programm „Man and the Biosphere“ (MAB) bildet die Grundlage für die UNESCO-Biosphärenreservate weltweit. Es wurde 1970 ursprünglich als Wissenschaftsprogramm ins Leben gerufen, um das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt (Biosphäre) zu erforschen. Gemäß diesem Ansatz sind die drei deutschen Wattenmeer-Biosphärenreservate von der UNESCO ausgezeichnet worden.

Anfänge

Die Biosphärenreservate Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, Hamburgisches Wattenmeer und Niedersächsisches Wattenmeer wurden zu Beginn der 1990er Jahre von der UNESCO anerkannt. Sie erfüllten insbesondere die damals zugrundeliegenden internationalen Leitlinien der UNESCO als „Forschungslandschaften“ für die zukünftige Ausgestaltung der Erde. Die damals mit Hilfe erheblicher Bundesmittel durchgeführten Ökosystem-Forschungsprojekte entlang der gesamten deutschen Wattenmeerküste prädestinierten die damals bereits als Nationalpark anerkannten Gebiete auch zu Biosphärenreservaten.

Meilensteine

Mit der Sevilla-Strategie kam 1995 eine neue Schwerpunktsetzung des „Man and the Biosphere“-Programms hinzu, die „nachhaltige und regionale Entwicklung“. Biosphärenreservate wurden damit international repräsentative Modellregionen für nachhaltige Entwicklung. Sie schützen Natur- oder Kulturlandschaften und sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis von menschlicher Nutzung und natürlichen Kreisläufen. Durch den Aufbau einer nachhaltigen regionalen Wirtschaft tragen sie zur besseren Wertschöpfung bei.

Mit der Ökosystemforschung Wattenmeer wurden Ende der 90er Jahre auch umfassende wissenschaftliche Grundlagen gelegt. Dieser Forschungszweig beschäftigt sich neben der Beschreibung der Lebensräume und Arten mit aktuellen Nutzungsformen und deren Einflüssen auf das Wattenmeer.

Die Entwicklung des Wattenmeeres wird seit über 20 Jahren in einem trilateralen Wattenmeer-Monitoring von Deutschland, Dänemark und den Niederlanden überwacht. Die Erkenntnisse aus dem Monitoring waren zum Beispiel für die zonale Gliederung der UNESCO-Biosphärenreservate entscheidend und für die Anerkennung der Erweiterung des Biosphärenreservats Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer von der UNESCO um die fünf großen Halligen 2005. Die Bewohner*innen hatten sich bewusst dafür eingesetzt, Teil des UNESCO-Biosphärenreservats zu werden, um die Chance einer nachhaltigen Entwicklungsperspektive für ihre Region zu ergreifen. Als Modellregion für nachhaltige Entwicklung bieten das MAB-Programm und die UNESCO-Anerkennung bei den vielfältigen Herausforderungen wie Klimawandel, demographische Entwicklung, Bildung und nachhaltige Regionalentwicklung Unterstützung.

Aktuelles

Die positiven Auswirkungen der Biosphärenreservate auf den Naturschutz und auf eine nachhaltige Regionalentwicklung werden immer mehr anerkannt. Lokal und regional bekunden Kommunen und Einzelpersonen ihr Interesse, Teil der Entwicklungszone zu werden. Auch die Politik stellte sich hinter die angestrebte Weiterentwicklung der UNESCO-Biosphärenreservate.

Seit 2016 wurde auf der Insel Pellworm im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer der Beitritt zur Entwicklungszone des Biosphärenreservats diskutiert und vorangetrieben. Seit Februar 2019 wurde der Beitritt konkret vorbereitet.

Für das Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer begann Anfang 2019 ein Konsultationsprozess zur Erweiterung der Entwicklungszone auf den Ostfriesischen Inseln und in den Küstengemeinden. Eine Steuergruppe aus Gemeinden und Landkreisen und dem Land Niedersachsen begleitet den Prozess. Das genaue Gebiet soll Ende März 2021 feststehen.

Das Biosphärenreservat Hamburgisches Wattenmeer wurde 2014 zuletzt evaluiert. Derzeit wird die nächste turnusmäßige Evaluierung vorbereitet. Im Januar 2020 wurde das Entwicklungskonzept für die Insel Neuwerk beschlossen, das die Zukunftsperspektiven für die Bewohner sichern soll.

Mitte Juni 2023 hat die UNESCO die Erweiterungen in allen drei Ländern als Entwicklungszone anerkannt.