Tiere

Zu den bekanntesten Tieren im Wattenmeer gehören Seehunde, Möwen und Wattwürmer. Wattbereiche, Küste, Inseln und Halligen bieten jedoch eine beeindruckende und oftmals überraschende Artenvielfalt.

Immer wieder beeindruckend ist der Reichtum tierischen Lebens im Wattenmeer. Dies betrifft einerseits die Zahl der hier vorkommenden Arten und andererseits die Anzahl der jeweils anzutreffenden Individuen dieser Arten.

Besonders augenscheinlich ist dies bei den Vögeln. Im Frühjahr und Herbst machen insgesamt bis zu 12 Millionen Vögel (davon über 40 Arten mit internationaler Bedeutung) im Wattenmeer Station auf ihrem Zug zwischen den nordischen Brutgebieten und den südlichen Überwinterungsräumen. Die Tiere nutzen das nahrungsreiche Gebiet zum „Auftanken“, um sich die nötigen Energiereserven für den mehrere tausend Kilometer langen Zugweg anzufressen. Beispiele hierfür sind der Knutt (bis zu 350.000 Exemplare) oder der Alpenstrandläufer (bis zu 940.000 Exemplare).

Im Sommer bevölkern gut 30 Brutvogel-Arten zur Aufzucht ihres Nachwuchses insbesondere die Salzwiesen, Dünen und Strände. Viele von ihnen benötigen außerdem die Wattflächen und Priele zur Nahrungssuche. Vielen Arten brüten einzeln, wie z. B. der bekannte Austernfischer (bis zu 40.000 Paare im gesamten Wattenmeer). Andere hingegen suchen den gegenseitigen Schutz indem sie in Kolonien von z. T. mehreren tausend Paaren brüten; hierzu zählen insbesondere Möwen und Seeschwalben.

Brandseeschwalben-Brutkolonie auf Neuwerk

© Kurt Eisermann

Robben (Seehund und Kegelrobbe) benötigen die Sandbänke als Liege- und Aufzuchtplätze und suchen in den Prielen und im tiefen Wasser nach Nahrung. Hier tummelt sich im tieferen Wasser auch der Schweinswal, die einzige bei uns heimische Walart.

Weniger offensichtlich ist die Fülle unterhalb des Wasserspiegels sowie am und im Boden.

Fische sind mit rund 100 Arten sind im Wattenmeer anzutreffen. Diese nutzen den Lebensraum entweder als Standfische das ganze Jahr über, wie Aalmutter oder Sandgrundel, oder als Saisonfische nur zu bestimmten Zeiten, wie Meeräschen oder Hornhechte. Bei vielen Fischarten nutzen vor allem die Jugendstadien das Wattenmeer als Aufwuchsgebiet; hierzu zählen beispielsweise Scholle, Seezunge und Hering.

Besonders groß ist die Vielfalt bei den wirbellosen Tieren. Allein in den Salzwiesen kommen rund 2.000 Arten mit insgesamt teilweise über 60.000 Individuen pro m² vor. Das üppige Leben im Wattboden macht diesen zu einem der produktivsten Lebensräume überhaupt. Die Formenfülle erschließt sich allerdings erst auf den zweiten Blick: Muscheln, Schnecken, Würmer, Krebse und viele andere sind hier mit etwa 350 Arten vertreten. Zu den Spitzenreitern gehört hier der Schlickkrebs, der das Schlickwatt teilweise mit bis zu 100.000 Individuen pro m² bevölkert. Auf dem Wattboden bilden Muschelbänke (Miesmuschel) einen eigenen Lebensraum mit einer typischen Lebensgemeinschaft.

Dies alles ist die Grundlage für den Nahrungsreichtum, der das Wattenmeer so attraktiv und wichtig macht vor allem für Fische, Vögel und Robben. In einem vielfältigen Netz sind alle Arten miteinander verknüpft.

Gemeinsam ist allen im Wattenmeer vorkommenden Arten, dass sie mit den stark wechselnden und oftmals extremen Lebensbedingungen (z. B. Überflutungen und Salzgehalt) zurechtkommen. Viele die Tierarten sind sehr stark spezialisiert und angepasst an bestimmte Lebensräume oder sie sind auf andere Arten angewiesen.

Die stark wechselnden Lebensbedingungen ermöglichen es den Arten andererseits immer wieder, ggf. frei gewordene Bereiche neu zu besiedeln. Dies bietet andererseits allerdings auch neuen Arten die große Chance, einzuwandern und das Wattenmeer zu erobern. Globalisierung und Klimawandel tragen dazu bei, das neue Arten (Neobiota) im Wattenmeer immer häufiger Fuß fassen und sich stärker ausbreiten können, beispielsweise die Pazifische Auster.