Schleswig-Holstein

Biosphärenreservat Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen

Wind und Gezeiten machen das Wattenmeer zu einem außergewöhnlichen Lebensraum voller Dynamik und wilder Schönheit. Das Biosphärenreservat stellt das nachhaltige Leben und Wirtschaften der Menschen inmitten dieses einzigartigen Natur- und Kulturraums in den Fokus: Die fünf großen bewohnten Halligen und die Insel Pellworm sind eine von der UNESCO anerkannte Modellregion für nachhaltige Entwicklung.

LogoBiosphärenreservat Schleswig-Holstein

Das Biosphärenreservat Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen besteht seit 1990. Es erstreckt sich von der dänischen Grenze bis zur Elbmündung und gliedert sich in drei Zonen.

Die Kern- und Pflegezone sind als Nationalpark „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“ ausgewiesen. Eine Entwicklungszone kam Ende 2004 mit den fünf großen bewohnten Halligen hinzu: Hooge, Gröde, Langeneß, Nordstrandischmoor und Oland. Nach einem umfassenden Vorbereitungsprozess wurde die Entwicklungszone 2023 um die Insel Pellworm erweitert.

Kontakt:

Zone 1 Kernzone

Zone 2 Pufferzone

Ent­wick­lungs­zone

Heute das Morgen gestalten

Die gesunde Nordseeluft, die außergewöhnliche Natur, die Ruhe und die einmalige Landschaft machen die Halligen und Pellworm nicht nur zu einem beliebten Urlaubsziel, sondern auch zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsort. Gleichzeitig stehen die Gemeinden der Entwicklungszone in besonderer Weise den Herausforderungen des Klimawandels und der demographischen Entwicklung gegenüber. Diesen begegnen sie mit einer engagierten Bevölkerung, vorbildlichen Beteiligungsprozessen und einer starken Befürwortung einer nachhaltigen Entwicklung.

Als Entwicklungszone haben sich die Halliggemeinden und Pellworm zum Ziel gesetzt, ihre Heimat als lebenswerte Orte für jetzige und zukünftige Generationen zu bewahren. Und zwar indem sie modellhaft erproben, wie sie diesen einzigartigen Natur- und Kulturraum mitten im Wattenmeer nachhaltig gestalten.

Leben im Wattenmeer

Die Entwicklungszone repräsentiert die ganze Bandbreite der Kulturlandschaft der Marschregion der Nordseeküste: Die Halligen sind Marschinseln, die durch keinen oder nur einen niedrigen Sommerdeich geschützt sind. Die Häuser stehen auf überflutungssicheren Warften, aufgeschütteten Erdhügeln. Im Winterhalbjahr werden die Halligen regelmäßig überflutet. Deshalb gibt es hier einzigartige Salzwiesen mit einer großen Artenvielfalt. Für die etwa 275 Halligbewohner*innen gehören diese „Landunter“ zum Alltag. Die Insel Pellworm dagegen setzt schon immer auf den Deichbau, also auf das Verhindern von Überflutungen. Aufgrund der nährstoffreichen Marschböden wird hier Grünland- und Ackerbewirtschaftung betrieben, mit einem hohen Anteil an biologischer Landwirtschaft.

Die Halligen spielen eine herausragende Rolle für den Salzwiesenschutz und als Brutgebiet für Seevögel. Pellworm ergänzt die Entwicklungszone um die traditionelle Kulturlandschaft der Marschregion mit vielen regionaltypischen, oft im Zusammenhang mit dem Deichbau entstandenen Biotopen. Gemeinsam haben die Halligen und Pellworm eine bedeutende Küstenschutzfunktion für das Festland. Wie Wellenbrecher beruhigen sie die See und stabilisieren die Wattflächen, so dass das Festland von Sturm und Wellengang weniger hart getroffen wird.

Flaches Weideland, Warft mit Häusern und viel Himmel.Die Bewohner*innen der Halligen haben vor 20 Jahren die nachhaltige Weiterentwicklung ihrer Heimat aktiv in die Hand genommen. Dafür haben die Gemeinden eine Geschäftsstelle eingerichtet, die von der Biosphärenreservatsverwaltung, von zahlreichen Partner*innen in der Region, vom Kreis Nordfriesland und vom Land Schleswig-Holstein unterstützt wird.

Mehr zur Organisation der Biosphäre Halligen

Das gemeinsame Streben und die Arbeit des Regionalmanagements basieren auf der „Strategie zur nachhaltigen Entwicklung in der Biosphäre Halligen“. Besonders wichtig ist ihnen dabei eine gute schulische Bildung vor Ort, eine gesicherte medizinische Grundversorgung, eine gute Verkehrsanbindung sowie der Erhalt von Arbeitsplätzen. Zur Förderung der traditionellen Landwirtschaft im Einklang mit dem Naturschutz entstand vor vielen Jahren das Halligprogramm, das diesen Erwerbszweig langfristig sichert.

Schäfer mit Schafen auf der Weide - im HIntergrund eine alte Kirche.Die positiven Effekte der Biosphäre Halligen weckten auf der Nachbarinsel Pellworm das Interesse und führten dort ab 2019 zu einem breit angelegten Beteiligungsprozess, den die Biosphärenreservatsverwaltung begleitete. Viele Menschen aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern engagierten sich in über 20 „Biosphärenprojekten“ und übernahmen damit Verantwortung für die nachhaltige Gestaltung ihrer Heimat. Das breite Spektrum an Projekten repräsentiert eindrücklich das große Potenzial der Insel, die Vielfalt des Pellwormer Lebens sowie die starke Verbundenheit der Pellwormer*innen mit ihrer Heimat.

Mehr zu den Biosphärenprojekten

Auf Grundlage des Vorbereitungsprozesses beauftragte die Gemeinde Pellworm die Biosphärenreservatsverwaltung damit, bei der UNESCO die Erweiterung des Biosphärenreservats zu beantragen. Im Sommer 2023 stimmte die UNESCO der Erweiterung zu.

Wer steckt eigentlich hinter der Biosphäre? Das sind zu allererst natürlich die Menschen, die in der Biosphäre Halligen und Pellworm leben und arbeiten und sich für eine nachhaltige Zukunft dieses besonderen Lebensraums einsetzen.

Koordiniert und unterstützt werden sie dabei von einem kleinen, engagierten Biosphärenteam: Bei der Nationalpark- und Biosphärenreservatsverwaltung in Tönning sind das Armin Jeß und Silke Wissel. Und für die Biosphäre vor Ort sind das Magdalena Hanft für Pellworm und Dr. Nicole Schrader für die Halligen. Die vier stehen in engem Austausch miteinander und sind gerade dabei, die zukünftigen Aktivitäten einer nunmehr erweiterten Entwicklungszone gemeinsam zu gestalten.

PortraitbildMagdalena Hanft ist seit der Anerkennung Pellworms als Entwicklungszone im vergangenen Herbst neu im Team: Sie ist Projektmanagerin bei der Gemeinde Pellworm und unter anderem für die Koordination der Pellwormer Aktivitäten als Biosphäre zuständig. Seit Ende 2022 begleitet sie mehrere Pellwormer Biosphärenprojekte zum Beispiel die „Insektenfreundliche Insel“, die „Sterneninsel Pellworm“ und die „Museumslandschaft“. In mehreren Arbeitskreisen wird es bereits auch an vielen neuen Ideen gearbeitet. „Als die UNESCO im Sommer 2023 zugestimmt hat, dass Pellworm Teil der Biosphäre Wattenmeer sein darf, haben wir uns riesig gefreut. Pellworm bemüht sich seit vielen Jahren um Nachhaltigkeit und hat auch den Beitritt zur Biosphäre mit viel Aufwand vorbereitet. Wir wollen dranbleiben und unser Engagement noch sichtbarer machen. Auch auf die Zusammenarbeit mit den Halligen freuen wir uns sehr. Gemeinsam können wir noch mehr bewegen“, so Magdalena Hanft.

Nicole Schrader im PortraitFür die Halligen ist Dr. Nicole Schrader das Gesicht der Biosphäre. Sie leitet seit 2022 von Husum aus die Geschäftsstelle der Biosphäre Halligen. Dabei bündelt sie die Themen der Halligen und vertritt ihre Interessen nach außen. „Wir tragen eine besondere Verantwortung und haben eine Vorbildfunktion, in diesem Lebensraum nachhaltig zu leben und zu wirtschaften“, betont Nicole Schrader. „Die Halligen sind als Biosphäre zusammengerückt und treten den zukünftigen Herausforderungen mutig entgegen. Sie machen gemeinsam auf ihre Situation aufmerksam, und davon hat die Bevölkerung der Halligen schon mehrfach profitiert. Im Schulterschluss mit Pellworm können wir nun noch mehr Themen anstoßen, die für die einzelnen Gemeinden alleine zu groß wären.“ Gerade erst hat sie eine Reihe von halligübergreifenden Projektgruppen ins Leben gerufen, in denen Halligleute ihre Expertise zu den Themen Halligsicherung und Küstenschutz, autarke Halligen, Energiewende, Arbeiten und Leben auf den Halligen sowie nachhaltige Tourismusentwicklung einbringen können.

zwei Menschen mit RucksäckenIn der Verwaltung des Biosphärenreservats Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen, der Nationalparkverwaltung in Tönning, ist Armin Jeß seit vielen Jahren die Schnittstelle zur Biosphäre Halligen. Für Pellworm ist das Silke Wissel, die schon den Erweiterungsprozess des Biosphärenreservats vor Ort und in Tönning begleitet hat. Sie ist außerdem für die allgemeinen Fragen um die Biosphäre Wattenmeer sowie für die Verbindung zu den anderen deutschen Biosphären und zum Weltnetz der UNESCO-Biosphärenreservate zuständig. Beide gehören im Fachbereich „Schutz und Entwicklungsplanung“ zum Team von Britta Diederichs.

Die Biosphäre Halligen begrüßt Pellworm in der Entwicklungszone des Biosphärenreservats.

© Alexandra Schnurr / LKN.SH

Aufgehängte frische Wäsche flattert auf einer Hallig an einer Leine im Wind.
Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer stand 2023 im Zeichen der „Biosphäre Wattenmeer – heute das Morgen gestalten“.

© Martin Stock / LKN.SH

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