MOIN, MOIN,

liebe Freund:innen des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und der Nationalpark Nachrichten! Wieder haben wir in diesem Monat viel zu berichten: Neues aus Forschung und Biologie, aus der Nationalparkverwaltung, dem Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum und, und und ... Viel Spaß beim Lesen!

Foto: Stock / LKN.SH

Unter den Brutvögeln im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer haben sie es wohl am schwersten und sind deshalb besonders gefährdet: diejenigen, die sich ihr bevorzugtes Revier zur Aufzucht des Nachwuchses mit erholungssuchenden Menschen teilen müssen – sprich, die Strandbrüter, Arten wie Sand-, Seeregenpfeifer (Foto oben) und Zwergseeschwalbe, die schon lange auf den Roten Listen zu finden sind.

Die Situation der „Strandvögel“ ist eine besondere. Denn im Vergleich mit anderen terrestrischen Lebensräumen weisen ihre bevorzugten Brutgebiete eine stark ausgeprägte Dynamik auf und werden in ihren frühen Entwicklungsstadien nur von einer geringen Zahl angepasster Pflanzen- und Tierarten besiedelt. Das bedeutet zwar einerseits Chancen wegen eines geringen Konkurrenz- und Prädationsdrucks, andererseits bestehen hier andere Risiken wie Überflutungen (die im Zuge des Klimawandels immer häufiger auftreten), Sandflug – und eben Störungen durch den Tourismus.

Die Folgen dieser fatalen Konkurrenz sind belegt: „Umfangreiche Untersuchungen zur Situation und Biologie dieser Arten haben gezeigt, dass ihre Gefährdung nicht nur auf die starke Einschränkung natürlicher Dynamik durch Küstenschutzmaßnahmen zurückzuführen ist, sondern auch darauf, dass große Teile potenzieller Brutgebiete durch touristische Nutzung blockiert sind“, erläutert der Brutvogelexperte der Nationalparkverwaltung Bernd Hälterlein.

Im Weltnaturerbe Wattenmeer ist der schleswig-holsteinische Teil Verbreitungsschwerpunkt für die Strandbrüter. „Hier finden sie geeignete Bedingungen: Strände, Muschelschillflächen, Primärdünen, Nehrungshaken und darüber hinaus ungestörte Flächen in den Naturschutzkögen wie dem Beltringharder Koog“, sagt David Cimiotti vom Michael-Otto-Institut im NABU (MOIN Bergenhusen).

Umfangreiche Schutzmaßnahmen

Entsprechend umfangreich ist hierzulande das Monitoring für Zwergseeschwalbe & Co. So werden im Auftrag der Nationalparkverwaltung die Bestände der entsprechenden Arten jedes Jahr von den Aktiven der Naturschutzverbänden sowie den Nationalpark-Ranger:innen erfasst. „Auf haben wir deren Entwicklung kontinuierlich im Auge“, sagt Hälterlein. Zudem gibt es diverse wissenschaftliche Arbeiten und Studien, etwa vom MOIN, der Schutzstation Wattenmeer und dem Verein Jordsand.

Entsprechend umfangreich sind auch die (unverzichtbaren) Schutzmaßnahmen, bei denen die betreuenden Naturschutzverbände ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen: Viele der Brutgebiete der Strandvögel werden während der Brutzeit mit Schildern und Pfahlreihen markiert, Gäste auch vor Ort angesprochen und aufgeklärt. Beteiligt sind hier ebenfalls Schutzstation Wattenmeer und Jordsand sowie der Öömrang Ferian.

Anderenfalls würde den Vögeln ihre eigene Strategie zum Verhängnis werden – nämlich die gute Tarnung ihrer Eier und Jungvögel. Nicht nur könnten Gelege oder Tiere zertreten werden – die Präsenz von Menschen in der Nähe des Nachwuchses könnte auch die Altvögel daran hindern, ihre Jungen zu füttern, zu wärmen (Fachbegriff: „hudern“) oder gegen Fressfeinde zu verteidigen.

Tipps für Strandfans von Nationalpark-Rangerin Herta Lorenz: „Überall dort, wo Sie von Seeschwalben attackiert werden, sollten Sie zurückweichen: Dieses Verhalten bedeutet Verteidigung eines Brutplatzes. Und wenn Sie Regenpfeifer bemerken, die sich auffällig flügellahm und krank stellen, ist das ebenfalls eine Aufforderung zum Rückzug. Denn mit diesem Trick versuchen die Vögel, von ihren Eiern oder Küken abzulenken.“

Foto: Stock / LKN.SH

 

Mit der steigenden Zahl der Ferien- und Tagesgäste wächst auch die der freilaufenden Hunde im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und an den angrenzenden Deichen. Dabei gilt hier wie dort Leinenpflicht! Bei Missachtung drohen Gefahren nicht nur den (derzeit brütenden) Küstenvögeln, Seehundjungen und Schafen samt Nachwuchs – sondern auch den unangeleinten Hunden.

Vogelgrippe ist hierbei das Stichwort. Denn auch wenn die Zahl der Totfunde im Nationalpark derzeit sehr niedrig ist, ist die Seuche noch nicht vorbei. „Es muss davon ausgegangen werden, dass sich die Viren in Deutschland bei Wildvögeln weiterverbreiten“, warnt das Friedrich-Löffler-Institut in einer „Risikoeinschätzung zum Auftreten von HPAIV H5 in Deutschland“ und spricht folgende Empfehlungen aus:

  • Direkter Kontakt von Personen und Haustieren zu toten oder kranken Wildvögeln sollte vermieden werden.

  • In Gebieten mit gehäuftem Wildvogelsterben sollte ein Leinenzwang für Hunde bestehen.

Diese Maßnahmen seien wichtig, um die Verbreitung des Virus einzudämmen, so die Einschätzung von Bernd Hälterlein aus der Nationalparkverwaltung: „Ein Überspringen des HPAIV H5-Virus wurde in Einzelfällen für Füchse und Robben nachgewiesen und ist auch für Hunde nicht gänzlich auszuschließen.“

Zum Wohle von Natur, Mensch und seinen Vierbeinern heißt es darum: im Nationalpark und an den Deichen bitte nur mit Leine! Zum Thema freilaufende Hunde erfahren Sie mehr in dieser Pressemitteilung.

Foto: Kühn / LKN.SH

 

Verschiedene Seeschwalben- und Möwenarten, Austernfischer Rotschenkel & Co. – sie alle sind bekannte Brutvögel im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Aber auch ein kleiner, eher der Agrarlandschaft zugeschriebener Singvogel nutzt die Salzwiesen an der Westküste, um hier seine Jungen großzuziehen: Auch Feldlerchen brüten im Nationalpark.

„Seit dem Frühjahr, über den Sommer und selbst an sonnigen Frühherbsttagen zieht sich der Gesang der Feldlerche als vielstimmiger Klangteppich über die Vorländer“, berichtet Nationalpark-Ranger Martin Kühn. Mit diesem Gesang hat es eine besondere Bewandtnis, denn anders als viele Singvögel stimmt die Feldlerche diesen fast ausschließlich im Flug an.

Optisch dagegen ist der Vogel eher unscheinbar. Am Boden ist er, wie obiges Foto zeigt, durch seine bräunliche, fleckig-gestreifte Gefiederfärbung in dichterer Vegetation fast nicht auszumachen. Und so unauffällig die Feldlerche selbst, so unauffällig und damit gut getarnt sind ihre Nester, die sie aus Gras, Halmen und Wurzelteilen am Boden anlegt.

Bestände gehen deutschlandweit zurück

Im Jahr 2019 war die Feldlerche Vogel des Jahres – zu recht, wie Martin Kühn betont. Denn die Bestände der Art gehen deutschlandweit drastisch zurück. Der Nationalpark-Ranger: „Umso wichtiger sind naturbelassene Gebiete wie die Salzwiesen unserer Küsten geworden.“

Als Wintergast fliegt übrigens aus den Tundren Eurasiens eine Verwandte der Feldlerche regelmäßig in der Nationalparkregion ein: die Ohrenlerche. Sie unterscheidet sich von der hierzulande heimischen Art durch eine bunte Kopfzeichnung, und an den Scheitelseiten wachsen ihr (nomen est omen) regelrechte „Federohren“.

Foto: Bolm-Audorff

Dass das Wattenmeer bei Seeadlern zum beliebten Jagdrevier avanciert ist, wundert angesichts seiner Nahrungsdichte nicht. Seit einiger Zeit scheint die Küstenregion jedoch auch als Brutgebiet für diese imposanten Greifvögel zunehmend interessant zu werden. Entsprechende Sichtungen gab es auf Föhr (in diesem Jahr mit Bruterfolg) und erstmals im vergangenen Jahr auch auf Pellworm.

Den Nationalpark-Ranger Martin Kühn erstaunt das nicht: „Im Zuge der Erholung der Bestände suchen die erwachsenen Tiere nach neuen geeigneten Arealen“, sagt er – zumal es unter anderem auf Eiderstedt und im Naturschutzgebiet Gotteskoogsee bereits seit vielen Jahren Seeadlernachwuchs gab. Allerdings dürfte der Nationalpark und sein direktes Umland sich nur begrenzt für den Bau von Seeadlerhorsten eignen: Für ihre Nester brauchen die Tiere hohe, stabile Bäume – und davon gibt es in der Region nun einmal nicht gerade viele.

Foto: Stock / LKN.SH

Nach immer neuen Rekordzahlen bei den Kegelrobben auf der Helgoländer Düne gibt es in diesem Jahr auch bei den tierischen „Kollegen“ im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer eine Höchstmarke zu vermelden. Im März wurden bei einem Zählflug 508 Exemplare der großen Meeressäuger auf dem Jungnamensand gesichtet! Dabei war in der Vergangenheit immer von einer vergleichsweise „kleinen Kegelrobbenkolonie“ im Nationalpark die Rede, mit Sichtungen von maximal 155 Tieren 2019 und 290 im darauf folgenden Jahr.

Wie aber kommt eine solche Differenz zustande? Das hat, erstens, mit der Mobilität der Tiere zu tun, die in dem Konzept für das trilaterale Kegelrobben-Monitoring auch berücksichtigt ist, erläutert der Leiter des Fachbereichs Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen in der Nationalparkverwaltung Kai Eskildsen: „Diese Zahl gibt den Maximalbestand für unser Gebiet an. Für den Bestand bezogen auf das gesamte Wattenmeer muss man sich insbesondere bei hochmobilen Arten wie der Kegelrobbe auf ein gemeinsames Zeitfenster einigen, um keine Doppelerhebungen in eine Bestandszahl einzurechnen.“

Zweitens ist die Differenz also trilateralen Vereinbarungen geschuldet. Beim gemeinsamen Monitoring der drei Wattenanrainerstaaten Niederlande, Dänemark und Deutschland habe man sich auf den Zähltermin im April als relevante Größe verständigt, ergänzt der Meeressäugerexperte der Nationalparkverwaltung Armin Jeß: „Die 508 aus dem März wird darum in dem für Juli erwarteten offiziellen Saisonbericht des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats CWSS nicht als Bestandszahl für Schleswig-Holstein berücksichtigt.“

Foto: Pollmeier

Auch Daten kommen in die Jahre. Darum wird jetzt eine Studie neu aufgelegt, in der ein Team um Prof. Dr. Hubert Job vom Lehrstuhl für Geografie und Regionalforschung der Universität Würzburg in den Jahren 2012/2013 Fakten zur Wertschöpfung durch den Tourismus im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zusammengetragen hat. „Die Vorbereitungen für das Nachfolgeprojekt laufen bereits seit Dezember letzten Jahres“, erläutert die Tourismusexpertin der Nationalparkverwaltung Christiane Gätje. Mit Befragungen vor Ort geht es in diesen Tagen in die „heiße Phase“.

An insgesamt 14 Standorten in der gesamten Nationalparkregion (unter unter anderem Sylt, Föhr, Amrum, Pellworm, Halligen Hooge und Langeneß, Tönning, Büsum, Friedrichskoogspitze) sind Interviews mit Besucher:innen geplant, an drei Orten (St. Peter-Ording, Beltringharder Koog, Ellenbogen List/Sylt) werden außerdem Passant:innen laufend durch Zählsensoren erfasst – „selbstverständlich anonym“, betont Gätje. Die erste Befragungsrunde startet am kommenden Wochenende in einigen der Kommunen.

Die Erhebungen werden in allen deutschen Nationalparks und Biosphärenreservaten nach einheitlicher Methodik durchgeführt, so Christiane Gätje: „Von den neuen empirischen Untersuchungen versprechen wir uns fundierte aktuelle Erkenntnisse zu den regionalökonomischen Effekten des Tourismus und der Rolle des Nationalparks, der Weltnaturerbeauszeichnung und des Biosphärenreservates als Reisemotive.“ In einem Drei-Fragen-Interview in den Nationalpark Nachrichten hat Teamleiter Professor Hubert Job im September 2019 selbst vertiefende Informationen zu ausgewählten Themen und seiner Forschungsarbeit gegeben.

Foto: Kretschmer / LKN.SH

Ideen muss man haben! So wie die Nationalpark-Partnerstadt Niebüll, die die Präsenz des Nationalpark-Infowagens auf dem Rathausplatz in der vergangenen Woche mit einer eigenen Aktion begleitet hat. In Zusammenarbeit mit dem Verein „Niebüller helfen Niebüllern“ wurden Freikarten für das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum an Niebüller Familien ausgegeben. So etwas nennt man eine Win-Win-Situation!

Foto: Claußen / LKN.SH

Das Großaquarium im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum hat eine neue Attraktion bekommen: Ein 1,40 Meter langer Meeraal (Conger conger) macht dem Stör nun Konkurrenz als größter Fisch im Becken. Das beeindruckende Tier erhielt das Multimar Wattforum aus dem Geomar-Aquarium in Kiel, wo es für die dortigen Becken zu groß geworden war.

„So einen großen Meeraal hatten wir noch nie im Multimar“, berichtet der Leiter der Aquaristik Timo Kaminski. Der Neuankömmling habe sich in Tönning gut eingelebt und eine Höhle im Geröll bezogen. „Wir vermuten aufgrund der Größe, dass es sich um ein Weibchen handelt“, so Kaminiski.

Meeraale kommen in der Nordsee in tieferen Gewässern vor, zum Beispiel in den Fjorden vor Norwegen, leben überwiegend in Höhlen und sind nachtaktiv. Sie werden im Alter von 5 bis 15 Jahren geschlechtsreif und pflanzen sich nur einmal im Leben fort. Die Weibchen können dann bis zu acht Millionen Eier legen.

Alina Claußen

Foto: Geißler / LKN.SH

Passend zum aktuellen Nationalpark-Themenjahr „Wissenschaft im Wattenmeer“ öffnet das Schullabor im Multimar Wattforum seine Türen an vier Tagen in den Sommerferien für interessierte Gäste. Bei dem spannenden Bildungsangebot kann die ganze Familie gemeinsam zum Forschungsteam werden.

Thematisch wechseln sich zwei Schwerpunkte ab: Das „Forscherlabor Meeresmüll“ findet am Montag, 28. Juni und Donnerstag, 15. Juli, statt, das „Forscherlabor Wattenmeer“ am Montag, 5. Juli und Donnerstag, 22. Juli. Eine Anmeldung ist erforderlich. Weitere Infos gibt es auf der Multimar-Website.

Alina Claußen

Foto: Kind / Schutzstation Wattenmeer

Beim deutschlandweiten Bird Race des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) Anfang Mai waren die Teilnehmenden aus der Nationalparkregion besonders aktiv: Allein 176 der insgesamt 877 Teams stammten aus Nordfriesland, mit 212 gesichteten Vogelarten belegten sie Platz 1. Beim vereinseigenen Wettbewerb der Schutzstation Wattenmeer ging es dann nicht um die Vogelbeobachtung an einem Tag, sondern im gesamten Monat Mai. Dabei gab es den Angaben zufolge mit 229 sicher bestimmten Arten einen Rekord zu vermelden. Mehr dazu lesen Sie in dieser Pressemitteilung.

Turnusgemäß sind Michael Kruse (Leiter der Nationalparkverwaltung), Florian Lorenzen (Landrat des Kreises Nordfriesland) und Hans-Ulrich Rösner (Leiter des WWF-Wattenmeerbüros) in der achten Stiftungsratssitzung am im Mai einstimmig in den Vorstand der Nationalparkstiftung Schleswig-Holstein gewählt worden. „Ich freue mich auf die weitere gemeinsame, konstruktive Arbeit im Vorstandsteam“, sagt Michael Kruse. „In der neuen Amtsperiode sind die Fortsetzung der Projektförderung und die zukünftige Ausrichtung der langfristigen Anlagestrategie vorrangige Themen für uns.“

Laut Satzung wird der Vorstand für jeweils fünf Jahre vom Stiftungsrat aus seiner Mitte gewählt. Der Stiftungsratsvorsitzende Holger Gerth hat dem wiedergewählten Vorstand seine herzlichen Glückwünsche ausgesprochen, für die bisherige engagierte Vorstandsarbeit gedankt und weiterhin „eine gute Hand“ gewünscht.

Die Nationalparkstiftung fördert Projekte, die den Schutz des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer verbessern oder der Bildung und Information über den Nationalpark dienen. Weitere Informationen zur Nationalparkstiftung Schleswig-Holstein sowie zu den Förderkriterien gibt es hier.

Friederike Weiser

Foto: Rehm / LKN.SH

Mitten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer getauft zu werden: Auch wenn die kleinen Täuflinge sich daran möglicherweise später nicht erinnern werden, ist das ein ganz besonderes Ereignis. So geschehen jetzt auf der Hamburger Hallig im feierlichen Rahmen eines Gottesdienstes der evangelischen Kirchengemeinde Bredstedt unter freiem Himmel. „Bei bestem Wetter waren rund 200 Besucher:innen gekommen“, berichtet Nationalpark-Ranger Rainer Rehm.

„Die Predigt des Pastorenehepaars Wiltraud und Peter Schuchardt handelte von der Freiheit und Weite, verbunden mit dem Wunsch nach Geborgenheit, die viele Menschen gerade in dieser Zeit vermisst haben und auch hier mitten im Nationalpark suchen“, so Rehm: „Ein unvergesslich schöner Tag für alle Anwesenden.“

Foto: Claußen / LKN.SH

 

Der Bau der Integrierten Station Westküste im Beltringharder Koog nimmt Formen an: Mit einem „Dichtfest“ wurde in der vergangenen Woche der aktuelle Status in Anwesenheit des schleswig-holsteinischen Umweltministers Jan Philipp Albrecht gefeiert. Mehr über diese Einrichtung erfahren Sie in dieser Pressemitteilung.

Foto: v. Hoerschelmann / LKN.SH

Und das geht so: Die Fische laichen, häufig in küstennahen Gewässern, die Eier werden durch Gezeiten und Strömungen fortgetragen. Je nach Wassertemperatur schlüpfen die jungen Larven nach einigen Tagen bis Wochen und haben zunächst die Gestalt eines „normalen“ Fisches.

Während des Wachstums, einige Wochen nach dem Schlüpfen, beginnt bei Plattfischen wie Kliesche, Scholle, Seezunge und anderen die Verwandlung: Die Tiere drehen sich auf die linke Seite, in rund zweieinhalb Wochen wandert das Auge der Unterseite auf die Oberseite.

Um beim Beispiel Kliesche zu bleiben: Die Fischart wird ausgewachsen bis zu 40 Zentimeter groß, ist bräunlich und kann ihre Körperfärbung – anders als die meisten anderen Plattfischarten – nicht dem Untergrund anpassen. Sie kommt häufig an sandigen Küsten vor, auch im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer – und im Sandgrundbecken des Nationalpark-Zentrums Multimar Wattforum.

Foto: Reimers / Theodor-Storm-Schule Husum

Grund zur Freude im Fachbereich Bildung der Nationalparkverwaltung: Die „Lernwerkstatt Klimawandel im Wattenmeer“ wurde im Bildungswettbewerb SEGEL SETZEN /20/21 mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Für diesen von RENN.nord und dem Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein ausgerichteten Wettbewerb wurden innovative Bildungsprojekte gesucht, die zukunftsgerichtet zur Stärkung von Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schleswig-Holstein beitragen und die Umsetzung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele unterstützen.

„Wir freuen uns riesig,“ so Elisabeth von Meltzer, Bildungsreferentin der Nationalparkverwaltung. „Diese Auszeichnung bestärkt uns darin, unsere Bildungsarbeit im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer auch zukünftig auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen auszurichten und diese mit einem klaren Bezug zur Nationalparkregion und zur Lebenswelt unserer Zielgruppen zu verbinden.“

Die „Lernwerkstatt Klimawandel im Wattenmeer“ ist ein interaktives Bildungsformat, das kostenlos an Schulen ausgeliehen wird. Sechs Themenkoffer bieten spannende Lernmöglichkeiten, um die regionalen Auswirkungen des Klimawandels für die Wattenmeerregion zu verstehen und Lösungen zu entwickeln. Damit das Angebot noch flexibler von verschiedenen Zielgruppen genutzt werden kann, wird das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro in die Produktion eines weiteren Themenkoffers investiert.

Foto: Weppner / LKN.SH

Informationen rund um den Lebensraum und das Weltnaturerbe Wattenmeer – und das mitten im Nationalpark: Das bietet die Wattwerkstatt auf der Warft der Hamburger Hallig. Geöffnet ist sie in den kommenden Wochen vorrangig am Wochenende von 11:00 bis 17:00 Uhr, je nach Wetterlage und Bedarf auch an anderen Tagen.

Betreut wird sie von Johanna Knupfer, einer der drei Praktikantinnen, die derzeit im Rahmen des alljährlich von der Commerzbank gesponserten Praktikums für die Umwelt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer aktiv sind. Ihre Kollegin Johanna Böttcher verstärkt das Team im Fachbereich Kommunikation und Nationalpark-Partner der Nationalparkverwaltung, Carolin Butzbach das im Multimar Wattforum.

Foto: Kruse / LKN.SH


Damit Passant:innen wissen, was in diesem Bürogebäude im Tönninger Schlosspark vor sich geht, informieren jetzt zwei Pulttafeln vor dem Eingang der Nationalparkverwaltung. Themen sind der Nationalpark und – genau – die Arbeit hinter den Türen und Fenstern der ehemaligen Drogistenschule. Und erste Interessierte waren auch schon da ...

Foto: Kruse / LKN.SH

Über die Arbeit der Nationalparkverwaltung hat sich kürzlich die Staatsekretärin im schleswig-holsteinischen Umweltministerium Dorit Kuhnt informiert, auch vor Ort im Gespräch mit Nationalpark-Rangern. Denn Thema war unter anderem die Vogelgrippe und dabei insbesondere die Arbeit derjenigen, die im Nationalpark und an den Deichen das Einsammeln und Beproben verendeter Vögel übernommen haben.

Ausdrücklich dankte die Staatssekretärin den Ranger:innen, der Nationalparkverwaltung und dem gesamten Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.SH) für den Einsatz bei dieser „traurigen und  anstrengenden Aufgabe“. Kuhnt nahm außerdem an einer Vorstandssitzung der Nationalparkstiftung teil – wie derzeit üblich per Videokonferenz.

Foto: Piening / LKN.SH

 

Er ist seit dem 1. Juni im Dienst und intensiv dabei, den Lebensraum Wattenmeer kennenzulernen. Das dürfte dem neuen Nationalpark-Ranger Tjark Juhl nicht schwerfallen – sieht sich der gebürtige Eckernförder doch als echtes schleswig-holsteinisches Küstenkind.

 

Der 32-Jährige ist gelernter Forstwirt, hat zuletzt im Biosphärenreservat Elbtalaue gearbeitet und ist nach Dithmarschen gependelt, weil seine Lebensgefährtin hier wohnt. Die freie Rangerstelle – als Nachfolger der in Ruhestand gegangenen Irina Lück – bot ihm die ersehnte Chance, sich an der Westküste fest niederzulassen.


Und das nicht nur aus familiären Gründen: „Die Natur ist mein liebster Arbeitsplatz“, sagt Tjark Juhl. Die Tätigkeit im Nationalpark biete ihm die Möglichkeit, nicht nur in der einzigartigen Natur des Wattenmeeres „zu sein und zu schauen, sondern auch zu gestalten und zu erhalten“. Und privat freut er sich darauf, sein geliebtes Hobby Segeln wieder aufzunehmen. Der neue Nationalpark-Ranger ist als Kollege von Christian Piening aktiv im Bereich Dithmarschen Nord.

 

 

Watt Reise

Seit bald 50 Jahren erforscht Karsten Reise das Wattenmeer. Er kennt und liebt es wie kaum ein anderer. Im Sylter Königshafen, unmittelbar vor der Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, die er lange Jahre leitete, entdeckt er immer noch Neues.

 

Das europäische Wattenmeer kennt der emeritierte Zoologie-Professor natürlich bestens. Wattforschend bereiste er aber viele Küsten der Welt – und berichtet von Gemeinsamkeiten und erstaunlichen Unterschieden eines Lebensraumes, der weltweit nur die Flächengröße des deutschen Waldes hat.

 

Karsten Reise erzählt das Watt im Plauderton. Das ist seine Art und es ist großartig. Fast ohne Fachbegriffe breitet er Lebensgeschichten vom Watt aus, die selbst Wattführer:innen doch schon zu kennen glaubten. Über das U, J und Y des Wattwurms oder die Herzmuschel als Zockerin.

 

Eingehend beschreibt er Effekte des Klimawandels (können sibirische Knutts sich den Weiterflug nach Westafrika künftig noch leisten?) und die ökologisch meist unvorhersehbare Wirkung eingeschleppter Arten. Die sieht er relativ gelassen, analysiert und bewundert die offene Gesellschaft von Überlebenskünstlern. Beispielsweise die „Auschel“-Bänke, die Pazifische Austern und heimische Miesmuscheln neuerdings gemeinsam bilden.

 

Reise rüttelt an etablierten Klischees über eine „funktionierende“ Natur: Wir sollten nicht zu viel Ordnung in die Wattnatur hineindenken, wenn die auch gut mit wenig Ordnung kann. Das vielzitierte Gleichgewicht in der Natur ist ein romantisches Hirngespinst, das es nie wirklich gab. Die Natur ist ebenso wenig perfekt, wie wir es sind, und der Zufall ist der große Meister im Watt.


In kreativer Sprache beschreibt er zahllose Watterlebnisse, die ihn persönlich oder als Wissenschaftler prägten. Und er lässt uns teilhaben an wilden Ideen (Ansiedlung von Flamingos, Krauskopfpelikanen und Grauwalen) und manchen Fehlschlägen und -einschätzungen. Das ist anspruchsvoll, trotz Plauderton. Denn simple Wenn-dann-Geschichten sind in der Ökologie die Ausnahme.


Reises Watterzählungen gibt es als Buch (ein 16-seitiges Literaturverzeichnis öffnet die Tür zur Wissenschaft hinter der Plauderei) und Hörbuch. Beide sind ähnlich, aber nicht deckungsgleich. So wird die Freude an den Wattgeschichten gedoppelt.


Hendrik Brunckhorst

Karsten Reise (Herausgeber: Schleswig-Holsteinischer Heimatbund): Das Watt. Erlebt, erforscht und erzählt. KJM Buchverlag 2021, ISBN 978-3961941377, 20,00 Euro


Mit dem Meer leben: Karsten Reise erzählt das Watt, Dünen und Deiche. Box mit 3 Audio-CDs, Supposé 2021, ISBN 978-3863852054, 32,00 Euro

Nordsee-Suedsee

Größer kann der Kontrast nicht sein: Jana Steingässer und Manolo Ty haben sich auf den Weg gemacht, zwei völlig unterschiedliche Welten an entgegengesetzten Orten der Welt dem Leser und Betrachter vor Augen zu führen. Es geht um kleine Eilande inmitten des Meeres: die Halligen der Nordsee und die Atolle der Südsee. Was sie eint, ist ihre Lage auf dem gleichen Längengrad und ihre Sorge um die Folgen des Klimawandels.

Der Klimawandel ist allgegenwärtig und es besteht kein Zweifel daran, dass dieser Wandel von uns Menschen verursacht ist. Er stellt die Menschen auf den nordfriesischen Halligen und den pazifischen Atollen durch Meeresspiegelanstieg, Küstenerosion und Extremwetterereignisse vor große Herausforderungen.

Das Buch ist eine bildgewaltige Dokumentation, kombiniert mit einer mitreißenden Reportage über die Bewohner:innen, ihr Leben und ihre Sorgen. Es zugleich ein Mahnmal für die weltweit erforderlichen Anstrengungen, die Folgen des Klimawandels zu stoppen. Jetzt muss gehandelt werden, damit die heutigen Bewohner:innen und ihre Kinder und Enkelkinder weiterhin auf ihren Eilanden leben können. Es ist ein Buch, das mit persönlichen Geschichten Verständnis weckt und verstehen hilft ohne zu belehren – ein sehr lesenswertes Buch zum Thema Klimawandel.

Übrigens: Wegen des großen Interesses und der herausragenden Bedeutung des Themas ist die Ausstellung zum Buch im Klimahaus in Bremen nun bis Ende des Jahres verlängert worden. Ein Besuch lohnt sich!

Martin Stock

Arne Dunker – Klimahaus Bremerhaven (Herausgeber), Jana Steingässer (Text) und Manolo Ty (Fotografie): Nordsee – Südsee – Zwei Welten im Wandel. Knesebeck Verlag, München 2020, ISBN 978-3-95728-381-8, 30,00 Euro

Foto: Ralf Reinmuth / Galerie Küstenfocus

 

„Ppphh, den will ich nicht!“, scheint die linke Küstenseeschwalbe der anderen zu signalisieren. Warum sie dieses Angebot wohl verschmäht?

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LKN.SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning
nationalpark@lkn.landsh.de

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt: heike.wells@lkn.landsh.de     

www.nationalpark-wattenmeer.de
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de

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