Nationalpark Wattenmeer Meeresgrund trifft Horizont

Liebe Freundinnen und Freunde des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer,

Frühlingserwachen liegt im Nationalpark. So langsam wärmen sich das Meerwasser und die Böden der Salzwiesen auf, Vögel balzen, singen und legen ihre Nester an. Frühling ist immer eine Zeit des Aufbruchs und der Suche nach Neuem.

Dieser neue Newsletter bringt Ihnen allen wieder eine Fülle von Neuem – so meine ich - neue Informationen, Ideen, Menschen rund um den Nationalpark, das UNESCO-Biosphärenreservat und Weltnaturerbegebiet im niedersächsischen Wattenmeer.

Wir sind froh, nun mit den Gemeinden entlang der Küste unsere Biosphärenregion fertig zu stellen und bereits mit ersten Projekten mit Inhalt zu füllen. Das ist Biosphäre: gemeinsam mit den Menschen in der Region Wege zu gehen, eine nachhaltige Zukunftssicherung für uns alle – Mensch wie Natur  - anzustreben.

Eine frühlingshafte Lektüre wünscht Ihnen allen

Ihr Peter Südbeck

Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Der Prozess zur Erweiterung der Entwicklungszone des UNESCO-Biosphärenreservats Niedersächsisches Wattenmeer nimmt Fahrt auf: Sieben Gemeinden entlang der Nordseeküste und auf den Inseln haben bereits ihren Beitritt erklärt. „Ich freue mich, dass die zahlreichen konstruktiven Diskussionen nun vielerorts zu positiven Entscheidungen führen und damit eine breite Basis für eine nachhaltige Regionalentwicklung geschaffen wird“, sagt Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, der die Kommunen zu dem seit 2019 laufenden Prozess der inhaltlichen Ausgestaltung der geplanten Entwicklungszone eingeladen hatte. In weiteren Gemeinden laufen noch die Verhandlungen über einen freiwilligen Beitritt zu Entwicklungszone. Die Entscheidungsphase hierfür soll spätestens Mitte Juli 2021 abgeschlossen sein. Mehr dazu lesen Sie in der Pressemitteilung des Niedersächsischen Umweltministeriums.

 

Das in der Ruhezone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer gelegene Deichvorland der Leybucht ist ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. Im Frühjahr und Herbst sind hier vor allem Weißwangen- und Ringelgänse anzutreffen – so genannte Meeresgänse, die nur an der Küste vorkommen und auf den Salzwiesen fressen. Um den Gänsen eine ungestörte Nahrungsaufnahme zu ermöglichen, ist ab 1. April 2021 der außendeichs gelegene Weg am Störtebekerdeich zwischen Greetsiel und Norden auf einer Strecke von rund drei Kilometern für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Fußgänger und Radfahrer werden auf den Weg binnendeichs umgeleitet. Wo die Sperrung verläuft, und warum das nicht nur den Gänsen, sondern auch der Landwirtschaft hilft, lesen Sie hier. (Foto: HaJo Schaffhäuser)

Satelliten-Fernerkundung für das Wattenmeer

Seit Januar 2019 bearbeitet unsere Kollegin Winny Adolph (Foto) das Projekt „Muschelbankmonitoring für eine nachhaltige Fischerei“ (MiMoFi), was mit viel Arbeit draußen im Watt bei Wind und Wetter verbunden ist. „Nebenbei“ hat sie noch ihre Doktorarbeit geschrieben und erfolgreich verteidigt. Wir freuen uns mit ihr – herzlichen Glückwunsch, Dr. Winny Adolph! Thema ihrer Promotion war die Fernerkundung von großräumigen Strukturen im Wattenmeer mithilfe moderner Satellitentechnik. Worum es dabei genau ging, lesen Sie hier in einer kurzen Zusammenfassung (mit Links zur veröffentlichten Dissertation und weiteren Quellen). (Foto: Hubert Farke)

Kornweihen zählen zu den besonderen Sorgenkindern im Vogelschutz. Ein langjähriges Forschungsprojekt hat ergeben, dass die Ursachen für den Rückgang der hiesigen Population nicht im Nationalpark als wichtiges Brutgebiet liegen, sondern unterwegs auf dem Zugweg von und zu den Winterquartieren. Um das herauszufinden, wurden 10 Kornweihen mit kleinen Satelliten-Sendern versehen. Anhand der Telemetrie lässt sich ihr Weg so genau verfolgen. Zeigt der Sender keine Bewegung mehr an, deutet das darauf hin, dass der Vogel ihn verloren hat oder dem Tier etwas zugestoßen ist.

So geschehen vor einigen Wochen in der Nähe von Greetsiel: Der Sender von Kornweihe „Matty“ sendete dort nur noch stationäre Signale. Ein kleiner Suchtrupp, unter Mitwirkung unseres Nationalpark-Rangers Onno K. Gent und unterstützt durch ein Goniometer, eine Radiowellenantenne und einen (angeleinten) Hund, durchkämmte den Bereich der letzten Sendepunkte östlich des alten Sieltiefs. Nach vielen Stunden in eisiger Kälte wurde die „SOKO Matty“ fündig: Der tote Vogel lag tatsächlich exakt auf einer der Peilachsen, die letzten Meter zeigte der Hund auf. (Foto: NLPV)

Naturnahe Gärten – Artenvielfalt im Biosphärenreservat

Ein Frühlingsgruß erreicht die ersten Biosphärengemeinden. Interessierte Einwohner:innen in Sande, Schortens, Zetel und in der Samtgemeinde Hage können sich eine Wildblütenmischung für 1-2m² Fläche abholen. Das Saatgut für Garten und Balkon wurde im bundesweiten Projekt „Tausende Gärten – Tausende Arten“ entwickelt. Die Wildpflanzen schaffen überlebenswichtige Nist- und Nahrungsmöglichkeiten für Insekten. Die Besonderheit: Das Saatgut ist regional. Wer möchte, kann seine Wildblütenwiese auf der Grünen Landkarte eintragen.

Mit einer passenden Idee werben der Landkreis Friesland und die mobile Umweltbildung MOBILUM. Für die Aktion „1m² Garten für Frieslands natürliche Arten“ soll ein Bereich im Garten wild wachsen. Welche Pflanzen entwickeln sich dort, welche Wiesenbewohner finden Unterschlupf? Das Ergebnis der beiden Aktionen: ein Mosaik aus insektenfreundlichen Lebensräumen in der Biosphärenregion. (Foto © Tausende Gärten – Tausende Arten)

Mit dem geplanten Trilateralen Weltnaturerbe Wattenmeer Partnerschaftszentrum (TWWP) in Wilhelmshaven bekommt die Kooperation der Wattenmeer-Anrainerstaaten (Deutschland, Dänemark, Niederlande) und ihre Zusammenarbeit mit nicht-staatlichen Partnern ein neues, gemeinsames Zuhause als Basis für Aktivitäten in der gesamten Wattenmeerregion mit internationaler Ausstrahlung. Bauherrin ist die GGS, der städtische Eigenbetrieb Grundstücke und Gebäude der Stadt Wilhelmshaven. Ende März übergab Baudezernent Nikša Marušic die Baugenehmigung für das Partnerschaftszentrum an die GGS-Betriebsleiterin Simone Groh (GGS-Chefin), im Beisein von Umweltminister Olaf Lies, Oberbürgermeister Carsten Feist sowie Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung, Nationalparkverwaltung und des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats. Die geplanten Kosten für Bau und Außenanlagen belaufen sich auf 24 Mio Euro. Neun Mio davon steuern Land und Bund bei, weitere Mittel werden aus der Städtebauförderung erwartet, da die Voraussetzung einer auch öffentlichen Nutzung des Gebäudes erfüllt wird. Angesichts der angespannten Haushaltslage der Stadt hofft Feist auf eine Zustimmung der Kommunalaufsicht. Die Eröffnung des Zentrums ist für 2023 geplant. Weitere Infos unter https://www.wilhelmshaven.de/twwp/  (Foto: NLPV)

Das erste Jahr im Amt hatte sich der aktuelle Vorstand des Fördervereins anders vorgestellt. Schon Anfang 2020 hatten wir erste Ideen entwickelt und spannende Aktionen wie die „wet auction“, bei der Künstler:innen der Region ihre frisch gemalten Bilder zugunsten des Nationalparks versteigern, auf den Weg gebracht. Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, und so hatten wir reichlich Zeit, uns konzeptionell auf die Nach-Corona-Zeit vorzubereiten. Wir haben uns vorgenommen, Menschen zu begeistern, die sich (noch) nicht aktiv für den Nationalpark engagieren. Dabei wollen wir auch die einheimische Bevölkerung, die täglich im und mit dem Nationalpark lebt, nicht vergessen. Darum wollen wir ein wenig über den Tellerrand schauen und Einheimische wie Gäste emotional ansprechen. Wir glauben, dass Bilder, Fotos und Videos besonders gute Mittler sind, um die „Faszination Wattenmeer“ zu transportieren. Eine wichtige Rolle spielt dabei unsere Sparte Watt°N, die in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Aktionen schon viele Erfahrungen gesammelt hat, wie man Menschen für unseren Nationalpark begeistert.

Wie schon in den letzten Jahren beteiligen wir uns 2021 mit Exkursionen und innovativen Formaten wie dem Science-Truck der Uni Oldenburg an den Zugvogeltagen. Wichtig ist uns auch die Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Nationalpark-Verwaltung. Da die Vereinsmitglieder beruflich aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen, können wir unsere Kompetenzen immer wieder in den Dienst der alltäglichen Nationalpark-Arbeit stellen. Natürlich freuen wir uns, wenn Sie den Förderverein aktiv begleiten wollen. Informieren Sie sich auf unserer Webseite und nehmen Sie Kontakt mit uns auf!

Dr. Kai Pagenkopf, 1. Vorsitzender des Fördervereins Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (Foto: Förderverein)

Wie bereits in den vergangenen Jahren möchten wir uns für das Birdrace des DDA (Dachverband Deutscher Avifaunisten) am 8. Mai zusammenschließen, um deutschlandweit gemeinsam von- und miteinander zu lernen und die Freude an der Naturbeobachtung zu teilen. Man ist an diesem „Tag der Vogelartenvielfalt“ als Teil eines Teams oder allein unterwegs und versucht, zwischen 5 und 22 Uhr so viele freilebende Vögel wie möglich zu sehen/hören. 207 Vogelarten waren es bei der Vorjahresaktion in den Küstenkreisen und auf den Inseln zwischen Ems und Elbe. Aufgrund der aktuellen Lage kann man sich in diesem Jahr wieder zu virtuellen Teams von bis zu 5 Personen zusammenschließen. Durch unser Watt°N-Netzwerk möchten wir die Möglichkeit zur Vernetzung schaffen, womit wir in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht haben. Dazu werden wir wieder eine übergreifende Chatgruppe für alle Interessierten einrichten sowie bei der Teamfindung und Organisation unterstützen. Wenn ihr mehr über unsere Watt°N-Vernetzung zum Birdrace wissen wollt oder euch direkt dafür anmelden möchtet, schaut auf unserer Webseite vorbei: https://www.wattn.de/neuigkeiten/

Meike Schulz, Watt°n-Netzwerk (Foto: Reno Lottmann)

Kurz nach der Eröffnung des Nationalpark-Hauses Dornumersiel in gemeinsamer Trägerschaft der Gemeinde und des BUND Niedersachsen im Jahre 1989 übernahm Uilke van der Meer die Leitung der Bildungseinrichtung. Über 32 Jahre entwickelte er das Haus zu dem, was es heute ist. Jetzt wurde er in den verdienten Ruhestand verabschiedet – Anlass für einen Rückblick auf die Meilensteine seiner Arbeit.

Das dynamische und lokal teilweise sehr unterschiedliche Pandemiegeschehen führt dazu, dass einige unserer Nationalpark-Häuser weiterhin geschlossen sind, während andere mit Terminvergabe geöffnet haben. Bitte informieren Sie sich vor einem Besuch bei dem ausgewählten Haus. Kontaktdaten finden Sie hier: https://www.nationalpark-wattenmeer.de/besuchen/infozentren/

 

Wattenhuus Bensersiel: Von der Nationalpark-Informationsstelle zum Nationalpark-Haus

Das Wattenhuus in Bensersiel hat doppelten Grund zur Freude: Bereits seit Anfang des Jahres erhält das Haus vom Land Niedersachsen eine höhere Fördersumme, am 22. April wurde die bisherige Nationalpark-Infostelle im Rahmen einer Feierstunde im kleinsten Kreis (unter strenger Einhaltung aller gültigen Corona-Maßnahmen) offiziell als Nationalpark-Haus ausgezeichnet. Außerdem wurde die neue Kooperation zwischen dem Wattenhuus und der Schifffahrt Langeoog als Nationalpark-Erlebnisfahrt zertifiziert. Zukünftig können so Schifffahrten ins UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer angeboten werden, bei denen das faszinierende Leben im Wattenmeer den Teilnehmer:innen im Zuge eines Schaufischens und der Seehundsbeobachtung in lebendiger Form vermittelt wird. Pandemiebedingt kann das neue Angebot leider erst frühestens ab Anfang September gebucht werden. 

Wattenmeer-Besucherzentrum Wilhelmshaven: 5. Wilhelmshavener Schweinswal-Tage

Vom 5. bis 11. April fanden in Wilhelmshaven wieder die Schweinswal-Tage statt. Pandemiebedingt entfielen die beliebten Schifffahrten zum Whale-watching im Jadebusen sowie alle anderen Veranstaltungen direkt vor Ort. Als Ersatz wurde an vier Tagen ein kostenloses online-Programm mit Vorträgen von Denise Wenger und Jan Herrmann sowie dem mehrteiligen Schauspiel von „Fräulein Brehms Tierleben“ zum Thema Schweinswal geboten. Die Nachfrage nach den Angeboten war sehr hoch, die Veranstaltungen zum Teil ausgebucht.

Bei wechselhaftem Aprilwetter waren Mitarbeitende des Wattenmeer-Besucherzentrums, der Nationalparkverwaltung und der ehrenamtlichen „JadeWale“ während der gesamten Woche am Südstrand unterwegs, um Ausschau nach den kleinen Walen zu halten. Trotz intensiver Bemühungen konnte zu der Zeit der Schweinswal-Tage allerdings nur ein Wal auf Höhe des Fliegerdeichs gesichtet werden – die nächsten kamen dann mit einwöchiger Verspätung in den Gewässern vor Wilhelmshaven an und seit der zweiten Aprilhälfte nehmen die Sichtungen erfreulich zu. (Foto: Michael Hillmann)

Geologie im Zeitraffer

Die natürliche Dynamik ist der grundlegende prägende Faktor im Wattenmeer, für die geologischen und ökologischen Prozesse und die Artenvielfalt – die drei Kriterien, die zur Anerkennung als UNESCO-Weltnaturerbe geführt haben. Die stetige Veränderung ist in jedem Detail, jeder Düne, jedem Priel zu erkennen, deutlich sichtbar wird sie aber erst im größeren räumlichen und zeitlichen Maßstab. Auf der Plattform Google Earth wurde jetzt eine Zeitrafferfunktion implementiert. Ein anschauliches Beispiel bietet ein dynamischer Kartenausschnitt vom Westende der Insel Juist mit der Insel Memmert und der Kachelotplate über den Zeitraum von 1984 bis 2020. Damit lässt sich die faszinierende Wildnis-Entwicklung am Bildschirm erleben!

„Globale Kooperation in einer sich verändernden Welt: Bilanz der Wadden Sea Flyway Initiative“ ist das Thema des diesjährigen Wadden Sea Day am 26. August. Informationen zu Programm und Anmeldung finden Sie hier. (Foto: B. Nannen)

Was passieren kann, wenn man besondere Zählweisen für Zusammenkünfte während des  Corona-Lockdowns zu sehr verinnerlicht. (Cartoon: Denis Metz)

Hrsg.: Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer,
Virchowstr. 2,
26382 Wilhelmshaven

Redaktion: Imke Zwoch, Florian Carius

Kontakt: presse@nlpv-wattenmeer.niedersachsen.de

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