Schleswig-Holstein

15.11.2019 |

Nationalpark Nachrichten November 2019

MOIN, MOIN,
liebe Nationalparkfreunde und -freundinnen. Es wird winterlich - nicht nur draußen in unserem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, sondern auch in den Nationalpark Nachrichten. Aber lesen Sie selbst ...

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© Stock / LKN.SH

Die Tage sind kurz geworden, die Temperaturen tendieren deutlich Richtung Frost: Der Winter naht. Was machen eigentlich die tierischen und pflanzlichen Bewohner des Weltnaturerbes Wattenmeer in der kalten Jahreszeit, welche Überlebensstrategien haben sie?

„Die Hauptstrategie ist wohl die, gar nicht da zu sein“, sagt der Biologe und Pressesprecher der Nationalparkverwaltung Hendrik Brunckhorst. Man meint, ein Augenzwinkern zu erkennen, aber die Aussage ist durchaus ernst gemeint. Denn nehmen wir die Pflanzen. Einige sind im Winter tatsächlich „nicht da“: Sie sind, wie Queller und Strandsode, einjährig, leben also nur einen Sommer lang. Ein Großteil der Salzwiesenflora dagegen ist mehrjährig. Wie Stauden im Garten, überwintern nur ihre Wurzeln im Boden oder oberirdische Pflanzenteile wie Verholztes oder Rosetten bleiben sichtbar.

In anderem Sinne „nicht da“ sind viele Vögel: Sie ziehen gen Süden, je nach Art und entsprechend den Witterungsverhältnissen entlang der Nordseeküste oder, wie unter anderem Sichelstrandläufer oder Knutt bis weit hinunter nach Afrika. Andere, wie Pfeifenten und Nonnengänse (Foto) können einige frostige Tage im Wattenmeer durchhalten, bevor sie sich in wärmere Gefilde zurückziehen. Allerdings ist der Nationalpark im Winter nie ganz ohne Vogelleben, denn es gibt auch arktische Arten wie die Schneeammern, die extra aus Gefilden im hohen Norden einfliegen (siehe Beitrag „Eingeflogen“).

Für Seehunde und Kegelrobben spielt die Jahreszeit keine so entscheidende Rolle, denn die Temperaturunterschiede des Nordseewassers sind längst nicht so groß wie die der Luft. Mit Ausnahme von extremen Eiswintern beträgt die Differenz im Mittel rund 10 Grad. Der Gefrierpunkt des Meerwassers liegt zwar, bei einem durchschnittlichen Salzgehalt von 3,5 Prozent, bei minus 1,9 Grad. Weil das Meer durch Wind, Wellen, Strömungen und die Gezeiten ständig in Bewegung ist, gefriert es häufig jedoch erst nach langen Frostperioden.

Die freiliegenden Wattflächen allerdings können relativ schnell erstarren. Das macht jedoch den Tieren, die im Boden leben (Sandklaffmuscheln zum Beispiel), wenig aus: Sie ziehen sich einfach in tiefere Schichten zurück. Bei anderen wie etwa Herzmuscheln (Foto) kann eine lange Frostperiode die Bestände schon einmal deutlich dezimieren.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

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© Stock / LKN.SH

Gute Nachrichten von den Seehunden im Weltnaturerbe Wattenmeer: Das gemeinsame Wattenmeersekretariat (CWSS) hat kürzlich ein „weiteres Rekordjahr“ in Sachen Nachwuchs gemeldet, die Zahl der Neugeborenen 2019 sei „die höchste bis dato registrierte“. Den Gesamtbestand aller Seehunde im Wattenmeer und auf Helgoland schätzt die Seehundexpertengruppe (Expert Group Seals) der Trilateralen Wattenmeerzusammenarbeit auf der Basis der diesjährigen Zählungen auf insgesamt 40.800 Exemplare. Detailinformationen sind, in englischer Sprache, dieser Pressemitteilung zu entnehmen.

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© Stock / LKN.SH

Von einem „absoluten Rekord“ spricht auch die Arbeitsgemeinschaft Seeadlerschutz in Schleswig-Holstein: Landesweit waren in diesem Jahr den Angaben zufolge 118 Seeadlerreviere besetzt und 135 Jungtiere wurden großgezogen. Zum Vergleich: In den 1960er Jahren gab es hierzulande gerade einmal vier Brutpaare. Freudiges Fazit der Projektgruppe: „Die Schutzmaßnahmen und Horstbewachungen zeigen ihre Wirkung.“

Seeadler sind auch im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer anzutreffen, sie gehören hier, neben Seehund, Kegelrobbe, Schweinswal und dem Europäischen Stör, zu den sogenannten Big Five, den fünf „Großen“ in dem Schutzgebiet. „Kaum ein Tag unterwegs im Wattenmeer ohne Seeadlerbeobachtung“, berichtet der Nationalpark-Ranger Martin Kühn. Kein Wunder, bietet die Nationalparkregion den imposanten Beutegreifern doch Nahrung satt.

„Die Tiere hocken oft stundenlang ‚lauernd oder müßiggehend‘ – das weiß man bei denen irgendwie nie – auf den Lahnungen oder mitten im Watt“, so Vogelexperte Kühn. Auch auf den Außensänden hielten sie sich auf. „Dort sitzen sie dann weithin erkennbar gerne auf leichten Dünenerhöhungen – für den noch besseren Überblick.“ Jetzt in der kälteren Jahreszeit seien in den Naturschutzkögen sogar kleine Seeadleransammlungen zu beobachten, und auch auf der Hamburger Hallig zeige sich gern mal mehr als nur ein Exemplar.

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© Stock / LKN.SH

Große Trupps von Pfeifenten sind im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer eingeflogen. Ornithologen gilt diese Art als Rekordhalter, denn unter den rund 10.000 bekannten Vogelarten der Welt gibt es keine andere, die mehr Zeit für die Nahrungsaufnahme braucht.

Pfeifenten fressen im Winter über 15 Stunden am Tag und vor allem in der Nacht, damit sie ihren Energiebedarf decken können. Um ihre Körpertemperatur von 40 Grad zu halten, müssen sie täglich rund 300 Gramm Gras vertilgen, was in etwa der Hälfte ihres eigenen Körpergewichts entspricht.

So lange genug (vegetarische) Nahrung verfügbar ist, sind die kleinen Enten oft bis in den Winter hinein hierzulande zu beobachten. Gibt es allerdings mehrere Tage lang Schnee, weichen sie entlang der Nordseeküste Richtung Süden aus.

Schneeammern (Foto) dagegen gehören zu den gefiederten Wintergästen, die ihren Aufenthalt hierzulande „fest gebucht“ haben. Die kleinen Sperlingsvögel gehören zu den nördlichsten Brutvögeln der Welt, auch mit frostigen Temperaturen im Wattenmeer kommen sie darum gut zurecht. Hier bieten ihnen die samenreichen Salzwiesen eine gute Nahrungsgrundlage.



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© Henrichs / LKN.SH

Es gibt wohl kaum Gutes, was nicht noch besser zu machen ist. Um Ideen für die Optimierung der Nationalpark-Partnerschaft ging es darum bei einem ganztägigen Workshop mit rund 20 Aktiven – und es wurde lebhaft und engagiert diskutiert!

Mit einer Evaluierung waren im Vorfeld Themenfelder für mögliche Verbesserungen definiert worden. In einer Werkstattphase ging es hier nun darum, in Gruppenarbeit Vorschläge für mögliche konkrete Maßnahmen zu erarbeiten. „Mich hat besonders die Bereitschaft einiger gefreut, initiativ und aktiv Aufgaben zu übernehmen“, betont Jürgen Reck, der in der Nationalparkverwaltung für das Vorhaben Nationalpark-Partner Plus zuständig ist. Etwa die, nach dem Vorbild des bereits auf Eiderstedt existierenden, weitere regionale Nationalpark-Partnernetzwerke zu organisieren.

Der Workshop ist, ebenso wie die oben erwähnte Evaluierung, Bestandteil des im vergangenen Jahr gestarteten ITI-Projekts Nationalpark-Partner Plus. Dessen Ziel ist es, die Nationalpark-Partnerschaft – die landesweit als Best-Practice-Beispiel für einen nachhaltigen Tourismus angesehen wird – zu stärken und weiterzuentwickeln.

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© Carolin Wehmer

„Weniger Plastik ist mehr Meer“ – mit einer Aktion unter diesem Motto hat das Beach Motel in St. Peter-Ording dem Müll am Strand den Kampf angesagt. Dazu werden an der Rezeption des Nationalpark-Partners mit dem Motto bedruckte Stoffbeutel verteilt. „Wir als Crew, aber auch unsere Gäste gehen regelmäßig an den Strand, um diesen von Müll und Plastik zu befreien“, erläutert der stellvertretende Hoteldirektor Marek Dziedzic. Abgeladen werden kann das Sammelgut in einer großen Holzkiste vor der Eingangstür des Hauses, die vom Bauhof der Nationalpark-Partnergemeinde regelmäßig geleert wird.

Das Ganze komme gut an, hat Dziedzic beobachtet: „Unsere Gäste nutzen die Beutel fleißig und sind begeistert.“ Weiterer Bestandteil der Aktion: Das Beach Motel spendet für jedes Zimmer, in dem auf die Zwischenreinigung verzichtet wird, drei Euro an die Initiative „Küste gegen Plastik“.


Rubrik Aus dem Multimar Wattforum


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© Henrichs / LKN.SH

Statt in die Schule ging es an einem Tag Ende Oktober für 35 Oberstufenschülerinnen und -schüler der Tönninger Eider-Treene-Sorge-Schule ins Multimar Wattforum zur Veranstaltung „Europa in meiner Stadt“, zu der der Verein „Bürger Europas“ eingeladen hatte. Zunächst gab es Informationen, inwiefern der Nationalpark Wattenmeer von Europa profitiert. Neben vielen EU-geförderten Projekten wie beispielsweise dem aktuell laufenden Interreg-Projekt NAKUWA (Nachhaltiger Natur- und Kulturtourismus im Weltnaturerbe Wattenmeer) ist vor allem der Naturschutz im Wattenmeer durch umgesetzte Richtlinien der EU geregelt.

Nach einer Führung durch die Wattenmeer-Erlebnisausstellung gesellte sich der schleswig-holsteinische Europaabgeordnete Rasmus Andresen (Bündnis 90/Die Grünen) dazu und machte anhand zahlreicher Beispiele den Einfluss und die Auswirkungen europäischer Politik auf Schleswig-Holsteins nördliche Regionen deutlich. Abschließend hatten die Jugendlichen Gelegenheit, Fragen an Rasmus Andresen zu stellen und Standpunkte auszutauschen – und nutzten diese angeregt. Auf den Tisch kamen aktuelle Europathemen wie zum Beispiel der „Brexit“, die „Fridays-for-Future“-Bewegung, das Dieselfahrverbot, die Kosten fürs Bahnfahren, Migration und das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen.

INFO: Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend führt der gemeinnützige Verein Bürger Europas im Jahr 2019 bundesweit 16 Projekttage unter dem Titel „Europa in meiner Stadt“ durch. Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern ausgewählter Städte Europa anhand konkreter Projekte aus ihrer Umgebung näher zu bringen und ihnen die Möglichkeit zu geben, mit Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus ihrer Region zu diskutieren. Dazu besuchen die Teilnehmenden mit EU- und Bundesmitteln geförderte Einrichtungen, die einen bedeutenden Beitrag für die Entwicklung ihrer Städte und Regionen leisten.

Alina Claußen

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© Claußen / LKN.SH

Auf seiner Gabentour am 6. Dezember besucht der Nikolaus auch die Fische im Multimar Wattforum. Um 15:00 Uhr macht er einen Halt im Tönninger Nationalpark-Zentrum und legt Taucheranzug, Atemgerät und Flossen an. Dann steigt er hinab ins Großaquarium und verteilt Leckerbissen an die Unterwasserbewohner. Zuschauer sind herzlich willkommen! Auch die Multimargäste werden mit einem Nikolausgeschenk bedacht, und zwar in Form einer attraktiven Jahreskarten-Rabattaktion. Vom 1. Dezember bis zum 6. Januar sind die Multimar-Jahreskarten zum halben Preis erhältlich. Sie kosten dann für Familien nur 45,00 Euro, für Erwachsene 20,00 und für Kinder nur 12,00 Euro. Weitere Infos zum Nikolaustauchen und zur der Rabattaktion sind hier zu finden.

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© Jens Zygvar

Zu einem einzigartigen akustischen Erlebnis namens „The Big Gong“ lädt das Multimar Wattforum für den 14. Dezember um 19:00 Uhr ein. Der Gongspieler Peter Heeren gibt mit bis zu zwanzig großen Gongs im Forum vor dem Großaquarium ein ganz besonderes Konzert. Der Eintritt ist frei; es wird um eine Spende gebeten. Weitere Infos gibt es hier.

Ein weiterer Veranstaltungstipp aus dem Tönninger Nationalpark-Zentrum ist die Lesung von Katja Just am 28. November um 19:00 Uhr. Die Bestsellerautorin liest aus ihrem neuem Buch „Frische Brise auf dem Sommerdeich“. Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf an der Multimar-Kasse sowie in der Schlossbuchhandlung in Husum. Weitere Infos sind hier verfügbar.


Rubrik Aktive Naturschutzverbände neu


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© Benjamin Gnep / Schutzstation Wattenmeer

Über eine besondere Entdeckung berichtete kürzlich die Schutzstation Wattenmeer: Ihre Vogelbeobachter hatten auf der Sandbank vor Westerhever in einem Schwarm von über 10.000 Watvögeln einen durch einen farbigen Ring markierten Knutt gesichtet. „Wie sich herausstellte, wurde der Vogel in diesem Sommer von niederländischen Forschern des NIOZ-Instituts im sibirischen Brutgebiet beringt“, so der Verband in einer Pressemitteilung. Weitere Informationen über diese Beobachtung und das Zugverhalten dieser kleinen Watvögel sind in dieser Pressemitteilung nachzulesen.

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© NABU

Bereits Mitte Oktober hat die Vogelwartin Anne de Walmont Abschied von Trischen genommen. „Eine schöne und ereignisreiche Saison 2019 ist nun zu Ende gegangen. Die Insel hat sich in allen drei hier erlebten Jahreszeiten von einer wunderbaren Seite gezeigt“, so die leidenschaftliche Naturschützerin.
Die in der Zone eins des Nationalparks vor der Dithmarscher Küste gelegene Insel wird vom Naturschutzbund (NABU) betreut, ein Vogelwart oder eine Vogelwartin sind jedes Jahr im Sommerhalbjahr vor Ort. Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem Vogelzählungen und Brutvogelkartierungen. Viele ihrer Erlebnisse und Beobachtungen hat Anne de Walmont in einem blog festgehalten.


10 Rubrik Neues aus den NNL


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© EUROPARC Deutschland

„Im Einsatz für Natur und Gesellschaft“ ist der Titel des Jahresberichtes 2018, den EUROPARC Deutschland, der Dachverband der Nationalen Naturlandschaften, jetzt vorgelegt hat. In dem Netzwerk sind Nationalparks, Biosphärenreservate, Naturparks und Wildnisgebiete organisiert. Tätigkeitsfelder sind unter anderem Öffentlichkeits-, Jugend- und Bildungsarbeit sowie die Förderung eines nachhaltigen Tourismus in den Schutzgebieten. Wer sich für die detaillierten Arbeitsergebnisse des vergangenen Jahres interessiert, kann diese hier nachlesen.



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© Stock / LKN.SH

Wie auf Helgoland, wächst auch in Mecklenburg-Vorpommern der Bestand an Kegelrobben. Und kürzlich hat die vom Bundesamt für Naturschutz herausgegebene Zeitschrift „Natur und Landschaft“ für 2018 sogar den ersten Nachweis der Geburt einer Kegelrobbe an der deutschen Ostseeküste gemeldet.
Dort, wie in der deutschen Nordsee, waren die großen Verwandten der Seehunde unter anderem durch Bejagung weitgehend verschwunden, seit Längerem erholen sich die Bestände jetzt wieder. Nach Informationen des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund leben derzeit 200 bis 300 Kegelrobben in der deutschen Ostsee.

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© Stock / LKN.SH

Schützen Vogelschutzgebiete Vögel wirklich? Was bringt die europäischen Vogelschutzgebiete für die Vogelvielfalt in Deutschland? Aus Anlass des 40jährigen Bestehens dieses EU-Regelwerkes hat sich der Journalist Thomas Krumenacker in einem Beitrag für das Online-Magazin „Die Flugbegleiter“ mit diesen Fragen auseinandergesetzt und dafür eine Analyse von Experten des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz ausgewertet – mit einem zwiespältigen Zwischenfazit.

Danach entwickeln sich die Bestände einiger Zielarten der Vogelschutzrichtlinie innerhalb der Schutzgebiete zwar besser als außerhalb. In vielen Fällen könnten die Gebiete jedoch ihr zentrales Ziel nicht erreichen, nämlich „den teilweise dramatischen Rückgang der gefiederten Artenvielfalt zu stoppen“.

Eine Zeitenwende für den Naturschutz

„Die Vogelschutzrichtlinie markiert zweifellos eine Zeitenwende für den Naturschutz“, schreibt Krumenacker, aber auch: „Es war der Beginn eines langwierigen, aufreibenden und in vielen EU-Ländern noch nicht abgeschlossenen Prozesses mit ungezählten Vertragsverletzungsverfahren – auch gegen Deutschland.“ Den Angaben zufolge gibt es hierzulande fast 750 EU-Vogelschutzgebiete (eines davon der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Flächen), die einschließlich der Schutzgebiete auf dem Meer etwa 14,5 Prozent der Landesfläche umfassen.

Auch der NABU hat anlässlich des 40. Geburtstags der EU-Richtlinie – eines der ersten Regelwerke dieser Art auf europäischer Ebene überhaupt – zum Vogelschutz Stellung genommen und in einer Pressemitteilung konstatiert, dieser brauche „neuen Aufwind“. Der Verband kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass in den vergangenen 40 Jahren „viel für den Vogelschutz getan“ wurde.

Rechtliche Grundlagen jetzt vergleichbar

„Zumindest die rechtlichen Grundlagen des Vogelschutzes sind inzwischen überall in der EU vergleichbar“, so der Vogelschutzexperte Lars Lachmann in einem Interview auf der NABU-Website. Gleichzeitig übt Lachmann Kritik an der zögerlichen Umsetzung der Vorgabe in Deutschland und kommt zu dem Schluss: „Trotz aller Erfolge gelingt es leider nicht, die Vögel der Agrarlandschaft … zu schützen.“ Als Beispiele für betroffene Arten nennt er Kiebitz (Foto oben), Rebhuhn und Feldlerche.

INFO: „Die Flugbegleiter“ ist eine von der „Genossenschaft für freien Journalismus RiffReporter“ herausgegebene Online-Publikation für Natur und Umwelt. Kostenloser Newsletter, Leseproben und Abo hier.

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© Stock / LKN.SH

Dass der Wattboden ein wertvolles Ökosystem ist, braucht an dieser Stelle wohl kaum erwähnt zu werden. Nun wird er sogar – jedenfalls der Hamburger Teil – zum „Boden des Jahres 2020“ erklärt. Initiatoren sind die Behörde für Umwelt und Energie der Hansestadt und das Kuratorium Boden des Jahres 
(Mitglieder: Bundesverband Boden, Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft, Ingenieurtechnischer Verband für Altlastenmanagement und Flächenrecycling).

„Die Wattböden sind wahre Schätze der Natur und bieten seltenen Arten einzigartige Räume zum Leben“, schreibt der Hamburger Senator für Umwelt und Energie Jens Kerstan und hebt die „ökologische Bedeutung und Ökosystemleistung“ des Watts hervor. Die Festveranstaltung der Initiative findet am 4. Dezember in der Vertretung Hamburgs in Berlin statt.


Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung


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© Hehnke / LKN.SH

„Hiermit möchten wir Sie darüber informieren, dass am vergangenen Freitag alle Arbeiten für das NordLink-Kabel im Küstenmeer erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Alle Schiffe wurden in die Häfen zurück gebracht …“ Diese Nachricht hat die NordLink-Bauleitung an alle beteiligten Behörden verschickt. Aber was hat sie in der Rubrik „Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung“ zu suchen? Tatsächlich beleuchtet das Projekt NordLink ein wichtiges Tätigkeitsfeld der Tönninger Behörde, das von außen jedoch wenig wahrgenommen wird: die naturschutzfachliche und –rechtliche Bewertung und Begleitung von Vorhaben im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

Und ein solches war NordLink, wurde das Kabel doch mitten durch den Nationalpark gegraben, über 64 Kilometer im Watten- und Küstenmeer. Insgesamt verbindet NordLink nun über 623 Kilometer Nortorf bei Wilster im schleswig-holsteinischen Kreis Steinburg und Tonstad in Norwegen. Es soll die Strommärkte Deutschlands und Norwegens verknüpfen, den Austausch vor Ort nicht benötigten Windstroms am einen und Wasserkraftstroms am anderen Ende möglich machen.

Kabel verläuft parallel zu bereits vorhandenen

Verlegt wurden zwei Stränge sogenannter Hochspannungs-Gleichstrom(HGÜ)-Kabel mit einer Leistung von bis zu 1.400 Megawatt (MW). Dabei verläuft NordLink weitgehend parallel zu den bereits vorhandenen Kabeln für den Anschluss der Offshore-Windparks in den Clustern HelWin 1 + 2 sowie SylWin 1 vor der schleswig-holsteinischen Westküste auf der sogenannten Büsumtrasse. Bei dieser handelt es sich in Schleswig-Holstein um die einzige Trasse, auf der sämtliche Höchstspannungsleitungen gebündelt durch den Nationalpark Wattenmeer verlaufen.

„Durch diese Bündelung werden die Auswirkungen, die durch den Bau und den Betrieb dieser Stromautobahnen auf Natur und Umwelt verursacht werden, so weit es möglich ist minimiert“, erläutert Timo Hehnke, Umweltwissenschaftler in der Nationalparkverwaltung, der von Beginn an dabei war. Projektträger für NordLink ist die Nordseekabel GmbH, eine Tochter des Netzbetreibers TenneT, die für die Umsetzung des Vorhabens auf deutscher Seite verantwortlich ist, und weitere Partner.

Anträge, Änderungen, Baustellenbesichtigungen

„Wir haben das Vorhaben als Fachbehörde von Anfang bis Ende begleitet“, berichtet Timo Hehnke. „Begleitung“, das heißt in diesem Fall von der ersten Stellungnahme bis zum endgültigen Planfeststellungsbeschluss durch das beim Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) angesiedelte Amt für Planfeststellung und Energie (AfPE) und weit darüber hinaus; mit beteiligt war außerdem eine Vielzahl weiterer Behörden, Institutionen und auch Privatleute – alle, die in irgendeiner Weise von NordLink betroffen sind, vom Küsten- bis zum Denkmalschutz. „Begleitung“ hieß für die Nationalparkverwaltung unter anderem auch die Sichtung und Bewertung der Anträge und etlicher Planänderungen und -ergänzungen, das Prüfen der wöchentlichen Bauberichte, aber auch Baustellenbesichtigungen vor Ort, um den Stand und Fortgang der Arbeiten im Watt selbst in Augenschein zu nehmen.

NordLink ist eines von vielen kleinen und größeren Vorhaben, mit denen die Expertinnen und Experten in der Nationalparkverwaltung befasst waren und sind – dabei sicher eines der umfangreichsten bisher, sagt Timo Hehnke. Rund sechs Jahre von der ersten Stellungnahme bis zum Bauende, ein gewaltiger Aufwand beim Einsatz von Menschen und Maschinen: „So was haben wir nicht alle Tage.“

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© Claußen / LKN.SH

Das Problem Meeresmüll beschäftigt immer mehr Menschen. Viele Küstenbewohner und Urlaubsgäste möchten aktiv daran mitwirken, die Natur im Nationalpark Wattenmeer von Müll zu befreien. Damit Müllsammelaktionen reibungslos gelingen und im Einklang mit dem Naturschutz erfolgen, hat die Nationalparkverwaltung den Leitfaden „Müllsammeln im Nationalpark Wattenmeer“ verfasst und auf ihrer Website zum Herunterladen hier bereitgestellt. Das Papier beantwortet viele Fragen und gibt wichtige und nützliche Tipps für die Organisation und Durchführung von „Beach Cleanups“.

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© Katrina Friese / JLU

Auch im Binnenland interessiert man sich für Wale und die dramatischen Walstrandungen zu Beginn des Jahres 2016. Anlässlich eines Walsymposiums hatte sich die Justus-Liebig-Universität Gießen darum eine in der Nationalparkverwaltung erarbeitete Ausstellung zu den Walstrandungen ausgeliehen. Anscheinend mit erfreulicher Resonanz: Die Präsentation sei „wirklich sehr gut angekommen und hat zu jeder Menge Diskussionen angeregt“, hieß es in einem Dankesschreiben aus Gießen.

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© Gätje / LKN.SH

Um die Mobilität der Zukunft in Schutzgebieten, um bereits existierende Modelle, aber auch Visionen ging es unter anderem bei der jährlichen Fachtagung von Fahrtziel Natur. Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist, wie weitere Schutzgebiete, Mitglied dieser Kooperation. Christiane Gätje aus der Nationalparkverwaltung war in Berlin dabei, aus der Nationalparkregion außerdem der Geschäftsführer des Nordsee-Tourismus-Service Frank Ketter, der über das Projekt Nordseecard berichtete (Foto oben).

Fahrtziel Natur ist eine Kooperation der Deutschen Bahn und der drei großen Umweltverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Verkehrsclub Deutschland (VCD). Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, das Naturerbe und den Erhalt der Artenvielfalt durch aktive Förderung des nachhaltigen Tourismus und der umweltfreundlichen Mobilität langfristig zu sichern. Fahrtziel Natur präsentiert mehr als 20 Nationale Naturlandschaften vom Wattenmeer bis zum Alpenraum.


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© Wells / LKN.SH

Zwei neue Kolleginnen haben in den vergangenen Wochen in der Nationalparkverwaltung ihre Tätigkeit aufgenommen. Janina Schrader (auf dem Foto links) ist für die naturschutzfachliche Bewertung von Eingriffen in den Nationalpark und für entsprechende Genehmigungen und Stellungnahmen zuständig. Sie teilt sich diese Aufgabe mit Timo Hehnke, der bereits seit Längerem zum Team gehört (siehe dazu den Beitrag „Ende eines Großprojektes“)

Die Diplom-Biologin kennt das Wattenmeer seit vielen Jahren, hat ihr freiwilliges ökologisches Jahr im niedersächsischen Wattenmeernationalpark absolviert, dort, auf Mellum, ihre Diplomarbeit geschrieben und war 2009 NABU-Vogelwartin auf Trischen in der Zone eins des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. „Ich hab‘ ein Herz für unbewohnte Inseln“, lacht die heute 39-Jährige. Vor ihrem Wechsel in die Nationalparkverwaltung hat sie fast zehn Jahre in einem biologischen Gutachterbüro gearbeitet, unter anderem zu Themen aus Küstenschutz und Infrastrukturvorhaben.

Bettina Mendel stammt aus dem Münsterland und hat dort Landschaftsökologie studiert. Ihre Liebe zum Meer brachte die heute 41-Jährige nach Helgoland und zu ihrer Diplomarbeit über Vogelzugforschung. 13 Jahre lang hat sie dann als wissenschaftliche Angestellte am Forschungs- und Technologiezentrum Westküste in Büsum (FTZ) gearbeitet und zum Thema anthropogene Nutzungen und deren Auswirkungen auf Seevögel in der Deutschen Bucht promoviert.

Seit rund zehn Jahren lebt Bettina Mendel in Nordfriesland – und jetzt arbeitet sie auch hier. In der Nationalparkverwaltung ist sie, in Nachfolge von Jasmin Geißler, für die Umsetzung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, eine Vorgabe der Europäischen Union, zuständig.

Im deutsch-dänischen EU-Projekt NAKUWA (Nachhaltiger Natur- und Kulturtourismus im Weltnaturerbe Wattenmeer) haben die Projektpartner vom Nationalpark Vadehavet 16 zweisprachige Faktenblätter zu ausgewählten Kultur-Highlights in der Wattenmeerregion erstellt. Darunter sind auch acht kulturelle Sehenswürdigkeiten in Nordfriesland, das Teil des grenzüberschreitenden Projektgebietes ist. Die Factsheets stehen hier zum Herunterladen bereit.

Alina Claußen



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© Jan Goedelt

Viel Kultur bietet die Vorweihnachtszeit auf Eiderstedt. So gibt der Naturfotograf Jan Goedelt am 30. November (ab 15.00 Uhr) im Haus Peters in Tetenbüll Einblicke in seine fotografische Arbeit und antwortet auf Fragen der Besucher. Dazu lädt die Nationalpark-Partnereinrichtung zu adventlichem Gebäck mit Tee und Kaffee ein. Die Ausstellung mit Goedelts Fotografien läuft noch bis zum 29. Februar, parallel zu der mit Bildern des „impressionistischen Realisten“ André Krigar, der Arbeiten in Plein-air-Technik zeigt.

„Advent, Advent“ heißt es ebenfalls am 30. November von 14.00 bis 18.00 Uhr im Alten Rathaus in Garding: Der Förderverein für Kunst und Kultur Eiderstedt (FKE, ebenfalls Nationalpark-Partner) lädt, parallel zum traditionellen Gardinger Hasenmarkt, zu seiner vorweihnachtlichen Ausstellung ein. Geboten wird eine bunte Auswahl von Werken kreativ Tätiger aus allen Sparten des FKE sowie ein literarisches und musikalisches Rahmenprogramm.

Am Mittwoch, 4. Dezember liest dann, ebenfalls im Alten Rathaus, der mehrfach preisgekrönte Autor Bernhard Winter im Rahmen seiner Lesereise durch Schleswig-Holstein aus seinem Buch „Kurz und glücklich. Vierzig Mantras für ein gutes Leben“ (19.30 Uhr). Die Lesung ist Bestandteil von drei Literaturveranstaltungen der Textfabrique51, weitere Veranstaltungsorte sind Heide (7. Dezember) und Meldorf (10. Dezember).


Rubrik Fundstück neu


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© Lisett Kretzschmann/Between Waves

Der Nationalpark Wattenmeer will sich hier nicht mit fremden Federn schmücken – aber in den Nationalpark Nachrichten schauen wir auch gern mal über den Tellerrand (siehe diese Rubrik). Darum möchten wir den Leserinnen und Lesern das Foto dieses Kegelrobbenjungen – einem der ersten der Saison – nicht vorenthalten. Der Nachwuchs und die Alttiere wurden bereits Anfang November in der seit Jahren wachsenden Kegelrobbenkolonie auf Helgoland gesichtet.


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Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
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