Niedersachsen

09.03.2022 |

TenneT beginnt mit Renaturierung von Salzwiesen westlich des Fähranlegers Neßmersiel

Presseinformation der TenneT TSO GmbH

Um auf See erzeugte Windenergie an Land zu transportieren, sind Beeinträchtigungen der Natur unvermeidbar. Hierfür schreibt das Naturschutzrecht einen Ausgleich vor. Um Eingriffe gezielt zu kompensieren, setzt TenneT zahlreiche Naturschutzprojekte um. In Abstimmung mit den zuständigen Behörden werden Flächen ausgewählt, die in der Vergangenheit nach unterschiedlichen Eingriffen durch den Menschen wieder in ihren natürlichen Zustand versetzt werden sollen. So werden Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich die natürliche Artenvielfalt wieder entwickeln kann.

 

Ein solches Kompensationsprojekt wird ab Mitte März im Vorland westlich des Fähranlegers Neßmersiel umgesetzt. TenneT renaturiert hier zusammen mit Amprion für die Netzanbindungsprojekte BorWin5 (TenneT) sowie DolWin4 und BorWin4 (Amprion) großflächig Salzwiesen. Die Maßnahme wurde gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer entwickelt. Sie dient dazu, artenarme Vorländer, die einst zur Landgewinnung geschaffen wurden, in artenreiche und vielfältige Lebensräume umzuwandeln.

 

Gestartet wird am 14. März 2022 mit der Einrichtung der Baustellenfläche und Baustraße, eine Woche später starten die eigentlichen Arbeiten. Zunächst werden Erddämme ertüchtigt und die Böschungen hergestellt sowie die Vorflutwege an den neuen deichparallelen Entwässerungsgraben angepasst. Anschließend werden von West nach Ost die restlichen Flächen profilgerecht angelegt und die Vorfluter schrittweise umgestaltet.

Während der Bauphase werden etwa 30.000 Kubikmeter Boden ausgebaut und abtransportiert,. Rund 11.000 Kubikmeter Boden werden zur Geländemodellierung vor Ort umgelagert. Die Kleimengen werden auf Flächen der Deichacht Norden gelagert und stehen für künftige Küstenschutzmaßnahmen zur Verfügung. Die Fertigstellung ist für September 2022 vorgesehen.

Aufgrund des Entwässerungssystems der kultivierten Fläche kann aktuell keine tidebedingte Dynamik stattfinden. Aus der bestehenden Höhenlage sowie der engmaschigen Entwässerung ergibt sich so nur eine seltene Überflutung. Dies verhindert eine natürliche, gute Entwicklung der Salzwiesen. Ein sehr geringer Anteil typischer Küstenvögel ist ein Beleg für die eingeschränkte Habitat-Qualität des Vorlandes, die wesentlicher Grund für die geplante Umgestaltung ist. Zudem wird die ausgewählte Fläche von Quecken dominiert.

 

Mit den Arbeiten wird das Gelände um durchschnittlich 20 Zentimeter abgesenkt und über einen natürlich gestalteten Priel an das Tidegeschehen angeschlossen. Dies schafft Raum für rund 36.000 Kubikmeter Wasser, das folglich 60 bis 70 mal im Jahr die Fläche natürlich überfluten kann. Dadurch wird das natürliche Wechselspiel von Nass- und Trockenphasen wieder ermöglicht, sodass Flora und Fauna sich optimal entfalten können. Flache Senken mit häufigeren Überflutungen und auf kleineren Flächen hoch gelegene Uferränder werden gezielt erhalten. Sie tragen zur natürlichen und abwechslungsreichen Struktur bei.

 

Die Bauzeit wird auf das Jahr 2022 begrenzt, um die Beeinträchtigung der Tier- und Pflanzenwelt durch die Bautätigkeit zeitlich zu minimieren. Dies erfordert den Baubeginn während der Brutzeit, langfristig wird durch die Maßnahme jedoch eine deutliche Aufwertung erwartet, die zudem zeitnah erreicht werden kann. In Absprache mit der Nationalparkverwaltung dürfen die Arbeiten auf Basis einer ausführlichen naturschutzfachlichen Abwägung daher bereits in der Brutzeit begonnen werden. Um die wenigen zu erwarteten Vögel auf der Fläche während der Brutsaison zu schützen, werden zeitweise gezielte Vergrämungsmaßnahmen umgesetzt. Mit diesen gilt es die Renaturierungsfläche in diesem Frühjahr für Vögel unattraktiv zu machen und somit deren Ansiedlung zu verhindern. Die Brutvögel werden ferngehalten, ehe sie sich dort niederlassen. So ist es möglich, negative Auswirkungen auf die Vogelwelt so gering wie möglich zu halten. Konkrete Maßnahmen im Bereich des Baufeldes sind temporäre Entwässerungsmaßnahmen, das Aufstellen von Flatterbändern sowie die Vergrämung mit Hilfe von mobilen akustische Vogelabwehrgeräten, die Schreie und Rufe der zur Brutzeit dort vorkommender Greifvogelarten imitieren. Ergänzt wird das Konzept durch Vogelscheuchdrachen, Greifvogelattrappen sowie Sitzstangen für Greifvögel und die zeitweise Begehung mit Hunden, immer dann, wenn an Wochenenden und Feiertagen keine Bauarbeiten stattfinden. Eine naturschutzfachliche Baubegleitung kontrolliert regelmäßig den Erfolg der Maßnahmen und sorgt für gegebenenfalls notwendige Anpassungen des Vergrämungskonzeptes oder des Bauablaufes.

 

BorWin5

BorWin5 ist eine weitere Netzanbindung über die Insel Norderney, die TenneT in Höchstspannungsgleichstrom-Übertragungstechnik realisiert. BorWin5 hat eine Übertragungskapazität von 900 Megawatt und wird den Windpark EnBW He Dreiht mit dem Übertragungsnetz verbinden. Die Inbetriebnahme von BorWin5 ist im Jahr 2025 geplant.