Schleswig-Holstein

15.04.2016 |

April 2016

MOIN, MOIN,
... liebe Leserinnen und Leser der Nationalpark Nachrichten. Rechtzeitig zum Beginn der Ringelganstage in der Biosphäre Halligen am vergangenen Sonnabend finden Sie heute die April-Ausgabe der Nationalpark Nachrichten in Ihrem Postfach - und darin, passend zum Anlass und zur Jahreszeit, viele Informationen zum Vogelzug, aber auch zu anderen Themen rund um den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer. Viel Spaß beim Lesen!

Rubrik Aktuelles neu

Aktuelles

© Stock/LKN.SH

Unter den Tieren des Nationalparks Wattenmeer sind Vögel die vielleicht augenfälligsten. Sie brüten hier, mausern, überwintern – und Hunderttausende von ihnen machen zweimal jährlich in den weiten Watten Station auf dem Weg zwischen Brut- und Winterquartieren. Schwärme von Knutts und Alpenstrandläufern, dazu Pfuhlschnepfen, Austernfischer, Ringel- und Nonnengänse: In diesen Tagen nähert sich die Zahl der Rastvögel vor den Deichen ihrem Frühjahrshöhepunkt.

Das Wattenmeer ist für sie eine (über-)lebenswichtige Anlaufstelle. Denn nirgendwo sonst auf den strapaziösen, sich oft über Tausende von Kilometern erstreckenden Zugrouten finden sie einen vergleichbaren Nahrungsreichtum vor. Egal ob Vegetarier, Fisch- oder Kleintierfan: Hier können sie sich binnen weniger Wochen Energiereserven für die luftige Weiterreise gen Norden anfressen.

Darum ist es so wichtig, Störungen im Rastgebiet zu vermeiden. Denn diese wecken den Fluchtinstinkt, die Vögel fliegen auf, die Nahrungsaufnahme wird unterbrochen und zugleich Energie verbraucht. Ausflüge in die faszinierende Welt des Vogelzuges sind trotzdem möglich: Nationalpark-Ranger und die betreuenden Naturschutzverbände bieten geführte Exkursionen an. Ein Highlight in diesem Zusammenhang sind die Ringelganstage in der Biosphäre Halligen, die am vergangenen Sonnabend eröffnet wurden (siehe Rubrik „Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung“). Lesen Sie zum Thema Vogelzug auch unten stehendes Drei-Fragen-Interview mit dem Nationalpark-Ranger Martin Kühn.

© Stock / LKN.SH

Nationalpark-Ranger und Vogelexperte der Nationalparkverwaltung

Welche Rastvogelarten sind im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer am häufigsten vertreten?

Im aktuellen Ranking der häufigsten Rastvogelarten stehen der Alpenstrandläufer, die Pfeifente und die Nonnengans auf dem Treppchen. Danach folgen Knutt und Lachmöwe.

Sind die Bestände stabil oder sind in den letzten Jahren starke Veränderungen feststellbar?

Veränderungen gehören in der Natur generell dazu. Ursachen und zeitliche Abläufe müssen dabei aber kritisch betrachtet werden. Vor ein paar Jahren hätte ich spontan den Alpenstrandläufer und den Knutt als häufigste Arten genannt. Beide zeigen aber Rückgänge, so dass der Knutt nun sogar auf der Liste der häufigsten Arten auf den vierten Platz gerutscht ist.
Das drückt auch eine grundsätzliche Tendenz aus: Arktische Watvögel wie Kiebitzregenpfeifer, Pfuhlschnepfe, Knutt und Alpenstrandläufer zeigen abnehmende Bestände, wogegen zum Beispiel Gänse – mit Ausnahme der Ringelgans – zahlenmäßig zugelegt haben. Zunahmen lassen sich auch beim Löffler, dem Kormoran und dem Silberreiher verzeichnen. Die Zahl der Arten mit positivem Trend steht allerdings der mehr als doppelten Menge von Arten mit negativen Bestandsentwicklungen gegenüber.

Gibt es in diesem Zusammenhang besondere „Sorgenkinder“?

Oh ja! Ein besonderes Sorgenkind ist sicherlich der Austernfischer. Bei ihm haben sich in den letzten 20 Jahren nicht nur die Rast-, sondern auch die Brutbestände um die Hälfte reduziert. Nicht nur weil jeder seine Stimme und sein Erscheinungsbild mit der Küste verbindet, gilt es hier, an den Ursachen zu forschen.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

Partnerwerbung

© Piening/LKN.SH

Das Brutgeschäft im und am Nationalpark Wattenmeer wirft seine Schatten voraus: In der Möwenkolonie am Eidersperrwerk hat Nationalpark-Ranger Christian Piening lautstarke und lebhafte Partnerwerbung in der Vogelwelt beobachtet. Noch sind die Lachmöwen dabei unter sich, aber im Laufe des Monats werden die weitgereisten Küstenseeschwalben aus dem Süden Afrikas eintreffen, und andere Arten sind bereits mit den Brutvorbereitungen beschäftigt. In den kommenden Monaten wird die Wattenmeerregion damit zur Kinderstube für viele gefiederte Teilzeitbewohner.

Müll

© Claußen/LKN.SH

Bei der Untersuchung der im Januar und Februar an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste gestrandeten Pottwale sind in den Mägen einiger Tiere erhebliche Mengen Müll entdeckt worden, darunter Reste eines 13 Meter langen und 1,2 Meter breiten Schutznetzes. Allerdings war der Müll nicht die Ursache für die Strandung und den Tod der Tiere, die aus letztlich nicht geklärten Gründen in die flache Nordsee geraten sind. Dies ist das Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchungen, die Ende März im Multimar Wattforum der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Am gleichen Tag wurde dort auch eine Sonderausstellung zu den Walstrandungen eröffnet (siehe Rubrik Neues aus dem Multimar Wattforum). Weitere Details zu den Untersuchungen enthalten die Pressemitteilung des Umweltministeriums sowie die der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Saisonauftakt

© Stock/LKN.SH

Saisonauftakt auf der Hamburger Hallig: Seit kurz vor Ostern ist die Überfahrt für Autos wieder geöffnet, ebenso wie das Amsinck-Haus, und im Hallig-Krog herrscht an schönen Tagen Hochbetrieb. Die Naturschutzstation des NABU auf dem Schafberg ist längst besetzt, und im Verlauf des Mai wird auch die von der Nationalparkverwaltung betreute Wattwerkstatt draußen auf der Warft wieder ihre Türen öffnen.

Die Hamburger Hallig ist ein Kleinod des Nationalparks und bietet einen unverstellten Rundumblick mitten hinein ins Weltnaturerbe Wattenmeer sowie auf fast alle anderen Halligen. Mit ihren teilweise zur streng geschützten Zone 1 gehörenden Salzwiesen ist sie ein Refugium für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, insbesondere für Vögel. Derzeit rasten hier Tausende von Weißwangengänsen, besser bekannt unter dem Namen Nonnengänse. Entstanden ist die Hallig durch die sogenannte Burchardiflut von 1634, die die Küstenlinie im heutigen Raum Nordfriesland stark veränderte. Aus den Resten des Amsinck-Kooges entstand nach Aufgabe des Deichschutzes die Hamburger Hallig.

Das Tor zur Hamburger Hallig

Das vom Zweckverband Hamburger Hallig unterhaltene, bis Oktober täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnete Amsinck-Haus (das wie der Hallig-Krog zum Kreis der Nationalpark-Partner gehört) ist das Tor zur Hamburger Hallig: Hier informiert eine Ausstellung über Kultur, Natur und Geschichte der Region. Hier stehen Leihfahrräder bereit und hier gibt es an einem Automaten neben dem Eingang die Karten für die Autoüberfahrt. Die Hallig ist im Winter nur für Fußgänger und Radfahrer zugänglich, jetzt, in der Sommer- und kommenden Badesaison, auch für Autos. Sechs Euro pro Fahrzeug kostet die Durchfahrt; Sechsertickets für Halligfans gibt es im Amsinck-Haus und bei der Tourist-Information in Bredstedt.

Vor dem Deich führt der Weg vorbei am sogenannten Schafberg, dem Standort der Naturschutzstation des NABU, der die Hamburger Hallig bereits seit 1932 betreut. Draußen auf der rund vier Kilometer vom Festland entfernten Warft bewirtet Halligkröger Erik Brack seine Gäste mit regionalen Köstlichkeiten, und von Mitte Mai an hat auch die von der Nationalparkverwaltung betreute Wattwerkstatt dort stundenweise ihre Türen geöffnet.

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

Ereignisreicher Sommer

© Claußen/LKN.SH

Im Multimar Wattforum steht ein ereignisreicher Sommer ins Haus. Das größte Besucherzentrum des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer lockt in den kommenden Monaten mit zahlreichen zusätzlichen Angeboten von einer Vortragsreihe über Wale bis zu einem innovativen Kunstprojekt.

Schmetterlinge: Dass Schmetterlinge zu den gar nicht so seltenen Bewohnern des Lebensraumes Watt gehören, wissen Nationalpark-Nachrichten-Leser spätestens seit der März-Ausgabe. Der Schmetterlingsexperte Dr. Detlef Kolligs informierte dort im Drei-Fragen-Interview über die Bedeutung des Nationalparks und angrenzender Küstenräumen für zahlreiche Arten, insbesondere Nachtfalter. Seit wenigen Tagen zeigt Kolligs (siehe Foto) nun im Multimar Wattforum eine Auswahl seiner schönsten Schmetterlingsfotos. Die Ausstellung „Heimische Nachtfalter – graue Motten oder unbekannte Schönheiten?“ wurde bereits in den Räumen des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Flintbek gezeigt und hatte dort so viele Besucher wie keine andere zuvor. Im Eingangsbereich des Multimar Wattforums ist sie noch bis Oktober zu sehen.

Wale: Das Skelett eines 18 Meter langen Pottwales gehört zu den Highlights im Multimar Wattforum. Jetzt hat das Nationalpark-Zentrum sein Informationsangebot in Sachen Meeressäuger erweitert, unter anderem mit einer Sonderausstellung, die in Fotos und Texten die Pottwalstrandungen im Januar und Februar dokumentiert. Zudem sind vom 23. Juni bis zum 5. September insgesamt sechs populärwissenschaftliche Vorträge und Lesungen in der besonderen Atmosphäre des Walhauses geplant. Termine und weitere Details auf der Multimar-Website.

Plattdeutsch: Frerk Petersen ist Nationalpark-Ranger, Nordfriese – und „Plattdeutscher“. Als solcher leitet er seit Neuestem Führungen durch das Multimar Wattforum „op Platt“. „Ich finde es toll, den einzigartigen Lebensraum des Wattenmeeres nun auch in meiner ‚Muttersprache‘ Plattdeutsch vermitteln zu dürfen“, sagt Petersen. „Ich freue mich auf viele interessierte Teilnehmer!“ Termine für die plattdeutschen Führungen sind der 1. Mai, der 5. Juni und der 3. Juli, jeweils um 15.00 Uhr.

LandArt: Erstmals ist das Multimar Wattforum im Juni Standort für einen sogenannten LandArt Workshop. Kreativ gearbeitet wird mit Baustoffen, den die Nordsee liefert: mit Treibgut. Das Material dafür wurde über Monate aus dem Spülsaum eingesammelt und liegt nun auf dem Außengelände des Multimar bereit. Geleitet wird die dreitägige Veranstaltung (Freitag, 24., bis Sonntag, 26. Juni) von den LandArt-Künstlern Wolfgang Buntrock und Frank Nordiek vom Atelier LandArt aus Hannover. Die Teilnahmegebühr beträgt 220 Euro pro Person (inklusive Material, Verpflegung und Fotodokumentation). Die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt, Anmeldungen sind ab sofort bis spätestens 10. Juni über ein Formular auf der Website möglich; ein Flyer informiert dort außerdem über das genaue Programm.

Wohnungstausch

© Claußen/LKN.SH

Wohnungstausch im Multimar Wattforum: Ein Hummer ist vor wenigen Tagen in die Höhle im Felssockel des Großaquariums ein-, ein anderer ausgezogen. Der Neuankömmling hatte sich im Januar in der geschützten Quarantäne gehäutet, sein neuer Panzer ist jetzt ausgehärtet und leuchtet in einem kräftigen Blau. Mehr zum Umzug der beiden Multimarbewohner lesen Sie in unserer Pressemitteilung.

Rubrik Aktive Naturschutzverbände neu

Ab auf die Insel

© Vieregge/Foto

Anreise mit Hindernissen: Widrige Wetterverhältnisse, ungünstige Hochwassertermine und ein Motorschaden verursachten immer wieder Verzögerungen, bevor es für Marco Maier am 29. März mit zweiwöchiger Verspätung endlich hieß „Ab auf die Insel“: Maier ist der diesjährige Vogelwart auf Trischen. Der (noch) 26-Jährige hat seinen Master im Fach Biologie in der Tasche und möchte auf jeden Fall weiter im Bereich Ornithologie arbeiten: „Das ist einfach mein Ding“, sagte er im Gespräch mit den Nationalpark Nachrichten.

Aber erst einmal erwarten ihn auf Trischen arbeitsreiche Wochen und Monate. Gleich in den ersten Apriltagen begann er mit Wattkartierungen. „Auf Trischen gibt es zwei Transekte, die untersucht werden“, schreibt er dazu in seinem Blog: „Das eine liegt im Osten der Insel, in der sog. Südostbucht. Das zweite liegt auf der Westseite von Trischen, relativ zentral. Die Probeflächen sind je ein Quadratmeter groß und liegen jeweils 50 Meter auseinander. Sie sind perlenschnurartig aneinander gereiht.“

Einige Tage später erlebte er in der rund 15 Quadratmeter großen Vogelwärterhütte seinen ersten Nordseesturm. Bis zum Herbst wird der in Lindau am Bodensee aufgewachsene Biologe im Auftrag des betreuenden Verbandes NABU (Naturschutzbund Deutschland) den Außenpossten in der Schutzzone 1 des Nationalparks betreuen; Gesellschaft leisten ihm dabei Tausende von Rast- und Brutvögeln.

Neuer Standort

© Schutzstation Wattenmeer

Die Schutzstation Wattenmeer ist in Büsum jetzt direkt am Hafen vertreten. Nach der Schließung der Sturmflutwelten „Blanker Hans“ Ende vergangenen Jahres bietet das Museum am Meer einen neuen, ganzjährigen Veranstaltungsort für die täglichen naturkundlichen Präsentationen und Vorträge. Standort der offiziellen Büsumer Nationalpark-Station und Anlaufstelle für Gäste bleibt ein Container an der Perlebucht.

"Warnstufe rot"

© Stock/LKN.SH

„Warnstufe rot“ – so lautet in Kurzfassung die Einschätzung des WWF zum Zustand der UNESCO-Weltnaturerbestätten: Jede zweite von ihnen (insgesamt sind es weltweit 229) ist einer Studie im Auftrag der Umweltstiftung zufolge durch industrielle Nutzungen wie zum Beispiel den Abbau fossiler Energien und Infrastrukturprojekte gefährdet. Besonders dramatisch sei die Lage in Mittel- und Südamerika. Unter anderem wegen der Ölförderung vor der Küste Dithmarschens wird auch der Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer genannt. Weitere Informationen sowie der Report selbst im Download sind im Internet verfügbar.

Außerdem hat der WWF mithilfe von Satellitendaten die räumliche Verteilung der Krabbenfischerei im Wattenmeer analysiert. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse sowie den kompletten Report „Wo Krabben gefischt werden“ im Download gibt es hier.

Rubrik Wussten Sie schon, dass neu

© Stock / LKN.SH

Bei allein 6.100 Wattführungen, -exkursionen und –erlebnistouren wurden im vergangenen Jahr rund 125.000 Teilnehmer verzeichnet, fast zwei Drittel davon bei Veranstaltungen des größten der betreuenden Naturschutzverbände, der Schutzstation Wattenmeer. Weitere 60.000 Menschen erlebten eine der fachkundig begleiteten Seetierfangfahrten der Nationalpark-Partner-Reedereien, rund 240.000 die Informationszentren der Nationalparkverwaltung, und annähernd 600.000 Interessierte wurden in den Ausstellungen der Naturschutzverbände und anderer Träger wie etwa der Seehundstation, des Erlebniszentrums Naturgewalten oder des Naturzentrums Amrum des Öömrang Ferian gezählt. Damit haben 2015 insgesamt mehr als eine Million Menschen die touristischen Naturerlebnisangebote an der schleswig-holsteinischen Westküste genutzt. Erhoben wurden die Zahlen im Rahmen des sogenannten SÖM-Berichtes; die Abkürzung steht für sozio-ökonomisches Monitoring in der Nationalparkregion, auch kurz SÖM Watt genannt.
Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

© Stock / LKN.SH

Mit der feierlichen Eröffnung und der Verleihung der goldenen Ringelgansfeder haben am Sonnabend die Ringelganstage in der Biosphäre Halligen begonnen. Erstmals war aus der Landesregierung, in Vertretung für Umweltminister Robert Habeck, Finanzministerin Monika Heinold dabei. Sie war es auch, die dem diesjährigen Preisträger Boy-Peter Andresen, dem früheren Bürgermeister von Langeneß und Hooge, die Goldene Ringelgansfeder überreichte. Das Wetter machte zwar einiges an Improvisation notwendig, denn das wegen des Regens aufgestellte Zelt drohte wegzufliegen. Die Gäste wichen in die Räumlichkeiten der Schutzstation aus. Der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch.

Monika Heinold lobte Boy-Peter Andresen als engagierten Halligbewohner, der nicht nur in seiner Zeit als Bürgermeister von 1998 bis 2008 die Geschichte dieses Lebensraumes wesentlich mitgestaltet hat. So habe er sich für die Erweiterung des Biosphärenreservates Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer auf die Halligen eingesetzt und die anderen Halligleute von dieser Idee überzeugt – mit dem Ergebnis, dass die Biosphäre Halligen, als Entwicklungszone der Biosphäre Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, im vergangenen Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiern konnte.

Zweite Aufgabe der Ministerin an diesem Tag war es, das von der Jury ausgewählte beste Bild eines Malwettbewerbes zu präsentieren und die Gewinner auszuzeichnen. Gemalt wurde das Plakat, mit dem die Ringelganstage 2017 beworben werden, von Lucas Sievers aus der Klasse 4b der Schule am Meer in Büsum. Insgesamt haben sich knapp 500 Schülerinnen und Schüler aus 20 Schulen in Nordfriesland und Dithmarschen mit eigenen kreativen Entwürfen an dem Wettbewerb beteiligt.

Die Ringelganstage werden bereits zum 19. Mal von Halliggemeinden, Naturschutzverbänden und Nationalparkverwaltung ausgerichtet und feiern das Phänomen Vogelzug mit gut 100 Veranstaltungen von Exkursionen über Konzerte und Schiffstouren bis zu Spiel- und Bastelaktionen. Derzeit rasten rund 80.000 dunkelbäuchige Ringelgänse im schleswig-holsteinischen Wattenmeer, die meisten davon auf den nordfriesischen Halligen. Und sie zeigten dort eindrucksvoll das, was weltweit als Nationalparkeffekt bezeichnet wird, so Monika Heinold: „Wildtiere, die nicht mehr bejagt werden, verlieren ihre Scheu vor Menschen und lassen uns heute darüber staunen, wie nah man arktischen Gänsen in deutscher Wildnis kommen kann.“ Informationen über die Ringelganstage gibt es im Internet unter www.ringelganstage.de.

Weichtiere im Fokus

© Wells/LKN.SH

Was man von ihnen zu sehen bekommt, ist meist die harte Schale – und doch fallen sie in die Kategorie Weichtiere. Zahlreiche verschiedene Arten von Muscheln und Schnecken leben im Nationalpark Wattenmeer – und sie standen im Mittelpunkt einer Fortbildung für Nationalpark-Ranger, Wattführerinnen und Vertreter der im Nationalpark tätigen Naturschutzverbände im Multimar Wattforum. Wie unterscheiden sich gleichgroße Miesmuscheln und Sägezähnchen? Per „Tasttest“ wurden solche Fragen ebenso geklärt wie in Teams eine Übersichtstabelle mit vielen Details zu den im Wattenmeer vorkommenden Weichtieren erstellt.

Ein Tag auf Pellworm

„Nationalpark für Wissende“ hieß es dann eine Woche später auf Pellworm. Auch hier hatte die für die Fortbildungsangebote der Nationalparkverwaltung zuständige Anne Segebade ein vielfältiges Programm inklusive Inselrundfahrt zusammengestellt, diesmal für diejenigen unter den Nationalpark-Partnern, die bereits gut „drin“ sind im Themenfeld Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer. Tagungsort war das „Solar-Café“ auf dem Gelände des Hybridkraftwerkes des Schleswig-Holstein Netz AG, und auch die NPDG (Neue Pellwormer Dampfschifffahrtsgesellschaft) als Nationalpark-Partner unterstützte den eintägigen Aufenthalt auf der Insel – eine beispielhafte Zusammenarbeit in der Bildungsarbeit der Nationalparkverwaltung!

© Erlebniszentrum Naturgewalten

Nach dem erfolgreichen Probelauf für zwei Exponate im vergangenen Jahr sind jetzt auf Sylt zehn neue interaktive Infoelemente eingeweiht worden. Sie bieten Wissenswertes über Schweinswale und das Sylter Walschutzgebiet, über Trauerenten sowie über das für die Insel so wichtige Thema Küstenschutz. Lesen Sie mehr dazu in unserer Pressemitteilung.

brik-me

Kurswechsel

© Wells/LKN.SH

Kurswechsel Küste: Nach heutigem Wissen könnte der Meeresspiegel an der Nordseeküste infolge des Klimawandels bis zum Jahr 2100 um etwa einen Meter ansteigen. Küstenschutzmaßnahmen sind schon heute so angelegt, dass der Meeresspiegelanstieg mit herkömmlichen Strategien bis dahin zu bewältigen wäre. Aber das gegenwärtige Wissen lässt vermuten, dass der Meeresspiegelanstieg erst langsam in Schwung kommt und künftig weitergehen wird, auch wenn der Zeitverlauf vorerst noch unklar bleibt.

So blickt Karsten Reise, emeritierter Professor für Küstenökologie und langjähriger Leiter der Sylter Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, in die Ferne. 60 Experten unterschiedlicher fachlicher Ausrichtung haben mit ihm in mehreren Workshops die Zukunft unseres Küstenraumes diskutiert. Herausgekommen ist das Buch Kurswechsel Küste, ein Gemeinschaftswerk, kein Konsenspapier.

Es erläutert die Geschichte der Küste, aktuelle wissenschaftliche Klimafakten und künftig denkbare Küstenbilder in feinen Worten und ansprechenden Abbildungen. Dazu geben 80 Luftbilder des amerikanischen Fotokünstlers Alex S. MacLean eine Sicht auf die Küste, der, anders als üblich, die vom Menschen geprägte Küste ins rechte Licht setzt. Reise analysiert die Problematik der Fahrrinnenvertiefungen zu den Nordseehäfen und er beschreibt das generelle Küstendilemma: Während das Meer steigt, sinkt das Land hinter den Deichen. Denn regelmäßige Überflutungen, die organisches und anorganisches Material anliefern, sind schon lange ausgesperrt. Stattdessen wurde das Land durch Entwässerung immer tiefer gelegt.

Reise plädiert dafür, jetzt einen Kurswechsel an der Küste einzuleiten, um mit dem Meeresspiegelanstieg auf Augenhöhe zu bleiben. Allein wasserbauliche Lösungen reichen nicht, es geht um eine neue Lebenseinstellung der Küstenmenschen. Reise sieht die Chance, dass sich die Probleme von morgen in einer Weise lösen lassen, dass Wohnen und Leben in einer wasserreichen Küstenlandschaft zum Markenzeichen der Nordseeküste werden könnte. Dafür hat er keine fertigen Lösungen, präsentiert in seinem Buch aber eine Fülle von technischen, baulichen, stadt- und landschaftsplanerischen Ideen, die von der Nordseeküste bis in die Hamburger City reichen und immer wieder staunen lassen. Reise ist zuversichtlich, dass die Küste mitwachsen kann. Vor den Deichen wird dies – früher für die Landgewinnung, heute für den flächenhaften Küstenschutz – schon lange praktiziert. Nun sei es an der Zeit, plädiert Reise, dieses Verfahren weiter zu entwickeln, damit auch ein Mitwachsen der Nordseemarschen hinter den Deichen gelingen kann.

Hendrik Brunckhorst

Karsten Reise (Hrsg.): Kurswechsel Küste – Was tun, wenn die Nordsee steigt?, Wachholtz, 200 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-529-05394-8
Euro 24,80


Herausgeber

LKN-SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:

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