Schleswig-Holstein

15.04.2015 |

April 2015

MOIN, MOIN …
… liebe Freundinnen und Freunde der Nationalpark Nachrichten! Wir freuen uns, Ihnen die aktuelle Ausgabe unseres Newsletter zusenden zu dürfen, mit jeder Menge Informationen rund um den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Wenn Sie Anmerkungen, Fragen oder Kritik haben: Melden Sie sich gern bei mir unter der Mail-Adresse . Viel Spaß beim Lesen!

Rubrik Aktuelles neu

Schutzgebiet mit Gesicht

© Stock / LKN-SH

Durch ihre schwarz-grünen Jacken mit aufgenähtem Emblem „Nationalpark-Dienst“ sind sie für jedermann sofort zu erkennen: die Rangerinnen und Ranger im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. 1996 gestartet als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, ist der heute fest etablierte hauptamtliche Betreuungsdienst aus dem Schutzgebiet nicht mehr wegzudenken. „Die Ranger geben dem Nationalpark ein Gesicht, sie sind unsere Botschafter vor Ort“, betont der Leiter der Nationalparkverwaltung Dr. Detlef Hansen. Die Einrichtung des Außendienstes ist einer der Meilensteine in der 30-jährigen Geschichte des Nationalparkes.

Zu den Aufträgen des derzeit 16-köpfigen Teams gehört die Information der Gäste bei öffentlichen Veranstaltungen, bei Exkursionen, Wattwanderungen und Schiffstouren in den Nationalpark – oder ganz einfach in Gesprächen vor Ort. Zweites Standbein ist die Gebietsbetreuung: Die Außendienstler achten darauf, dass die Schutzvorschriften eingehalten werden, übernehmen Monitoring-Aufgaben, führen Brut- und Rastvogelzählungen und im Winterhalbjahr regelmäßige Spülsaumkontrollen durch; zudem müssen die Besuchereinrichtungen und Salzwiesenschutzzäune gewartet werden.

Hand in Hand mit den Rangern arbeiten die ebenfalls 16 ehrenamtlichen Nationalparkwarte, allesamt engagierte, kundige Menschen aus der Region, sowie die vielen Mitarbeiter der betreuenden Naturschutzverbände und die Seehundjäger. „Haupt- und Ehrenamt sind eng vernetzt und ergänzen sich optimal“, betont Detlef Hansen, voll des Lobes für Einsatz und Leistungen der Verbände: „Aus dem Nebeneinander der ersten Jahre ist ein wirkliches Miteinander geworden. So gestalten wir gemeinsam ein engmaschiges Informationsnetz aus einem Guss.“

Schulungen sichern die Qualität

Gesichert wird dessen Qualität durch regelmäßige Schulungen für Multiplikatoren, zum Beispiel die Nationalparkseminare für Aktive im Bundesfreiwilligendienst oder im freiwilligen ökologischen Jahr. Detlef Hansen: „Mit unserer Betreuungs- und Informationsarbeit in der Nationalparkregion vermitteln wir nicht nur Wissen, sondern auch Werte – diesem Anspruch fühlen wir uns verpflichtet.“

Komplettiert wird die Tätigkeit der Fachleute durch Infomaterial an besonders sensiblen oder von Erholungssuchenden stark frequentierten Standorten: das Besucher-Informations-System (BIS) im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. „Informieren statt verbieten“ ist dabei das Motto: „Wer um die Schutzwürdigkeit der Natur vor seinen Augen weiß, ist auch bereit, Rücksicht zu nehmen“, ist Anne Segebade, zuständige Mitarbeiterin in der Nationalparkverwaltung, überzeugt.

Infopavillons, Karten, Tafeln, Schilder und Wegweiser: Das Besucher-Informations-System besteht aus verschiedenen Einheiten, die je nach örtlichen Gegebenheiten und immer in Abstimmung mit den betroffenen Gemeinden und anderen Beteiligten wie zum Beispiel den Naturschutzverbänden entwickelt werden. Auf Sylt zum Beispiel entsteht derzeit ein Netz aus zwölf Infotafeln zum Thema Schweinswale und Trauerenten. Auf annähernd 750 Elemente an rund 240 Standorten entlang der Festlandsküste sowie auf den Inseln und allen Halligen mit Besucherverkehr ist das System mittlerweile angewachsen – und mit dem Ausbau und der Aktualisierung geht es beständig weiter …

Peter Uwe Conrad

© H. Koop / LKN-SH

Bei Gründung des Nationalparkes 1985 war Peter Uwe Conrad Leiter der Abteilung „Umweltschutz und Landschaftspflege“ im früheren Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Schleswig-Holstein.

1. Was verbindet Sie persönlich mit dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer?

Vor allem der heftige Kampf um das Zustandekommen dieses dritten deutschen Nationalparks (bis dahin gab es zwei, beide in Bayern). Beide Landräte, fast alle Bürgermeister und nahezu alle Verbände, auch die des Naturschutzes, waren – wenn auch mit unterschiedlicher Motivation – dagegen. Dem Landtag von Schleswig-Holstein, der 1985 mehrheitlich das Nationalparkgesetz verabschiedet hat, ist es zu verdanken, dass diese wunderbare Landschaft an unserer Westküste rechtlich und hoffentlich für immer geschützt ist.

2. Welche Errungenschaft halten Sie für die wichtigste seit Gründung des Nationalparks im Jahre 1985?

Den Wandel von der erbitterten Gegnerschaft zur vorsichtigen Zustimmung in der Bevölkerung. Dazu haben sicherlich auch die Errichtung eines Nationalparkamtes (zeitweise wurden zwei gefordert, für jeden Landkreis eines) und dessen umsichtige Arbeit sowie die Nationalparkkuratorien ganz wesentlich beigetragen. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch etwas so Bedeutendes wie der Schutz der Natur ist ohne Verständnis der betroffenen Menschen auf Dauer nicht erfolgreich umzusetzen.

3. Wo steht der Nationalpark in Sachen Wattenmeerschutz im 30. Jahr seines Bestehens?

So wie der Wandel der Natur im Wattenmeer, so ist auch der Schutz dieser Natur ein ständiger Prozess. Die Bedrohungen durch Öl und Chemie in vielfältigster Form werden ja nicht weniger. Verglichen mit anderen deutschen Nationalparken ist der Schutz gut, auf jeden Fall weiter als seinerzeit prognostiziert wurde. Für mehr fehlt oft das Geld. Es wäre schön, wenn sich die Politik, nicht nur auf Länderebene, mehr als bisher um das nationale Naturerbe sorgen würde.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

Brutzeit

© Stock / LKN-SH

Die Brutzeit hat begonnen: Fast 100.000 Paare Seeschwalben, Möwen, Wat- und andere Küstenvögel brüten in diesen Wochen auf den Salzwiesen, Stränden und Dünen des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Große Kolonien gibt es auf den Vogelinseln Trischen und Norderoog, wo seltene Brand- und Küsten-, Zwerg- und Flussseeschwalben (siehe Foto) sowie Löffler, Eiderenten und andere Raritäten von Vogelwärtern der betreuenden Naturschutzverbände bewacht werden. Weitere Informationen in unserer Pressemitteilung.

Robbe auf reisen

© Dethlefsen

„Tierischer“ Besuch aus Schottland hat sich kürzlich auf Amrum eingefunden: eine Kegelrobbe, deren Herkunft anhand von Sender und Antenne bestimmt werden konnte. „Das ist ein eindeutiger Beleg für die Wanderung einer schottischen Kegelrobbe ins schleswig-holsteinische Wattenmeer“, so der in der Nationalparkverwaltung für die Meeressäuger zuständige Mitarbeiter Armin Jeß. Gesichtet und gleich auch fotografiert wurde das Tier vom Amrumer Seehundjäger Kai Dethlefsen, der berichtet: „Der hat da an der Odde einige Stunden gelegen.“

Schatzkammer

© ALSH

Was macht der Auerochsenschädel im Watt? War Rungholt wirklich eine große, reiche Stadt mit vergoldeten Dächern? Und was verrät uns ein zuweilen architektonisch angehauchtes Grabmuster von Wattwürmern? Diesen und vielen weiteren Fragen ging Martin Segschneider, Dezernent am Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein, während seines Vortrags beim Nationalpark-Seminar in Tönning auf den Grund. Seinen Zuhörern eröffnete sich dabei eine spannende und völlig neue Perspektive auf das Wattenmeer: Hier verbirgt sich nicht nur eine der bedeutendsten weitgehend natürlich belassenen Naturlandschaften Europas, sondern auch eine archäologische Schatzkammer.

„Das Watt, wie wir es heute kennen, ist das Zwischenstadium einer jahrtausendelangen Geschichte“, erläuterte Segschneider. Diese Geschichte verfolgte er in seinem Vortrag bis an das Ende der letzten Eiszeit zurück; damals lag der Meeresspiegel noch rund 20 Meter niedriger als heute. Erst in den folgenden Jahrtausenden stieg er um mehrere Meter an und Meeressedimente wurden aufgeschwemmt.

Rund 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung bedeckten Bruchwälder mit Eichen, Erlen und Birken das Gebiet des jetzigen Wattenmeeres. „Ob diese Wälder bewohnt waren, wissen wir nicht – klar ist jedoch, dass die Menschen diese Wälder und Sümpfe begingen“, so Segschneider. Dies belegen zahlreiche Werkzeugfunde aus dem Watt wie Steindolche und Flintsteine zum Schilfschneiden. Für Aufsehen sorgte zudem der Fund eines circa 4000 Jahre alten Auerochsenschädels mit menschlichen Bearbeitungsspuren als Rest eines Jagdopfers.

Nicht nur die Steinzeit lebt wieder auf

Doch nicht nur die Steinzeit lebt im Watt durch archäologische Funde wieder auf: Bis weit in die Neuzeit des 17. Jahrhunderts reichen die Belege für den menschlichen Einfluss im heutigen Weltnaturerbe. Da sind die steinernen Grabkammern aus Granitblöcken im Watt bei Archsum, die die erstmals sesshaften Menschen der Jungsteinzeit für ihre Toten errichteten und die Platz für bis zu 150 Menschen boten. Da sind südlich von Pellworm geborgene, rund 2.000 Jahre alte römische Münzen als Zeugnis der römischen Kaiserzeit, die Reste versunkener Kirchspiele und erodierter Warften als Überbleibsel der großen Sturmfluten im 14. und 17. Jahrhundert sowie ein regelrechter Schiffsfriedhof am Westrand von Süderoogsand.

Auch die Spuren des regionalen Wohlstandsfaktors Salztorfabbau bis ins 18. Jahrhundert sind präsent: „Davon profitierten unter anderem Siedlungen wie das bekannte Rungholt bei Südfall. Seine sagenhafte Größe und der Reichtum gehören jedoch in das Reich der Legenden“, so Segschneider. Viele der Funde im Watt sind übrigens sehr gut erhalten – Schlick, Sand und Sauerstoffarmut wirken konservierend auf die Relikte der Vergangenheit.

Eine weitere Besonderheit des archäologischen Raums Wattenmeer durfte auch allen Naturliebhabern bekannt vorkommen. „Das Watt ist dynamisch. Mit Glück machst du heute einen Fund – mit Pech kommst du zwei Wochen zu spät und alles ist wieder zugeschwemmt. Sehr viel ist vom Zufall abhängig“, erläutert Segschneiders Kollegin Birte Anspach. „Manchmal helfen uns aber auch die Tiere beim Finden“, ergänzt Segschneider. „So hat uns das auffällig rechtwinklige Grabmuster der Wattwürmer vor Lundenbergsand die Lage eines alten Grabensystems zur Entwässerung aus dem 14. bis 16. Jahrhunderts verraten“.

Nicole Sollfrank

Rubrik Biosphäre Halligen neu

Mal-Rekord

© Ahlborn / LKN-SH

Zum Renner hat sich in diesem Jahr der Malwettbewerb im Rahmen der Ringelganstage entwickelt: „Wir freuen uns über 548 eingesandte Bilder – das ist Rekord!“, berichtet Silke Ahlborn aus der Nationalparkverwaltung. Der Malwettbewerb ist seit 2002 Bestandteil der Ringelgangstage, die am 18. April beginnen.

Dazu werden alle Schulen in Nordfriesland und Dithmarschen angeschrieben und zum Mitmachen eingeladen. Viele sind jedes Jahr wieder dabei. Mitmachen können Klassen aller Altersgruppen, aber die größte Beteiligung ist bei den dritten bis fünften Schuljahren zu verzeichnen.

Die Qual des Bewertens obliegt dann einer Jury aus den Mitgliedern der AG Ringelganstage, in der die Schutzstation Wattenmeer, der NABU (Naturschutzbund Deutschland), der WWF (World Wide Fund for Nature), der Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur, die Halliggemeinden Hooge und Langeness sowie die Nationalparkverwaltung zusammenarbeiten. Kriterien bei der Auswahl sind die Originalität bei der Darstellung des Themas sowie die Eignung des Motives als Ankündigungsplakat; hier ist die Sachkenntnis der Grafikerin Susanne Woost aus der Nationalparkverwaltung gefragt.

Die Entscheidung ist gefallen

Die Entscheidung ist bereits im März gefallen. Aber verraten wird selbstverständlich (noch) nichts, denn das Ergebnis wird bei der Eröffnung der Ringelganstage auf Hooge am 18. April verkündet. Die Staatssekretärin im schleswig-holsteinischen Umweltministerium Dr. Silke Schneider wird dann die Gewinnerklassen auszeichnen. Ihnen winkt ein Tagesausflug am 23. April, der mit der Fähre nach Langeness und von dort durchs Watt nach Oland führt. Auf der Hallig sind eine Ringelgansrallye und Spiele geplant, bevor es mit dem Schiff zurück nach Schlüttsiel geht.

Bei den Ringelganstagen vom 18. April bis 3. Mai laden Halliggemeinden, Naturschutzverbände und die Nationalparkverwaltung Urlauber und Tagesgäste ein, das Naturschauspiel des Vogelzuges vor Ort und hautnah zu erleben. Weit über 80 Einzelveranstaltungen werden geboten. Informationen zum Programm gibt es auf der Website www.ringelganstage.de

Biosphäre bei der BuGa

„Scheinbar endloses Watt, Sände, Priele, Dünen, Salzwiesen, Inseln und Halligen – all das bietet sich dem Gast im Biosphärenreservat ‚Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen‘, das sich von der von der dänischen Grenze bis zur Elbmündung erstreckt.“ Mit diesen Worten und vielen weiteren Informationen präsentiert sich die Biosphäre Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen vom 18. April an in Brandenburg – bei der Bundesgartenschau. Die findet bis zum 11. Oktober an fünf Standorten im Havelland statt. Mit einbezogen ist auch das Informationszentrum „Haus der Flüsse“ in Havelberg, in dem eine Ausstellung über die deutschen Biosphärenreservate zu sehen sein wird. Die drei Wattenmeer-Biosphärenreservate stellen sich dort gemeinsam mit Infomaterial wie Stelltafeln und Klappkarten (siehe Abbildung) dar.

Rubrik Aktive Naturschutzverbände neu

Allein auf Trischen

© Stock / LKN-SH

Monatelang lebt sie allein weit draußen im Wattenmeer, es ist ihr Traumjob – „und natürlich auch ein persönliches Abenteuer“, sagt Christin Kunze: Sie ist die diesjährige Vogelwartin auf Trischen. „Die Tide und die Vogelwelt bestimmen meinen Tagesablauf“, berichtet die 27-Jährige den Nationalpark Nachrichten: Zugplanbeobachtung am Morgen, Watt-Monitoring, Rastvogelzählungen – „und nichts, was einen ablenken könnte.“

Christin Kunze ist in der Nähe von Magdeburg aufgewachsen und hat in Greifswald „Landschaftsökologie und Naturschutz“ studiert. „In dieser Zeit entwickelte sich meine Leidenschaft für die Vogelwelt und ich verbrachte viel Zeit der Semesterferien in Naturschutz- und Forschungsstationen“, erläutert sie. Immer wieder habe es sie an die Küste gezogen, unter anderem war sie auf der niedersächsischen Nordseeinsel Mellum als Naturschutzwartin im Einsatz.

Leben in der Schutzzone 1

Nun verbringt sie im Auftrag des betreuenden Verbandes NABU (Naturschutzbund Deutschland) rund sieben Monate auf Trischen, in Gesellschaft tausender von Rast- und Brutvögeln. Die in den 1920er Jahren für eine Zeitlang bewohnte einzige Insel vor der Küste Dithmarschens wurde bereits 1909 zur Seevogelfreistätte erklärt und 1985 Teil des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Sie liegt in der Schutzzone 1, die dort nur vom Vogelwart/von der Vogelwartin und dem Versorger Axel Rohwedder betreten werden darf.

In den ersten Tagen nach ihrer Ankunft am 17. März sei das Wetter traumhaft und fast zu windstill für die Küste gewesen, erinnert sich Christin Kunze. Das änderte sich mit Sturmtief Niklas in der Woche vor Ostern. Kein Grund zur Nervosität für die Naturschützerin – im Gegenteil: „Es ist schon sehr eindrucksvoll, die Naturgewalten so intensiv um sich herum zu erfahren. Das tobende Meer, der Wind, der einen fast von der Hütte weht …“

„Eine 15 Quadratmeter große Hütte, rund herum nur Sand und Meer“ – so hat eine Tageszeitung die Lebensbedingungen der Vogelwartin beschrieben. Hört sich nach Stille und Einsamkeit an. Sie habe jedoch schnell gemerkt, dass es dank der Vögel „eigentlich nie wirklich ruhig ist auf dieser ‚einsamen‘ Insel“, sagt Christin Kunze, und: „Ich finde es wunderbar, wieviel man hier auf Trischen vom Leben der Vögel mitbekommt!“

Hamburg feiert Jubiläum

© Stock / LKN-SH

Der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer hatte vor wenigen Tagen Geburtstag: Am 9. April 1990 hatte die Hamburgische Bürgerschaft die Einrichtung des Schutzgebietes beschlossen und damit das Netz von Nationalparks im deutschen Wattenmeer komplett gemacht.

Der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer liegt in der Außenmündung der Elbe und ist mit 13.750 Hektar der kleinste der drei Wattenmeer-Nationalparks. Auf mehr als 90 Prozent der Fläche hat die Natur Vorrang. Die Düneninseln Scharhörn und Niegehörn (Foto oben) zeigen, was geschieht, wenn man der natürlich Dynamik über längere Zeit Raum gibt. Beide Inseln wandern, unterschiedlich schnell, aufeinander zu und wachsen so zusammen.

Anlässlich des Jubiläums ist am 9. April eine Ausstellung in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt eröffnet worden, die noch bis zum 4. Mai zu sehen ist. Im Sommer ist dann auf Neuwerk ein Jubiläumsfest geplant. Wir „Nationalparkler“ aus dem Norden gratulieren von Herzen zum Geburtstag und freuen uns auf weiterhin gute Zusammenarbeit beim Schutz unseres einzigartigen Wattenmeeres!

Gewässertyp des Jahres 2015

© Dockhorn / LKN-SH

Das Umweltbundesamt (UBA) hat das Wattenmeer zum „Gewässertyp des Jahres 2015“ gekürt. „Naturnahe Gewässer beherbergen eine Vielzahl von Arten und stellen damit äußerst wertvolle Lebensräume dar“, heißt es dazu beim UBA, und: „Die Gewässer in Deutschland liegen in unterschiedlichen Ökoregionen, Höhenlagen, haben unterschiedliche Größen, Lebensräume und Lebensgemeinschaften.“ Darum sei eine Einteilung in verschiedene Gewässertypen naheliegend.

Dem Wattenmeer als Ökosystem gehe es „zwar deutlich besser als vor 30 Jahren“, begründet die Behörde die Wahl. Nach der der EG-Wasserrahmenrichtlinie erreiche es jedoch nur einen „mäßigen“ bis „unbefriedigenden“ ökologischen Zustand. Verantwortlich dafür seien „die oft zu hohen Nährstoffbelastungen, Schadstoffe und Müll“. Dieser gelange über Flüsse, aber auch direkt, zum Beispiel durch Touristen, die Fischerei oder den Schiffsverkehr ins Wattenmeer und bedrohe so „eine beeindruckende Tier- und Pflanzenwelt“.

Rubrik Wussten Sie schon, dass neu

meerringelwuermer

© Borcherding

Die Grünen Meerringelwürmer sind Wattbewohner, die ausgesprochen mondfühlig sind. Denn ihre Fortpflanzung ist an das Mondlicht gekoppelt: Sobald die Wassertemperatur im Frühjahr stetige 6 Grad erreicht hat, steigen die männlichen Exemplare bei entsprechendem Mondlicht nachts zu tausenden an die Wasseroberfläche auf – eine schlängelnde Massenbewegung, die an einen Tanz erinnert. Man könnte auch sagen an einen Hochzeitstanz, allerdings ohne die Bräute, die am Meeresgrund bleiben. Oben sondern die Wurmmänner ihre Spermien ab, die zum Grund sinken und dort die Eier der weiblichen Würmer befruchten. Geschehen sein könnte das in diesem Jahr am Osterwochenende, denn am 4. April war Vollmond. Nach dem Laichen sterben die Würmer und werden an den Strand gespült oder von Fischen gefressen.

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

watt-lernen

© Hinz

Die Schönheit und die Bedeutung des Ökosystems Wattenmeer prägt die Region Dithmarschen und kommt in den Auszeichnungen der Stadt Meldorf als Nationalpark-Partnerstadt und der Gemeinschaftsschule Meldorf (GMS) als Nationalpark-Schule zum Ausdruck. Der Astrid-Lindgren-Schule (ALS) und der GMS gelingt es mit einem Projekt, ihren Schülern diese Gedanken erfahrbar zu machen. Es ist in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung Tönning entstanden, ausschlaggebend war die Wanderwerkstatt „Vögel im Wattenmeer“.

Etwa drei Monate lang hatten beide Schulen die Wanderwerkstatt im Hause. An acht Stationen konnten die Schüler sich Wissenswertes über die Vögel im Wattenmeer erarbeiten. Im Rahmen einer Lehrerfortbildung kamen Tanja Dunkel, Lehrerin an der ALS, und ich, Koordinatorin der GMS, schnell zu dem Gedanken, dass Schüler sich gegenseitig beim Lernen an den Stationen sehr gut unterstützen können.

„Inklusion lernen durch Lehren“

Zu erkennen, dass Menschen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen an einem gemeinsamen Thema auf unterschiedliche Weise lernen können, ist ein zentrales Anliegen der Lehrkräfte beider Schulen. Somit fördert dieses Projekt nicht nur einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt, sondern auch den Gedanken „Inklusion lernen durch Lehren“.

Inzwischen haben sich 15 Schüler und Schülerinnen der Klasse 8c der GMS an mehreren Unterrichtsvormittagen auf den Weg zur ALS gemacht und dort für Schüler und Schülerinnen unterschiedlichen Alters in der Wanderwerksatt „Vögel im Wattenmeer“ als Lernbegleiter unterstützend gearbeitet. Im Frühsommer werden die Schüler der GMS durch eine erfahrene und zertifizierte Nationalpark-Wattführerin zu „Wattbegleitern“ ausgebildet und begleiten dann die Schüler der ALS bei einem Tagesausflug ins Wattenmeer vor der Meldorfer Bucht. Die GMS Meldorf möchte bei ihren Schülern soziales Engagement stärken, naturwissenschaftliche Interessen fördern, bereits angelegte Pfades des Lernens weiter ausbauen und neue Perspektiven in der Berufswahl ermöglichen.

Inga Hinz, Koordinatorin der GMS Meldorf

Nicht nur die Gemeinschaftsschule Meldorf, auch die anderen sieben Nationalpark-Schulen in Nordfriesland und Dithmarschen sind ausgesprochen aktiv – und zeigen ihren Ideenreichtum am 30. April im Rahmen des 30-jährigen Nationalpark-Jubiläums. Zum Programm unter dem Motto „Watt lernen“ gehören Ausstellungen in den Schulen, eine Exkursion und Aktionen der Junior-Ranger-Gruppen. „Wir freuen uns sehr über das große Engagement unserer Nationalpark-Schulen, nicht nur im Rahmen der Feierlichkeiten zum 30. Nationalpark-Geburtstag“, so der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen, und: „Die Schulen sind wichtige Institutionen, um schon Kinder und Jugendliche für die Idee des Wattenmeerschutzes zu gewinnen und zu begeistern.“

gefragte-infos

© Hecker / LKN-SH

Geführte Touren im Wattenmeer sind der Renner – das zeigen Erhebungen im Rahmen des sozio-ökonomischen Monitorings (SÖM Watt) der Nationalparkverwaltung. Danach fanden im vergangenen Jahr im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer rund 5.000 Wattführungen mit mehr als 120.000 Interessierten statt. Weitere 65.000 Menschen nutzten eine der Seetierfangfahrten der Nationalpark-Partner-Reedereien, die von einem Ranger (Foto oben) oder einem Mitarbeiter der Naturschutzverbände begleitet werden, um die Unterwasser-Lebewesen des Wattenmeeres näher kennen zu lernen.

Auch Indoor-Angebote sind gefragt: In den 37 Informationseinrichtungen in der Nationalparkregion wurden im vergangenen Jahr fast 800.000 Menschen gezählt. Zentrale Anlaufstelle ist hier das Multimar Wattforum in Tönning, das nicht nur bei den Urlaubsgästen, sondern auch bei den Einheimischen beliebt ist. So haben fast drei Viertel (73 Prozent) der Einwohner Dithmarschens und Nordfrieslands die Einrichtung bereits besucht, die meisten sogar mehrmals.

(Datenquelle: repräsentative SÖM-Einwohnerbefragung, durchgeführt von inspektour GmbH im Auftrag der Nationalparkverwaltung im November 2014, kofinanziert durch INTERREG IVA)

brik-me

eva

© Wells / LKN-SH

Wir freuen uns, zwei neue Kolleginnen im Team der Nationalparkverwaltung begrüßen zu können.

Eva Lages (oben) ist gebürtige Kölnerin mit Faible für Meer und Wattenmeer: „Die Küstenlandschaft hat mich schon immer interessiert“, schwärmt die 28-Jährige. Ihren Bachelor hat sie an der Hochschule Van Hall Harenstein im niederländischen Leeuwarden im Fachbereich Küsten- und Meeresmanagement abgelegt, ihren Master an der Hamburger Universität im Fachbereich Marine Ökosystem- und Fischereiwissenschaften. In mehreren Praktika, unter anderem am Kieler Geomar, hat sie ihr Fachwissen in die Praxis umgesetzt. Zum 16. März hat Eva im Fachbereich „Schutz und Entwicklungsplanung“ der Nationalparkverwaltung die Vertretung für Britta Diederichs übernommen, die in Elternzeit gegangen ist.

Sarah Fischer verstärkt den Fachbereich „Kommunikation und Nationalpark-Partner“. Sie ist seit Februar als Krankheitsvertretung eine von vier Mitarbeiterinnen am Infotelefon. Nach ihrem Studium der Forstwissenschaften in Freiburg arbeitete die 31-Jährige zuletzt beim BUND in Hessen als Projektmanagerin.

Wir heißen beide Kolleginnen herzlich willkommen!

Dr. Gottfried Vauk, langjähriger Leiter der Vogelwarte auf Helgoland, ist tot. 1956 war er nach Helgoland gekommen. Die Insel war damals ein vom Krieg gezeichnetes Trümmerfeld. Vauk begann die Vogelwarte aufzubauen, mit Hacke, Spaten und einer nie versiegenden und nie verborgenen überbordenden Kraft. Das 1957 errichtete Institut war damals neben dem Leuchtturm das einzige Gebäude auf dem Oberland. Der zunächst noch spärlich bewachsene Fanggarten wirkte im nahezu vegetationsfreien Umfeld wie eine Insel auf der Insel. Mit seinen kleinen Süßwasserteichen war er für Zugvögel hochattraktiv. In großen Trichterreusen fing Vauk die Vögel, untersuchte und beringte sie. Dabei hatte er bald viele Stationshelfer, alte wie junge – sein Plenterwald, wie er sagte. Im Laufe der Jahre entwickelte sich daraus ein deutschlandweit einzigartiges Naturschützer-Netzwerk, das mit Vauk, dem extrovertierten Grübler, legendäre Silvesterkolloquien feierte.

Vauk schrieb über 400 Veröffentlichungen. Etwa 50 befassten sich mit der Gefährdung der Nordsee durch den Menschen. Bereits 1966 verfasste er einen Artikel „Fragen um die Ölpest“. Es wurde zu seinem Schwerpunkthema, ebenso wie die Vermüllung der Nordsee. Wie kein anderer machte er diese Themen mit großem medialem Talent öffentlich. Ein fachlich kompetenter Wissenschaftler, der mit Forsthut und Pfeife, Lederjacke, Gewehr und Jagdhund auftrat, Autorität und Wärme ausstrahlte und mit Donnerstimme große Reden schwang – so einer zog auch Reporter in seinen Bann. Neben seiner ausgeprägten Fähigkeit zur Selbstdarstellung spürte man die Glaubwürdigkeit und das Verantwortungsgefühl des Kopf-durch-die-Wand-Gehers. Der Mann war authentisch.

1988 verließ der 62jährige Vauk die Insel Helgoland und kehrte dem nie wirklich geliebten Meer den Rücken. Er übernahm die Leitung der Naturschutzakademie in Schneverdingen. Nun konnte der bekennende Hinterpommer in seinem Sehnsuchtsort, dem Wald, endlich Wurzeln schlagen. Als Vorsitzender (1979 bis 1990) und anschließend Ehrenvorsitzender des Vereins Jordsand blieb er dem Meer verbunden, suchte es aber selten auf. Im Alter von 89 Jahren ist er nun verstorben. Ein Waldmensch, der für den Nordseeschutz viel bewirkte.

Hendrik Brunckhorst

impressionen

© Ahlborn / LKN-SH

Eine Ausstellung mit Bildern des Naturmalers Christopher Schmidt unter dem Titel „Vogel- und Naturimpressionen aus der Region“ ist noch bis zum 22. April im Husumer Rathaus zu sehen. Sie ist als Einstimmung auf die Ringelganstage in der Biosphäre Halligen gedacht (siehe Rubrik „BLICK IN DIE BIOSPHÄRE HALLIGEN“). Vom „Naturwunder Vogelzug“ sprach der Husumer Bürgervorsteher Peter Empen bei der Eröffnung: Die Ringelganstage stellten eine Verbindung zwischen Natur und Tourismus, Landschaft und Landwirtschaft dar. Und die Bilder Christopher Schmidts bezeichnete er als „kleine Wunderwerke, die sich erst bei näherer Betrachtung ganz erschließen“.

In der Tat zeichnen sich die Arbeiten des Naturmalers aus Wuppertal, der heute im Kreis Plön lebt, durch eine einzigartige Detailgenauigkeit aus. „Wenn man den Tieren in die Augen schaut ist es fast, als lebten sie“, beschrieb Peter Empen seine Eindrücke. Auch Hans-Ulrich Rösner, Leiter des Husumer WWF-Wattenmeerbüros, äußerte sich begeistert.

Die Herausforderung bestehe für ihn darin, einen Moment einzufangen und zugleich detailliert zu arbeiten, Lebendigkeit und Spontanität zu verbinden mit ornithologischer Korrektheit, erklärte der Maler selbst, der über die Vogelbestimmung zur Vogelmalerei gefunden hat: „Ich hatte das Bedürfnis, die Tiere auch in der Natur kennenzulernen.“ Denn es ist die Natur, die ihm Inspiration bietet: „Hier entstehen die schönsten Motive, die besten Ideen und Kompositionen.“

Geburtstagstermine

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Nationalparkes Wattenmeer sind, neben den Sonderaktionen der Nationalparkschulen (siehe Rubrik „AUS DER ARBEIT DER NATIONALPARKVERWALTUNG“) am 30. April weitere Veranstaltungen geplant. So bietet das Multimar Wattforum in Tönning um 14.00 Uhr eine Geburtstagsführung an. In Friedrichskoog-Spitze startet um 15.00 Uhr eine Wattwanderung. Treffpunkt dafür ist der Strandhauptaufgang Badestelle/DLRG-Turm. Und das schon einmal zum Vormerken: Am Sonntag, 17. Mai, ist Nationalparkverwaltung mit ihrem Multimar Wattforum beim Gottorfer Landmarkt in Schleswig mit einem Infostand vertreten.


Herausgeber

LKN-SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:

www.nationalpark-wattenmeer.de
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de