Schleswig-Holstein

15.04.2019 |

April 2019

MOIN, MOIN,
liebe Freundinnen und Freunde unseres Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer! Da haben wir uns wohl zu früh gefreut und vorzeitig den Frühling propagiert. Die Natur im Wattenmeer lässt sich von kaltem Ostwind statt sanfter Frühlingsbrise allerdings nicht beeindrucken, sie geht ihren Gang. Und für uns Menschen soll es die nächsten Tage nun endlich milder werden. Hoffentlich bleibt da Zeit zum Lesen dieser Nationalpark Nachrichten. Es lohnt sich - versprochen!

Rubrik Aktuelles neu

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© Stock / LKN.SH

Das Weltnaturerbe Wattenmeer ist das vogelreichste Gebiet in ganz Europa: Millionen von Vögeln verbringen einen Teil ihres Lebenszyklus hier, einige bleiben sogar rund ums Jahr. Vögel ziehen im Wattenmeer ihren Nachwuchs groß, sie wechseln hier ihr Federkleid, sie nutzen die weiten Watten als nahrungsreiche „Tankstelle“ auf dem Weg zwischen Überwinterungsplätzen im Süden und den arktischen Brutgebieten. Jetzt, im April, ist der Vogelzug in vollem Gange!

Im Weltnaturerbe Wattenmeer müssen die gefiederten Gäste in kurzer Zeit viel an Gewicht zulegen, damit sie genug Kraft haben für die weitere Strecke, die vor ihnen liegt – nicht selten mehrere tausend Kilometer. Unterwegs nämlich finden sie nirgendwo sonst ein Gebiet mit vergleichbarem Nahrungsreichtum. Und wenn sie an den Brutplätzen ankommen, braucht es weitere Energiereserven für Partnersuche, Paarung, Eiablage, Nestpflege und Aufzucht der Jungen.

Darum ist es wichtig, Vögel in der Zeit der Nahrungsaufnahme im Wattenmeer nicht zu stören. Trotzdem können Menschen das faszinierende Naturphänomen Vogelzug mit entsprechender Rücksichtnahme gut beobachten, am besten mit fachkundiger Anleitung wie zum Beispiel bei einer der vielen Touren im Rahmen der Ringelganstage (siehe Kasten unten).

Insgesamt rasten zwischen zehn und zwölf Millionen Vögel alljährlich im Weltnaturerbe Wattenmeer; es ist DIE zentrale Drehscheibe auf dem ostatlantischen Zugweg. Zu den im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer häufigsten Arten gehören übrigens neben den Ringel- auch Nonnengänse, Alpenstrandläufer und Knutts.

Auf zu den Ringelganstagen!

Jedes Jahr im Frühjahr schallt ein vielstimmiges „Rott-rott-rott“ über die Halligen. Dann wissen alle – die Ringelgänse sind da! Die kleinen dunkelbrauen Meeresgänse mit dem weißen Ring am Hals sitzen zu Tausenden auf den Salzwiesen der Hallig, zupfen die schmackhaften Kräuter und legen sich so Reserven für den langen Flug in die sibirischen Brutgebiete an. Die Ringelganstage feiern den Besuch der Gänse im Nationalpark Wattenmeer vom 27. April bis 12. Mai mit einem bunten Veranstaltungsprogramm auf den Halligen, auf Amrum, Pellworm sowie dem benachbarten Festland.

Hier eine kleine Auswahl: Los geht es am Sonnabend, 27. April, mit der feierlichen Eröffnung auf Hallig Hooge. Neben naturkundlichen Wanderungen und kreativen Angeboten wird dort auch die „Goldene Ringelgansfeder“ für besonderes Engagement für die Natur und die Region verliehen. Der Sonntag, 28. April, lädt zum Erkunden des Weltnaturerbes Wattenmeer ein, das dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert. Die Tagestour führt von Schlüttsiel zur Hallig Hooge, von dort wird durchs Watt zur Insel Pellworm gewandert – eine ordentliche Herausforderung! Die Halligen Langeness, Oland, Südfall und Süderoog können ebenfalls mit Wattwanderungen oder Schiffstouren erkundet werden, überall gibt es dort auch Ringelgänse zu sehen.

Einen Wettstreit der Worte führt am 4. Mai Björn Högsdal zum „Poetry Slam zu den Ringelganstagen“ nach Hooge, ab Schlüttsiel fährt die „MS Seeadler“ dorthin. Den Abschluss der diesjährigen Ringelganstage bildet das „Vogelkiek-Wochenende“ auf Hallig Langeness (9. bis 12. Mai), bei dem sich vier Tage lang alles um Natur und Kultur der Halligen dreht. Das komplette Programm mit allen wichtigen Informationen ist auf www.ringelganstage.de zu finden.

Silke Ahlborn

Die Qual der Wahl hatte die Jury des Ringelganstage-Malwettbewerbs: 237 Bilder sind in diesem Jahr eingereicht worden! Die Entscheidung ist bereits gefallen, aber verraten wird an dieser Stelle noch nichts beziehungsweise nur so viel: Von den neun schönsten Motiven werden Postkarten gedruckt und das allerschönste zum Ringelganstageplakat 2020.

dreifragenan

© Privat

Diplom-Biologe und beim Unternehmen BioConsult zuständig für die digitale Flugerfassung

Herr Weiß, „eigentlich“ sind Drohnen über dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, wie auch über anderen Naturschutzgebieten, verboten. Sie setzen seit 2017 jedoch solche Flugkörper für das Monitoring ein. Wie kam es dazu?

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer beherbergt einige der größten Möwenkolonien Europas. Die Kolonien werden im Rahmen des Brutvogel-Monitorings jährlich gezählt, damit Veränderungen der Bestände rechtzeitig erkannt werden. Je genauer die Daten sind, umso schneller fallen Veränderungen auf.

Die Nationalparkverwaltung hat sich daher 2017 entschlossen, den Einsatz von Drohnen für die Zählungen zu testen, um in Zukunft eine noch bessere Datengrundlage zur Verfügung zu haben. BioConsult SH wurde mit der Erprobung dieser Methode beauftragt und nach erfolgreichen Befliegungen von Trischen und der Amrumer Odde im Jahr 2017 konnten wir das Projekt 2018 auf fünf weitere Möwenkolonien ausweiten.

Welche Vorteile bringt der Einsatz von Drohnen gegenüber der „klassischen“ Zählmethode?

Zählungen mit Drohnen stellen den besten Kompromiss aus geringster Störung und bestmöglicher Genauigkeit der Daten dar. Bisher werden die Kolonien aus dem Kleinflugzeug fotografiert, eine sehr störungsarme Methode, aber leider lassen sich auf den Bildern Silber- und Heringsmöwen nicht unterscheiden und meist gelingt es nicht, alle Bereiche der Kolonie abzubilden. Bei der zweiten üblichen Methode werden die Kolonien begangen und die auffliegenden Vögel gezählt, was einerseits eine deutliche Störung darstellt und andererseits wegen der Zählfehler recht ungenau ist.

Mit einer Drohne hingegen können auch große Kolonien in kurzer Zeit vollständig abfotografiert und die Daten anschließend am Computer in Ruhe analysiert werden. Silber- und Heringsmöwe lassen sich auf den Bildern gut unterscheiden und die Position jedes Vogels kann genau bestimmt werden. In den meisten Fällen können wir über den Schattenwurf der Vögel auch erkennen, welche Möwen brüten und welche einfach „in der Gegend rumstehen“, und müssen nicht auf die recht allgemeinen publizierten Korrekturfaktoren für Nichtbrüter zurückgreifen.

Welche Technik wenden Sie an, um Störungen der brütenden Vögel zu minimieren?

Drohnenbefliegungen stellen für die brütenden Möwen eine gewisse Störung dar und das generelle Verbot von Drohnenflügen im Nationalpark ist daher richtig und wichtig. Um die Störungen auf ein Minimum zu reduzieren, treffen wir für die Befliegungen spezielle Vorkehrungen, die auf einer umfangreichen Studie der Schweizer Vogelwarte Sempach zur Reaktionen von Vögeln auf Drohnen basieren.

Die kritischen Phasen während Start und Landung der Drohnen führen wir grundsätzlich in größerer Entfernung von der Kolonie durch und auch die Richtungswechsel der Drohne erfolgen außerhalb der Kolonie, so dass wir die Kolonie nur gradlinig und in einer Höhe von 70 Metern überfliegen. Wir haben bei den bisherigen Befliegungen mit dieser Methode minimale Reaktionen der Möwen dokumentiert, die geringer waren als wenn zum Beispiel ein Greifvogel über die Kolonie fliegt. Natürlich kann unser Drohnenpilot den Flug auch jederzeit abbrechen, falls wir doch eine unverhältnismäßige Störung beobachten.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

brutsaison

© Schnabler / LKN.SH

Im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer bereiten sich die Brutvögel auf die Aufzucht des Nachwuchses vor. Kiebitze und Uferschnepfen, Rotschenkel, Austernfischer, verschiedene Möwen- und Seeschwalbenarten und andere werden das Wattenmeer in den kommenden Wochen in eine Vogelkinderstube verwandeln. Lesen Sie mehr dazu in dieser Pressemitteilung. Unterdessen haben Aktive der Schutzstation Wattenmeer auf einer Vordüneninsel sowie am alten Strandwall vor dem Ortsteil Böhl in St. Peter-Ording flexible Brutzonen für die seltenen Seeregenpfeifer ausgewiesen, eine Art, die bevorzugt an Stränden brütet.

sorge

© Stock / LKN.SH

Elbfischer sorgen sich um das Stintvorkommen: Die Fänge sind Meldungen zufolge nach zwei ohnehin mageren Jahren in dieser Saison erneut gesunken. „Die Fangmenge an Stint hatte 2018 ihren bisherigen Tiefpunkt erreicht. Nun sieht es so aus, dass sie in diesem Frühjahr noch einmal deutlich unterschritten wird“, zitiert das Hamburger Abendblatt den Biologen Veit Hennig von der Universität Hamburg.

Diese Entwicklung hat auch – bisher noch nicht abschließend einzuschätzende – Auswirkungen auf die Nationalparkregion. Denn die kleinen silbrigen Fische, die ab einem Alter von zwei Jahren alljährlich im Frühjahr aus der Nordsee zum Laichen in den Fluss aufsteigen, sind eine wichtige Nahrungsquelle für die große Flussseeschwalbenkolonie, in deren Schutz eine kleine Kolonie von Lachseeschwalben (Foto) in der Elbmündung (Gemeinde Neufelderkoog) brütet, aber auch für andere Fischarten. Experten machen unter anderem die Trübung des Elbwassers durch Baggerarbeiten vor allem im Bereich der Laichgründe, stärkere Tiden und die Wasserentnahme für das Kraftwerk Moorburg als Ursachen für das Ausbleiben der Stinte verantwortlich.

drohnen

© Imke Zwoch / Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Die Outdoor-Saison hat begonnen und mit ihr die Präsenz von Drohnen in der Natur – auch im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Deren Einsatz allerdings ist in diesem wie in anderen Schutzgebieten in Deutschland generell verboten. Mehr dazu erfahren Sie in dieser Pressemitteilung.

Weil die Kolonien durch den Einsatz der Fluggeräte deutlich weniger beeinträchtigt werden, nutzt die Nationalparkverwaltung in Einzelfällen mit Kameras ausgerüstete Drohnen für Monitoring-Aufgaben, etwa für Erhebungen der Brutvogelvorkommen von Großmöwen. Lesen Sie dazu auch oben stehendes Drei-Fragen-Interview.

interessierte

© Brunckhorst / LKN.SH

Der Vogelzug im Nationalpark Wattenmeer und der Biosphäre Halligen und vor allem die Nationalpark-Partnerschaft standen im Mittelpunkt einer viertägigen Pressereise in Kooperation mit dem Nordsee Tourismus Service und der Biosphäre Halligen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus verschiedenen Redaktionen und Regionen Deutschlands. „ Kalt war’s“, lautete ihre einhellige, aber augenzwinkernde Bilanz nach drei Tagen auf der Hamburger Hallig (Foto oben, mit Nationalpark-Ranger Martin Kühn), auf Langeness und Hooge bei anhaltendem Ostwind. Ebenso einig war man sich aber über die Faszination des Lebensraumes Wattenmeer. Vielleicht auf ein baldiges Wiedersehen?

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© Gunda Schütt

Mit interessanten Projekten und Ideen von Künstlerischem bis zum Thema Mobilität warten die Nationalpark-Partner in den kommenden Wochen auf. So bittet die Märchenerzählerin Sigrid Nolte Schefold an zwei Terminen in St. Peter-Ording zur „Märchenzeit am Meer mit Märchen vom Meer“, und zwar am kommenden Sonntag, 21. April und am 16. Juni, ebenfalls ein Sonntag. „Wir schlendern über die Seebrücke“, kündigt sie an; die Veranstaltung sei darum für Rollstuhlfahrer geeignet. Anmeldung ist erforderlich und möglich unter 0170-7749019; weitere Informationen gibt es hier.

Am Sonntag, 28. April, öffnen Kunstschaffende der Gruppe Kunstklima an 14 Orten auf der Halbinsel Eiderstedt von 11.00 bis 18.00 Uhr ihre Türen zum „Tag der offenen Ateliers“. Er wird veranstaltet vom Förderverein für Kunst und Kultur Eiderstedt (FKE), zu sehen sind Malerei und Grafik in verschiedenen Techniken, Fotografie, Keramik und Puppenspiel. Interessierte können den Kreativen über die Schulter schauen und einen Einblick in deren Arbeit erhalten. Zentrum und ein geeigneter Ausgangspunkt für die Atelierrunde ist das Alte Rathaus in Garding, das an diesem Tag von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet ist, mit seinem Schauraum und einer Ausstellung im Atrium. Weitere Informationen und die Standorte enthält dieser Flyer.

Das Schullandheim Alte Schule Westerhever feiert am 1. Mai seinen zehnten Geburtstag und eröffnet an diesem Tag seine neue Sandskulpturenwerkstatt SANDIEK, dem Veranstaltungsort für die Sandskulturen-Workshops (siehe Foto oben). Am 1. Mai bietet die Einrichtung Besuchern ein buntes Programm. Weitere Informationen zu den Workshops (Dauer, Kosten) sind im Internet hier zu finden.

Und nochmal Kunst: Im Tetenbüller Haus Peters läuft noch bis zum 23. Juni eine Doppelausstellung unter dem Titel „Am Meer!“ mit Werken der Malerin Ursula Schultz-Spenner und des Fotografen Wilfried Dunckel. Weitere Informationen dazu hier.

Um Elektromobilität geht es schließlich am 11. Mai ab 11.00 Uhr im WoMoLand auf Nordstrand: Die Ladepunktinitiative „Nordstrand lädt auf“ lädt zum E-Mobilitätstag ein. Geplant sind unter anderem Diskussionen, Vorträge und ein E-Mobil-Korso. Weitere Informationen sind diesem Flyer zu entnehmen.

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

ostereier

© Kaminski / LKN.SH

Unter Wasser nach Ostereiern suchen? Das geht von Ostersamstag bis Ostermontag (20. bis 22. April) im Multimar Wattforum, und zwar ohne dabei nass zu werden. Beim Erkunden der 37 Aquarien gilt es, die darin versteckten Ostereier zu entdecken, zu zählen und das Ergebnis in einen Ouizbogen einzutragen, der weitere Fragen enthält. Unter den Teilnehmenden werden drei attraktive Preise aus dem Multimar-Shop verlost.

In den Aquarien zu entdecken sind übrigens auch eierlegende Hasen. Ja, richtig gelesen: Die farbenfrohen Seehasen legen, wie die meisten Fische, zur Fortpflanzung Eier – und das nicht nur an Ostern. Karfreitag und Ostermontag finden zudem moderierte Tauchfütterungen statt, und zwar jeweils um 14.00 Uhr.

Alina Claußen

lesungen

© Sven Jaax

Ein enormes Interesse an der Lesung von Dörte Hansen aus ihrem Roman „Mittagsstunde“ im Multimar Wattforum zeichnet sich im noch laufenden Kartenvorverkauf ab. Die für Donnerstag, 25. April, um 19:30 Uhr datierte Veranstaltung wurde daher in den Freiraum rund um die Weltnaturerbe-Ausstellung im Erdgeschoss verlegt, wo rund 300 Gäste Platz finden. Weitere Informationen und Angaben zu den Vorverkaufsstellen für Resttickets hier.

Vier Wochen später bietet das Multimar Wattforum eine weitere Lesung an, und zwar in dem perfekt zum Buchthema passenden Ambiente des Forums vor dem Großaquarium. Aus dem Sachbuch „Was Fische wissen“ liest am 23. Mai der Übersetzer Tobias Rothenbücher; im Anschluss führt die Aquarianerin Nicole Pekruhl die Gäste zu den Multimar-Fischen. Weitere Details hier.

Rubrik Aktive Naturschutzverbände neu

vogelwartin

© Anne de Walmont

Diesmal ist es eine Vogelwartin: Anne de Walmont ist seit Ende März der Außenposten des NABU auf der Vogelinsel Trischen. Die 30-Jährige ist ein „Küstenkind“, aufgewachsen in Niedersachsen und vertraut auch mit dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, hat sie doch auf Pellworm ein freiwilliges ökologisches Jahr bei der Schutzstation Wattenmeer absolviert. In ihrem Blog stellt sich die Vogelwartin selbst vor und berichtet über ihre Aufgaben und Erlebnisse auf der in der Schutzzone 1 des Nationalparks Wattenmeer gelegenen Insel.

amphibien

© BaNNanE007 from Pixabay

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer bietet nicht nur Vögeln und Fischen, Wirbellosen und Meeressäugern eine Heimat, sondern auch Amphibien, unter anderem im brackwasserbeeinflussten Deichvorland von St. Peter-Ording. Wenn Erdkröten und Moorfrösche dort im Frühjahr ihre Winterquartiere verlassen, müssen sie auf dem Weg in ihre Laichgewässer eine schmale Straße überqueren. Damit sie diese Wanderung unbeschadet überstehen, haben Freiwillige der Schutzstation Wattenmeer in diesem Jahr erstmals einen von der Nationalparkverwaltung finanzierten rund 500 Meter langen Schutzzaun auf beiden Straßenseiten aufgestellt. Während der Laichwanderzeit werden die alle zehn Meter in den Boden eingegrabenen Fangeimer zweimal täglich kontrolliert und die darin „gefangenen“ Tiere auf die andere Straßenseite getragen.

wertvolle

© UBA

Das Umweltbundesamt (UBA) hat das „Große Nordseeästuar“ zum Gewässertyp des Jahres 2019 erklärt. Ästuar ist der Fachbegriff für eine trichterförmige Flussmündung wie beispielsweise die von Elbe, Ems und Weser. Diese „haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund der vielfältigen Nutzungsanforderungen aus Industrie, Schifffahrt, Hafenbetrieb und Hochwasserschutz stark verändert“, schreibt die Behörde dazu in einer Pressemitteilung, und weiter: „Dazu haben vor allem Deiche und Sperrwerke zur Landgewinnung sowie zum Schutz vor Sturmfluten beigetragen. Dadurch gibt es weniger Überflutungs- und Sedimentationsflächen. Nähr- und Schadstoffeinträge aus den landwirtschaftlichen Flächen im Einzugsgebiet von Elbe, Ems und Weser beeinträchtigen die Wasserqualität. Auch die Fischerei und der Tourismus wirken sich auf den Zustand der Mündungen aus.“ Das „Große Nordseeästuar“ sei zum Gewässertyp des Jahres ernannt worden, um auf diese Entwicklungen aufmerksam zu machen. Ein Faltblatt mit weiteren Informationen steht auf der Website UBAs hier zur Verfügung. Lesen Sie dazu auch diesen Beitrag.

Rubrik Wussten Sie schon, dass neu

wussten

© Stock / LKN.SH

… der Großteil des Vogelzugs nachts stattfindet? In der Tat konnte mithilfe von Radar-Ortungen ermittelt werden, dass sich zum Beispiel Vögel auf dem Zugweg über die Sahara tagsüber meist am Boden aufhalten und überwiegend nachts fliegen. Vermutungen gehen dahin, dass dies bei warmen Tagestemperaturen besonders für kleine, leichte Arten kräfteschonender ist. Übrigens führt laut dem Ornithologen und Verhaltensforscher Peter Berthold mehr als die Hälfte der rund 10.000 weltweit bekannten Vogelarten regelmäßig Wanderungen durch. Die Größenordnung jährlich ziehender Individuen beträgt danach rund 50 Milliarden.

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

geruestet

© Reck / LKN.SH

Die Nationalpark-Partner-Fortbildungssaison 2018/19 stand ganz im Zeichen des Nationalpark-Themenjahres „10 Jahre Weltnaturerbe Wattenmeer“. Bisher konnten bei 16 Schulungen 289 Personen mit Basiswissen und Hintergrundinformationen zum Weltnaturerbe Wattenmeer versorgt werden. Damit liegen die Fortbildungsnutzerzahlen leicht über denen der vorherigen Saison, und einige wenige Veranstaltungen stehen noch aus.

Großen Anklang fand das Wattenmeer-Puzzle der International Waddensea School (IWSS). Beim Zusammenlegen und „Beschriften“ der Inseln und Halligen sowie ausgewählten Orte konnten alle Teilnehmenden etwas beitragen und dazulernen. Das Puzzle verdeutlicht sehr gut die Größe des Wattenmeeres und seine geografischen Besonderheiten.

Fragen nach der westlichen Begrenzung des Wattenmeeres (15 Meter Tiefenlinie) sowie nach den Unterschieden zwischen den dänischen und nordfriesischen auf der einen sowie den ostfriesischen und den niederländischen Wattenmeerinseln (Geest- und Marschinseln versus Düneninseln) auf der anderen Seite konnten geklärt werden. Auch wurden die Grundlagen angesprochen, die ein Wattenmeer für seine Entstehung benötigt, sowie die „Arbeitsaufträge“, die mit der Ernennung zum Weltnaturerbe an alle drei Länder ausgesprochen wurden. Mit einem erweiterten Wissenshorizont gingen die teilnehmenden Nationalpark-Partner gut gerüstet in die Gästesaison des Weltnaturerbe-Jubiläumsjahres.

Anne Segebade

duenenschutz

© Brauer / LKN.SH

„Mach mit beim Dünenschutz!“ lautet das Motto für die Tafeln, die Levke Brauer und Fritz Wegener von der Nationalparkverwaltung an drei Standorten in St. Peter-Ording aufgestellt haben. „Sie sollen für den Lebensraum Dünen sensibilisieren“, betont Brauer. Gleichzeitig habe sich die Nationalparkverwaltung entschieden, drei Dünenbereiche in der Nationalpark-Partnergemeinde freizugeben. „Damit machen wir Gästen das Angebot, Natur in den Dünen zu erleben – konzentrieren dies aber auf bestimmte Bereiche“, so der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen. Die Tafeln enthalten Informationen zu den geschützten Gebieten, zur Dünenentstehung und zur Küstenschutzfunktion. Standorte sind Köhlbrand und Ording mit „Fotodünen“ sowie Hungerhamm („Badedüne“).

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© Reck / LKN.SH

Einen Mix aus Vorträgen, Beratung und Information bot die fünfte Dithmarscher Gastgebermesse im Brunsbütteler Elbeforum – und die Nationalparkverwaltung war mit einem Infostand vertreten. Denn auch diese Veranstaltung stand, wie so viele in diesem Jahr, ganz im Zeichen des Weltnaturerbes Wattenmeer und seines zehnjährigen Jubiläums. Darüber und über das Nationalpark-Partnerprogramm berichtete Jürgen Reck aus der Nationalparkverwaltung.

brik-me

hashtag

© Stock / LKN.SH /Montage: Amélie Putzar

Ein Hashtag ist laut Wikipedia „ein mit Doppelkreuz versehenes Schlagwort, das dazu dient, Nachrichten zu bestimmten Themen in sozialen Netzwerken auffindbar zu machen“. Unter dem Hashtag #happywaddensea lassen sich, von Dänemark bis Holland, in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram alle Beiträge zum zehnten Geburtstag des Weltnaturerbes Wattenmeer finden. Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht – einfach zu einem passenden Foto oder Glückwunsch den Hashtag angeben. Auf ihrer Facebookseite macht die Nationalparkverwaltung vor, wie es geht.

Eine nette Idee ist „Das illustrierte Vogeltagebuch 2020“. Mit ansprechenden und detailgenauen Zeichnungen der schwedischen Brüder Bill und Dan Zetterström und kleinen Texten werden, jahreszeitlich passend, viele Vogelarten vorgestellt, darunter auch Wattenmeerbewohner wie Eiderente, Brandgans und Austernfischer und andere. Die deutsche Übersetzung der Texte des Autors und Vogelkenners Niklas Aronsson ist an einigen Stellen etwas holprig, das tut dem Informationswert jedoch keinen Abbruch.

Konzipiert ist das gebundene und hochwertig ausgestattete Buch im Format 16,5 mal 17,8 Zentimeter nicht zum Mitführen beim Spaziergang, sondern für zu Hause – für Menschen mit Muße, die auf ihrer Terrasse oder durchs Küchenfenster die Natur im Jahresverlauf beobachten und sich dazu oder nach einem Ausflug ins Wattenmeer Notizen machen. Es kommt als Kalender daher, der wegen der Jahresangabe und der Verknüpfung mit Daten und Wochentagen auch wirklich nur 2020 zu nutzen ist. Ohne diese könnte man die eigenen Aufzeichnungen auch in den Folgejahren an gleicher STelle fortführen und vergleichen. Aber dann wäre es ein anderes (vielleicht noch attraktiveres?) Produkt …

Heike Wells

Niklas Aronsson, Bill Zetterström, Dan Zetterström: Das illustrierte Vogeltagebuch 2020, LV.Buch 2019, ISBN 978-3-7843-5601-3, 18,00 Euro

noch

© Claußen / LKN.SH

Noch wenige Tage, genauer gesagt bis zum 25. April, zeigt das Multimar Wattforum eine Sonderausstellung der Initiative „fair oceans“ mit dem Titel „Das Meer, die letzte Kolonie?“. Sie thematisiert die Auswirkungen internationaler Meerespolitik auf Umwelt und Entwicklung. Weitere Informationen gibt es hier. Danach „wandert“ die Ausstellung übrigens in die Nationalpark-Partnerstadt Meldorf und wird dort im Dom gezeigt.

Eine Sonderausstellung unter dem Titel „Cradle to Cradle“ ist bis zum 7. August und dann noch einmal vom 17. September bis zum 3. November in der Arche Wattenmeer auf Sylt zu sehen. Sie stellt laut Informationen der Schutzstation Wattenmeer an 14 verschiedenen Stationen lösungsorientierte Ansätze nach dem „Cradle to Cradle“-Designkonzept vor. „Cradle to Cradle“ (C2C) (wörtlich übersetzt „von der Wiege zur Wiege“) bedeutet, dass alle verwendeten Materialien fortwährend in biologischen und technischen Kreisläufen zirkulieren. Müll existiert nicht, für die Herstellung von Produkten wird ausschließlich regenerative Energie genutzt. Die Ausstellung wurde von der C2C Regionalgruppe Hamburg in Kooperation mit dem Schulzentrum Sylt und der „Plastik Crew“ dieser Nationalpark-Schule entwickelt.

Rubrik Fundstück neu

oder

© Kühn / LKN.SH

Pflanze oder Tier? Diese Frage liegt nahe bei diesem Phänomen, das der Nationalpark-Ranger Martin Kühn kürzlich – auf einen Tipp von seinem Kollegen Klaus Ketelsen hin – südlich vom Lüttmoorsiel entdeckt und abgelichtet hat. Bei den sandfarbenen Büscheln handelt es sich um Blättermoostierchen, laut Schutzstation Wattenmeer ein sogenannter Tierstock, also „eine Kolonie aus Tausenden von Tieren, die durch Sprossung aus einander hervorgegangen sind“. Die einzelnen Kammern sind ähnlich wie Bienenwaben gepackt, in jeder von ihnen „lebt“ – in diesem Fall muss es heißen „lebte“ – ein Moostier. Im Windschatten des Deiches landete diese Ansammlung wohl durch Verwirbelung, vermutet Martin Kühn.

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LKN-SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:

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