Schleswig-Holstein

15.08.2015 |

August 2015

MOIN, MOIN,
… liebe Leserinnen und Leser! Wir freuen uns über ihr Interesse an unseren Nationalpark Nachrichten. Es erwarten Sie jede Menge Informationen rund um den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer – und darüber hinaus. Viel Spaß beim Lesen!

Rubrik Aktuelles neu

Ein Aushängeschild

© Stock / LKN-SH

Nationalpark: Für das schleswig-holsteinische Wattenmeer ist dies nicht nur ein schmückendes Etikett. „Nationalpark“, das bedeutet konkrete Schutzmaßnahmen für die im Gebiet heimischen Tiere und Pflanzen. Ein Beispiel ist die Entwicklung der Salzwiesen und Seegraswiesen. „Sie ist geradezu ein Aushängeschild für erfolgreiche Naturschutzarbeit der letzten 30 Jahre in unserem Nationalpark“, sagt der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen.

Eine wichtige Grundlage ist das seit 20 Jahren bestehende Vorlandmanagementkonzept, das ein gedeihliches Miteinander von Naturschutz und Küstenschutz sichert. Ergebnis: Die Hälfte aller Salzwiesen im Nationalpark wird seit 1991 nicht mehr von Schafen beweidet, nicht mehr künstlich entwässert und entwickelt sich seitdem wieder entsprechend derjeweiligen Standortbedingungen.

Auch ein natürlicher Anwachs hat sich eingestellt, durch Sedimentation an Standorten wie zum Beispiel St. Peter-Ording, Westerhever oder südlich des Dammes in Friedrichskoog (siehe Karte). „Das ist eine natürliche Dynamik ohne das Zutun des Menschen“, freut sich der in der Nationalparkverwaltung für das Vorlandmanagement und Salzwiesen-Monitoring zuständige Biologe Martin Stock, und: „Das ist ‚Natur Natur sein lassen‘, wie wir es meinen.“ Insgesamt ist die Fläche der Salzwiesen allein am Festland in den 30 Jahren seit Gründung des Nationalparks um mehr als 30 Prozent angewachsen.

An vielen Orten haben sich in der Folge standorttypische Kräuter und Gräser wie Strandflieder (Foto unten), Strandwermut, Salzmelde und Strandquecke angesiedelt. Aber nicht nur Pflanzen, auch Vögel wie verschiedene Enten, Wiesenpieper, Schafstelze und Berghänfling profitieren vom Weg der Salzwiesen zu einem naturnahen Ökosystem.

Andere hingegen finden dort heute weniger geeignete Flächen für Nahrungssuche und Brut. Um den Ansprüchen verschiedener Arten gerecht zu werden, hat man sich für ein Mosaik aus stillgelegten und unterschiedlich intensiv genutzten Bereichen entschieden. Angestiegen sind die Artenzahlen bei den Insekten – und damit ist nicht nur der vielzitierte, auf eine einzige Pflanze als Lebensraum angewiesene Halligfliederspitzmausrüsselkäfer gemeint: Die Salzwiesen sind auch eine von vielen Schmetterlingen gern angeflogene Adresse (Foto Raupe des Wolfsmilch-Ringelspinners unten).

Bei den Seegräsern gibt es ebenfalls einen Positivtrend zu vermelden: Im vergangenen Sommer bedeckten Seegraswiesen 13 Prozent des nordfriesischen Wattenmeeres – Grünalgen dagegen kamen nur noch mit einem Flächenanteil von 0,3 Prozent vor. Im Gezeitenbereich von Nordfriesland bilden Seegräser jetzt vielerorts wieder ausgedehnte Teppiche vergleichbar denen aus den 1930er Jahren.

Seegräser sind mehrjährige Blütenpflanzen, die an sandigen Flachmeerküsten vorkommen und, wie Salzwiesen, einen eigenen Lebensraumtyp darstellen. So sind sie Heimat vieler kleiner Watttiere sowie Kinderstube für Fischarten wie Hering, Hornhecht und andere. Die gute Verbreitung der Seegräser und das spärliche Vorkommen der Grünalgen zeigen nach Einschätzung von Wissenschaftlern dasselbe: Im Wattenmeer nimmt die Belastung mit Nährstoffen ab, der ökologische Zustand verbessert sich (siehe auch Nationalpark Nachrichten Ausgabe Mai 2015 und unsere Pressemitteilung)

© German Commission for UNESCO / Kolja Matzke

Naturerbeexpertin in der deutschen Delegation zum UNESCO-Welterbekomitee

1. Was verbindet Sie persönlich mit dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer?

Für mich ist der Nationalpark die Quelle von Ruhe und Entspannung – ich verbringe gerne meine Urlaubstage auf einer der Inseln und genieße besonders lange Wanderungen am Strand.

2. Welche Errungenschaft halten Sie für die wichtigste seit Gründung des Nationalparks im Jahre 1985?

Die wichtigste Errungenschaft ist sicher die Anerkennung als UNESCO-Weltnaturerbe gemeinsam mit den beiden anderen Wattenmeer-Nationalparken und den Gebieten in den Niederlanden und in Dänemark. Ich selbst durfte bei der Einschreibung 2009 in Sevilla dabei sein und mich gemeinsam mit den Akteuren, die hart an der Nominierung gearbeitet hatten, freuen. Herausragend ist aber auch, wie sich die internationale Zusammenarbeit seit der Welterbeanerkennung weiterentwickelt hat, so zum Beispiel die Kooperation mit anderen Welterbestätten weltweit.

3. Wo steht der Nationalpark in Sachen Wattenmeerschutz im 30. Jahr seines Bestehens?

Dem Nationalpark ist es gelungen, den Wattenmeerschutz fest in der Region zu verankern und viele Partner zu gewinnen. Für besonders wichtig halte ich die Zusammenarbeit mit den touristischen Partnern: Das Projekt Nationalpark-Partner hat sich im den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt und zeigt, wie die Zusammenarbeit zwischen der Nationalparkverwaltung, Gemeinden, Naturschutzverbänden und Unternehmen der Region gewinnbringend für alle Seiten gestaltet werden kann. Für die Umsetzung der gemeinsamen Strategie für eine nachhaltige Tourismusentwicklung im Welterbe Wattenmeer leistet der Nationalpark hiermit einen wegweisenden Beitrag.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

Sommerliches Spektakel

© Kühn / LKN-SH

Die Vogelwelt im Nationalpark Wattenmeer kennt keine Sommerpause: Kaum ist die Brutsaison zu Ende, erscheinen hocharktische Watvögel in beeindruckender Zahl, in erster Linie Altvögel, hat der Nationalpark-Ranger Martin Kühn im Dieksander Vorland in Dithmarschen beobachtet. Sein Foto könne nur ansatzweise das Spektakel wiedergeben, das er dort erlebt habe. Laut Schutzstation Wattenmeer halten sich an diesem Standort zeitweise unter anderem mindestens 30.000 Alpenstrandläufer und 2.200 Sichelstrandläufer auf, dazu Knutts und weitere. „Darunter verstecken sich zudem mindestens 15 Sumpfläufer“, berichtet Kühn, „und wer weiß welche Arten sonst noch …“

Der Fuß des Pelikans

© Borcherding

Im Wattenmeer kann man hin und wieder Pelikanfüße finden. Ja, wirklich! Beim Pelikanfuß nämlich handelt es sich um eine Meeresschnecke, die im Sommer auf und im Winter im Meeresboden von Atlantik und Mittelmeer, Kattegat und Ärmelkanal vorkommt. In der Nordsee ist sie heutzutage, im Gegensatz zu früher, eher selten, weiß der Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer. Bei den Funden im Wattenmeer, von denen er selbst einige getätigt hat, handelt es sich darum in erster Linie um uralte Schalen. „Die sind Jahrhunderte, vielleicht auch Jahrtausende alt, das erkennt man an der bläulichen Färbung“, so Borcherding.

Das Gehäuse lebender Pelikanfüße dagegen ist in der Regel hellbraun, rotbraun oder gelblich. Solch lebende Exemplare, allesamt aus dem Kattegat stammend, sind übrigens im Multimar Wattforum zu sehen – beziehungsweise eher selten zu sehen, wie Aquarienleiter Birger Kreutz lachend einräumt. Denn auch in den Aquarien pflegen sie ihre Eigenheit, sich monatelang im Boden einzubuddeln.

Seinen Namen verdankt das bis zu fünf Zentimeter lange Meerestier der Außenlippe an der Öffnung seines Gehäuses. Die nämlich weist bei ausgewachsenen Individuen mehrere lange Spitzen auf und ähnelt hierdurch dem Fuß eines Schwimmvogels.

Weniger Vögel

© Stock / LKN-SH

Die Entwicklung der Vogelbestände im gesamten Wattenmeer ist weiterhin negativ: Bei den Brutvögeln weist der Trend der vergangenen 20 Jahre bei fast 60 Prozent = 15 der 26 erfassten Arten nach unten, darunter so typische wie Austernfischer, Säbelschnäbler, Seeregenpfeifer und Flussseeschwalbe. Als Hauptursache sehen die Ornithologen den geringen Bruterfolg wegen immer häufigeren Überflutungen der Gelege sowie erhöhte Verluste durch Raubsäuger. Aus Schleswig-Holstein allerdings gibt es zwei abweichende Tendenzen zu vermelden: Die Kurve beim Seeregenpfeifer weist im hiesigen Nationalpark leicht nach oben, bei der Flussseeschwalbe (unser Foto) fallen die Zahlen weniger negativ als in anderen Wattenmeer-Regionen.

Auch die Rastvogelzahlen gehen zurück. Lesen Sie dazu die entsprechenden Berichte und Pressemitteilungen:

http://www.waddensea-secretariat.org/news-and-service/news/15-30-06breeding-birds-still-at-risk

http://www.nationalpark-wattenmeer.de/alle/misc/weniger-rastvoegel-im-watt/3033

Gewinner gesucht

© Stock / LKN-SH

Was ist das: Queller, Qualle oder Wattkaktus? Diese und ähnliche Fragen zu tierischen und pflanzlichen Bewohnern des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sind in dem Gewinnspiel „Spuren im Watt“ zu beantworten, mit dem die nordbahn zum 30. Nationalparkgeburtstag beiträgt. Auch die Namen von auf Fotos abgebildeten Muscheln sind zu erraten oder zu erkennen, zu welchem Vogel eine Feder gehört (siehe Foto). Bei der Suche nach der richtigen Antwort helfen Hinweise in Form kurzer Infotexte. Aus allen richtigen Zuordnungen ergibt sich ein Lösungswort.

Die nordbahn, die in Schleswig-Holstein unter anderem die Bahnlinie von Neumünster über Heide bis nach Büsum bedient, gehört seit Juni 2012 zum Kreis der Nationalpark-Partner. „Wir unterstützen diese weltweit einzigartige Naturlandschaft aus Verbundenheit zur Region und zu den Zielen des Nationalparks“, heißt es dazu auf der Website des Unternehmens.

Das Wattspuren-Gewinnspiel läuft noch bis zum 31. August (Einsendeschluss), als Preise winken „tolle Überraschungen für einen perfekten Tag am Wattenmeer-Strand“, wie es heißt – allen voran einen Picknickkorb für vier Personen mit allem „Drin und Dran“. Die Gewinnspiel-Flyer liegen in allen Zügen der nordbahn auf den Strecken Büsum-Neumünster, Neumünster-Bad Oldesloe, Hamburg-Itzehoe und Hamburg-Wrist aus, außerdem sind alle Details auf den Seiten 20 und 21 des aktuellen Kundenmagazins nachzulesen, das ebenfalls an Bord erhältlich ist.

„Flotte” Wattführerinnen

© Privat

Ihre sportliche Fitness haben drei Nationalpark-Wattführerinnen beim Herrenkoog Triathlon (VR Stäljmun) unter Beweis gestellt: Unter dem Titel „flotte Wattführerinnen“ starteten Gerda Donnelly, Anke Dethlefsen und Ingrid Austen (auf unserem Foto von links nach rechts vor dem Start) als Staffel. Dazu ging es zunächst für Ingrid Austen auf einen 500-Meter-Rundkurs durch den See am Brodersen-Hof. Nach schneller Übergabe des Transponders zur Zeitmessung schwang Gerda Donnelly sich aufs Rennrad und absolvierte eine 24-Kilometer-Strecke, bevor Anke Dethlefsen mit einem 5-Kilometer-Lauf den Wettkampf abschloss.

Alle „flotten Wattführerinnen“ sind triathlonerfahren: Ingrid Austen startet seit 2008 bei Jedermann-Wettkämpfen, Gerda Donnelly ist beim Hamburg Triathlon aktiv und Anke Dethlefsen kennt den Herrenkoog Triathlon von früheren Teilnahmen. Der Start mit einer Staffel aber stellt besondere Anforderungen: Hier gilt die Gesamtzeit zwischen Start und Zieleinlauf mit allen Wechseln. Spaß hat es gemacht, resümierte das Wattführerinnen-Team und äußerte sich zufrieden mit dem sechsten Platz unter neun weiblichen Staffeln.

Meldorf zeigt „Watt”

© Sollfrank / LKN-SH

Mit einer Nationalparkwoche beteiligen sich die Stadt Meldorf und weitere Nationalpark-Partner aus der Region an den Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. „Im Jubiläumsjahr laden wir alle Menschen ein, den Nationalpark zu feiern – mit uns, den Nationalpark-Partnern“ heißt es vom 22. bis 30. August unter dem Motto „Meldorf zeigt ‚Watt‘“. „Allein sechs Nationalpark-Partner machen mit“, freut sich Horst-Walter Roth vom Verein „region: meldorf aktiv“, der zu den Mitveranstaltern gehört. Was das attraktive Festprogramm angeht im wahrsten Sinne des Wortes mit im Boot sind außerdem die örtlichen Seglervereine, denn ein Großteil der Veranstaltungen findet rund um den Meldorfer Hafen im Speicherkoog statt.

Zu den Highlights des Programmes gehören die Tertiusregatta am 28. und 29. sowie ein Hafenfest mit viel Unterhaltung, Spiel, Spaß, Informationen für die ganze Familie rund um den Speicherkoog am 29. August; am Abend erwartet die Besucher am Yachthafen ein Open-Air-Konzert der Band „Valentine and the True Believers“. Bereits an den beiden Tagen zuvor leitet Sigrid Nolte-Schefold, Künstlerin aus Osterhever und ebenfalls Nationalpark-Partnerin, in Zusammenarbeit mit „region: meldorf aktiv“ und der Meldorfer Volkshochschule zwei sogenannte Act Art Touren. Dabei gehe es um aktive Kunst, heißt es in der Einladung: „Wir gehen gemeinsam mit neuen Augen durch die Natur, erproben einen anderen, ungewohnten Blick auf das, was uns umgibt.“

Bereits seit dem 3. und noch bis zum 28. August ist außerdem eine Ausstellung mit 25 großformatigen Fotos von Martin Stock in den Räumen der Sparkasse Westholstein in Meldorf zu sehen. Die Sammlung zeigt, passend zum 30. Nationalpark-Geburtstag, die persönlichen Favoriten des Biologen (und Kollegen aus der Nationalparkverwaltung), Fotografen und Buchautors aus 30 Jahren Wattenmeer- Fotografie.

Den Abschluss der Meldorfer Nationalparkwoche bildet am 30. August ab 11.00 Uhr ein Jazz-Brunch mit den Highlight Jazzmen am Yachthafen. Details zu den einzelnen Terminen und das gesamte Programm zum Download gibt es hier: http://www.meldorf-aktiv.de.

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

Watt'n Fest

© Claußen / LKN-SH

Das durchwachsene Sommerwetter schlug voll durch – konnte aber die Geburtstagsstimmung nicht trüben beim Sommerfest des Multimar Wattforums, das aus Anlass des 30. Nationalpark-Geburtstages auf den 30. Juli gelegt wurde. Unter dem Motto „Watt’n Fest“ wurde dann eben im wahrsten Sinne des Wortes feucht-fröhlich gefeiert. Lesen Sie mehr dazu in unserer Pressemitteilung.

Rubrik Aktive Naturschutzverbände neu

Neubürger auf Trischen

© Kunze

Rund 4.000 Vogelpaare sind in diesem Sommer auf der Insel Trischen ihrem Brutgeschäft nachgegangen. Das berichtete Christin Kunze in einer vorläufigen Saisonbilanz Ende Juli. Die Trischener Vogelwartin wörtlich: „Die Weißwangengans ist weiter im Aufwind. Seit 2002 brütet die schwarz-weiße Gans auf Trischen. 34 Paare waren es nun schon in diesem Jahr und 63 flügge Jungvögel konnte ich zählen. Bei diesem Bruterfolg kann sich der positive Trend in Zukunft fortsetzen. Die Entwicklung hier auf Trischen ist exemplarisch für das Ausbreiten der ursprünglich arktisch verbreiteten Vogelart in Mitteleuropa.“

Positives hat die junge Vogelwartin auch über die Löffler zu sagen: Ebenfalls seit 2002 auf Trischen brütend, lag die Zahl der Brutpaare 2015 zum dritten Mal in Folge im dreistelligen Bereich. „Sicher vor Bodenfeinden und ohne menschliche Störungen“ könnten die beiden genannten gefiederten Neubürger ihren Nachwuchs auf der zehn Kilometer vor der Küste Dithmarschens liegenden Insel großziehen.

Etwas schwerer hatten es Kunze zufolge in dieser Saison typische Arten wie Silbermöwe und Flussseeschwalbe. So sei durch den kühlen und stürmischen Frühsommer der erhoffte Bruterfolg bei immerhin 135 Flussseeschwalbenpaaren weit unter den Erwartungen geblieben. Christin Kunze: „Bisher habe ich kaum flügge Jungvögel gesehen. Auch bei der Silbermöwe fehlt es auf Trischen an Nachwuchs. Erstmals steht sie auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Vögel Europas.“

Auch das ist Kirche

© Sollfrank / LKN-SH

Himmel und Weite, Strand und Meer: Für Andrea Streubier, langjährige Leiterin der Urlauberseelsorge in St. Peter-Ording (auf unserem Foto rechts), sind diese Elemente ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer Arbeit. Wenn sie auf dem Deich steht, den Blick über die Dünen schweifen und sich den Wind um die Nase wehen lässt, ist es für sie unabdingbar, zugleich über die Schöpfung Gottes nachzudenken. Ebenso wie für viele ihrer Gäste, wie die Diakonin immer wieder beobachtet.

„Die Menschen werden beim Gottesdienst oder bei der Andacht unter freiem Himmel ganz anders angesprochen. Manchmal denke ich sogar, dass man uns das Gehalt kürzen müsste – denn die Hälfte der Inhalte predigen nicht wir, sondern die Natur“, sagt sie. Ein knalloranger Sonnenaufgang, der sich im Wasser spiegelt und Menschen, die mit Tränen in den Augen am Deich stehen – „das sind Dinge, die wir nicht planen können, sondern die einfach passieren“, schwärmt Streubier.

Nicht nur wegen des einzigartigen Naturraums vor der Haustür liebt die Sozialpädagogin ihre Arbeit. Es sind auch die geschichtsträchtige evangelische St. Nikolai-Kirche vor dem Deich mit von Hand eingeläuteter Glocke und der große Gestaltungsspielraum, den ihr Beruf ihr lässt. Gemeinsam mit ihrem Team aus einem weiteren Hauptamtlichen und vielen jungen freiwilligen Helfern hat Streubier in den vergangenen 22 Jahren ein buntes Veranstaltungsprogramm für Jung und Alt stetig weiter entwickelt, von Gute-Nacht-Geschichten für Kinder und Eltern über das allwöchentliche Marktcafé im evangelischen Gemeindehaus bis hin zu Morgen- oder Abendandachten am Strand. Seit 2008 lädt dort auch ein ökumenisches Kirchenschiff Urlauber wie Einheimische zu Open-Air-Gottesdiensten und „Mittagsimpulsen“ ein; die Besucherspanne an Bord reicht von der 80-jährigen Großmutter bis zum Baby auf deren Schoß.

Besucher kommen, um zu reden

Die „Kirche am Urlaubsort“ in St. Peter-Ording versteht sich als Ansprechpartner für alle, die zur Ruhe kommen und zu sich selbst finden wollen. Ein Bedürfnis, das in Zeiten immer weniger erholsamer und „vollgepackter“ Ferien für Streubier zunehmend an Relevanz gewinnt. „Der Urlaub ist die Zeit, in der alle Lebensthemen aufbrechen: Krankheit, Trennung, der Tod eines geliebten Menschen. Oft kommen die Besucher direkt nach der Veranstaltung auf mich zu, um zu reden“, so die 48-Jährige. Auch sonst stehe ihre Tür für Gespräche jederzeit offen – die mehr als 300 Veranstaltungen im Jahr fungierten gewissermaßen als „Eintrittspforte“.

Manchmal fragen die Gäste ganz verblüfft: „Das ist auch Kirche?“ „Das“ – das ist gemeinsames Frühstück mit Besuchern, Basteln, Spielen, Singen und Beten. „Das“ sind aber auch für jede Veranstaltung individuell geschriebene Texte, Lieder oder Theaterstücke, hinter denen jede Menge Arbeit und Vorbereitung stecken. „Dabei ist es uns auch wichtig, immer wieder auf die große Verantwortung für den einzigartigen Schöpfungsraum Wattenmeer hinzuweisen“, betont Andrea Streubier.

Kein Wunder also, dass auch Worte wie „Nationalpark“ und „Weltnaturerbe“ in den selbst verfassten Texten der Seelsorger keine Seltenheit sind. Mehr über die naturverbundene „Kirche am Urlaubsort“ und ihr Veranstaltungsprogramm erfahren Sie unter www.kircheamurlaubsort.de oder auf www.kirchenschiff-spo.de.

Nicole Sollfrank

Seehund-Sommerfest

© Bockwoldt / LKN-SH

Nicht nur der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer hat in diesem Jahr 30. Geburtstag – auch die Seehundstation Friedrichskoog. Dort wurde das Jubiläum Anfang August mit einem großen „Seehund-Sommerfest“ gefeiert, mit vielen Aktionen besonders für Kinder, Führungen, Informationen und besonders den Stars des Hauses, den Seehunden Lili, Mareike, Deern und Hein sowie den beiden Kegelrobben Nemirseta und Juris, die dauerhaft in der Station leben.

Nationalpark und Seehundstation sind von Beginn an eng verbunden. So ist die Einrichtung in Friedrichskoog, deren Aufgaben in der Aufzucht von Heulern, aber auch in Information und Forschung bestehen, auch Nationalpark-Haus. Das betonte die Staatssekretärin im schleswig-holsteinischen Umweltministerium Dr. Silke Schneider, die wie der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen und weitere Kollegen aus der Tönninger Behörde zu den Geburtstagsgästen gehörte, in ihrem Grußwort. „In der nach internationalem Seehundabkommen einzigen vom Land Schleswig-Holstein autorisierten Stelle kümmert sich ein engagiertes und gut ausgebildetes Team um die Aufzucht und Rehabilitation von Robben im Rahmen der Robbenrichtlinie, die von den Seehundjägern an die Station übergeben werden“, so die Staatssekretärin. Derzeit werden in Friedrichskoog 140 junge Seehunde fit gemacht für eine Rückkehr in ihr Lebenselement Wattenmeer und Nordsee.

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

Minister mit Medien

© Brunckhorst / LKN-SH

Kurz hinter Dagebüll ging der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck (Mitte) mit seinen Mitwanderern „zu Boden“ – um einen ganz genauen Blick auf das Watt zu werfen: In Begleitung zahlreicher Vertreter bundesdeutscher Medien und der Nationalparkverwaltung war Habeck kürzlich auf Geburtstagstour im Nationalpark Wattenmeer unterwegs. Die große Wattwanderung führte die Gruppe anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Nationalparkes von Dagebüll zu Fuß nach Langeneß, mit der Fähre nach Amrum, dort mit dem Rad nach Norddorf und zu Fuß zur Odde, durchs Watt nach Föhr und mit dem Schiff zurück nach Dagebüll.

Wetter, Tageslicht und Gezeiten erlauben diese Mammuttour an nur wenigen Tagen im Jahr. Wir haben einen Ausschnitt aus dem Presseecho zusammengestellt:

  • http://www.shz.de/lokales/husumer-nachrichten/mit-minister-auf-ochsentour-im-watt-id10243096.html
  • http://www.fnp.de/ratgeber/reise/Barfuss-durch-Matsch-Unterwegs-im-Nationalpark-Wattenmeer;art382,1508209
  • http://www.amrum-news.de/2015/07/20/umweltminister-habeck-auf-riesengrosser-wattwanderung/
  • http://www.rp-online.de/leben/reisen/deutschland/urlaub/unterwegs-im-nationalpark-wattenmeer-aid-1.5266115
  • http://glueckskuestenschnack.de/themen/erlebnis/zwischen-himmel-und-meeresgrund/

Barfuß im Watt

© Borchert

Noch mehr Politiker unterwegs im Watt: Seine Sommertour führte den stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD und Vorsitzenden der SPD-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag Ralf Stegner plus Begleitung nach Westerhever. Mit dabei: der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen, Harald Förster von der Schutzstation Wattenmeer, Hans-Ulrich Rösner vom WWF sowie weitere Mitarbeiter der beiden Verbände. „Ein solcher Barfußausflug in den Nationalpark bei schönstem Wetter sagt mehr als tausend Worte“, resümierte Detlef Hansen: „Ich bin überzeugt, dass Ralf Stegner so einen nachhaltigen Eindruck von der Schönheit des Lebensraumes Wattenmeer und seiner Schutzwürdigkeit bekommen hat.“

brik-me

Algen

© H. Koop / LKN-SH

Von den Algen lebt das Meer, und über sie kamen die Menschen zu Wohlstand. Dieses Statement zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch „Nordsee: Die Geschichte einer Landschaft“ von Prof. Dr. Hansjörg Küster. Der Buchtitel ist dabei Programm: Konsequent zeichnet der Autor in seinem Werk die Geschichte des Meeres nach, die mehr als 300 Millionen Jahre zurückreicht.

Schon damals mangelte es der Nordsee nicht an Dynamik und auch nach Ende der letzten Eiszeit vor rund 18.000 Jahren ist sie fleißig dabei, die Küstenlinie ständig zu verändern. Der renommierte Geobotaniker und Landschaftsforscher Küster schildert in seinem Buch detailliert und verständlich die vielfältigen Auswirkungen von Gletscher- und Wellenbewegungen, Stürmen und Gezeiten auf Sedimentation, die Verlagerung der Küstenlinien oder gravierende Hochwasserereignisse in Rhein und Elbe.

Auch die Besonderheiten des Wattenmeeres, eines der produktivsten Ökosysteme der Erde, kommen nicht zu kurz: Seine als „Kraftwerke“ fungierenden Mikroalgen sorgen auch an Land für den Aufbau fruchtbarer Böden. Deren Eindeichung ab Mitte des 13. Jahrhunderts brachte den Küstenbewohnern wiederum eine Vielzahl neuer Entwicklungen: verstärkter Getreide- und Kohlanbau, Anlage neuer Häfen, um den florierenden Handel aufrecht zu erhalten, aber auch die Gefahr verheerender Sturmfluten wie der Ersten Großen Mandränke 1362.

Spürbar ist in fast jeder Zeile: Mensch, Kultur und Natur sind in der Nordseeregion untrennbar miteinander verwoben – und sollten laut Küster insbesondere nach Einzug des Tourismus an der Küste gleichermaßen stark geschützt und bewahrt werden. Ein empfehlenswertes Werk für alle, die die Nordsee bereits kennen, sie jedoch von Grund auf verstehen lernen wollen. Und für jeden, der dem Anfangsstatement dieses Textes umfassend auf den Grund gehen will.

Nicole Sollfrank

Hansjörg Küster: „Nordsee: Die Geschichte einer Landschaft“. Wissen im Norden, Wachholtz, Kiel/Hamburg 2015, 106 Seiten, ISBN 978-3-529-07604-6, 8,95 Euro

Thema Meeressäuger

© Stock / LKN-SH

Meeressäuger stehen im Mittelpunkt des diesjährigen internationalen Wadden Sea Days in Wilhelmshaven: Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des internationalen Seehundabkommens im Wattenmeer ist das Symposium am 27. August der Populationsentwicklung der marinen Meeressäugern im Weltnaturerbe Wattenmeer gewidmet.

Das eintägige Expertentreffen soll einen Überblick über Schutz und Management der Meeressäuger im Weltnaturerbe Wattenmeer bieten und über neue wissenschaftliche Erkenntnisse in Bezug auf Krankheit und Nahrungsnetz informieren. Organisiert wird der Wattenmeertag von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und dem Gemeinsamen Wattenmeersekretariat, Veranstaltungsort ist das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum am Südstrand von Wilhelmshaven. Weitere Informationen stehen im Internet bereit.


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LKN-SH | Nationalparkverwaltung
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Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
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