Schleswig-Holstein

15.08.2016 |

August 2016

MOIN, MOIN,
liebe Nationalparkfreundinnen und -freunde! Es gibt wieder viel zu berichten aus unserem Nationalpark: aus der Vogelwelt, über die Salzwiesenblüte, über Forschungsvorhaben und, und, und ... Aber lesen Sie selbst! Viel Spaß dabei!

Rubrik Aktuelles neu

© Stock / LKN.SH

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zeigt sich in diesen Tagen von seiner vielleicht schönsten, auf jeden Fall bunten Seite: Die Salzwiesen stehen in voller Blüte! Strandflieder und Strandwermut, bald auch Strandaster und Queller tauchen die Vorländer in ein lila, silbrig-grau, rosè und dunkel-rostrot changierendes Farbenmeer. „Alles lila auf Nordstrandischmoor“ wussten auch die Nordstrander Junior Ranger zu berichten, die vor wenigen Tagen für eine Nacht ihr Lager auf der Hallig aufgeschlagen hatten.

Für den Nationalpark ist das eine Erfolgsstory, ist doch seit Gründung des Schutzgebietes im Jahr 1985 die Salzwiesenfläche am Festland um über 30 Prozent angewachsen. Auf mehr als der Hälfte der 10.500 Hektar Festlands-Salzwiesen (an der gesamten schleswig-holsteinischen Westküste inklusive Inseln und Halligen sind es 13.410 Hektar) gelangt heute aufgrund eingestellter Beweidung und Entwässerung die einzigartige Flora und Fauna der Salzwiese wieder zur Blüte.

Solche Salzwiesen, die sich natürlich entwickeln können, sind besonders vielfältig und strukturreich und bieten Lebensraum für zahlreiche auf die extremen Bedingungen in diesem Bereich zwischen Land und Meer spezialisierte Pflanzen- und Tierarten. Das gilt für die genannten, farbenfroh blühenden Pflanzen ebenso wie für viele unscheinbarere Kräuter und Gräser wie Salzmelde und Strandquecke, für eine große Zahl an Kleintieren wie etwa seltene Schmetterlinge – und für rund 50 Rast- und Brutvogelarten. Und: Blühende Salzwiesen sind Naturerlebnis pur für Küstenbewohner und Urlaubsgäste! Lesen Sie mehr zur Entwicklung der Salzwiesen und ihrer Flora und Fauna im unten stehenden Drei-Fragen-Interview.

Wie Salzwiesen entstehen, kann der Biologie und Salzwiesenexperte der Nationalparkverwaltung Martin Stock derzeit live im Nationalpark verfolgen. Im Rahmen des Monitoring-Programmes TMAP (Trilateral Monitoring and Assessment Programme) war er vor wenigen Tagen für Kartierungen unter anderem auf der sich seit einigen Jahren neu entwickelnden Insel auf der Nordspitze des Norderoogsandes. „Hier ist binnen kürzester Zeit eine komplette Insel entstanden“, so Stock – „inklusive einer wunderschön ausgebildeten Salzwiese“. Sowohl die Pionierpflanze Queller fand er vor als auch Pflanzen der oberen Salzwiese wie Zahntrost, blühenden Strandflieder oder auch das seltene Knotige Mastkraut. TMAP ist ein trilaterales Beobachtungsprogramm, bei dem abgestimmt mit den niedersächsischen, hamburgischen, dänischen und niederländischen Experten im gesamten Wattenmeer nicht nur Pflanzen bestimmt, sondern unter anderem auch Vögel und Seehunde gezählt werden, und zwar mit jeweils gleichen Methoden. Ziel ist es, wissenschaftlich basierte Daten über das Ökosystem Wattenmeer zu gewinnen.

Martin Stock

© Privat

Biologe und in der Nationalparkverwaltung zuständig für das Salzwiesen-Monitoring und das Vorlandmanagement

Wie war der Zustand der Salzwiesen bei Gründung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer 1985 – und wie haben sie sich seitdem entwickelt?

Als der Nationalpark im Jahr 1985 gegründet wurde, waren fast alle Salzwiesen vor den Deichen und auf den Inseln von Schafen sehr intensiv beweidet. Sie glichen einem Golfrasen. Die Salzwiesen, umgangssprachlich „Vorländer“ genannt, waren zudem von einem dichten Netz von regelmäßig unterhaltenen Entwässerungsgräben, den Grüppen, durchzogen.

Dieses Erscheinungsbild hielt sich bis Anfang der 1990er Jahre. Erst durch die Schaffung des Küstenuferrandstreifenprogrammes – welch ein zungenbrecherisches Wort – konnten Finanzmittel für Schäfereibetriebe bereitgestellt werden. Durch diesen Anreiz konnten Schritt für Schritt Flächen aus der Nutzung genommen werden, ohne Existenzen zu gefährden.

Aufgrund damals neuer Erkenntnisse wurde auch erreicht, dass die Entwässerung der stillgelegten Flächen nicht mehr aufrecht erhalten werden musste. Im Rahmen eines Vorland-Managementkonzeptes wurde zudem flächenscharf festgelegt, welche Arbeiten in den Vorländern zum Erhalt der bestehenden Salzwiesen noch erforderlich sind. Die Küstenschutzarbeiten beschränken sich demnach weitgehend auf den deichnahen Bereich, auf Sodenflächen und die Unterhaltung der Lahnungen vor den Salzwiesen.

Damit waren wichtige Voraussetzungen für eine naturnahe Entwicklung der bestehenden Salzwiesen geschaffen. Heute ist für über 50 Prozent der Festlandssalzwiesen der Weg für eine naturnahe Entwicklung geebnet, die jedoch viel Zeit braucht. Insbesondere die aufgelassenen Grüppen halten sich über lange Zeiträume, entwässern die Salzwiesen deutlich stärker als unter natürlichen Bedingungen und ermöglichen insbesondere an den hoch gelegenen Bereichen, dass Gräser wie die Strandquecke schnell zur Dominanz kommen und die Pflanzendecke beherrschen. Nur in den wirklich naturnah angewachsenen Salzwiesen vor den Lahnungsfeldern in Dithmarschen oder auch an der Westküste Eiderstedts ermöglichen natürliche Geländestrukturen und sich natürlich bildende Priele eine vielfältige und standortangepasste Vegetation.

Was macht diesen Lebensraum so einzigartig?

Salzwiesen sind ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Sie gedeihen in der Wasserwechselzone zwischen Land und Meer und unterliegen einem starken Einfluss von Salzwasser. Im Bereich der täglichen Überflutungen wachsen Queller und Schlickgras. Sie sind extrem salzverträglich und bilden die Pionierzone. Zwischen den Pflanzen sammelt sich der erste Schlick und es kommt zur Prielbildung. Damit bereiten sie den Boden für nachfolgende Arten der unteren Salzwiese wie Andel, Strandaster und die Portulak-Keilmelde. Durch die regelmäßige Ablagerung von Sedimenten wächst die Salzwiese stetig in die Höhe, die Bedingungen ändern sich und weniger salzverträgliche Arten können Fuß fassen. Es schließt sich die obere Salzwiese an, mit Rotschwingel, Strandwermut und Strandflieder. Die höchst gelegenen Standorte schließlich sind wenig überflutet und trocken. Wachsen die Flächen noch weiter in die Höhe, dann süßen die Standorte langsam aus und andere Landpflanzen besiedeln die Salzwiese …

Welche Tiere leben hier?

Die Salzwiese ist Lebensraum einer Vielzahl von Brut- und Rastvögeln, von spezialisierten Käfern und Spinnen und selbst von Ameisen. Und alle Arten haben ihre eigenen Ansprüche an diesen Lebensraum. Gänse und Säbelschnäbler beispielsweise bevorzugen eine kurzrasige Vegetation, Austernfischer hingegen mögen es strukturreich und Rotschenkel suchen für ihr Nest bevorzugt die hochwüchsigen Queckenbestände aus. Die typischen Salzwiesenkäfer und Spinnen finden ihren Lebensraum zwischen Blättern und Halmen am Boden oder in der Vegetation.

Spezialisten wie der Halligfliederspitzmausrüsselkäfer, ein farbenfroher, vier Millimeter kleiner Kerl hingegen stellt hohe Ansprüche an seine Umwelt. Er lebt ausschließlich am Strandflieder. Und zwar nur dann, wenn dieser in besonders strukturreichen Salzwiesen vorkommt. Der Käfer benötigt frei liegende Wurzelhälse dieser Pflanze für seine Eiablage. Und die kommen nur an solchen Küsten vor, an denen eine natürliche Dynamik vorherrscht und Abbruchkanten zum natürlichen Inventar der Salzwiese zählen. Selbst Ameisenhaufen sind in den Salzwiesen zu finden. Besonders auf den Halligweiden fallen die typischen „Buckelwiesen“ dem Besucher beim näheren Hinsehen auf.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

Vogelreich

© Stock / LKN.SH

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer bietet über das Jahr Lebensraum für Millionen von Vögeln. Dabei ist die vogelreichste Phase nicht etwa das Frühjahr zur Rastzeit, sondern ab der zweiten Augusthälfte bis in den September hinein: Brut- und ganzjährig hier lebende Standvögel treffen jetzt auf die gefiederten Durchzügler samt diesjährigem Nachwuchs auf dem Rückflug aus den arktischen Brutrevieren. Zudem sind von derzeit noch etwa 50.000 Brandgänse im Wattenmeer vor Dithmarschen zur Mauser versammelt.

Beispiel 1: Häufigste Zugvögel im Nationalpark Wattenmeer sind die Alpenstrandläufer, die vor allem durch ihre an wabernde Wolken erinnernden Flugformationen auffallen. Als Brutvogel allerdings verschwinden sie nach und nach aus der Region. Die Rastvogelpopulation der Westküste brütet in den Weiten der arktischen Tundra. Schon nach drei Wochen sind die Jungvögel flügge und machen sich kurz nach den Eltern auf den Weg in Richtung Wattenmeer. Hier futtern sich die starengroßen Schnepfenvögel, wie andere Rastvögel, die Energiereserven an, die sie für den kräftezehrenden Weiterzug gen Süden brauchen. Die meisten Alpenstrandläufer werden das Wattenmeer bis Ende Oktober verlassen und überwintern von den Britischen Inseln über Frankreich bis Mauretanien/Westafrika.

Beispiel 2: Ihre auffällige schwarz-weiß-braune Zeichnung mit leuchtend rotem Schnabel macht die Brandgans unverwechselbar. Da ist es Nebensache, ob es sich bei diesem Vogel um eine Gans oder eine Ente handelt (Brandente ist ihr zweiter, weniger bekannter, aber von Ornithologen bevorzugter Name). Brandgänse brüten an nahezu allen Küsten Europas. Einen großen Teil des nord- und mitteleuropäischen Bestandes, insgesamt geschätzte 150.000 Tiere, zieht es jedoch im Juli und August ins schleswig-holsteinische Wattenmeer. Vor der Küste des südlichen Dithmarschens wechseln sie ihr Federkleid. Während der Mauser sind die Tiere flugunfähig, deshalb brauchen sie in dieser Lebensphase ungestörte Ruhe.

Beispiel 3: Er gilt als Charaktervogel des Wattenmeeres und ist an seinem auffälligen schwarz-weißen Gefieder, dem langen, orangeroten Schnabel und dem schrillen, durchdringenden Ruf gut zu erkennen. Der Austernfischer ist der Tausendsassa unter den Küstenvögeln, kommt im Nationalpark als Brut-, Rast- und ganzjähriger Standvogel vor. Allerdings gehört der auch Halligstorch genannte, 39 bis 44 Zentimeter große Watvogel zu den Sorgenkindern des Naturschutzes, weil zu denen, deren Bestand seit Jahren kontinuierlich zurückgeht. An der Nordseeküste Schleswig-Holsteins brüten derzeit (noch) rund 10.000 Austerfischerpaare, im gesamten deutschen Wattenmeer sowie im küstennahen Binnenland sind es etwa 25.000.

Neben den drei genannten zählen Silbermöwen und Ringelgänse zu den insgesamt häufigsten Vögeln im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Mehr über diese „Flying Five“ erfahren Sie in dem gleichnamigen Faltblatt.

Auf Vogelexkursion kann man an unzähligen Orten im und am Nationalpark Wattenmeer gehen, an der Festlandsküste ebenso wie auf Inseln und Halligen. Wichtigste Voraussetzung: die Gezeiten beachten! Denn nur bei Flut versammeln sich besonders die arktischen Watvögel auf den Vorländern, teilweise auch im Binnenland und sind dann vom Deich aus gut zu sehen. Naturfreunde wissen schließlich: aus der Distanz beobachten – gern, näherkommen und stören – bitte nicht!

Hier eine kleine Auswahl an Vogelsammelplätzen entlang der schleswig-holsteinischen Nordseeküste ohne Anspruch auf Vollständigkeit: das Rantumbecken und der Königshafen auf Sylt, die Godelniederung auf Föhr, die Kniepbucht südlich von Wittdün auf Amrum, am Festland der Rickelsbüller und der Haike-Haien-Koog, die Hamburger Hallig und der Beltringharder Koog, die Husumer Bucht (Südseite oder nördlich des Dockkooges), der Bereich Westerhever/Tümlauer Bucht, das Katinger Watt, der Meldorfer Speicherkoog und die Vorländer bei Friedrichskoog. Die sicherste Methode, um gute Beobachtungsstandorte zu finden und zudem noch viel über die Vogelwelt des Wattenmeeres zu erfahren, ist übrigens eine geführte Wanderung mit den Experten der im Wattenmeer tätigen Naturschutzverbände!

Vorläufige Bilanz

© Marco Maier

Für eine endgültige Bilanz ist es noch zu früh, aber Trendmeldungen zeigen: Das Brutjahr 2016 war mittelmäßig. Lesen Sie mehr über die gefiederten Gewinner und Verlierer der Saison in unserer Pressemitteilung. Ergänzend dazu kam jetzt eine aktuelle Meldung von der Schutzstation Wattenmeer auf Langeneß: guter Bruterfolg!

Der Krabbe auf der Spur

© Claußen / LKN.SH

Nordseegarnele, Granat, Porre oder umgangssprachlich auch Krabbe – schon die unterschiedlichen Bezeichnungen sind ein Hinweis darauf, wie interessant der kleine Zehnfußkrebs aus der Nordsee ist. Tatsächlich kommt der Nordseegarnele (Crangon crangon) große ökologische sowie ökonomische Bedeutung im Wattenmeer zu. So ist sie ein wichtiger Räuber, eine wesentliche Nahrungsgrundlage etwa für Fische und zugleich ein relevantes Fangobjekt in der Fischerei.

Die Fischerei auf Nordseegarnelen erfolgt hauptsächlich vor Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Großbritannien, wobei die deutsche und die niederländische Fischereiflotten zusammen etwa 85 Prozent des jährlichen Gesamtfanges von etwa 35.000 Tonnen anlanden. An der deutschen Nordseeküste ist die Garnelenfischerei mit einem Jahreserlös von rund 30 Millionen Euro einer der bedeutenden Fischereizweige.

Nordseegarnelen, die kleiner sind als fünf Zentimeter, sogenannte untermaßige Krabben, sind aufgrund ihrer Größe nicht marktfähig und werden mit Hilfe eines Siebverfahrens nach dem Fang als Teil des Beifangs direkt wieder in die Nordsee zurückgeführt. Obwohl sich der Beifang auf zukünftige Erträge und auf die Krabbenpopulation auswirken könnte, ist über die Sterblichkeit dieser Größenklasse und die genaue Ursache kaum etwas bekannt.

Ein unerforschtes Gebiet

Als Tochter eines Krabbenfischers von der Halbinsel Eiderstedt und Masterstudentin an der Universität Bremen kam mir im Zuge eines Praktikums im Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft in Hamburg in Kooperation mit Andreas Dänhardt die Idee, in diesem noch verhältnismäßig unerforschten Gebiet meine Masterarbeit zu schreiben. Mit dieser Masterarbeit beabsichtige ich, die Sterblichkeitsrate eben dieser durch den Siebprozess aussortierten, untermaßigen Krabben zu ermitteln, die Ursachen für die Sterblichkeit einzugrenzen und Vorschläge für die Minimierung der Sterblichkeit zu erarbeiten. So könnten bei einem guten Verlauf der Arbeit Empfehlungen für eine nachhaltigere Fischerei getroffen werden.

Ermöglicht wird die Masterarbeit durch eine Zusammenarbeit der Universität Bremen, der Universität Hamburg, hiesiger Fischer und dem Multimar Wattforum in Tönning. Im Multimar bestand die Möglichkeit, insgesamt sechs Becken aufzustellen, die je in 48 einzelne Bereiche unterteilt sind. In diesen Becken befinden sich die pro Ausfahrt mit dem Krabbenkutter entnommenen Proben, bestehend aus jeweils 288 Krabben. Während der Versuchszeit werden die Nordseegarnelen bis zur Häutung oder ihrem Tod täglich beobachtet, gefüttert und ihre Vitalität wird ermittelt. Ergebnisse aus den Versuchen erhoffe ich mir bis zum Ende des Jahres.

Anne Bönisch, Masterstudentin „Marine Biology“ an der Universität Bremen

Am Ring erkannt

© Stock / LKN.SH

Wie alt wird ein Austernfischer? Selten älter als 20 Jahre, weiß man beim Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA). Ein Exemplar dieser für den Nationalpark Wattenmeer so charakteristischen Art hat es jedoch nachweislich bis zum Alter von mindestens 46 Jahren gebracht. Erkennbar ist das an der Beringung, die aus dem Jahr 1972 stammt – und damals muss der Vogel bereits mindestens ein Jahr alt gewesen sein. Gesichtet wurde der Austernfischer-Methusalem kürzlich im Hafen von Rotterdam. Weitere Informationen zu dem Sensationsfund finden sich auf der Website des DDA und in niederländischer Sprache bei Sovon.

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

Hochrangiger Besuch

© Claußen / LKN.SH

Der US-amerikanische Botschafter John B. Emerson war Ende Juli zwei Tage lang zu Gast im Nationalpark Wattenmeer und besuchte unter anderem das Multimar Wattforum. Lesen Sie mehr zu seinem weiteren Reiseprogramm in unserer Pressemitteilung.

Rubrik Aktive Naturschutzverbände neu

Der „Neue" auf Amrum

© Naturzentrum Amrum

Personalwechsel im Naturzentrum Amrum: Seit dem 17. Juli leitet Christian Vogel die Einrichtung in Nachfolge von Dr. Thomas Chrobock. Der „Neue“ stellt sich vor:

Moin Moin, mein Name ist Christan Vogel, ich bin 29 Jahre alt und seit Mitte Juli der neue Leiter des Naturzentrums Amrum des Öömrang Ferian i.f. Ich bin in Otterndorf an der Elbmündung geboren und aufgewachsen, habe dort schon viele Stunden im Watt verbracht. Nach der Schule absolvierte ich ein Studium der Biologie an der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg mit den Schwerpunkten Ökologie und Marine Biodiversitätsforschung. Im Rahmen dieses Studiums war ich mit dem Alfred-Wegener-Institut als Forschungstaucher auf Spitzbergen und mit dem Deutschen Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung zur Erforschung der Sandlückenfauna auf Madeira. Nach dem Studium wurde ein halbes Jahr lang Neuseeland erkundet und danach für zwei Jahre in einem Gutachter- und Planungsbüro gearbeitet.

Da diese Arbeit für mich aber nicht befriedigend war, habe ich mich nach neuen Möglichkeiten umgeschaut und so die freie Stelle des Geschäftsführers des Naturzentrums Amrum gefunden und mich darauf beworben, in der Hoffnung, im Naturschutz aktiver und direkter mitzuwirken. Mit der Betreuung der Schutzgebiete, unserer Öffentlichkeitsarbeit und der Zusammenarbeit mit den anderen Naturschutzverbänden und Nationalpark-Stationen sowie den Gemeinden und Bürgern hier auf der Insel sollte dies gelingen. Auf jeden Fall freue ich mich auf die neuen Herausforderungen, die mich hier erwarten, und das Leben auf dieser wunderschönen Insel.

© Sabine Gettner/Schutzstation Wattenmeer

Rundgang über den Bauhof des Landesbetriebes Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) in Husum mit Besichtigung der Werkstätten, des Trockendocks inklusive Sperrwerk und des erst kürzlich in Dienst gestellten Vermessungsschiffes „Oland“, Teilnahme am Kolloquium „Gemeinsam. Das gemeinsame Haus schützen“ in St. Peter Ording mit Persönlichkeiten aus Kirche, Medien und Wissenschaft, Strandspaziergang, Fahrradtour … ein umfangreiches Programm hatte sich der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig für seinen Besuch im und am Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer vorgenommen. Auf dem LKN-Bauhof – dem „Herzstück des Küstenschutzes“, wie LKN-Direktor Dr. Johannes Oelerich es in einem Kurzinterview formulierte – ließ sich Albig die mit dem Küstenschutz verbundenen vielfältigen Aufgaben erläutern und überzeugte sich davon, welch hohes Maß an Ressourcen von Mensch und Material hier vorgehalten wird.

Am Strand von St. Peter-Ording wurde der Besucher aus der Landeshauptstadt nicht nur von interessierten Urlaubsgästen, sondern von einem ganzen Tross von Medienvertretern umlagert. Detailliert nachvollziehen kann man die einzelnen Stationen der Sommertour des Ministerpräsidenten in Husum und St.Peter-Ording inklusive dem Interview mit dem LKN-Direktor auf dem Landesportal.

Glückwunsch

© Wagner / NLPV

Geburtstagsfeier in Cuxhaven: Die Gründung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer jährte sich bereits am 1. Januar, nun wurde das 30jährige Jubiläum im neuen UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentrum mit vielen Gästen begangen, darunter der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel sowie der Leiter der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer Detlef Hansen. „Wir alle hier in Tönning freuen uns, dass wir mit euch so versierte und angenehme Partner haben, die die Arbeit am gemeinsamen Wattenmeer-Nationalpark oft zur reinsten Freude machen. Vielen Dank dafür!“, hatte Hansen bereits im Januar in einer Glückwunschadresse an seinen niedersächsischen Kollegen Peter Südbeck geschrieben.

„Wir feiern heute eine naturschutzpolitische Erfolgsgeschichte, wie es sie weltweit nur selten gibt“, sagte Umweltminister Wenzel in seiner Begrüßungsansprache (Foto oben), und: „Das Wattenmeer steht in einer Reihe mit Einrichtungen wie dem Yellowstone-Nationalpark in den USA, dem australischen Barrier Reef oder der Serengeti in Afrika.“ In Kürze wird der Geburtstag noch einmal im Mittelpunkt stehen, und zwar bei einem Empfang zum Abschluss des „Wadden Sea Days“ am 25. August in Wilhelmshaven. Schwerpunkt dieser vom Gemeinsamen Wattenmeersekretariat (CWSS) und der niedersächsischen Nationalparkverwaltung ausgerichteten Tagung ist das Thema Zugvögel.

Der niedersächsische Wattenmeer-Nationalpark wurde nur wenige Monate nach dem schleswig-holsteinischen (Stichtag 1. Oktober 1985) gegründet. Er erstreckt sich vor der niedersächsischen Küste zwischen der Grenze zu den Niederlanden am Dollart und der Elbmündung bei Cuxhaven und umfasste ursprünglich eine Fläche von 244.000 Hektar; nach zwei Erweiterungen sind es heute 345.000 Hektar. Zum Vergleich: In Schleswig-Holstein waren es ursprünglich 281.000 Hektar, seit der Novelle des Nationalparkgesetzes 1999 sind es rund 440.000 Hektar. Beide Nationalparke bilden heute, gemeinsam mit dem Hamburger Schutzgebiet sowie den niederländischen und dänischen Wattlandschaften, das Weltnaturerbe Wattenmeer.

Rubrik Wussten Sie schon, dass neu

Bayern

© Willow / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Der Nationalpark Bayerischer Wald wurde bereits 1970 gegründet und 1997 auf eine Größe von 24.250 Hektar erweitert. Der Nationalpark liegt an der Grenze zu Tschechien und bildet mit dem angrenzenden tschechischen Böhmerwald die größte zusammenhänge Waldfläche Mitteleuropas. „Natur Natur sein lassen“ – dieser Philosophie ist man hier früh gefolgt: Wälder, Moore, Bergbäche und Seen entwickeln sich seit bald 50 Jahren zu einer einmaligen Wildnis. Eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen – um die 14.000 Arten – haben darin eine Heimat gefunden, im 250 Hektar großen Tierfreigehege in Neuschönau auch Luchse, Wölfe, Elche und Bären. Das Bärenpaar Luna und Benny hat dort erst vor wenigen Wochen Nachwuchs bekommen: zwei quirlige Bärenkinder.

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

Das Wattenmeer holt auf

Der Nationalpark Bayerischer Wald ist und bleibt der bekannteste in Deutschland – aber das Wattenmeer holt auf in Sachen Popularität. „Wir stehen ganz gut da“, sagt die in der Nationalparkverwaltung für das sozioökonomische Monitoring verantwortliche Expertin Christiane Gätje. Auffallend sei, dass die im Rahmen dieses Monitorings Befragten weniger die länderspezifischen Bezeichnungen (Schleswig-Holsteinisches, Niedersächsisches, Hamburgisches) im Kopf haben, sondern das Wattenmeer mehrheitlich als einheitlichen „Nationalpark Wattenmeer“ betrachten. „Da gibt es offenbar ein gutes Gefühl dafür, dass es sich hier zwar um drei Bundesländer, aber ein Ökosystem handelt“, so Gätje.

Um die Entwicklung der Wattenmeerregion umfassend zu beschreiben und Trends frühzeitig zu erkennen, reiche eine Fokussierung auf ökologische Parameter allein nicht aus, erläutert sie den Hintergrund der wissenschaftlichen Erhebungen. Erst durch den ergänzenden Blick auf die regionale Tourismuswirtschaft, die naturtouristischen Angebote und auf die Einstellungen sowohl der Einheimischen als auch der Urlaubsgäste ergebe sich ein ganzheitliches Bild. „Und genau diesem Zweck dient das sozio-ökonomische Monitoring in der Nationalparkregion, abgekürzt SÖM Watt“, so die Biologin mit Zusatzstudium im Fach Umweltökonomie. Es sei Teil des wattenmeerweiten Monitoring-Programmes TMAP, ausgewertet werden amtliche Statistiken, Berichte der betreuenden Naturschutzverbände und der Nationalpark-Wattführer ebenso wie Gästebefragungen und – im SÖM-Bericht 2016 – eine Vorstudie des Instituts für Management und Tourismus (IMT) der Fachhochschule Heide gemeinsam mit der inspektour GmbH zur Relevanz der UNESCO-Welterbestätten und Nationalparke für die Wahl des Urlaubsortes.

Der alljährliche SÖM-Watt-Bericht liefert belastbare Daten unter anderem zur Beliebtheit von Wattexkursionen und Nationalpark-Informationseinrichtungen, zu Wissen und Eindrücken der Menschen über den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer – und fördert 2016 eine Merkwürdigkeit zutage. Denn bei der Wahrnehmung von Welterbestätten herrscht in der Bevölkerung offenbar Verwirrung: „Selbst wenn hier nur nach WeltNATURerbestätten gefragt wird, rangieren der Kölner Dom und kurioserweise ‚Dresden‘ weit oben – und das, obwohl der Kulturlandschaft Dresdner Elbtal im Jahr 2009 der WeltKULTURerbestatus – mit großem Presseecho – aberkannt wurde“, wundert sich Christiane Gätje. In den Befragungen erreicht das Weltnaturerbe Wattenmeer den zweiten Platz bei der Abfrage nach der Bekanntheit. Diese und viele weitere Details sind in dem kompletten Bericht nachzulesen, der hier zum Download bereit steht.

brik-me

Nachwuchs

© Ahlborn / LKN.SH

„Nachwuchs“ im Nationalpark: Zwar nicht ganz frisch geschlüpft, aber dennoch die Jüngsten im Nationalpark-Team sind unsere beiden neuen Bundesfreiwilligen, Lisa Schattenberg und Lasse Fromberg. Lisa ist 18 und kommt aus Bad Sachsa vom Südrand des Harzes. Sie wollte nach dem Abi einen Tapetenwechsel, unbedingt an die Nordsee und da sie das Multimar bereits aus einem Urlaub kannte, hält sie es für sie einen sehr passenden Platz für ihren BFD. Mit ihrer kreativen Ader wird sie in den nächsten zwölf Monaten die Bildungsarbeit in unserem Nationalpark-Zentrum bereichern.

Lasse ist ebenfalls 18 und ein echter Nordfriese. Er kommt aus Hattstedt und hat sich schon immer für Natur und Tiere interessiert. Dazu passt nicht nur, dass er seit zehn Jahren bei den Schobüller Pfadfindern aktiv ist, sondern auch, dass er als Junior Ranger in Husum unterwegs war und nun seinen BFD in der Öffentlichkeitsarbeit der Nationalparkverwaltung macht. Lisa und Lasse, schön, dass ihr da seid!

Silke Ahlborn

Die drei deutschen Weltnaturerbestätten stellt ein neuer Flyer vor. Neben dem deutsch-niederländisch-dänischen Wattenmeer sind das die durch den Ausbruch eines Maarvulkans entstandene Fossilien-Lagerstätte Grube Messel in Hessen sowie die alten Buchenwälder in insgesamt fünf Schutzgebieten zwischen Ostseeküste (Nationalpark Jasmund) und Mittelgebirge (Nationalparke Hainich und Kellerwald).

Die Auszeichnung „Welterbe“ verleiht die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) auf Vorschlag der jeweiligen Ländern an Stätten, die einen universellen Wert für die Menschheit besitzen, die einzigartig und unersetzlich sind und darum erhalten werden müssen. Basis ist die von 191 Staaten unterzeichnete Welterbekonvention von 1972. Aktuell umfasst die von der UNESCO geführte Liste weltweit 814 Kulturdenkmäler und 203 Naturstätten; weitere 35 Stätten gehören sowohl dem Kultur- als auch dem Naturerbe an. In Deutschland sind es neben den oben genannten 3 Natur- 38 Kulturerbestätten.

Vortragsreihe

© Brunckhorst / LKN.SH

Zum Abschluss der Vortragsreihe zum Thema Wale im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum stehen im September zwei Termine an: Am 1. des Monats stellt Dr. Joseph Schnitzler vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover unter dem Titel „Wissenschaftliche Untersuchungen zu Pottwalstrandungen“ die Erkenntnisse der Forscher vor. Zwei Wochen später, am 15. September, lautet der Vortragstitel „Pottwalstrandungen an der Westküste Schleswig-Holsteins“. Referent ist dann der Leiter des Multimar Wattforums Gerd Meurs-Scher. Die Veranstaltungsreihe endet am 29. September mit einem Vortrag von Dr. Klaus Heinrich Vanselow (Universität Kiel) zur Frage „Können Sonnenstürme Pottwalstrandungen auslösen?“. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 19.30 Uhr. Weitere Informationen unter www.multimar-wattforum.de/vortragsreihe.

Eine ganze Woche – und mehr – rund um den Nationalpark Wattenmeer bietet die Gemeinde Meldorf, mit einem großen Hafenfest als Höhepunkt am letzten Augustwochenende. Beginn war bereits am gestrigen 15. August mit der Eröffnung der Fotoausstellung „Weltnaturerbe Wattenmeer“ in den Räumen der Sparkasse Westholstein. Sie wird dort bis zum 28. August zu den Geschäftszeiten zu sehen sein.

Wattführungen und Exkursionen zu verschiedenen Themen sind dann vom 20. bis 26. August geplant, am 24. zeigt das Kino Meldorf den Film „Die Nordsee von oben“ (17.00 Uhr). Sport, Spiel und viel Information in maritimer Umgebung schließlich verspricht das große Hafenfest im Speicherkoog – mit Tertiusregatta, Hafengottesdienst, Preisrätsel, Mitmach-Aktionen und viel Musik von Shanties bis Blues. Im Rahmen des Festes werden am Sonnabend (27.) auch die Nationalpark-Partner-Urkunden an den Meldorfer Segler-Verein sowie als weiteren neuen Nationalpark-Partnern dem Atelier für historische Schriften, dem Haus Peters (Tetenbüll) und dem Naturzentrum Mittleres Nordfriesland verliehen (siehe Nationalpark Nachrichten, Ausgabe Juli 2016).


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Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
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