Schleswig-Holstein

15.12.2015 |

Dezember 2015

MOIN, MOIN,
liebe Leserinnen und Leser der Nationalpark Nachrichten! Rechtzeitig vor Weihnachten senden wir Ihnen, verbunden mit den besten Grüßen zum Fest und zum Jahreswechsel, die aktuelle Ausgabe unserer Nationalpark Nachrichten mit viel "Stoff" zum Lesen (zum Beispiel den Ausblick unseres "Nationalpark-Ministers") und Schauen (unseren Rückblick aufs Jubiläumsjahr in Bildern). Viel Spaß dabei - und auf ein gesundes "Wiederlesen" im nächsten Jah

Rubrik Aktuelles neu

Blick in die Zukunft

© Schnabler / LKN-SH

Wir haben in diesem Jahr auf 30 Jahre Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zurückgeblickt. Damals, in den 1980ern, waren die Salzwiesen im Vorland golfrasenkurz geweidet, Jäger schossen jährlich 10.000 Enten im Wattenmeer, Tiefflieger brachten Vogelwärter zur Verzweiflung, Deichbauer und Naturschützer trennten tiefe Gräben. Es gab Schaumberge am Meeresufer, Öl an den Füßen und relativ wenige scheue Seehunde und Ringelgänse. All dies hat sich gewandelt. Es wurde besser, viel besser! Die in 30 Jahren erzielten Erfolge wurden in den vergangenen Monaten bei vielen Gelegenheiten dargestellt – auch hier in den Nationalpark Nachrichten. Ich möchte einige Beispiele mit Blick in die Zukunft geben, die mir als „Nationalpark-Minister“ besonders am Herzen liegen.

Am 13. Juli wurde von Muschelfischern, Naturschutzverbänden und mir eine Eckpunktevereinbarung unterzeichnet. Sie soll den Muschelfischern eine rechtssichere Zukunft bieten und Basis für die Naturverträglichkeit dieser Nutzung im Nationalpark sein. In den kommenden Monaten liegt noch ein anspruchsvolles Antrags- und Genehmigungsverfahren vor uns – ich bin hoffnungsvoll, dass wir das gemeinsam für die nächsten 15 Jahre hinkriegen. Mit den neuen Eckpunkten werde ich einen Antrag der Muschelfischer auf das Nachhaltigkeitssiegel MSC unterstützen.

Zukunftsthema Krabbenfischerei

Ein weiteres wichtiges Fischereithema ist die Krabbenfischerei. Hier will ich gemeinsam mit den Krabbenfischern Wege zu einer Verbesserung der Naturverträglichkeit finden.

Seit zwanzig Jahren gibt es eine Verordnung des Bundes, die das Befahren des Nationalparks mit Wasserfahrzeugen regelt. Sie muss dringend aktualisiert werden, da die darin getroffenen Regelungen nicht mehr den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen. So basiert zum Beispiel die derzeit gültige Befahrensverordnung noch auf der alten Nationalparkgrenze von 1985. Eine Aktualisierung ist daher auch und vor allem im Sinne all derer, die mit ihren Booten und Schiffen im Wattenmeer unterwegs sind.

Dazu leistet die Nationalparkverwaltung bereits gute Vorarbeit. Mit der Schifffahrt, Fischern, Wassersportlern, Naturschutzverbänden sowie lokalen und regionalen Institutionen laufen Gespräche, die sehr hoffnungsvoll sind. Das gilt auch für Kitesurfer, die eingebunden werden. Surfen und Naturschutz gehören zusammen. Surfer sind dicht an der Natur. Wir wollen diesen jungen Sport auch an der Westküste. Ziel ist es, seine Ausübung weiter zu ermöglichen, und zwar so, dass dies im Einklang mit der Natur geschieht. Wenn alle Gespräche gelaufen sind, werden wir über das weitere konkrete Vorgehen entscheiden.

Zukunftsthema Klimawandel

Blicken wir noch weiter nach vorn, so wird uns auch bewusst: Das große Zukunftsthema im Wattenmeer ist die Frage, wie wir mit den zu erwartenden Folgen des Klimawandels umgehen. Nach Einschätzung von Fachleuten ist es fraglich, ob die natürliche Aufhöhung des Watts durch Sedimentation mit einem beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels Schritt halten kann.

Experten des LKN und meines Hauses haben mit Beteiligung der Insel- und Halligkonferenz, der Schutzstation Wattenmeer und des WWF die Strategie Wattenmeer 2100 erarbeitet, in der wir weit in die Zukunft schauen, aber auch benennen, was heute zu tun ist. Dabei zeigte sich einmal mehr, was vor Ort längst gelebt wird: ein gemeinsames Verständnis von Küsten- und Naturschutz für den Erhalt und die Entwicklung des Wattenmeeres, zum Wohl der Natur und der Menschen!

Für mich persönlich bleibt als Wichtigstes anlässlich des 30. Geburtstags unseres Nationalparks: Gehen Sie selbst ins Watt! Wir haben ein wunderschönes, spannendes Stück Heimat vor unserer Westküste. Das unmittelbare Erleben dieser großartigen Natur begeistert mich immer wieder. Gemeinsam tragen wir Verantwortung dafür, dass sie erhalten bleibt.

Dr. Robert Habeck, Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein

Günter Flessner

© Archiv Zeitzeugenprojekt Wattenmeer

Von 1975 bis 1988 Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Schleswig-Holstein

1. Was verbindet Sie persönlich mit dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer?

Zu Beginn meiner Ministertätigkeit in Kiel spielte als Folge vorausgegangener schwerer Sturmfluten der Küstenschutz eine besondere Rolle. Mit der Vordeichung der Nordstrander Bucht war das letzte große Vorhaben dieser Art im Nordseeküstenbereich abgeschlossen. Der Naturschutz betrat jetzt eindrucksvoll die politische Bühne und forderte seine Rechte ein. Es war, Anfang der 1980er Jahre, Zeit, ein Vorhaben wieder anzugehen, das schon einmal vom Landesjagdverband ins Gespräch gebracht worden war: den Wattenmeer-Nationalpark.

Das 137.000 Hektar große Nordfriesische Wattenmeer hatten wir 1982 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Daneben gab es viele kleinere Schutzgebiete, auch im Dithmarscher Teil des Wattenmeeres. Aber es gab auch viele Nutzungen wie den Fremdenverkehr, die Fischerei, es gab Müllverklappungen, militärische Nutzungen, Ölbohrungen und anderes mehr. Hier galt es, sorgfältig abzuwägen zwischen Erfordernissen des Naturschutzes und den Belangen der Naturnutzer. Dieser Prozess war mühsam, sehr zeitaufwendig und mitunter auch verletzend. Drei Jahre hat es gedauert von der Ankündigung bis zum Gesetz. Es gibt nur wenige landespolitische Vorhaben, die so bewegt diskutiert wurden wie der Nationalpark. Es hat sich aber gelohnt.

2. Welche Errungenschaft halten Sie für die wichtigste seit Gründung des Nationalparks im Jahre 1985?

Es gibt inzwischen sicherlich viele solcher Errungenschaften, die man für die wichtigsten halten könnte. Ich halte aber nach allem, was vorausgegangen war, die Gründung eines eigenständigen, staatlichen Nationalparkamtes und die Bestellung des gelernten Wasserbauers und gebürtigen Eiderstedters Friedrich Heddies Andresen zum Gründungsamtsleiter und langjährigen Chef für besonders erwähnenswert. Wir haben ihm viel zu verdanken. Im Übrigen sollten wir bedenken, dass Schleswig-Holstein nicht allzu viel vorzuweisen hat, was auch international bekannt ist. Der Nationalpark Wattenmeer ist es aber. Die Tatsache, dass es ihn gibt, ist vielleicht die größte Errungenschaft.

3. Wo steht der Nationalpark in Sachen Wattenmeerschutz im 30. Jahr seines Bestehens?

Ich glaube, dass der Nationalpark inzwischen gut dasteht, soweit ich das beurteilen kann. Die Schutzbemühungen werden aber nach meiner Einschätzung nie aufhören, weil das Wattenmeer sich ständig ändert und es immer wieder Bestrebungen geben dürfte, den Schutzstatus zu verändern.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

Operation Sterntaucher

© Grimm

Manchen Vögeln ist nicht gut beizukommen. Sie entziehen sich den Blicken, leben heimlich an unzugänglichen Orten, sind unauffällig, scheu und tauchen lieber ab als auf. Seetaucher sind in dieser Hinsicht die Rekordhalter an unserer Küste. Die Biologin Monika Dorsch, ehemals Vogelwartin auf Trischen, und ihre Kollegen von BioConsult SH, der Universität Gießen und der DHI Group spüren ihnen nun nach. Hightech und harte Burschen sind dafür im Einsatz.

Zum Hintergrund: Zwei schwer unterscheidbare Arten von Seetauchern, Sterntaucher und Prachttaucher, überwintern in lockeren Trupps (1 bis 5 Individuen pro Quadratkilometer) an der deutschen Nord- und Ostseeküste. Die Tiere kommen in zunächst geringer Zahl im November. Bis April nehmen die Bestände auf der deutschen Nordsee auf etwa 16.000 Stern- und 2.000 Prachttaucher zu, dann ziehen die Vögel in ihre arktischen Brutgebiete ab. Die Tiere halten sich seewärts des Wattenmeeres bis hundert Kilometer vor der Küste auf. Ihr Verbreitungsschwerpunkt überschneidet sich mit mehreren geplanten Offshore-Windparks.

Unglücklicherweise gelten genau diese beiden Arten als mit am empfindlichsten gegenüber diesen Windkraftanlagen: Beide haben sehr hohe Fluchtdistanzen gegenüber Schiffen, fliegen meist schon aus mehreren hundert Metern Entfernung auf oder tauchen ab. Über dem Meer fliegen sie niedrig und schnell, können kaum manövrieren und technischen Bauwerken schlecht ausweichen. Der schnelle Flug mit ihren schmalen Flügeln ist zudem sehr energieaufwendig.

Etwas anderes kommt hinzu: Da die Tiere die meiste Zeit auf dem Wasser verbringen, geraten sie oft in Kontakt mit Öl und weisen die höchsten Verölungsraten aller Vögel der Nordsee auf. Über 80 Prozent der gefundenen Sterntaucher sind Opfer illegaler Öleinleitungen.

Das Seegebiet, in dem sich die Interessen der deutschen Energiewirtschaft und der arktischen Seetaucher überschneiden, wird seit Jahren beforscht, damit der Ökostrom naturverträglich generiert wird. Das von 2014 bis 2018 laufende Forschungsvorhaben DIVER des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie soll nun die Bewegungsmuster und Lebensraumansprüche der Seetaucher analysieren und die Auswirkungen der Windkraftanlagen auf ihren Lebensraum beschreiben.

Blick aufs ganz Große mittels Telemetrie

Wegen der schwierigen Beobachtungsbedingungen auf der winterlichen Nordsee sowie der Scheu und Unauffälligkeit der Tiere kann ihr Verhalten nicht allein durch die Beobachtung von Schiffen aus erkannt werden. So wie das Mikroskop den Blick ins Kleine öffnet, ermöglicht die Telemetrie heute den Blick aufs Große, beim Einsatz der Satellitentelemetrie sogar aufs ganz Große. Dafür müssen die Tiere allerdings gefangen werden.

Aber wie fängt man einen Vogel, der auf der offenen Nordsee lebt und minutenlang abtaucht oder davon fliegt, wenn man sich ihm auf einen halben Kilometer nähert? Die BioConsult-Biologen haben einen Weg gefunden: In mondlosen, windarmen Nordseenächten kreuzen sie, eingepackt in Überlebensanzügen und mit GPS-Notsignalen versehen, stundenlang mit Schlauchbooten über die See und leuchten sie mit Scheinwerfen ab. Irgendwann haben sie einen Sterntaucher im Lichtkegel. Geblendet und irritiert verharrt er und kann mit einem Kescher, Geschick und Glück gefangen werden. Auf dem nahen Mutterschiff erhält der Vogel dann von einem darauf spezialisierten Tierarzt einen Satellitensender und wird wieder freigesetzt.

Bisher wurden 16 Sterntaucher so besendert, insgesamt 45 sollen es werden. Etwa zwei Jahre lang werden die Sender alle ein bis drei Tage ihre aktuelle Position an die ARGOS-Satelliten schicken. Die Positionsmeldungen der im März und April ausgerüsteten Tiere stehen im Netz (www.divertracking.com) und begeistern die Forscher.

Neue Erkenntnisse zu Brut- und Rastgebieten

Die in der Deutschen Bucht überwinternden Sterntaucher brüten in einem riesigen Areal, das von der sibirischen Taimyr-Halbinsel über Nordskandinavien bis nach Island und sogar Nordost- und Westgrönland reicht. Letzteres war so bisher noch nicht nachgewiesen worden. Neu ist auch die Erkenntnis, dass der Golf von Riga für die Brutvögel der russischen Eismeerküste während ihres Zuges von der Nordsee ins Brutgebiet und zurück das vielleicht wichtigste Zwischenstopp-Rastgebiet ist.

Die Satellitensender werden in den kommenden Monaten erstmals Daten von Tieren übermitteln, die vor unserer Küste überwintern. Monika Dorsch blickt in diesen Tagen schon auf das Sterntaucherweibchen mit der Sendernummer #40. Seit seiner Besenderung im März hat der Vogel über 9.000 Kilometer zurückgelegt. Das Tier hatte den Sommer im Ob-Delta in Sibirien verbracht und ist nach Zwischenrast am Weißen Meer und Finnischen Meerbusen in die Deutschen Bucht zurückgekehrt. Aktuell hält sich #40 vor der Rheinmündung in niederländischen Gewässern auf. Bald aber, darauf wartet Monika Dorsch, wird die zweitägliche „Ich bin dann mal da“-Meldung an ARGOS auf ein Meeresgebiet vor dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches hinweisen. Dann wird es richtig spannend.

Seetaucher bilden als Gaviiformes eine eigene Ordnung der Vögel. Stern- und Prachttaucher haben etwa die Größe einer Stockente. Sie brüten zirkumpolar in den kälteren Regionen Europas, Asiens und Amerikas an kleineren Gewässern der Tundra und Taiga. An Land sind sie wegen der weit hinten ansetzenden Beine sehr unbeholfen. Im Wasser tauchen sie im sanften Bogen ab und jagen über eine Minute nach Fischen. In der Nordsee fressen sie hauptsächlich Heringe und Dorschartige von 25 Zentimeter Größe. Sie können über 20 Jahre alt werden. Im Winter rasten schätzungsweise 40.000 Sterntaucher und 10.000 Prachttaucher in Europa.

Hendrik Brunckhorst

Nachwuchs im Watt

© Stock / LKN-SH

Von der Hochseeinsel Helgoland wurden bereits im November die ersten Geburten und mittlerweile sogar ein Geburtenrekord gemeldet, Anfang Dezember hat sich auch im Nationalpark Wattenmeer Kegelrobbennachwuchs eingestellt: Auf den Außensänden vor Sylt und Amrum wurden die ersten Jungen geboren. Lesen Sie dazu die Pressemitteilung der Schutzstation Wattenmeer.

Das Tönninger Bio-Hotel Miramar (Foto oben), das Restaurant Roter Haubarg in Witzwort sowie das evangelische Kurzentrum „Gode Tied“ in Büsum: Diese drei Nationalpark-Partner können sich seit Kurzem in einem Video vorstellen. Die Kurzfilme wurden im Rahmen des EU-geförderten Vorhabens „PROWAD – Protect and Prosper – Nachhaltiger Tourismus im Weltnaturerbe Wattenmeer“ produziert; in der gesamten Wattenmeerregion sind zehn solcher Filmporträts von nachhaltigen Betrieben entstanden. „Das Weltnaturerbe bringt uns eine Menge. Aber nicht unmittelbar – es dauert ein bisschen.“ So begründet Miramar-Inhaber Uwe Peter, warum er seinen Betrieb als Bio-Hotel führt und warum ihm der Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer wichtig sind. Der Inhaber des Roten Haubargs Jürgen Reck betont in „seinem“ Video: „Wir sind mit dieser Landschaft verbunden und wollen, dass sie erhalten bleibt.“ Und für das Kurzentrum „Gode Tied“ sagt Geschäftsführerin Andrea Boyer: „Wir sind überzeugt, dass ein nachhaltiger und ökologischer Ansatz wichtig ist.“

Achtungserfolg

© BeachExplorer / Kirsten Thiemann

Einen Achtungserfolg haben die Nationalpark-Partner im Wettbewerb um den Tourismuspreis Schleswig-Holstein errungen: Unter 39 Bewerbern kamen sie mit ihrem Projekt „Nationalpark-Partner in Schleswig-Holstein – Wir l(i)eben das Wattenmeer“ unter die „Top 10“. Für einen Platz auf dem Siegertreppchen hat es dann allerdings nicht gereicht. Aber immerhin ist der Lebensraum Wattenmeer dort vertreten: Die Schutzstation Wattenmeer belegte den zweiten Platz mit ihrem BeachExplorer (Foto) und dem BalticExplorer, mit deren Hilfe Strandfunde bestimmt werden können. Gewinner war die Gebietsgemeinschaft Grünes Binnenland, als Dritter platzierte sich die Tourismuszentrale Holsteinische Schweiz. Der Tourismuspreis wird von der Tourismus-Agentur sowie dem Tourismusverband und dem ADAC Schleswig-Holstein unter Schirmherrschaft des Wirtschaftsministers Reinhard Meyer vergeben.

Partnerschaft erneuert

© Wells / LKN-SH

Im Kreise der Nationalpark-Partner willkommen geheißen wurde vor wenigen Tagen der Hallig-Krog auf der Hamburger Hallig. Oder besser gesagt: Eine bestehende Partnerschaft wurde erneuert, nachdem Erik Brack den Betrieb mit Beginn der Saison 2015 von Hans-Hermann Lätari übernommen hatte (siehe Nationalpark Nachrichten Ausgabe Februar). „Die Nationalpark-Partnerschaften sind nicht nur an Unternehmen, sondern auch an die dahinterstehenden Personen gebunden“, erläutert Matthias Kundy aus der Nationalparkverwaltung. Gemeinsam mit dem Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen überreichte er das Partnerschild und jede Menge Infomaterial an Erik Brack.

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

Ganz Kleines ganz groß

© Claußen / LKN-SH

Die filigrane Schönheit von winzigen Kieselalgen offenbart sich erst unter dem Mikroskop: eine Vielfalt an perfekten Kreisen, Ovalen, Dreiecken, Rechtecken und anderen künstlerischen Gebilden. Im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum können Besucher die faszinierenden Kieselalgen mithilfe von Wentzscopes – das sind Mikroskope mit einem besonders großen Guckloch – unter die Lupe nehmen. Wer genau hinschaut, entdeckt dort ein ungewöhnliches Objekt: ein aus Kieselalgen gelegtes Fahrrad.

Kieselalgen kommen auch im Wasser des Wattenmeeres massenhaft vor und sind kleine Wunder: Statisch perfekt halten ihre Schalen größte Druckbelastungen aus – und das bei minimalem Materialeinsatz. So etwas erfreut Ingenieure und Konstrukteure: Bei technischen Lösungen orientiert sich die sogenannte Bionik gern an solchen Vorbildern aus der Natur.

Alina Claußen

Nordsee bei Nacht

© Langmaack

In den Wintermonaten zeigt sich das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum von seiner dunklen Seite: Einmal im Monat werden abendliche Führungen entlang der 37 Aquarien und damit Einblicke in die Nordsee bei Nacht geboten. Die große Erlebnisausstellung wirkt abends völlig anders als tagsüber. Überall ist Ruhe eingekehrt – nur in den Aquarien werden die nachtaktiven Tiere munter: Aale kommen aus ihren Verstecken, Katzenhaie gehen auf Futtersuche, der Hummer wagt sich aus seiner Höhle und geht auf die Jagd nach kleinen Krebsen und Muscheln. Die Seewölfe liegen ruhig auf dem Sand und zeigen ihre scharfen Zähne. Der bunte Kuckuckslippfisch wirkt im Schein der Taschenlampen exotisch und geheimnisvoll.

Termine für die Nachtführungen sind der 14. Januar, 11. Februar und 10. März 2016. Sie beginnen jeweils um 19.00 Uhr und dauern rund eine Stunde. Weitere Infos im Internet unter: www.multimar-wattforum.de/nachts. Übrigens, gut zu wissen für die bevorstehenden Feiertage: Geschlossen ist das Multimar Wattforum nur am 24. Dezember. An allen anderen Tagen ist es von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

Das war unser Jahr

© Ahlborn / LKN-SH

Vor 30 Jahren wurde der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gegründet, und dieses Jubiläum wurde im Verlauf des Geburtstagsjahres 2015 auf vielerlei Weise begangen. Nationalpark-Partner beteiligten sich an den verschiedenen Veranstaltungen jeweils am 30. eines Monats ebenso wie die Nationalparkverwaltung sowie viele Freunde und Unterstützer. Hier ein kleiner Rückblick in Bildern. Das war unser Jahr:

Das Thema Kitesurfen hat die Nationalparkverwaltung in den vergangenen Wochen intensiv beschäftigt. Denn im Zuge der geplanten Neufassung der veralteten Befahrensverordnung des Bundes sollen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, wie in den anderen Wattenmeer-Nationalparken, Surfgebiete ausgewiesen werden. Auf Sylt und an der Westküste Eiderstedts hat sich ein großer Kreis von Beteiligten bereits auf entsprechende großflächige Areale verständigt. Den aktuellen Stand der Dinge nachlesen und das entsprechende Kartenmaterial einsehen können Sie in dieser Pressemitteilung.

Auch dänische Schulen

© Wells / LKN-SH

Sechs neue Bildungseinrichtungen sind jetzt Nationalpark-Schulen – und mit der Hans-Helgesen-Schule in Friedrichstadt, der Danske Skole Husum sowie der Tönninger Uffe-Skolen erstmals auch drei dänische. Das passt zu den Lehrplänen in allen dänischen Kindergärten und Schulen, in denen in diesem Schuljahr das Thema Nachhaltigkeit einen Schwerpunkt bildet.

Der nächste Schritt aus Sicht der drei neuen Nationalpark-Schulen ist es nun, geeignetes Unterrichtsmaterial in dänischer Sprache zu erstellen. Einiges gibt es bereits, denn das dänische Wattenmeer ist ebenfalls Nationalpark und seit 2014 auch Weltnaturerbe. Den Angaben zufolge soll im Februar ein Treffen mit dem dänischen Schulverein, der Nationalparkverwaltung und der Internationalen Wattenmeerschule stattfinden, um Vorhandenes zu sichten, Neues zu planen und die Vernetzung voranzutreiben. Weitere Informationen dazu entnehmen Sie unserer Pressemitteilung.

Engagiert seit 25 Jahren

© Commerzbank

Sie sind in Nationalparks, Biosphärenreservaten und Naturparks mit großen Engagement aktiv: Junge Menschen, die ein von der Commerzbank gesponsertes Umweltpraktikum absolvieren. Das Projekt ist nur fünf Jahre jünger als der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: Seit nunmehr 25 Jahren gibt es das Commerzbank-Praktikum, und das Jubiläum wurde Ende November mit einer Feierstunde in der Frankfurter Commerzbank-Zentrale begangen.

Auch im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sind Commerzbank-Praktikanten und -Praktikantinnen von Beginn an wichtige Stützen der Arbeit. Sie werden hier hauptsächlich in der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt. „Ohne das Commerzbank-Praktikum wäre ich heute nicht hier, es war quasi mein ‚Reinrutschen‘ ins Wattenmeer“, sagt Silke Ahlborn, seit ihrem Praktikum 1997 auf der Hallig Langeneß in der Nationalparkverwaltung tätig. Ihren Angaben zufolge liegt die Zahl der „Ehemaligen“ im Nationalpark Wattenmeer bei mittlerweile mehr als 100. Und immer wieder bietet das Praktikum Einstiegsmöglichkeiten in die Berufswelt. Übrigens: Bis zum 15. Januar läuft noch die Bewerbungsphase für die Commerzbank-Praktika 2016 im Nationalpark Wattenmeer. Weitere Informationen dazu auf dieser Seite.

brik-me

Tschüss, Regine!

© Claußen / LKN-SH

Nach 17 Jahren im Landesdienst und für den Nationalpark ist kürzlich Regine Brauer in den Ruhestand verabschiedet worden. „Du bist und warst unser Gesicht vor Ort“, sagte der Leiter der Nationalparkverwaltung bei einer Abschiedsfeierstunde im Multimar Wattforum und gab einen kurzen Abriss von Regines langjähriger Tätigkeit als Rangerin auf Nordstrand: „Du gabst Informationen über unser wertvolles Schutzgebiet an Einheimische und Gäste. Du hast unser Monitoring unterstützt – Vögel gezählt, Veränderungen beobachtet und dokumentiert. Die jungen Kolleginnen und Kollegen der betreuenden Naturschutzverbände hatten mit dir eine sichere und kompetente Ratgeberin. Und wenn mal Hand bei Schildern oder Zäunen angelegt werden sollte, hast du nie gezögert und handwerkliches Geschick gezeigt …“

Die in Vaale im Kreis Steinburg geborene Regine Brauer war, wie sie selbst sagt, „von Kindesbeinen an naturbegeistert.“ Ihre Laufbahn im Naturschutz habe 1994 hauptsächlich mit Wattführungen zur Hallig Südfall begonnen, „denn ich wohne günstig, direkt am Nationalpark und Weltnaturerbegebiet“. 1998 wurde sie beim damaligen Nationalparkamt (heute Nationalparkverwaltung) als Mitarbeiterin im Infozentrum auf Nordstrand angestellt, wechselte später in den Außendienst als Rangerin.

„Ich mag die interessanten abwechslungsreichen Arbeiten in der Natur“, sagte Regine Brauer den „Nationalpark Nachrichten“, und: „Die Kontakte mit vielen Menschen waren sehr schön und haben mich gefordert.“ Ihre Naturbegeisterung legt sie nicht mit ihrer Ranger-Dienstkleidung ab. „Weiterhin möchte ich, wo es geht, ehrenamtlich für den Naturschutz arbeiten.“

Grenzenlose Schönheit

© Stock / LKN-SH

Eine Ausstellung mit Fotos von Martin Stock und Pieter de Vries wird am 11. Januar im schleswig-holsteinischen Landeshaus in Kiel eröffnet. Zu sehen sein werden 24 großformatige Wandbilder – gedruckt durch die Firma CEWE auf AluDibond –, die die einzelnen Küstenstriche des Wattenmeeres von den Niederlanden bis Dänemark mit ihren Besonderheiten und Eigenarten porträtieren. Es handelt sich um eine von den Autoren zusammengestellte Auswahl aus dem Bildband „Wattenmeer“, den die Zeitschrift „MARE“ wie folgt beschrieben hat: „Die Bilder können in ihrer Intensität den Gedanken Flügel bereiten, sie weiten Auge und Seele.“

Das Wattenmeer wurde im Jahr 2009 aufgrund seiner globalen geologischen und ökologischen Bedeutung in die Liste der UNESCO-Welterbegebiete aufgenommen. Um das Gesamtkunstwerk des Weltnaturerbes in seiner grenzenlosen Schönheit sichtbar zu machen, sind die Fotografen Martin Stock und Pieter de Vries unzählige Male über das gesamte Wattenmeer geflogen. Von der weitläufigen Wattlandschaft des „Höllentors“ nahe Den Helder im äußersten Westen der Niederlande über die Watten, Inseln und Halligen der deutschen Küste bis hin zum „Teufelshorn“, dem gefährlichen Riff am nördlichen Ende des Wattenmeeres in Dänemark, ging die in Fotos festgehaltene Reise.

Die in Kiel gezeigten Bilder sind mit je einer kurzen deutschen und englischen Legende versehen. Eine zusätzliche Texttafel, ebenfalls zweisprachig, beschreibt kurz und prägnant das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Eröffnet wird die Ausstellung am 11. Januar um 16.00 Uhr durch den schleswig-holsteinischen Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Robert Habeck. Im Landeshaus wird sie zwei Wochen lang zu sehen sein und anschließend in der gemeinsamen Ländervertretung von Niedersachsen und Schleswig-Holstein in Berlin. Danach kann sie für die Öffentlichkeitsarbeit für das Weltnaturerbe ausgeliehen werden. Interessierte sollten sich an Martin Stock in der Nationalparkverwaltung wenden ( ).

Stiftung für den Nationalpark

Mit einer Stiftung will die Landesregierung den Schutz des schleswig-holsteinischen Wattenmeeres weiter fördern. Den Grundstock des Stiftungskapitals soll das Geld aus den Zahlungen bilden, die Hamburg für die Verbringung von Baggergut aus den Zufahrten zum Hamburger Hafen in die Nordsee an Schleswig-Holstein leistet. Lesen Sie dazu mehr in der Pressemitteilung des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume.


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LKN-SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:

www.nationalpark-wattenmeer.de
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de