Schleswig-Holstein

15.01.2015 |

Januar 2015

MOIN, MOIN,
liebe Freundinnen und Freunde, Leser und Leserinnen! Es geht los: Im Jahr des 30-jährigen Bestehens starten wir von der Nationalparkverwaltung wieder durch in Sachen Nationalpark Nachrichten. Ab sofort erhalten Sie unseren Newsletter mit vielfältigen Informationen rund um den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wieder regelmäßig, immer in der Monatsmitte, in Ihr Mailpostfach. Alle Ausgaben in diesem Jahr stehen ganz im Zeichen des 30. Nationalpark-Geburtstages. Ansprechpartnerin für Fragen, Ideen, Kritik, Anregungen bin ich, Heike Wells, die seit einigen Monaten das Team der Nationalparkverwaltung verstärkt. Sie erreichen mich unter der Mail-Adresse . Viel Spaß beim Lesen – und wenn’s Ihnen gefällt, empfehlen Sie uns weiter: Wir erweitern gern unsere Leserschaft!

Rubrik Aktuelles neu

Meilensteine

© Schnabler

Er ist anerkanntes Biosphärenreservat und, gemeinsam mit dem Wattenmeer der Niederlande und Dänemarks, Niedersachsens und Hamburgs, von der UNESCO als Weltnaturerbe ausgezeichnet: Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, das sind 4.400 Quadratkilometer geschützte Naturlandschaft. Wer hätte bei der Gründung vor 30 Jahren an solch eine internationale „Karriere“ gedacht? Wusste doch kaum jemand in Deutschland damals, was das überhaupt ist, ein Nationalpark. Heute sind Nationalparke hierzulande und weltweit als Refugien für die Natur geschätzt: eine Erfolgsgeschichte, in der „unserem“ Nationalpark ein bedeutendes Kapitel zukommt.

Denn hier, an der schleswig-holsteinischen Westküste, entstand 1985 der erste Wattenmeer-Nationalpark, als Initialzündung für weitere in Niedersachsen (gegründet 1986) und Hamburg (1990). Wer spricht heute noch von der Skepsis bis hin zu teils massiver Ablehnung des Projektes Nationalpark in der Region? Längst ist dieser Nationalpark bei den Menschen vor Ort angekommen. Längst haben sie erkannt, welches Kleinod sich vor ihrer Haustür erstreckt, längst wissen sie den Wert des Wattenmeerschutzes nicht nur für die einzigartige Natur vor den Deichen, sondern auch für die Wirtschaft, insbesondere für die Tourismusbranche, zu schätzen.

30 mit Ereignissen prall gefüllte Jahre

30 Jahre sind nicht mehr als ein Wimpernschlag im Weltenlauf. Aber es waren 30 mit wichtigen Ereignissen und Entwicklungsschritten prall gefüllte Jahre. Die Novelle des Nationalparkgesetzes mit Erweiterung um ein Walschutzgebiet und Beendigung der Jagd, die Schaffung eines Informations- und Betreuungssystems im Nationalpark, Managementkonzepte für den Küstenschutz und die Salzwiesen sind nur einige der Meilensteine, auf die wir in den folgenden Ausgaben der Nationalpark Nachrichten noch eingehen werden. Mit einem Team von Gebietsbetreuerinnen und -betreuern hat der Nationalpark ein „Gesicht“ bekommen, die Besucherinformation vor Ort wurde aufgebaut, viele Unternehmen und Institutionen aus Tourismus und Naturschutz als Nationalparkpartner gewonnen.

Und internationale Regierungskonferenzen zum Schutz des Wattenmeeres, Anerkenntnis der Verantwortung aller Anrainer für den Schutz von Meeren und Küsten, Verbote zur Verklappung von Dünnsäure, Klärschlamm und leicht radioaktiver Stoffe in die Nordsee, internationale MARPOL-Abkommen sind nur einige der Errungenschaften mit Blick weit über die Grenzen des Schutzgebietes selbst hinaus, die fast zu Selbstverständlichkeiten geworden sind.

So hat der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer auch als Vehikel fungiert, um „große“ Themen zu bewegen. Denn von Beginn an wurde hier über den eigenen Tellerrand hinaus geschaut, wurde für die Gefahren sensibilisiert, die der einzigartigen Küstenlandschaft von außen drohen, wurde für deren großräumigen Schutz geworben.

Schutz eines gemeinsamen Naturraumes

Drei Staaten, ein Ökosystem – dieser Glaubenssatz war von Beginn an Richtschnur der Arbeit für den und im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Diese weltweit einmalige Kooperation dreier Nationen zum Schutz eines gemeinsamen Naturraumes hat harmonisierte Regelungen und damit entscheidende Fortschritte im Wattenmeerschutz erst möglich gemacht. Eine bedeutende Rolle kam dabei, seit seiner Gründung im Jahr 1987, dem gemeinsamen Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven zu. Ohne diese Einrichtung wäre auch die Anerkennung des gesamten Wattenmeeres von den Niederlanden bis hoch nach Dänemark als UNESCO-Weltnaturerbe nicht denkbar.

30 Jahre Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: Im Jubiläumsjahr blicken wir mit Dankbarkeit auf das Erreichte, vielleicht auch mit ein wenig Stolz. Es macht Freude, für den Schutz des Wattenmeeres zu arbeiten!

Dr. Detlef Hansen
Leiter der Nationalparkverwaltung

Robert Habeck

© Kabel/MELUR

Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein

Was verbindet Sie persönlich mit dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer?

Tausende von Bildern und Eindrücken sind in meinem Kopf, beginnend vom Teepunsch auf Hooge, endend bei einer Nacht-Wattwanderung in den gespiegelten Elementen. Aber das eindringlichste Erlebnis ist eine Übernachtung auf Süderoog. Da bin ich durchs Watt hingewandert und blieb über Nacht. Und weil es Sommer war, schlief ich draußen, ohne Zelt, vorm Haus – was man so schlafen nennt: Erst kamen die Schafe, dann die Gänse, dann die Sonne. Aber das Besondere war das Konzert der Vögel, das die ganze Nacht über dauerte und zum Sonnenaufgang geradezu anschwoll.

Welche Errungenschaft halten Sie für die wichtigste seit Gründung des Nationalparks im Jahre 1985?

Ohne Frage ist das die Anerkennung als Weltnaturerbe. Das ist schön, logisch und konsequent und wäre ohne die seit mehr als 30 Jahren sehr erfolgreiche Arbeit der Niederlande, Dänemark und Deutschlands zum gemeinsamen Schutz des gesamten Wattenmeeres nicht möglich gewesen. Für mich ist das der Gewinn der „Champions League“ des Naturschutzes. Und ohne den Rückhalt, ohne die Akzeptanz der Menschen, die in der Wattenmeerregion leben, hätte das nicht funktioniert. Die enorme Zustimmung zum Nationalpark mit all den Partnerschaften ist beispielhaft und ein Meilenstein in der 30-jährigen Nationalparkgeschichte.

Wo steht der Nationalpark in Sachen Wattenmeerschutz im 30. Jahr seines Bestehens?

Der Nationalpark war lange umkämpft – aufgestochene Autoreifen, brennende Strohballen oder aufgehängte Strohpuppen, das gab es mal. Aber davon sind wir heute weit, weit weg, zum Glück! Der Nationalpark und das Weltnaturerbe werden mit einer überwältigenden Akzeptanz bejaht. Nicht nur an der Westküste, sondern in ganz Schleswig-Holstein. Mein Eindruck ist, dass die Menschen überwiegend stolz sind, diesen Nationalpark zu haben. Das überwindet all die Debatten, die es in der Vergangenheit gab. Aber wir werden weiter debattieren müssen. So halten wir es für erstrebenswert, innerhalb des Nationalparks den überwiegenden Teil der Fläche unbewirtschaftet zu halten und so der Natur mehr Raum zu geben. Das ist nicht nur im Sinne des Naturschutzrechtes, sondern dient auch der Gesellschaft, die von einer intakten Natur in vielerlei Hinsicht profitiert. Allerdings müssen wir das in einer Gemeinsamkeit von Naturschutz und Nutzern erreichen.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

Seevogel des Jahres 2015

© Stock / LKN-SH

Sie brütet in Deutschland nur auf vier Nordseeinseln und an einigen Standorten in der Ostsee: Die Brandseeschwalbe gehört bundesweit zu den stark gefährdeten, in Schleswig-Holstein sogar zu den vom Aussterben bedrohten Vogelarten. Nicht zuletzt darum hat der Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur diese Seeschwalbenart zum Seevogel des Jahres 2015 auserkoren.

Der mit rund 3.000 Paaren einzige ständig besetzte Brutplatz an den hiesigen Küsten ist die Hallig Norderoog in der Schutzzone 1 des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Die meisten Brutpaare, insgesamt 3.211, waren den Angaben zufolge im vergangenen Jahr in Niedersachsen vertreten, und zwar auf der Insel Baltrum. Weitere Gebiete für die Aufzucht des Nachwuchses sind die vom Verein Jordsand betreute Insel Neuwerk in der Elbemündung sowie Standorte in Niedersachsen und kleine Kolonien in Mecklenburg-Vorpommern.

Sturmfluten können ganze Bruten vernichten

„Brandseeschwalben nisten fast ausnahmslos in streng geschützten Gebieten“, erläuterte der Biologe und Jordsand-Vorsitzende Eckart Schrey bei der Vorstellung des Seevogels des Jahres. Anderswo seien die Störungen durch Menschen und Prädatoren zu groß.

Ein Problem für die Bestände seien auch die immer häufigeren Sturmfluten im Frühsommer. „Da werden manchmal ganze Bruten vernichtet“, so Schrey. Zudem könne starke Industriefischerei das Nahrungsangebot an kleinen Fischen mindern, denn Hauptnahrungsquelle der Brandseeschwalben sind Sandaale und kleine Heringsartige.

Die Brutzeit der heimischen Brandseeschwalben erstreckt sich, nach der Besetzung der Reviere ab Ende März, von Mai bis in den August hinein. Danach ziehen die Vögel entlang der Atlantikküste bis nach Südafrika. Die meisten überwintern vor Westafrika. Dort werden Sie nach Informationen des Vereins massiv bejagt – eine weitere Gefahr für die Population.

Die Brandseeschwalbe in Stichworten

Lebensraum der an Meer- und Brackwasser gebundenen Brandseeschwalbe (Thalasseus sandvicensis, Familie Sternidae – Seeschwalben, Ordnung Charadriiformes – Wat-, Alken- und Möwenvögel) sind Meeresküsten, Inseln, Halbinseln mit niedriger Vegetation, Dünen, Sand- und Kiesbänke sowie Salzwiesen. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt im nordostatlantischen Raum, Schwerpunkt Nordseeländer, sowie am Schwarzen und Kaspischen Meer.

Charakteristisch für die rund 40 Zentimeter große Seeschwalbenart ist ihr weißes Gefieder mit silbergrauen Oberflügeln, der schwarze Schnabel mit gelber Spitze und der schwarze Federschopf. Die Vögel brüten in Kolonien von teilweise extremer Dichte, häufig in Nachbarschaft zu Lachmöwen. Die nordwesteuropäische Brutpopulation liegt bei knapp 70.000 Paaren, davon rund 7.300 in Deutschland.

Rubrik Biosphäre Halligen neu

Fuchs & Marder im Visier

© Stock / LKN-SH

Füchse, Marder und Wanderratten sind zur großen Gefahr für die Brutvögel im und am Nationalpark Wattenmeer geworden. Mit einer konzertierten Aktion wollen Behörden, Jäger, betroffene Kommunen und Naturschützer jetzt die Vogelpopulationen schützen. „Prädationsmanagement“ lautet das Stichwort für ein Konzept zur Bejagung der Landraubsäuger.

Die Lage ist dramatisch: An der gesamten Festlandsküste einschließlich der Naturschutzköge gibt es, mit Ausnahme von Neufeld in Dithmarschen und einem Standort am Eidersperrwerk, keine Brutkolonien mehr. Und seit 2013 machen sich Füchse, Marder und Ratten auch auf einigen Halligen breit und haben dort Brutbestände stark dezimiert bis hin zum Totalausfall. Dabei hatten sich die Halligen angesichts des Prädatorendrucks am Festland zu letzten Refugien für die Brutvögel des Nationalparks entwickelt.

Laut Nationalparkgesetz ist die Jagd im Schutzgebiet zwar grundsätzlich verboten, Ausnahmen jedoch aus Küsten- und Jagdschutzgründen sowie laut Bundesnaturschutzgesetz für den Artenschutz zulässig. An einigen Orten wird denn auch bereits gehandelt.

Bruterfolg für die Lachseeschwalben

So gäbe es das letzte Brutvorkommen der Lachseeschwalben Mitteleuropas in Neufeld wahrscheinlich nicht mehr ohne das dortige Artenschutzprojekt. Jäger, Schäfer und die Mitarbeiter des Landesbetriebes Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) arbeiten dabei mit Naturschutzverbänden und Wissenschaftlern Hand in Hand – mit Erfolg! Dank entsprechender Schutzmaßnahmen und gezielter Bejagung konnten 34 Lachseeschwalbenpaare im vergangenen Sommer 38 Junge großziehen.

Ein weiteres Vorhaben zur Bekämpfung von Prädatoren ist, unter Federführung des Landesjagdverbandes sowie Einbeziehung der örtlichen Jägerschaft und gefördert von der Landesregierung, auf Eiderstedt angesiedelt. Insgesamt 290 Füchse und 80 Steinmarder wurden hier allein im Jagdjahr gefangen oder erlegt. Auf Oland und Langeneß wird seit 2013 mit Fallen gegen Füchse und Marder vorgegangen.

„Hier ist es dringend notwendig, schon im Vorfeld, auf dem Festland, aktiv zu werden“, betont der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen. Diese Vernetzung binnen- und außendeichs, von Nationalpark und Umland, sei eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Prädationsmanagements.

Entsprechend werden die Maßnahmen zum Schutz der Brutvögel derzeit und in den kommenden Wochen verstärkt, je nach Standort unter anderem mit Drückjagden und mit weiteren Fallen. Auch bauliche Maßnahmen an den Dämmen zu den Halligen und im Vorland sind im Gespräch; für Oland läuft eine Prüfung auf Machbarkeit. Die Halligbevölkerung soll zudem durch gezielte Informationen für das Problem sensibilisiert und um aktive Hilfe bei der Rattenbekämpfung gebeten werden.

Das gilt auch für die Hallig Nordstrandischmoor, die in das Programm mit einbezogen ist. Denn hier war in den Jahren 2013 und 2014 ein Komplettausfall bei allen Bruten zu beklagen, berichtet die Nationalpark-Rangerin und Halligbewohnerin Ruth Kruse: „Ob Austernfischer, Rotschenkel, Kiebitze oder die verschiedenen Möwen- und Seeschwalbenarten: Zu unserem großen Bedauern gab es keinen Nachwuchs.“

Die Verantwortlichen wissen: Die Zeit drängt, denn die nächste Brutsaison steht vor der Tür. „Unser Ziel ist es, die Halligen Oland, Langeneß und Nordstrandischmoor rechtzeitig vor Beginn der Brutaktivitäten fuchs-, marder- und rattenfrei zu bekommen“, sagt Detlef Hansen, und: „Ich bin zuversichtlich, dass uns das mit vereinten Kräften auch gelingen wird.“

Gefragte Auszeichnung

© Wagner / LKN-SH

Nationalpark-Partner sein – dieses Ziel ist gefragt: Das Nationalpark-Partnerprogramm der Nationalparkverwaltung erfährt immer größeren Zuspruch. Allein im vergangenen Jahr sind 13 touristische Betriebe aus Dithmarschen und Nordfriesland dazugekommen. Auf entsprechende Nachfragen hin wurden weitere Kategorien definiert, so dass zum Beispiel auch freizeittouristische Attraktionen aufgenommen werden können, als erste die Wassersportschule Büsum.

142 Mitglieder zählt die Gemeinschaft der Nationalpark-Partner mittlerweile landesweit, neben Verbänden und Einrichtungen aus Naturschutz und Tourismus auch Gemeinden, ein Biolandbetrieb und ein Fahrradverleih, Museen, Galerien. Und weitere stehen in den Startlöchern, wie auch die jüngsten Tagungen des Vergaberates gezeigt haben: „Die Nachfrage ist groß“, bestätigt Matthias Kundy, in der Tönninger Nationalparkverwaltung zuständig für diesen Arbeitsbereich.

Hauptziel des Partnerschaftsprogrammes ist es, die natürliche Umwelt des Nationalparkes zugleich zu schützen und für Gäste erlebbar zu machen. Mit der Partnerschaft bekennen sich die Betriebe zum Nationalpark, informieren darüber und engagieren sich für ihn. Dafür erhalten sie kostenlos Fortbildungen, Informationsmaterial, Schilder und Flaggen und können sich auf einer gemeinsamen Website präsentieren.

Damit die Qualität des Angebotes gewährleistet ist und den Grundsätzen der Nachhaltigkeit entspricht, hängt die Latte hoch: Wer Partner werden will, muss in Katalogen festgelegte Kriterien erfüllen, Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe sowie Reiseveranstalter müssen sich zusätzlich von Viabono zertifizieren lassen. „Wenn mit der Auszeichnung ‚Nationalpark-Partner“ geworben wird“, so bringt der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen es auf den Punkt, „muss der Inhalt stimmen.“

Ein Highlight im Jahresverlauf ist für die Nationalpark-Partner übrigens immer das große Jahrestreffen. Und das nächste steht schon bald an: Es findet am 29.Januar in den Räumen unseres Nationalpark-Partners Christian Jensen Kolleg im nordfriesischen Breklum statt.

Rubrik Wussten Sie schon, dass neu

Nationalparkidee

© freeimages/RinskeBlok

Sie geht zurück auf den Philosophen und Schriftsteller Henry David Thoreau (1817 bis 1862), der schon im 19. Jahrhundert die Naturschutzbewegung mit seiner Vorstellung von Wildnis als der Inbegriff von Freiheit und Schönheit inspirierte. 1864 wurde das Yosemite-Tal als Schutzgebiet ausgewiesen und später Bestandteil des Yosemite-Nationalparks. Mit Yellowstone entstand 1872, ebenfalls in den USA, der weltweit erste Nationalpark (Bild oben). Das erste deutsche Schutzgebiet dieser Art ist der 1970 gegründete Nationalpark Bayerischer Wald, erster der drei deutschen Wattenmeer-Nationalparke der in Schleswig-Holstein (Gründungsdatum 1. Oktober 1985). Das Netz der deutschen Nationalparke umfasst derzeit 15 Gebiete, weltweit sind es mehr als 2.000.

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

Mehrwert Natur

© KTS Pellworm / www.pellworm.de

Der Nationalpark Wattenmeer ist ein einzigartiger Naturraum – und zugleich ein beliebtes Urlaubsziel. Eine intakte Natur ist unverzichtbare Basis für diesen Tourismus – sie bietet also, ebenso wie der Tourismus, einen entscheidenden Mehrwert für die Region. Diesen „Mehrwert Natur“ stellt eine neue Broschüre gleichen Titels dar. In Form von Zahlen, Daten und Fakten bietet sie auf der Basis aktueller Befragungen Informationen zum Zusammenspiel von Natur und Tourismus.

Erstellt und herausgegeben wurde die Publikation von der Nationalparkverwaltung in Zusammenarbeit mit der Nordsee-Tourismus-Service GmbH (NTS), kofinanziert aus dem Interreg IVa Projekt „Natur und Tourismus an der deutsch-dänischen Nordseeküste – Schwerpunkt Nationalpark Wattenmeer“. Sie lehnt sich an die Mehrwert-plus-Broschüre der NTS an: „Wir haben diesen Ball aufgegriffen und das Thema mit dem besonderen Fokus ‚Natur‘ weiterentwickelt“, erläutert die Initiatorin Christiane Gätje, bei der Nationalparkverwaltung verantwortlich für die Bereiche nachhaltiger Tourismus und sozio-ökonomisches Monitoring.

ganz-glokal

Das Wattenmeer ist Weltnaturerbe – aber wo genau ist das eigentlich sichtbar und erlebbar? Antworten auf diese Frage bietet eine Reihe von Faltblättern, die in der Nationalparkverwaltung entwickelt wurden. „Glokale Flyer“ werden die Publikationen, etwas augenzwinkernd, intern genannt – eine Wortschöpfung mit durchaus seriösem Hintergrund. Denn erstmals werfen sie einen zugleich globalen wie lokalen Blick auf das Weltnaturerbe Wattenmeer.

Neun Faltblätter sind es insgesamt geworden, und sie decken den gesamten Küstenbereich von Dithmarschen über Inseln und Halligen bis nach Sylt ab. Sie sind auch ein Beispiel dafür, dass der Weltnaturerbe-Status des Nationalparks tatsächlich konkrete Vorteile für den Tourismus in der Region bringt. Denn sie sind eine Maßnahme aus dem Aktionsplan der trilateralen Strategie für nachhaltigen Tourismus im Weltnaturerbe. Nach schleswig-holsteinischem Muster wird diese Idee demnächst auch in der hamburgischen, dänischen und niederländischen Wattenmeerregion umgesetzt.

Entwickelt und herausgegeben wurden die Flyer, auf Anregung der Tourismuswirtschaft, von der Nationalparkverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Gemeinsamen Wattenmeersekretariat (CWSS) und den lokalen Tourismus-Organisationen. Die erste Auflage von insgesamt 70.000 Stück wurde mitfinanziert durch das deutsch-dänisch-niederländische Interreg-Projekt „PROWAD – Nachhaltiger Tourismus im Weltnaturerbe Wattenmeer“, so dass eine kostenlose Verteilung an alle Nationalpark-Infoeinrichtungen und viele Tourismusbüros in der Region möglich wurde.

brik-me

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© Czeck/Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Im gemeinsamen Wattenmeersekretariat hat es einen Wechsel gegeben: Rüdiger Strempel ist auf Jens Enemark gefolgt. Der langjährige Leiter ist beim Wadden Sea Day 2014 im Kreise vieler Weggenossen und Freunde offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden, Strempel hat seine neue Aufgabe am 1. Januar angetreten. Der Völkerrechtler war zuvor unter anderem beim Bundesumweltministerium sowie für die Vereinten Nationen in der internationalen Umweltpolitik tätig.

„27 Jahre, nachdem sich Deutschland, die Niederlande und Dänemark zur Einrichtung eines gemeinsamen Wattenmeersekretariats entschlossen hatten, geht der Mann der ersten Stunde von Bord“, schrieb die Nordwest-Zeitung (Online-Ausgabe) über Jens Enemarks Abschied. In der Tat hat der 1948 geborene gebürtige Däne die im November 1987 gegründete niederländisch-deutsch-dänische Einrichtung entscheidend geprägt und wichtige Entwicklungen wie die Anerkennung des Wattenmeeres als UNSCO-Weltnaturerbe begleitet oder entscheidend vorangebracht.

Das betonte auch der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen bei der Verabschiedung. „In den 27 Jahren als Leiter des gemeinsamen Wattenmeersekretariats wurde Jens Enemark die herausragende Persönlichkeit im internationalen Wattenmeerschutz beschreibt er die Verdienste Enemarks. Mit der Arbeit und unter Koordinierung des Wattenmeersekretariats sei die Basis für die Anerkennung des deutsch-niederländisch-dänischen Wattenmeeres als Weltnaturerbe der UNESCO gelegt worden, so Hansen: „Mit dieser Auszeichnung ist das Wattenmeer auf der Weltkarte der wichtigsten Naturgebiete vertreten. Jens Enemark hat daran einen sehr großen Anteil.“

Viele Weggefährten haben Jens Enemark beim Wadden Sea Day für seine Verdienste um den Schutz des Wattenmeeres gedankt. Für Schleswig-Holstein überreichte Detlef Hansen ein Bild als bleibende Erinnerung (Foto oben v.l.n.r.: Klaus Koßmagk-Stephan, Jens Enemark, Detlef Hansen).

Verabschiedung von Uwe Petersen: Ein großer Einschnitt für uns in der Nationalparkverwaltung in Tönning war der Abschied von „unserem“ Uwe: Der langjährige Kollege aus der Registratur Uwe Petersen hat seinen Ruhestand angetreten, nach einigen Jahrzehnten an verschiedenen Standorten und Stationen im Landesdienst.

Zur Nationalparkverwaltung (zu diesem Zeitpunkt noch Nationalparkamt) kam Uwe Petersen 1995 und war dort fast 20 Jahre lang „die gute Seele des Hauses“, wie der Leiter des LKN-Geschäftsbereiches Service und Betriebswirtschaft Hans Jörg Kruse es bei der Abschiedsfeier formulierte. Und der Leiter der Nationaparkverwaltung Dr. Detlef Hansen bezeichnete Uwe als stets hilfsbereiten und bei allen beliebten, als „richtig netten Kollegen“. Sein Fazit: „Da ist jetzt eine große menschliche Lücke.“

Vom Ehrenamt wieder zurück ins Hauptamt hat Ruth Kruse gewechselt: Die Bewohnerin der Hallig Nordstrandischmoor gehörte zu den ersten Nationalpark-Ranger/innen (damals noch unter dem Dach des NationalparkService) in Schleswig-Holstein und legte dann eine mehrjährige Familienpause ein. Das heißt aber nicht, dass sich die vierfache Mutter allein auf ihr Privatleben, ihre Landwirtschaft, sprich Schafhaltung, und ihre Ferienwohnungsvermietung konzentriert hat. Vielmehr war Ruth auch in dieser Zeit für „ihr“ Wattenmeer aktiv, unter anderem als ehrenamtliche Nationalparkwartin, als Mitglied der Nordstrander Gemeindevertretung, in der Halligstiftung. Gemeinsam mit Matthias Piepgras von Hooge hat sie außerdem den Vorsitz der Biosphäre Halligen inne. Jetzt ist Ruth Kruse wieder hauptberuflich in Nationalpark-Rangerkluft unterwegs und verstärkt das Team rund um Nordstrand bis hin zur Hamburger Hallig.

Bilder unserer einzigartigen Küstenlandschaft aus der Vogelperspektive vermittelt der kürzlich im Wachholtz-Verlag erschienene Bildband mit dem schlichten Titel „Wattenmeer“. Fotografen sind unser Kollege Dr. Martin Stock, in der Nationalparkverwaltung tätig im Fachbereich „Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen“, sowie der Niederländer Pieter de Vries.

Die Fotos in dem großformatigen Bildband umfassen eine ins (Luft-)Bild gesetzte Reise über das gesamte Wattenmeer von den Niederlanden über Deutschland bis hin nach Dänemark. Er zeigt das Wattenmeer als zusammenhängende Landschaft – das gesamte Welterbe: faszinierend und schön, wild und urtümlich. „Auf Augenhöhe ist für uns Menschen die wirkliche Unberührtheit und Weitläufigkeit dieser Landschaft kaum zu überblicken“, schreibt Martin dazu. Darum der Perspektivenwechsel hoch nach oben in die Lüfte, zu teilweise anstrengenden Flügen mit einer einmotorigen Cessna. Wer das Buch in Händen hält, wird erkennen: Die Anstrengung hat sich gelohnt!

Hinterm Horizont geht’s weiter – unter dieser Überschrift hatten sechs hochrangige Experten aus unterschiedlichen Blickwinkeln im Mai des vergangenen Jahres vor 200 geladenen Gästen einen Blick in die Zukunft des Nationalparks gewagt. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck, Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth, der Unternehmer Michael Otto, WWF-Geschäftsführer Eberhard Brandes, der Sozialwissenschaftler Oliver Stengel und Dithmarschens Landrat Jörn Klimant erläuterten dabei die Chancen, die der Wattenmeer-Nationalpark aus ihrer Sicht bietet. Ihre umfangreichen Vorträge sind nun in einem 130-seitigen Tagungsband veröffentlicht.

Tagung mit Zeitzeugen der Nationalparkgeschichte

Eine Tagung zur Geschichte des Naturschutzes im Wattenmeer findet am Mittwoch, 4. März, im Christian Jensen Kolleg im nordfriesischen Breklum statt. Die ganztägige Veranstaltung bildet die vorläufige Bilanz eines seit 2012 laufenden Zeitzeugenprojektes der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), der Schutzstation Wattenmeer und der Nationalparkverwaltung. Naturschutzaktivisten der 1950er und -60er Jahre, Protagonisten der Auseinandersetzungen um die Vordeichungen in den 1970er und -80er Jahren, Akteure der Entwicklung hin zum Nationalpark und Weltnaturerbe – sie alle werden dabei zu Wort kommen.

Ein spannendes Ereignis also, das (auch) das Ehrenamt und seine Bedeutung für die Gründung der Nationalparke im schleswig-holsteinischen und niedersächsischen Wattenmeer beleuchtet. Wer dabei sein möchte, kann Näheres hier auf unserer Webseite erfahren. Die Teilnahmegebühr beträgt 15 Euro, Anmeldungen sind per mail, Fax, postalisch oder telefonisch über folgende Adresse möglich: Institut für Biologiedidaktik, z.Hd. Heike Semmler, Karl-Glöckner-Str.21c, 35394 Gießen, Fax 0641 9935509, Telefon 0641 9935501, E-Mail heike.semmler(at)didaktik.bio.uni-giessen.de.


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Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:

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