Schleswig-Holstein

15.01.2017 |

Januar 2017

MOIN, MOIN,
sind Sie gut ins neue Jahr gestartet? Für die Nationalparkverwaltung ist 2017 Premiere: Wir rufen das Nationalpark-Themenjahr Salzwiese aus! Schließlich ist die Entwicklung der Salzwiesen vor den Deichen und auf den Halligen „eines der eindrucksvollsten Beispiele für die erfolgreiche Naturschutzarbeit seit Gründung des Nationalparks“, wie der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen zu Recht formuliert.
Das Thema wird uns also das ganze Jahr über begleiten – und Sie ebenfalls: als Leserin und Leser der Nationalpark Nachrichten, als Nationalpark-Interessierte/r, vielleicht als Nationalpark-Partnerin oder –Partner. Und falls Sie eigene Ideen einbringen wollen - dafür sind wir jederzeit offen. In diesem Sinne: Auf ein erfolgreiches Nationalpark-Themenjahr Salzwiese 2017!

Rubrik Aktuelles neu

Das Salz in der Wiese

© Stock / LKN.SH

Sie bieten Rastvögeln und gefiederten Wintergästen Ruhe und Nahrung, Brutvögeln ein geschütztes Areal zur Aufzucht der Jungen, Insekten und anderen Kleintieren einen Lebensraum. Im Sommer bilden sie einen blassrosa bis lila Blütenteppich aus, auch im Winter herrscht hier reges (Vogel-)Leben: Die Salzwiesen vor den Landesschutzdeichen und auf den Halligen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten von intensiv beweideten Grünflächen zum Ökosystem der Extraklasse gewandelt. „Die Entwicklung der Salzwiesen in unserem Nationalpark ist eines der eindrucksvollsten Beispiele für die erfolgreiche Naturschutzarbeit seit dessen Gründung im Jahr 1985“, sagt der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen. Grund genug, dem salzigen Land das Nationalpark-Themenjahr 2017 zu widmen.

Aber was ist das eigentlich, eine Salzwiese? Und wie kommt das Salz in das Land? Die Antwort auf die zweite Frage zuerst: durch die regelmäßige Überflutung mit Nordseewasser. Salzwiesen sind eine Zwischenwelt, eine Übergangszone zwischen Land und Meer beziehungsweise Watt. Salzwiesen sind also – und damit nun die Antwort auf die erste Frage – durch regelmäßige oder unregelmäßige Überflutungen mit Meerwasser beeinflusstes Grünland.

Die Dynamik von Ebbe und Flut, das heißt die periodischen Wasserbewegungen der Nordsee, fungieren hier als Landschaftsgestalter. Diese Gezeiten werden gesteuert vom Einfluss vor allem des Mondes, im Zusammenwirken mit der Erdrotation. An den meisten Küsten der Erde, so auch an der Wattenmeerküste Schleswig-Holsteins, stellen sich während des Mondumlaufs von knapp 25 Stunden zweimal Hochwasser und zweimal Niedrigwasser ein.

Die dadurch bedingten speziellen Lebensbedingungen machen die Salzwiesen zu einem ebenso speziellen Lebensraum – einem Lebensraum für hoch spezialisierte Tiere und Pflanzen. Pflanzen, die den Wechsel zwischen Trockenheit und Überflutung ebenso vertragen wie das Salz, das die Nordsee einbringt. Und Tiere, denen es ebenso geht, die auf, in oder von diesen Pflanzen leben. So sind die Salzwiesen Heimat zahlreicher Käfer und Schmetterlinge sowie Brutgebiet für verschiedene Enten und Watvogelarten.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

Robbenrekord!

© Stock / LKN.SH

Kegelrobben werden (wieder) zu häufig vertretenen Bewohnern des Wattenmeeres: Auf Helgoland verzeichnet die auf der Düne ansässige Kolonie mit 352 Tieren (Stand vergangene Woche) einen Geburtenrekord; in der Wurfsaison 2015/2016 waren es 317. Und im gesamten niederländisch-deutsch-dänischen Wattenmeer wurden bei der Erfassung zur Haarwechselzeit 4.936 Tiere gezählt, im Vergleich zu 4.521 im Vorjahr. Zunahmen wurden, neben Helgoland, auch in den Niederlanden, Dänemark sowie in Niedersachsen verzeichnet. So erbrachte bereits der erste Zählflug dieser Saison Mitte Dezember im niedersächsischen Wattenmeer die Zahl von 447 Kegelrobben, davon 291 Erwachsene und 156 Jungtiere; im Vorjahr waren es den Informationen der dortigen Nationalparkverwaltung zufolge 188 Erwachsene und 85 Junge.

Von Helgoland war bereits am ersten Novemberwochenende eine Geburt gemeldet worden (siehe Nationalpark Nachrichten Ausgabe 11/2016). Die dortige Düne beherbergt die größte Kolonie dieser Robbenart in Deutschland. Im schleswig-holsteinischen Wattenmeer-Nationalpark gibt es eine kleine Gruppe westlich von Amrum. Die Geburten verlagern sich dort zunehmend von ihrem ursprünglichen Wurfplatz Jungnamensand auf die Nordspitze der Insel „Das hängt wohl mit der fortschreitenden Erosion des Jungnamensandes zusammen“, so der in der Nationalparkverwaltung für das Thema zuständige Biologe Armin Jeß.

Die ersten Heuler der Saison

Wo die Bestände wachsen, gibt es zwangsläufig auch Pechvögel. So wurde der erste Kegelrobbenheuler der Saison nach Informationen der Seehundstation Friedrichskoog am 9. Dezember gefunden. „Das Jungtier wurde auf Helgoland von Seehundjäger Michael Janßen zunächst beobachtet, da sich ein Muttertier in der Nähe befand“, berichtete die Einrichtung auf Facebook. Als erkennbar wurde, dass die Mutter den nur einen Tag alten Nachwuchs nicht annimmt, wurde dieser in die Seehundstation zur Aufzucht gebracht – und bekam den Namen „Helgo“. Bei seiner Ankunft in Friedrichskoog wog „Helgo“ etwas über zwölf Kilo. Nachdem sich sein Gesundheitszustand stabilisiert hatte, konnte er bereits im Laufe des Dezembers aus der Quarantäne in den Aufzuchtbereich umziehen.

Heuler Nummer zwei war ein kleines Findelkind von Süderoog. Es verirrte sich just zu Weihnachten auf die in der Zone 1 des Nationalparks gelegene Hallig und wurde dort von den Bewohnern Nele Wree und Holger Spreer unter fachkundiger telefonischer Anleitung aus der Seehundstation erstversorgt und später nach Nordstrand gebracht. „Für den Transport des kleinen neugierigen Heulers hatten wir eine große Maurerbütt vorgesehen. Er fand die Idee allerdings nicht so toll, kletterte sofort raus und verbrachte die Überfahrt damit, sich ausgiebig an Deck umzusehen“, berichtet Nele Wree. Von Nordstrand aus setzte die kleine Kegelrobbe dann, in Begleitung eines Mitarbeiters der Seehundstation, die Reise Richtung Friedrichskoog fort und wurde dort ebenfalls erfolgreich aufgepäppelt. Insgesamt befinden sich derzeit (Stand vergangene Woche) acht Kegelrobbenheuler in der Friedrichskooger Station.

Strandfunde

© Lorenz / LKN.SH

Wahrscheinlich war es das stürmische nachweihnachtliche Wetter, das der Wattenmeerküste zwischen den Feiertagen und Neujahr einige ungewöhnliche Strandfunde beschert hat. So entdeckte die Nationalpark-Rangerin Herta Lorenz in St.Peter-Ording Schlangensterne, Röhren von Bäumchenröhrenwurm und Schalen junger Schwertmuscheln (Foto oben) im Spülsaum, die Schutzstation Wattenmeer meldete ähnliche Beobachtungen aus dem Nordseeheilbad.

Auch ein Meeraal hat sich wahrscheinlich durch den Sturm aus seinem angestammten Hauptlebensraum ins Wattenmeer verirrt. Die Art kommt im östlichen Atlantik und im Mittelmeer vor, vereinzelt auch in der Nordsee bis hoch zu den Färöern und Südnorwegen. Diesen Kadaver jedenfalls entdeckte die Nationalpark-Wattführerin Anke Dethleffsen im Spülsaum im Bereich Hauke-Haien-/Sönke-Nissen-Koog (Foto rechts) und informierte umgehend den Nationalpark-Ranger Klaus Ketelsen. Der konnte den Fund als weiblichen Meeraal (Conger conger) identifzieren. Meeraale sind deutlich größer und schwerer als der europäische Aal, mit einer Länge von bis zu drei Metern und einem Gewicht von 100 Kilogramm und mehr. Auch dieses Exemplar wies, wie das Foto zeigt, eine beachtliche Größe auf.

© Hempelmann

Eine Elfenbeinmöwe auf Abwegen: Ein Exemplar dieser weit im Norden der Erdkugel heimischen Art wurde in den letzten Tagen des Jahres 2016 auf Hooge gesichtet. Beobachtungen dieser Art verbreiten sich schnell unter Ornithologen, und so sorgte das Tier am Silvestermorgen für den spontanen Ausflug einer ganzen Gruppe von Vogelinteressierten auf die Hallig. Wenige Tage später musste Armin Jeß aus der Nationalparkverwaltung am Strand von St. Peter-Ording einen toten Seehund bergen – und überraschte dabei eine an dem Kadaver fressende Elfenbeinmöwe. „Es war ein Altvogel und damit sehr wahrscheinlich das Hooger Exemplar“, so die Einschätzung des Nationalpark-Rangers und Vogelexperten der Nationalparkverwaltung Martin Kühn.

Lebensraum der Elfenbeinmöwe ist die Arktis, ihre Brutgebiete befinden sich unter anderem auf Grönland, in Kanada, im russischen Teil der Arktis und im nördlichen Teil Spitzbergens. In Europa ist sie ein äußerst seltener Gast. Ihr Name ist dem auffällig weißen Federkleid der erwachsenen Tiere geschuldet. Die Beine sind schwarz, der Schnabel grünlich mit gelber Spitze. Die 40 bis 44 Zentimeter großen Vögel ernähren sich von Fisch, Krebsen und Plankton, fressen aber auch Aas sowie Exkremente von Säugern.

Martin Kühn hat kürzlich im Nationalpark eine weitere hierzulande eher seltene Möwenart entdeckt: eine Schwalbenmöwe (Foto rechts). „Besonders im Winter erscheint sie bei uns nur ausnahmsweise, überwintert sie doch vor der Westküste Südafrikas“, berichtet Kühn. Sichtungen hochnordische Möwen kämen aktuell häufiger vor: „Neben einer Polarmöwe auf Langeness gibt es auch mehrere Eismöwen-Meldungen, unter anderem von Eiderstedt, Sylt und Amrum.“

Rubrik Biosphäre Halligen neu

Grünes Licht

© Stock / LKN.SH

Sie hat grünes Licht gegeben gegeben: Am 14. Dezember hat sich die Pellwormer Gemeindevertretung dafür ausgesprochen, die Einbeziehung der Insel in die Entwicklungszone des Biosphärengebietes Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen weiter zu verfolgen. Nach diesem Grundsatzbeschluss soll nun, nach einer ersten Versammlung im Oktober 2016, die weitere Bürgerbeteiligung in Gang gesetzt werden, nächster Schritt wird eine erneute Bürgerversammlung sein.

„Das Ganze macht ja nur Sinn, wenn die Bevölkerung hinter dem Projekt Entwicklungszone steht, wenn sie es mitträgt“, so Bürgermeister Jürgen Feddersen in einem Interview mit den Nationalpark Nachrichten im November. Nach seiner Überzeugung würde die Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat nicht nur die Bekanntheit der grünen Insel im Wattenmeer stärken, sondern auch die nachhaltige Entwicklung unterstützen, der sich Pellworm verschrieben hat. Biosphärengebiete sind von der UNESCO ausgewiesene Modellregionen, in denen eine solche nachhaltige Entwicklung beispielhaft verwirklicht werden soll. Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gehört seit 1990 zu dem Verbund von 15 deutschen Biosphärengebieten (weltweit sind es derzeit 669), seit 2004 als Entwicklungszone auch die nordfriesischen Halligen Gröde, Hooge, Langeness, Nordstrandischmoor und Oland.

Gastwirt wird Landwirt

© Wells / LKN.SH

Nach fast 14 Jahren als Pächter des Roten Haubargs hat Jürgen Reck den historischen Gasthof Anfang des Jahres an seine langjährige Restaurantleiterin Wioletta Gattorf abgegeben – und bleibt auch als Biobauer, ebenso wie Gattorf mit dem Haubarg, Nationalpark-Partner. Mehr dazu in unserer Pressemitteilung.

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

Neue Ausstellung

© Wells / LKN.SH

Eine Fotoausstellung zum Thema Ozeanversauerung ist seit einigen Tagen im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum zu sehen. Weitere Informationen dazu enthält diese Pressemitteilung.

Mal schnuppern

© Schröder

Touristiker und Touristikerinnen, aber auch Lehrerinnen und Lehrer in der Nationalparkregion: Für das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum in Tönning, für den Nationalpark und das Welterbe Wattenmeer sind sie wichtige Multiplikatoren. Darum werden sie alljährlich zu „Schnuppertagen“ ins Multimar eingeladen, sprich zur kostenfreien Erkundung der großen Erlebnisausstellung aus Modellen, 37 Aquarien, dem Walhaus und vielen anderen Attraktionen rund um das Themenfeld Wale, Watt und Weltnaturerbe.

Das Angebot gilt den ganzen Februar über, und zwar für Mitarbeiter von Kurverwaltungen und Tourismuszentralen, Vermieter von Ferienunterkünften, Hoteliers, Gastronomen, Watt- und Gästeführer und Nationalpark-Partner. Sie alle können sich als Gastgeber hier jede Menge Anregungen für ihre Urlaubsgäste holen. Lehrkräfte aus Schulen und Kindergärten wiederum können sich über die vielfältigen Bildungsprogramme des Multimar Wattforums für Klassen aller Altersstufen informieren. Ab einer Gruppengröße von zehn Personen wird eine kostenfreie Führung durch die Ausstellung angeboten. Anmeldung unter Telefon 04861 96200 oder per E-Mail an info(@)multimar-wattforum.de.

Angekommen!

© Claußen / LKN.SH

Willkommen, kleiner Stör! Ein jugendliches Exemplar dieser Knochenfische ist kürzlich in das Süßwasseraquarium des Nationalpark-Zentrums Multimar Wattforum eingezogen. Das im Juli vergangenen Jahres geschlüpfte und mittlerweile 23 Zentimeter lange Tier stammt aus einer Aufzuchtstation im brandenburgischen Angermünde und dreht jetzt im Multimar seine Runden zwischen Spiegelkarpfen und Rotfedern. Einen 1,40 Meter langen Artgenossen des Kleinen beherbergt schon seit Längerem das mit Meerwasser gefüllte Großaquarium des Multimar Wattforums. Denn Störe können je nach Art sowohl im Süß- als auch im Salzwasser leben.

Rubrik Aktive Naturschutzverbände neu

Überraschung

© Rainer Schulz/Schutzstation Wattenmeer

Bei einem Sturm über der Nordsee sind sie vom Frachter gefallen und zunächst zu Tausenden an der niederländischen Küste angelandet – jetzt sind Überraschungseier auch im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches angekommen. Mehr dazu in dieser Pressemitteilung der Schutzstation Wattenmeer.

Sympathisches Welterbe

© Artist / LKN.SH

Das Weltnaturerbe Wattenmeer ist zu einer Größe geworden in Deutschland. Einer Befragung zufolge rangiert es bei der Bekanntheit auf dem zweiten Platz – hinter dem Weltkulturerbe Kölner Dom und vor dem Nationalpark Bayerischer Wald. Noch weiter vorn, nämlich auf Platz eins, liegt das Weltnaturerbe Wattenmeer bei der folgenden Frage: „So, wie man Menschen sympathisch oder unsympathisch findet, kann man Ziele sympathisch oder unsympathisch finden. Bitte geben Sie an, inwieweit Ihnen die folgenden UNESCO Welterbestätten bzw. Nationalparke in Deutschland sympathisch sind.“ Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer belegt hier den sechsten Platz. Ebenfalls stark punktet das Wattenmeer bei der Bereitschaft, es anderen für einen Besuch zu empfehlen: Platz zwei für das Weltnaturerbe und Platz sieben für den Nationalpark.

In der neuen bevölkerungsrepräsentativen Studie, durchgeführt vom Institut für Management und Tourismus der Fachhochschule Westküste sowie von der inspektour GmbH, wurde die touristische Relevanz von insgesamt 60 Urlaubszielen untersucht: der 16 deutschen Nationalparke, der 40 deutschen UNESCO-Welterbestätten sowie von vier ausländischen Zielen. Befragt wurden 6.000 Personen im Quellmarkt Deutschland im Rahmen einer Online-Erhebung. Nachhaltig, einzigartig, authentisch/echt und naturerlebbar – diese Eigenschaften wurden dem Weltnaturerbe Wattenmeer von den Befragten dabei besonders zugeschrieben.

Ein weltweit unbestrittener Marktwert

Da wundert es nicht, dass es für 40 Prozent der Befragten für eine längere Urlaubsreise (ab vier Übernachtungen) und für 28 Prozent für einen Kurzurlaub (ein bis drei Übernachtungen) in Frage kommt. Generell finden es 81 Prozent interessant oder sehr interessant, eine UNESCO-Welterbestätte zu besuchen. Dies unterstreicht die Aussage von Dr. Roland Bernecker, Generalsekretär der deutschen UNESCO-Kommission: „Zweifellos hat das UNESCO-Label einen weltweit unbestrittenen Marktwert, der sich für den Tourismus auszahlt – ideell und finanziell.“

Die wissenschaftliche Leiterin der Studie an der FH Westküste Prof. Dr. Anja Wollesen sieht das ähnlich: „Die Ergebnisse unserer Marktforschung zeigen deutlich, dass das Weltnaturerbe Wattemeer längst zu einer Qualitätsmarke für den Tourismus in Schleswig-Holstein geworden ist“, so ihr Fazit, und: „Dabei spielt das Naturerleben für 88 Prozent der Markenkenner die zentrale Rolle.“ Gemeinsam mit Sarah Staub von inspektour stellte Wollesen erste Studienergebnisse beim diesjährigen Schleswig-Holstein Tourismustag im November in Lübeck vor.

Christiane Gätje

Eine Hallig für Husum?

© Stock / LKN.SH

Die Mehrheit in der Stadtvertretung hat sich bereits anders festgelegt, aber der WWF wirbt weiter für ein innovatives Vorhaben: für die Öffnung des Deiches vor der Stadt und eine „Hallig“ mit Warft statt einer geplanten Deichverstärkung auf der bestehenden Linie. Bei einer gut besuchten Veranstaltung im Rathaus legten Vertreter der Umweltstiftung vor wenigen Tagen ihre Überlegungen noch einmal dar und diskutierten mit den Besuchern.

Zum Hintergrund: Eine Projektgruppe aus Vertretern der Bürgerinitiative Dockkoog, des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (zu dem auch die Nationalparkverwaltung gehört), der Stadt Husum und des Kreises Nordfriesland, der IHK Flensburg und der Husumer Wirtschaftsgesellschaft sowie des WWF und des Nordsee-Tourismus-Service hat für die künftige Gestaltung des Dockkooges vier von allen als möglich erachtete Leitvarianten erarbeitet und bewertet. Der in der Mitte des 19. Jahrhunderts eingedeichte, rund 70 Hektar große und unter Landschaftsschutz stehende Dockkoog wird heute in erster Linie landwirtschaftlich genutzt, die Dockkoogspitze vor dem Deich ist Erholungsgebiet für Husumer und Feriengäste und grüner Badestrand. Wegen einer notwendigen Verstärkung des bestehenden Deiches stehen ohnehin Veränderungen an, und „in diesem Zusammenhang wurde die Chance erkennbar, die Qualitäten des Dockkooges und seiner Umgebung für gleich mehrere Anliegen, vor allem für Naherholung, Küstenschutz, Klimaanpassung, Naturschutz und Tourismus wesentlich zu verbessern“, heißt es im Bericht der Projektgruppe, der hier zum Download verfügbar ist. Für den Nationalpark ist der Husumer Dockkoog nicht nur deshalb von Bedeutung, weil dieser so etwas ist wie das Tor der Stadt zum Wattenmeer, sondern auch, weil die Kommune zum Kreis der Nationalpark-Partner gehört.

Ausschuss spricht Empfehlung aus

Die von der Projektgruppe entwickelten Vorschläge wurden in der Politik, den Medien und der Öffentlichkeit diskutiert. Schließlich hat sich der Umwelt- und Planungsausschuss die Empfehlung für eine Deichverstärkung auf der bestehenden Linie ausgesprochen und damit gegen die „Husumer Hallig“; ebenso die SPD- und die CDU-Fraktion. Eine Entscheidung der Stadtvertretung, in der SPD und CDU die Mehrheit haben, steht allerdings noch aus.

Der WWF sieht in der Festlegung der Fraktionen eine „verpasste Chance für Husum“ – und ist mit dieser Meinung, wie die Informationsveranstaltung im Rathaus zeigte, nicht allein. Nicht wenige in der Stadt plädieren zudem dafür, die Halligvariante nicht kategorisch zu verwerfen, sondern ihre Umsetzbarkeit und offene Fragen zunächst konkret zu prüfen. „Verfrüht versenkt?“ lautete denn auch die Überschrift eines Kommentares in den Husumer Nachrichten nach der Veranstaltung. Und aus Küstenschutzsicht betonte der Leiter des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) Dr. Johannes Oelerich einmal mehr, dass die Variante „Husumer Hallig“ die gleiche Sicherheit bieten würde wie die von der politischen Mehrheit favorisierte.

Husums Bürgermeister Uwe Schmitz nahm auf Anfrage der Nationalpark Nachrichten inhaltlich nicht Stellung zum Thema Dockkoog, lobte jedoch das Verfahren und das Engagement der Projektgruppe: „Als Vertreter der Stadt begrüße ich es ausdrücklich, dass sich die Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Interessenlagen im vorliegenden Fall an einen Tisch gesetzt haben, um miteinander und eben nicht mehr übereinander zu reden. Dieser Prozess hat unabhängig von einer Bewertung der konkreten Ergebnisse einmal mehr gezeigt, dass es nicht ein Richtig oder ein Falsch gibt und Beteiligte grundsätzlich kompromissbereit sein müssen“, so Schmitz. Diese Vorgehensweise sei seiner Meinung der einzig richtige Weg und sollte darum als Modell und Beispiel für künftige Planungsprozesse dienen, „nicht nur in Husum, sondern auch darüber hinaus“.

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

MSRL

© Schnabler / LKN.SH

„Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie“ – was für ein Wortungetüm! Kein Wunder, dass die Fachwelt nur von der „MSRL“ spricht. Die Fachwelt, das sind in diesem Fall Wissenschaftler und Verwaltungsexperten, die sich mit dem ökologischen Zustand der europäischen Meere beschäftigen, und zu denen gehört auch Jasmin Geißler. In der Nationalparkverwaltung unterstützt sie die Umsetzung der Richtlinie und ist zuständig für die mundgerechte Aufbereitung von Daten, Internetkarten und Informationen für den Nationalpark und die angrenzende Nordsee Schleswig-Holsteins.

Das hört sich theoretisch an … und ist es zum erheblichen Teil auch! Denn die Arbeit besteht derzeit in erster Linie aus der Recherche und Analyse bereits vorhandener Monitoring-Daten und Forschungsergebnisse sowie der Beantwortung der Frage, inwieweit diese den Vorgaben der MSRL entsprechen oder angepasst werden müssen. Da ist von Deskriptoren die Rede, von Indikatoren und Kriterien. „Für Außenstehende mag das schwer verständlich sein, für mich ist es mein täglich Brot“, lacht die Diplom-Landschaftsökologin. Folgendes Wissen um die Rahmenbedingungen für ihre Aufgaben macht die Sache vielleicht verständlicher:

  • „Die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie schafft den Ordnungsrahmen für die notwendigen Maßnahmen aller EU-Mitgliedsstaaten, um bis 2020 einen ‚guten Zustand der Meeresumwelt‘ in allen europäischen Meeren zu erreichen oder zu erhalten“, wie es auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz heißt, und: „Alle europäischen Meeresanrainerstaaten sind verpflichtet, dies in ihren jeweiligen Meeresregionen durch die Erarbeitung und Durchführung von nationalen Strategien umzusetzen.“
  • An der Umsetzung der MSRL ist eine Vielzahl von Institutionen mit ihren Experten aus verschiedenen Wissenschaftsfeldern von der Chemie bis zur Meeresbiologie beteiligt. Die Federführung liegt beim Bund, in den Bundesländern sind die für die jeweiligen Meeresbereiche und Fachaufgaben zuständigen Ministerien, Ämter und Behörden mit im Boot – in Schleswig-Holstein neben dem Umweltministerium die Nationalparkverwaltung und das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume. Das Ganze ist also ein riesiges, europaweites interdisziplinäres Vorhaben.
  • Basis für die Bewertung des ökologischen Zustandes der Meere sowie für die Definition von Schutzmaßnahmen ist das Wissen um den Ist-Zustand dieses Ökosystems, und dazu braucht es Daten.
  • Solche Daten werden im Nationalpark bereits seit Langem gemeinsam mit den übrigen Wattenmeeranrainern koordiniert erhoben. Unter anderem fließen Informationen zum Thema Seehunde, Brut- und Rastvögel oder Müll im Meer in die Umsetzung der MSRL ein.

Mit diesen Themen beschäftigt sich Jasmin Geißler und agiert dabei immer in enger Abstimmung mit den für die jeweiligen Aufgabenfelder zuständigen Kollegen. Hierzu gehören Kai Eskildsen, der das Monitoring koordiniert, David Fleet, der das Strandmüll-Monitoring leitet, und Gabriele Müller, die die Datenbank betreut. Eine wichtige Rolle spielt zudem die Abstimmung mit anderen an der Umsetzung der MSRL beteiligten Institutionen. Das bedeutet die Präsenz in etlichen interdisziplinären und überregionalen Arbeitsgruppen. Gut verständlich dargestellt sind die Ziele, Inhalte und Hintergründe der MSRL auf dieser Website.

Den Neobiota auf der Spur

Die Globalisierung von Handel und Verkehr sowie die Klimaveränderungen wirken sich auch in den marinen Lebensräumen wie dem Wattenmeer aus – durch die Einwanderung oder Einschleppung von Tieren und Pflanzen aus anderen Regionen der Welt. Die Wissenschaft hat schon seit Längerem ihren Blick auf diese Neobiota genannten Arten gerichtet, zum Beispiel, um ihre Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu analysieren. Jetzt wird im Rahmen der Umsetzung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie in Nord- und Ostsee ein neues Monitoring-Vorhaben gestartet, verbunden mit der Installation einer wissenschaftlichen Internet-Plattform für marine Neobiota. Das grüne Licht vom Koordinierungsrat für die MSRL kam kurz vor Weihnachten 2016.

Ein Schnellerfassungprogramm für Neobiota entlang der deutschen Nord- und Ostseeküste läuft als Pilotprojekt bereits seit dem Jahr 2009. Dieses Basisprogramm soll nun unter anderem durch die Ausweitung des Stationsnetzes ergänzt sowie durch eine Neobiota-Plattform erweitert werden. Diese sei bei der Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Institutes/Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in List auf Sylt angesiedelt und bündele alle in den Küstengewässern erhobenen Daten, erläutert Klaus Koßmagk-Stephan, Leiter des Fachbereiches Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen in der Nationalparkverwaltung: „Es ist gut, dass sich Bund und Länder schnell auf ein gemeinsames Programm mit gemeinsamer Finanzierung für Nord- und Ostsee geeinigt haben. Das bringt die Umsetzung der MSRL einen weiteren Schritt nach vorn.“ Weitere Infos dazu hier.

Fachtagung

© S. Hoffmeister/Bioshärenreservatsamt Schaalsee-Elbe

„UNESCO-Biosphärenreservate: Landschaften von Weltrang in der Metropolregion Hamburg – Wie setzen wir sie in Wert?“ Diese Frage steht im Mittelpunkt einer interdisziplinären Fachtagung am 23. Februar im Kloster Zarrentin (siehe Foto) am Schaalsee. Mit fünf anerkannten UNESCO-Biosphärenreservaten (Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen, Hamburgisches Wattenmeer, Niedersächsisches Wattenmeer sowie Schaalsee und Flusslandschaft Elbe) besitze die Metropolregion Hamburg ein herausragendes internationales Alleinstellungsmerkmal, so die Veranstalter, die Facharbeitsgruppe Naturhaushalt der Metropolregion Hamburg in Zusammenarbeit mit den Verwaltungsstellen der UNESCO-Biosphärenreservate. Bei dem Treffen wollen Vertreter der fünf Gebiete Ideen dazu sammeln, wie die Potenziale dieses Alleinstellungsmerkmals gehoben werden können. Wer teilnehmen will, sollte sich kurzfristig entscheiden: Anmeldeschluss ist der 20. Januar, und zwar unter unter: www.surveymonkey.de/r/5HKLTJ9 oder per E-Mail an landschaftenvonweltrang(@)mensch-und-region.de.


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LKN-SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:

www.nationalpark-wattenmeer.de
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de