Schleswig-Holstein

15.01.2019 |

Januar 2019

MOIN, MOIN
... und willkommen im Jubiläums- und „Themenjahr 10 Jahre Weltnaturerbe Wattenmeer!" Dieser Schwerpunkt wird uns – und damit auch Sie als Leserinnen und Leser der Nationalpark Nachrichten – das ganze Jahr über begleiten. Mit dieser Ausgabe starten wir auch die neue Rubrik „Fundstück des Monats" und Sie sind herzlich eingeladen, dazu etwas beizusteuern. Haben Sie etwas besonders Ungewöhnliches oder auch Typisches, etwas Skurriles, Witziges oder auch einfach „nur" Schönes in unserem Nationalpark gesehen und fotografiert? Wir freuen uns über entsprechende Beiträge. Und nun: Viel Spaß beim Lesen!

Rubrik Aktuelles neu

wunderbar

© Stock / LKN.SH

Wer Mitglied in dieser internationalen Gemeinschaft sein will, muss etwas zu bieten haben: „Weltnaturerbe“, das ist eine Auszeichnung von höchstem Wert und Anspruch. Die Küstenlandschaft der Niederlande und Deutschlands gehört seit 2009, seit 2014 auch die Dänemarks zu diesem illustren Kreis, und in diesem Jahr wird Geburtstag gefeiert.

Das Wattenmeer, das sich in einer Ausdehnung von rund 11.500 Quadratkilometern auf einer Küstenlänge von etwa 500 Kilometern vom niederländischen Den Helder bis zum dänischen Esbjerg erstreckt, ist ein Ökoystem der Extraklasse: das weltweit größte Wattsystem und damit einzigartig auf der Erde. Die Natur ist weitgehend unberührt, die Dynamik von Wind und Wellen formt Watten, Priele, Dünen und Strände täglich neu.

Mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten vom Wattwurm bis zur Kegelrobbe, vom Queller bis zum Strandflieder sind hier heimisch, alle angepasst an die besonderen Lebensbedingungen zwischen Land und Meer. Mehr als zehn Millionen Zugvögel jährlich nutzen die weiten Watten als Rastplatz und Energietankstelle, damit ist dieser Lebensraum ein nicht zu ersetzender Trittstein auf dem Ost-Atlantischen Zugweg.

Die Auszeichnung als Weltnaturerbe bedeutet auch die Anerkennung dieses Drei-Länder-Küstengebietes als ein zusammenhängendes Ökosystem. Und, wie der Leiter der Nationalparkverwaltung in Tönning Detlef Hansen betont, bedeutet sie „die Verpflichtung und Verantwortung dafür, dieses Weltnaturerbe Wattenmeer zu erhalten und intakt an die nächsten Generationen zu übergeben.“

Zuständig für die Anerkennung von Welterbestätten ist die UNESCO, die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Basis ist Welterbekonvention, die 1975 in Kraft trat und im Jahr 1976 von der Bundesrepublik, 1988 von der DDR ratifiziert wurde. Bei den Welterbestätten wird unterschieden zwischen Weltnatur- und Weltkulturerbe Die Weltnaturerbeliste der UNESCO umfasst derzeit 209 Stätten; weitere 38 werden als gemischtes Kultur- und Naturerbe geführt, reine Weltkulturerbestätten gibt es 845.

In Deutschland gehören nach der Aufnahme von Haithabu (Foto oben) und Danewerk im vergangenen Jahr 44 Orte und Einrichtungen zum Welterbe, lediglich 3 davon sind Weltnaturerbestätten: neben dem Wattenmeer die Grube Messel sowie grenzüberschreitend „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“.

Doppelgeburtstag: Im Nationalpark wird in diesem Jahr nicht nur das zehnjährige Jubiläum des Weltnaturerbes Wattenmeer gefeiert – das Multimar Wattforum hat ebenfalls Geburtstag, und zwar schon den 20.! Auch dazu ist eine Vielzahl von Veranstaltungen und Aktionen geplant. Unter anderem wird es eine Vortragsreihe geben, die bereits im Februar startet, und am 24. Juni wird das Tönninger Nationalpark-Zentrum Station auf der Weltnaturerbe-Radtour sein. Fest steht auch bereits, dass der eigentliche Geburtstag, der 9. Juni (Multimar-Eröffnung im Jahr 1999) ordentlich gefeiert wird. Informationen über die weiteren Planungen werden nach und nach auf der Multimar-Website zu lesen sein. Schon jetzt ist dort ein Einblick in die Geschichte des Multimar Wattforums zu finden.

sauerei

© Johan Krol / Naturzentrum Ameland

Gleich in den ersten Tagen des Jubiläumsjahres ist durch die Havarie der „MSC Zoe“ vor der niederländischen Küste deutlich geworden, welche Gefahren dem Weltnaturerbe Wattenmeer durch den Schiffsverkehr droht. Nach unterschiedlichen Angaben zwischen 270 und 300 Container gingen am Neujahrstag von dem Frachter, der als eines der größten Containerschiffe der Welt gilt, auf dem Weg von Antwerpen nach Bremerhaven im Sturm in der Nordsee über Bord, einige davon beladen mit dem Gefahrgut Benzoylperoxid.

Mittlerweile ist bekannt, dass ein Großteil der Fracht auf den Meeresboden gesunken ist. Bisherigen Schätzungen zufolge brachen aber rund 20 Container auf und wurden mitsamt ihrem Inhalt von Schuhen bis zu Kühlschränken an die Küste gespült, schwerpunktmäßig in den Niederlanden (siehe Foto oben), und richteten im Wattenmeer, auf den Inseln und an der Küste „eine große Sauerei“ an, wie das gemeinsame Wattenmeersekretariart (CWSS) auf Facebook wetterte.

Verbindliche Regelungen gefordert

Umweltverbände haben als Konsequenz verbindliche Regelungen für die Hauptschifffahrtsrouten entlang des Wattenmeeres gefordert, „das seit 2002 international als besonders empfindliches Meeresgebiet (PSSA) anerkannt ist“, betont der Geschäftsführer der Schutzstation Wattenmeer Harald Förster in einer Pressemitteilung. Erinnert sei an dieser Stelle daran, dass die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN) bereits seit Jahrzehnten den Einsatz von Sicherheitscontainern verlangt, die hinsichtlich Stabilität und Ortung eine einfache Bergung ermöglichen.

Zuletzt war eine ähnliche Havarie wie die der „MSC Zoe“ vor rund 25 Jahren Anlass dafür. Der Containerfrachter „SHERBRO“ hatte Anfang Dezember 1993 bei Sturm und schwerer See am Eingang des Ärmelkanals 88 Container verloren, in 4 davon befand sich die Saatbeize Apron plus und in einem das Pflanzenschutzmittel Ridomil. Giftalarm an der Nordsdeeküste! Während das Ridomil fast vollständig vor Calais geborgen werden konnte, wurden im Januar und Februar 1994 offiziellen Informationen zufolge 14.228 Beutel Apron Plus an der schleswig-holsteinischen Nationalparkküste eingesammelt. „Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums verbleiben circa 100 00 Beutel auf See“, berichtete die SDN damals in ihrem Magazin: „Das ist eine Tonne des Wirkstoffes Apron plus.“ Über die Containerbergung führt das Havariekommando online aktuell hier Buch.

krumenacker

© Bertille Grivet

Journalist, Buchautor („Vögel in Israel“) und Mitglied der Fachredaktion des Journals „Der Falke“ sowie des Vogeljournalismus-Projekts „Die Flugbegleiter“

Herr Krumenacker, in aktuellen Studien ist nachgewiesen worden, dass sich der Klimawandel stark auf Zugvögel auswirkt. Trifft dies auch auf im Wattenmeer vertretene Arten zu und wenn ja, auf welche?

Es trifft auf sie zu und einige im Watt rastende Arten trifft es sogar besonders stark, nämlich Langstreckenzieher wie Pfuhlschnepfe oder Knutt, die alljährlich Zehntausende Kilometer zwischen Brutort und Winterquartier pendeln. Klimabedingte Veränderungen treffen diese gleich an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Phasen ihres Jahreszyklus.

Wie genau verändert der Klimawandel Leben und Verhalten von Vögeln?

Indem er ihren in Tausenden Jahren der Evolution herausgebildeten inneren Kalender durcheinanderwirbelt. Dazu muss man wissen, dass – wie bei allen Lebewesen – die Fortpflanzung und damit der Erhalt der Art auch bei Vögeln an vorderster Stelle steht. Dazu ist ihr Lebensrhythmus aus Jungenaufzucht, Wegzug, Überwinterung und Heimzug in die Brutgebiete präzise zeitlich aufeinander abgestimmt.

Dieses Uhrwerk des Vogeljahres sieht zum Beispiel vor, dass die Tiere ihren Brutbeginn zeitlich so legen, dass der Schlupf der Jungen mit dem Höhepunkt der Insektenentwicklung, also ihrer Nahrungsgrundlage, zusammenfällt. Klimabedingt beginnt nun aber der Frühling in den arktischen Brutgebieten immer früher. Für Knutt, Pfuhlschnepfe und Co. heißt das: Sie müssen früher am Brutort eintreffen und früher brüten, damit sie den Nahrungsboom für die Jungen nicht verpassen.

Damit sie im Wettrennen gegen den Klimawandel halbwegs mithalten können, „beeilen“ sich die Pfuhlschnepfen, indem sie ihre Pausen im Wattenmeer verkürzen. Eine Studie niederländischer und russischer Forscher zeigt, dass sich die Rastdauer der Schnepfen innerhalb von nur 15 Jahren um 16 Prozent verkürzt hat. Das heißt aber auch, dass die Vögel weniger Nahrung und damit „Treibstoff“ für die noch mehrere Tausend Kilometer lange Rückreise ins Brutrevier tanken können. Bei Knutts ist sogar nachgewiesen, dass Jungvögel aus stark vom Klimawandel beeinflussten Jahren wegen des Nahrungsmangels kürzere Schnäbel ausgebildet haben.

Welche langfristigen Folgen können aus den Erkenntnissen abgeleitet werden?

Diese Klimafolgen haben einen Preis für die Vögel. Bei den Knutts mit kürzeren Schnäbeln zeigte sich, dass sie im westafrikanischen Überwinterungsgebiet nicht an die nahrhaftesten Muscheln herankamen, die tiefer im Sand steckten. Ihre Überlebensraten waren geringer als die von Artgenossen, die in relativ normalen Klimajahren geboren wurden.

Für die Pfuhlschnepfen im Watt fanden die Forscher heraus, dass sie in der kürzeren Rastzeit mehr Reserven anfressen müssen, um nicht an Nahrungsmangel zu sterben oder zu schwach zum Brüten zu sein. Dazu muss das Watt aber auch genug hergeben, es muss also vor Verschmutzung und Übernutzung geschützt werden, um seine ökologische Funktion als „Tankstelle“ des interkontinentalen Vogelzugs zu erhalten.

Für uns Besucher des Watts sollten die Erkenntnisse ein Appell sein, Rücksicht auf die Vögel zu nehmen. Sie brauchen die Zeit dort zur Nahrungssuche. Jedes Aufscheuchen eines Schwarms kostet die Vögel doppelt: die vergeudete Energie für das Auffliegen und die verlorene Zeit zur Nahrungssuche.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

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© Piening / LKN.SH

Gerade in milden Wintern wie dem bisherigen ist in der Vogelwelt im und rund um den Nationalpark einiges los! Nonnengänse zum Beispiel sind derzeit an verschiedenen Standorten an der hiesigen Wattenmeerküste, so zum Beispiel in der Husumer Bucht, in beeindruckenden Formationen anzutreffen.

Nationalpark-Ranger Martin Kühn hat aus seinem Beobachtungsgebiet zwischen Südwesthörn und der Hamburger Hallig einiges zu berichten, unter anderem einzelne Löfflerbeobachtungen und überwinternde Uferschnepfen. „Auf Föhr für diese Jahreszeit völlig ungewöhnlich“ meldet Kühns Kollege Achim Steinbeck einen Rotmilan, außerdem zwischen Hooge, Langeneß und Amrum eine riesige Ansammlung von Trauerenten, die sich sonst eher weiter draußen in der Nordsee aufhalten. Das Naturzentrum Amrum schreibt auf Facebook über Schneeammern, typische Wintergäste an der Nordsee, die auf Amrum in kleineren Trupps am Strand präsent seien. Das Naturzentrum hat die Art darum zu seinem Vogel des Monats gekürt.

In der Nationalparkregion gesehen wurden außerdem unter anderem einzelne Exemplare von Eismöwe, Polarmöwe und Kampfläufer, und dem Nationalpark-Ranger Christian Piening ist bei der stürmischen Wetterlage in der vergangenen Woche „über den versunkenen Salzwiesen im Dithmarscher Hedwigenkoog“ eine Sumpfohreule vor die Linse geflogen (siehe Foto oben). Einzelne Exemplare dieser Eulenart seien immer mal wieder im Nationalpark anzutreffen, weiß Piening: „Sie ruhen und jagen in den Vorländern und bei Sturmfluten stehen die Chancen nicht so schlecht, mal eine von ihnen zu beobachten.“ (Lesen Sie dazu auch den unten stehenden Beitrag „Fundstück des Monats“ sowie diese Veranstaltungsankündigung.)

fleet

© Wells / LKN.SH

Was ist denn das?, wird sich Olaf Zeiske gefragt haben, als er bei einem Strandspaziergang im Ortsteil Böhl von St. Peter-Ording eine verwitterte rote Styroporkiste entdeckte. Diese hing an einer gelben Boje aus Wilhelmshaven, an ihr befestigt war ein Schild mit der Aufschrift NIFCA 131 und dem Aufruf: „If found, please call… (falls gefunden, bitte anrufen …)“ samt einer Telefonnummer in England (siehe Foto unten). Zeiske meldete seinen Fund samt Fotos umgehend an die Nationalparkverwaltung, der – und vor allem dem Nationalpark selbst – er seit vielen Jahren verbunden ist.

Das war ein Fall für Fleet, David Fleet! Der Biologe ist in der Tönninger Behörde für das Müll-Monitoring zuständig – und passenderweise Engländer. Mit einem Telefonat konnte er schnell herausfinden, dass es sich bei dem Fundstück um eine Markierung für Taschenkrebs- oder Hummerkörbe handelt, die vermutlich während eines Sturms weggespült wurde. NIFCA steht für „Northumberland Inshore Fisheries and Conservation Authority“, eine für Fischerei zuständige Behörde, ansässig im Nordosten Englands.

Wegen des Standortes des Absenders wirft der merkwürdige Strandfund auch ein Schlaglicht auf wissenschaftliche Zusammenhänge, die Fleet seit Jahren erforscht. Denn er ist eines von vielen Belegen für die Strömungsverhältnisse in der Nordsee: „Wir finden hier auch Müll von der Ostküste Englands.“. Zwar stamme, wie ein aktuelles Forschungsprojekt zeigt, der Großteil der Strandfunde hierzulande aus lokalen – aber ein Teil eben auch aus überregionalen Quellen, bis hin zur mehrere hundert Kilometer entfernten Atlantikküste.

Die in Anlehnung an die Form von Baströcken Tahitiens (siehe Foto ganz oben) genannten Plastikteile, die in David Fleets Büro lagern, sind dafür ein weiteres Beispiel: Sie gelangen, wie er weiß, an der rund 1.000 Kilometer entfernten französischen Küste ins Meer. Auch welchen Zweck sie dort erfüllen, hat er ermittelt: „Sie werden rund um Muschelkulturen angebracht, um diese vor Fressfeinden zu schützen.“

Und was wird sonst so angespült an den Stränden des Nationalparks? „Der Löwenanteil des Mülls sind Netzreste aus der Fischerei und Verpackungen“, berichtet der Biologe. Fundierte Kenntnisse über die Quellen der Verschmutzung wurden im Rahmen des oben erwähnten, Ende 2018 abgeschlossenen Projektes gesammelt; der Endbericht ist in Arbeit, die Ergebnisse werden dann auch in den Nationalpark Nachrichten nachzulesen sein.

Die gewonnenen Erkenntnisse sind kein Selbstzweck, sondern sie dienen letztlich dazu, das internationale Problem Meeresmüll in den Griff zu bekommen. „So können wir Trends ablesen und Grundlagen schaffen für geeignete Maßnahmen gegen die Verschmutzung“, erläutert David Fleet. Das Monitoring-Programm, an dem er mitwirkt, ist unter anderem Bestandteil der Arbeit im Rahmen der von der EU verabschiedeten Meeresstrategierahmenrichtlinie (MSRL).

-ideen

© Screenshot

Mit zwei Initiativen zeigen Nationalpark-Partner ideenreich, was man für den Klimaschutz tun kann. „Erstmalig in Deutschland – Wir gleichen Ihre CO2-Emissionen aus!“, heißt es bei der Gemeinde und dem Tourismus Marketing Service Büsum. Und das geht so: Die CO2-Emissionen, die durch die An- und Abreise sämtlicher Feriengäste entstehen, die ihre Reise auf der Website www.buesum.de oder bei der zentralen Zimmervermittlung gebucht haben, werden auf Basis der jeweiligen Postleitzahl berechnet. Die so ermittelten Emissionen werden durch den Kauf von CO2-Zertifikaten ausgeglichen, zusätzlich wird ein fester Betrag in Naturschutzprojekte vor Ort investiert, konkret in die Arbeit der Schutzstation Wattenmeer. Weitere Details zum Prozedere sowie Hintergrundinformationen zum Thema sind hier nachzulesen.

Einen etwas anderen Weg mit dem gleichen Ziel geht das Hotel Niedersachsen in Westerland auf Sylt. Zum einen wurden in den vergangenen 15 Jahren die CO2-Emissonen kräftig reduziert auf 8,69 Kilo CO2 pro Gast (Übernachtung, Frühstück und Extras). „Das ist nur etwa ein Viertel des Deutschschnittswertes für vergleichbare Hotels“, betont Christiane Gätje aus der Nationalparkverwaltung. Unter dem Motto „Bei uns übernachten Sie klimafreundlich“ wird der CO2-Wert durch Zuwendungen an das Projekt „Wasseraufbereitung West-Kenia“ kompensiert. Was das mit Klimaschutz zu tun hat? In dem afrikanischen Land wird Wasser traditionell durch Abkochen aufbereitet, dafür muss Feuerholz verbrannt werden. Die alternativ verwendeten Wasserfilter dagegen reinigen das Wasser mechanisch ohne Einsatz von Strom oder Betriebsstoffen. Seit Projektbeginn im Jahr 2011 wurden den Angaben zufolge auf diese Weise 4.476.205 Tonnen CO2 eingespart.

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

ergebnisse

© Claußen / LKN.SH

Als das Bildungszentrum für Klimaschutz in Schleswig-Holstein hat sich das Multimar Wattforum in den vergangenen eineinhalb Jahren etabliert. Unser Nationalpark-Zentrum ist Teil des bundesweiten Netzwerks „16BildungszentrenKlimaschutz“ und kann auf tolle Ergebnisse aus dem auslaufenden Projekt „BildungKlima-plus“ blicken:

  • Das neue Exponat „Klimapfad – Leben wir auf zu großem Fuß?“ (siehe Foto oben) lädt die Gäste dazu ein, ihren (Urlaubs-)Alltag in Sachen Klimaschutz einmal wortwörtlich „zu spiegeln“ und den eigenen CO2-Fußabdruck zu ermitteln. Wer sich über den Klimawandel im Wattenmeer informieren möchte, folgt den roten Fußspuren, die an der neuen Installation starten und die verschiedenen Klimawandel-Exponate in der Ausstellung miteinander verbinden.
  • Die Themen Klimawandel und Klimaschutz wurden und werden noch stärker in die schulischen Bildungsangebote des Multimar Wattforum integriert, zum Besipiel in die Entdecker- und Forschertouren; zudem wird ein neues Angebot im Forscherlabor künftig den Klimawandel thematisieren und auch den Klimapfad einbinden.
  • Unter dem Titel „Mehr Klimaschutz für alle – Ideen für mehr Klimabildung an außerschulischen Lernorten“ wurden Fortbildungen für Multiplikatoren angeboten. Anhand verschiedener Materialien, Methoden und Best-Practice-Bespielen konnten Ideen entwickelt werden, um Ansätze der Klimabildung auch in der eigenen Einrichtung verstärkt umzusetzen.
  • Das Multimar Wattforum selbst hat sich in Sachen Klimafreundlichkeit überprüft und verbessert. So werden das Shop-Sortiment und das Gastronomieangebot fortlaufend nachhaltiger ausgerichtet und die Dienstkleidung wurde vollständig auf Biobaumwolle und FairTrade umgestellt. Darüber hinaus ist ein neues Projekt zur energetischen Optimierung des Multimar-Gebäudes beantragt.
  • Das Multimar Wattforum ist Partner im Klimabündnis Nordfriesland geworden.
  • Die Themen Klimawandel und Klimaschutz standen bei verschiedenen Multimar-Veranstaltungen im Fokus wie beispielsweise bei der fünfteiligen Vortragsreihe zum Thema Klimawandel im Wattenmeer, dem Jugendnaturfilmcamp und dem Sommerfest.

Alina Claußen

film

© v. Meltzer / LKN.SH

Eine Woche lang Filmprofi sein – das können Jugendliche in den Sommerferien im Multimar Wattforum und im Nationalpark Wattenmeer. Das „Jugendnaturfilmcamp Wattenmeer“ geht nach dem Erfolg der vergangenen Jahre in die mittlerweile vierte Runde. Interessierte Nachwuchsfilmer zwischen 16 und 20 Jahren können sich ab sofort anmelden und einen der begehrten 16 Plätze sichern. Das Filmcamp, das vom 28. Juli bis 3. August stattfindet, ist eine Kooperation von Multimar Wattforum, Nationalparkverwaltung und dem internationalen Naturfilmfestival GREEN SCREEN. Weitere Informationen und der Anmeldelink finden sich hier.

364

Echte Multimar-Fans kennen sie seit Langem in Papierform, seit diesem Jahr präsentiert sie sich in einem neuen, modernen Look: die Jahreskarte für das Multimar Wattforum, mit der das Nationalpark-Zentrum an 364 Tagen im Jahr besucht werden kann. Im neuen Kreditkartenformat passt sie nicht nur besser in die Geldbörse, sie ist auch langlebiger und an der Kasse einfacher abzuwickeln. „Die Jahreskarte wird bei jedem Multimar-Besuch an der Kasse gescannt und kann jährlich neu aktiviert werden“, erklärt Janina Iben vom Besucherservice im Multimar Wattforum. „Wichtig ist, dem Kassenpersonal neben der Karte auch einen Ausweis vorzulegen.“ Preise und Antragsformulare für die Multimar-Jahreskarte sind hier online zu finden.

Rubrik Aktive Naturschutzverbände neu

station

© Wells / LKN.SH

Die Schutzstation Wattenmeer hat ihre Arbeits- und Personalstruktur in St. Peter-Ording umgebaut: Katharina Stephan heißt die neue Leiterin des dortigen Nationalpark-Hauses. Weitere Informationen gibt es auf der Website der Schutzstation.

aktionswochen

© Gerd Wagner / Schutzstation Wattenmeer

Und noch eine Nachricht aus dem Nationalpark-Haus in dem Nordseeheilbad: Touristiker, Nationalpark-Partner und alle Einwohner Eiderstedts sind während der noch bis zum 17. Februar laufenden Aktionswochen eingeladen, die Erlebnisausstellung im Erdgeschoss der Dünen-Therme im Ortsteil Bad kostenlos zu besuchen. Unter dem Motto „Leben mit Sand, Wind und Flut“ können elf Meerwasser-Aquarien, das Nationalpark-Kino und viele interaktive Exponate erkundet werden. Geöffnet ist die Einrichtung jetzt in der Winterzeit montags, mittwochs und freitags von 13.00 bis 17.00 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 11.00 bis 17 Uhr.

seele

© Stock / LKN.SH

„Watt für die Seele – das ist Glück“. Mit diesem Slogan plus passenden Fotos ist die Tourismusagentur Schleswig-Holstein (TA.SH) ins Jahr 2019 gestartet und will damit in den nächsten Wochen mithilfe verschiedener Medien in anderen Bundesländern für Urlaub im Land zwischen den Meeren werben. Das kann man so lesen: Das Wattenmeer, ausgezeichnet als Nationalpark und Weltnaturerbe, ist ein Pfund, mit dem der Tourismus hierzulande wuchern kann – ein „Zugpferd“, wie die Zeitungen des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages schrieben.

Das passt perfekt zum Jubiläumsjahr des Weltnaturerbes Wattenmeer, das auch der Nordsee-Tourismus-Service (NTS) in den Mittelpunkt seiner Urlaubsbroschüre 2019 stellt. „Glücksmomente am Weltnaturerbe Wattenmeer“ lautet der Untertitel, vorgestellt werden Erlebnismöglichkeiten vom Bernsteinsuchen über Meeresleuchten bis zur Wattwanderung am „Sehnsuchtsort“ Meer.

ausgewildert

© Stock / LKN.SH

Die Seehundstation Friedrichskoog hat laut Medienberichten 2018 in der Hauptwurfzeit 187 Seehundjunge aufgenommen sowie 27 kranke oder verletzte ältere Tiere. Der Großteil ist den Angaben zufolge bereits ausgewildert. Versorgt werden derzeit auch einige Kegelrobbenheuler; die Wurfsaison dieser Meeressäuger dauert noch an.

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

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© v. Hoerschelmann / LKN.SH

Deutschland hat bei der Regierungskonferenz im Mai 2018 im niederländischen Leeuwarden die Präsidentschaft der trilateralen Zusammenarbeit zum Schutz des Wattenmeeres übernommen – und die neue Vorsitzende dieser Wattenmeer-Zusammenarbeit Prof. Dr. Karin Lochte (Foto: zweite von rechts) war kürzlich zu Fachgesprächen zu Gast in der Nationalparkverwaltung. Die Kooperation der Wattenmeeranrainer Deutschland, Dänemark und Niederlande besteht seit 1978, weitere Informationen unter anderem zur deutschen Präsidentschaft gibt es hier.

brik-me

wacholderdrossel

© Bolm-Audorff

Wer singt denn da? Vogelbeobachtern und allen, die es werden wollen, stehen in Zeiten moderner Medien viele Möglichheiten offen, Vogelstimmen zu identifizieren. Aber andere Länder, andere Stimmen … Das Online-Portal „xeno-canto“ bietet die Möglichkeit, Vogelstimmen aus vielen Regionen der Welt kennenzulernen.

Ziel sei es, diese mit anderen zu teilen, heißt es unter anderem auf der Website: „Ob du ein Forscher, ein Vogelliebhaber bist oder ob du mehr über eine Stimme wissen willst, die du aus deinem Küchenfenster hörst: Wir laden dich ein, Vogelstimmenaufnahmen aus unserer Sammlung anzuhören, zu erforschen oder sie herunterzuladen.“

Im Fachmagazin „Der Falke“ wurde das Online-Archiv kürzlich als „eine Art Wikipedia für Vogelstimmen“ bezeichnet. Ob der Gesang einer Wacholderdrossel (Foto oben) in Großbritannien oder eines Strichelschnäppers in Japan: einfach https://www.xeno-canto.org anklicken und anhören oder sich an der Aufklärung rätselhafter Aufnahmen beteiligen!

ohrenlerche

© Kühn / LKN.SH

„Dem Spülsaumtrio auf der Spur“ lautet der Titel eines Deichspaziergangs am Beltringharder Koog, bei dem der Nationalpark-Ranger Martin Kühn am Sonnabend, 9. Februar, einige der gefiederten Nationalparkgäste aus dem Norden wie Schneeammer, Berghänfling und Ohrenlerche (Foto oben) vorstellt. Treffpunkt ist um 14.00 Uhr an der Nordspitze des Beltringharder Kooges / Parkplatz beim Sönke-Nissen-Koog-Siel, im Anschluss an die Beobachtung gibt es einen Becher heißen Punsch. Warme Kleidung und die Mitnahme eines Fernglases wird empfohlen. Weitere Informationen gibt Martin Kühn telefonisch unter 0172-7501333.

In den Räumen des Amtes Südtondern (Niebüll, Marktstraße 12) startet am 29. Januar eine Ausstellung mit dem Titel „Das Meer – die letzte Kolonie?“. Sie thematisiert die Auswirkungen internationaler Meerespolitik auf Umwelt und Entwicklung und wurde im Rahmen der vom Verein für Internationalismus und Kommunikation ins Leben gerufenen Initiative „fair oceans“ erstellt. In Niebüll ist die Ausstellung bis zum 22. Februar zu sehen und wandert dann ins Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum, wo sie am 28. Februar anlässlich der Lesung von Wolfram Fleischhauer eröffnet wird. Mehr zu diesem Termin ist hier zu finden.

Im Rahmen des 9. Meldorfer Klimaschutzforums referiert der Meteorologe Meeno Schrader am 7. Februar zum Thema „Klimawandel – Wie extrem ist extrem?“ und beleuchtet Chancen und Risiken für die Nordseeküste. Veranstalter ist die AktivRegion Meldorf, Treffpunkt der Aldra-Marktplatz um 19.00 Uhr.

Rubrik Fundstück neu

grauammern

© Kühn / LKN.SH

Zu den üblichen Samenfressern am Deich und in der Salzwiese in der Nationalparkregion gesellen sich in diesem Jahr auffällig viele Grauammern. In der Vergangenheit hatte ich über die Jahre, wenn überhaupt, immer nur einzelne Vögel oder sehr kleine Verbände am Deich beobachtet, denn regulär nutzt die Art bei uns Flächen auf der Binnenseite der Deiche und im Hinterland.

In diesem Winter aber sitzen sie an verschiedenen Stellen vermehrt am Spülsaum und auch in der hohen Salzwiese. Zwischen dem Sönke-Nissen-Koog-Vorland und der dänischen Grenze komme ich bei einmaliger Wertung der Gebietsmaxima im Zeitraum November bis jetzt auf 380 Individuen! Im Hinterland gibt es zusätzlich einige besetzte Stellen, etwa auf brach liegenden Sonnenblumenfeldern.

Das Bild von 133 Grauammern im Vorland Marienkoog und weiteren 82 im Osewoldter Vorland, gesichtet am 7. Januar, ist für unsere Region zumindest mir neu. In Dänemark kennt man größere Wintertrupps – bei uns eher nicht. Das Brutvorkommen der Grauammern an der Westküste ist ohnehin auf einen Bereich rund um den Rickelsbüller und dem Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog beschränkt beziehungsweise zentriert.

Früher war die Grauammer im Marschenland ein gewöhnlicher Vogel. Zwischen 1960 und 1980 sind die Bestände in Schleswig-Holstein und besonders auch an der Westküste katastrophal zusammengebrochen. Im Nordwesten Nordfrieslands konnte sich, in Anlehnung an das dänische Vorkommen, ein kleiner Restbestand halten.

Warum Grauammern nun in diesem Winter in den nördlich gelegenen Vorländern derart präsent sind, kann ich nicht erklären. Wirkte sich der warme Sommer 2018 für den Bruterfolg günstig aus oder fehlen in weiten Bereichen des Hinterlandes zunehmend Sämereien (Stichwort Glyphosat)? Ich weiß es nicht …

Martin Kühn

Herausgeber

LKN-SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:

www.nationalpark-wattenmeer.de
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de