Schleswig-Holstein

15.07.2011 |

Juli 2011

Moin.
Was fliegt denn da? Motten ans Licht: Nachts, angelockt von lila Leuchtfallen der Schmetterlingsforscherin, die eine neue Art in Deutschland entdeckte. Kann allns no intragen warrn: int plattdütsche Wikipedia.
Bleiben Sie uns gewogen.
Ihre Nationalparkverwaltung

Motten ans Licht

„Kleinschmetterlinge sind eine artenreiche Tiergruppe in den Salzwiesen. Viele sind hochgradig auf einzelne Pflanzenarten spezialisiert und daher für ökologische Untersuchungen besonders interessant. Ich habe sie mit Lichtfallen, Photoeklektoren und Streifnetzen gefangen und ihre Larven und Puppen gesammelt.
Kleinschmetterlinge sind 2-20 mm große Schmetterlinge (Lepidoptera). Sie werden auch Motten genannt, beide Begriffe sind aber weder identisch noch eindeutig. Die Bezeichnung Kleinschmetterlinge wird aus praktischen Gründen zur Abgrenzung gegenüber den Großschmetterlingen verwendet, obwohl sie keine eigene Verwandtschaftsgruppe sind. Viele Arten ernähren sich als Larven ausschließlich von einer einzigen Salzwiesenpflanzenart. Die erwachsenen Tiere fressen nicht mehr. Nach dem Schlüpfen leben sie nur wenige Wochen, manche nur eine Woche. Die Hauptflugzeit ist Mitte Juni bis Ende August.

Lichtfallen strahlen ultraviolettes Licht aus. Die lilascheinenden Fallen locken in der Nacht Schmetterlinge und andere Insekten an, die dann lebend gesammelt werden. Worauf die Wirkung des Lichts beruht, ist bis heute nicht völlig klar. Es wird vermutet, dass Schmetterlinge sich nachts am Licht des Mondes orientieren und die Lichtfalle für den Mond halten.

Eine andere Fangmethode ist das Streifnetz, ein kleines Netz, mit dem ich durch die Salzwiesen streife und Schmetterlinge fange. Das entspricht dem Sinnbild des typischen Schmetterlingsforschers. Mit Photoeklektoren fange ich Schmetterlinge, die sich aus Larven- und Puppenstadien entwickeln. Jede Falle deckt einen Quadratmeter Salzwiese ab. Die schlüpfenden Tiere fliegen nach oben in ein Lichtfenster, wo sie gesammelt werden. Fraßspuren in den Pflanzen gaben weitere Hinweise auf das Vorkommen der Schmetterlinge.

In vier Jahren Feldarbeit habe ich rund 13.000 Kleinschmetterlinge aus 72 Arten gefangen. Die meisten Arten können sofort identifiziert werden, bei einigen ist aber mehr Aufwand erforderlich. Man muss sie töten, stundenlang in verschiedenen Chemikalien vorbereiten und schließlich unter dem Mikroskop bestimmen.

Whittleia retiella ist der „puschelige“ Lieblingsschmetterling von Corinna Rickert. Er ist der einzige Kleinschmetterling der Salzwiese, der tagsüber fliegt. Die Flügel der Männchen sind schwarz-weiß wie ein Schachbrett. Die Weibchen sind flügellos. Sie geben unwiderstehliche Pheromone ab, auf die die Männchen fliegen. Sie begatten die Weibchen, die an Ort und Stelle ihre Eier in einem Sack ablegen. Hochwasser schadet den Eiern nicht – im Gegenteil, sie werden über weite Strecken verdriftet und verbreiten sich so.

Für den Laien unterscheidet sich die Vegetation unbeweideter und gering beweideter Flächen kaum. Beide sind sehr blütenreich und kleinflächig mit unterschiedlichen Pflanzen bewachsen. Ich dachte zunächst, dass in unbeweideten Salzwiesen die höchste Artenvielfalt herrscht, weil ungestörte Natur oft als das oberste Ziel im Naturschutz angesehen wird. Allerdings gibt es einige Studien, beispielsweise in Kalkmagerrasen, die einen positiven Einfluss von extensiver Beweidung nahelegen. Dennoch hat es mich etwas überrascht, dass eine geringe Beweidung auch in der Salzwiese die Artenvielfalt fördert. In unbeweideten Salzwiesen habe ich mit Photoeklektoren 18, mit Lichtfallen 37 Arten gefangen. Bei einer Beweidung mit 1-2 Schafen pro Hektar waren es 3-4 Arten mehr. Beweidung schafft Störstellen. Andere Pflanzen können sich dort etablieren und zusätzlichen Kleinschmetterlingen als Nahrung dienen. Dies erhöht die Vielfalt, die Biodiversität. Vermutlich gilt das auch für andere Artengruppen, beispielsweise Spinnen und Käfer und für Pflanzen.

Es gab auch einige besondere Funde. Ich fand einen Kleinschmetterling, der sich am Strandflieder entwickelt und noch nie zuvor in Deutschland gefangen wurde: Goniodoma limoniella. Wie die meisten Insekten hat er keinen deutschen Namen. Und ich fand eine Art, Whittleia retiella, die seit 1958 in den Salzwiesen Schleswig-Holsteins als verschollen galt. Sie entwickelt sich im Andelgras und war dort so häufig, dass ich über 300 Tiere fing.

Die letzten Untersuchungen in Schleswig-Holstein gab es 1978. Wir haben jetzt – wie auch in den Niederlanden – insgesamt relativ gute Kenntnisse über die kleinen Schmetterlinge. Die größten Kenntnislücken gibt es nun bei Hautflüglern, Käfern und Spinnen.“

Zertifikat erneuert

Die Bildungsarbeit der Nationalparkverwaltung ist am 17. Juni in Kellinghusen als Bildungszentrum für Nachhaltigkeit rezertifiziert worden. Der Staatssekretär des Bildungsministeriums, Eckhard Zirkmann, überreichte die Zertifikate an Vertreter von sechs Einrichtungen und sagte: „Die Zertifizierung außerschulischer Bildungseinrichtungen und Anbieter im Rahmen von Bildung für nachhaltige Entwicklung ist eine Erfolgsgeschichte. Sie ist mittlerweile in zahlreichen anderen Bundesländern Vorbild und wurde in den Maßnahmenkatalog Deutschlands für die UN-Dekade Nachhaltigkeit aufgenommen.“

Das Zertifizierungssystem für „Bildungspartner, Bildungseinrichtungen und Bildungszentren für Nachhaltigkeit“ wird gemeinsam vom schleswig-holsteinischen Umweltministerium, dem Bildungsministerium, Vertreterinnen und Vertretern der umwelt- und entwicklungspolitischen Bildung und weiteren Verbänden getragen. Das Auswahlverfahren findet seit 2004 statt. Insgesamt 40 Einrichtungen in Schleswig-Holstein dürfen mittlerweile mit diesem Zertifikat für ihre Bildungsarbeit werben.

Die Zertifizierungskommission war in Bezug auf die Bildungsarbeit der Nationalparkverwaltung beeindruckt von der Weiterentwicklung der bisher schon zertifizierten Bereiche. Beispielsweise wurden die Fortbildungs- und Informationsangebote deutlich ausgebaut. So wurde im Sinne des Klimaschutzes mit dem neuen Energiekonzept des Multimar Wattforums neue Maßstäbe gesetzt und diese Maßnahme gleich in die Bildungsarbeit integriert. Auch das Nationalparkhaus in Wyk auf Föhr, die Veranstaltungen der Ranger und die Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche der Region wurden jetzt neu in die Zertifizierung eingeschlossen. Das Zertifikat gilt für einen Zeitraum von fünf Jahren und wird danach überprüft.

Bücher

Dat friee Nokieksel

Plattdütsches Wiki: 17.520 Artikels op Plattdütsch givt dat all in „Dat friee Nokieksel“, de plattdütsche Fattung vun Wikipedia. Aber keen een dorvun to de Nationalpark, keen een to’t Weltarv. Givt dat so wat? Gabriela Sabatini und Osama bin Laden warrn beschreeven, Parthenope (een vun de Sirenen ut de greeksche Mythologie) und Adams County (een Kreis in’ne US-Bundesstaat Indiana), aber nix vun Natur oder Naturschutz. Nu aver ran!


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Redaktion: Dr. Hendrik Brunckhorst, Bernhard Dockhorn
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