Schleswig-Holstein

15.06.2018 |

Juni 2018

MOIN, MOIN,
liebe Leserinnen und Leser der Nationalpark Nachrichten. Sind Sie Fußball-Fans? Die Nationalparkverwaltung jedenfalls hat die heute beginnende Fußballweltmeisterschaft zum Anlass genommen, ein eigenes Team aus Tieren des Wattenmeeres als National(park)Elf zu nominieren. Lesen Sie dazu mehr in diesen Nationalpark Nachrichten und auf der Website nationalpark-wattenmeer.de/sh.

Und nun noch zu einem anderen Thema: Seit Kurzem ist die DSGVO, die europäische Datenschutz-Grundverordnung, in Kraft. In diesem Zusammenhang möchten wir Sie darüber informieren, dass wir für den Versand der Nationalpark Nachrichten lediglich die E-Mail-Adressen der Empfänger gespeichert haben und diese auch nur zu diesem Zweck verwenden. Wenn Sie die Nationalpark Nachrichten weiterhin beziehen möchten, brauchen Sie nichts zu tun. Möchten Sie unseren Newsletter nicht mehr lesen, schicken Sie uns bitte eine E-Mail an nationalpark(@)lkn.landsh.de

Rubrik Aktuelles neu

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© Stock / LKN.SH

Ob an Land oder im Wasser: In vielen Lebensräumen siedeln sich Tiere an, die aus anderen Regionen der Welt stammen. Das gilt auch für das Wattenmeer; hier stellen Weichtiere wie zum Beispiel die Schwertmuschel (Foto oben) neben den Krebstieren die größte Gruppe der bekannten tierischen Einwanderer, mit dem biologischen Fachbegriff Neozoen genannt. Welche Arten das sind, welche Rolle der Klimawandel dabei spielt und welche Konsequenzen die Einschleppung der neuen Bewohner hat, erläutert der Meeresökologe Dr. Christian Buschbaum von der Sylter Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Institutes – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in einem Drei-Fragen-Interview.

Was bedeutet der Klimawandel für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer? Wie kann dieser Küstenlebensraum für die damit verbundenen Entwicklungen, etwa den weiteren Anstieg des Meeresspiegels, gerüstet werden? Diesen Fragen hat sich das schleswig-holsteinische Umweltministerium gestellt und bereits im Jahr 2015 die „Strategie Wattenmeer 2100“ vorgestellt. Zwei Jahre lang hatten zuvor Experten aus der Küstenschutz- und Nationalparkverwaltung gemeinsam mit Vertretern der Insel- und Halligkonferenz, der Schutzstation Wattenmeer und des WWF daran gearbeitet.

Die Projektgruppe hat dazu mehrere mögliche Szenarien durchgespielt und Antworten auf Fragen gesucht wie: Wo sind die Grenzen für die Anpassungsfähigkeit des dynamischen Naturraumes Wattenmeer? Was passiert, wenn diese Grenzen überschritten werden? Welche Folgen hätte dies für die Ziele des Naturschutzes und für die des Küstenschutzes? Ergebnis ist die Empfehlung eines Bündels von Klimaanpassungs-Maßnahmen. Die „Strategie Wattenmeer 2100“ steht im Internet hier zum Download bereit.

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© Birgit Tanck/LKN.SH

Ab heute sind Fans im Fußballfieber: Die Weltmeisterschaft in Russland hat begonnen – und der Nationalpark hat ein eigenes Team aufgestellt. Der „Jogi“ Löw der National(park)-Elf ist der Seeadler (siehe oben), der Krake steht im Tor, auch „tierische“ Fans sind mitgereist. Wer sonst noch antritt, erfahren Sie in unserer Pressemitteilung und auf der Nationalpark-Website. Das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum ist zudem zum WM-Trainingslager geworden, zeigt das „Team Wattenmeer“ in seiner Ausstellung und bietet an allen Spieltagen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft freien Eintritt für Gäste im WM-Fan-Outfit.

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© Privat

Dr. Christian Buschbaum ist Meeresökologe und Mitarbeiter des Alfred-Wegener-Institutes – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung an der Wattenmeerstation auf Sylt, dort zuständig für die Arbeitsgruppe Gemeinschafts- und Evolutionsökologie

Herr Buschbaum, im Zusammenhang mit dem Klimawandel ist derzeit, unter anderem auf EU-Ebene, viel von den Gefahren für Ökosysteme durch Neozoen, also eingeschleppte Tierarten, die Rede. Gibt es solche auch unter den Weichtieren im Wattenmeer, und wenn ja welche sind das?

Ja, tatsächlich stellen Weichtiere und Krebstiere den größten Teil der bekannten Neozoen im Wattenmeer. Aber das gilt nicht nur hier im Nationalpark, sondern auch für viele andere Küstengebiete. Prägnante Beispiele bei uns sind die Pazifische Auster, die Amerikanische Schwertmuschel und die Amerikanische Pantoffelschnecke. Und es sind genau diese Arten, die im Watt mit am meisten ins Auge fallen. Etwa, weil sie auf dem Meeresboden leben und Riffe oder Teppiche bilden oder weil ihre Schalen massenhaft an den Strand gespült werden. Besonders auffällig ist das bei der Pazifischen Auster, die ehemalige Miesmuschelbänke in Riffe aus Austern und Miesmuscheln verwandelt hat. Die ursprünglich bestandsbildenden Miesmuscheln sind hier zu Untermietern der Austern geworden.

Wo liegen die Gründe für die Einschleppung von Arten – und spielt tatsächlich der Klimawandel eine Rolle?

Es gibt im Wesentlichen zwei unmittelbar „menschgemachte“ Gründe, und zwar den interkontinentalen Schiffsverkehr und die durch den Menschen aktiv betriebene Ansiedlung von Arten, beispielsweise zu Aquakulturzwecken. Auch dafür sind Amerikanische Schwertmuschel und Pazifische Auster klassische Vertreter. Erstere kam sehr wahrscheinlich mit dem Ballastwasser von Schiffen ins Wattenmeer, letztere durch Aquakultur.

Und der Klimawandel spielt diesem Prozess in die Hände. Denn es handelt sich oftmals um Arten aus wärmeren Regionen der Welt, die vor allem durch kalte Winter in ihrer Ausbreitung eingeschränkt worden sind. Jetzt profitieren sie von der gestiegenen Temperatur des Nordseewassers, und ihre Mortalität ist in milden Wintern ohne Eisgang gering. Um es kurz zu sagen: Wir haben es bei dem Phänomen Neozoen im Wattenmeer mit der Kombinationswirkung von Globalisierung und Klimawandel zu tun.

Fluch oder Segen? Die Wissenschaft ist uneins über die Einschätzung der ökologischen Folgen der Einwanderung. Wie sehen Sie das für den Lebensraum Wattenmeer?

Meiner Meinung nach führt die Kategorisierung „Fluch oder Segen“ in die Irre. Das ist menschliches Denken, aber in der Natur gibt es kein Gut oder Böse. Die zentrale Frage ist vielmehr, ob ein Ökosystem mit all seinen Bewohnern funktioniert oder wichtige Funktionen verloren gehen. Wenn wir das Wattenmeer betrachten, können wir sagen: Die „Neuen“ haben keine einheimische Art verdrängt und wichtige ökosystemare Funktionen sind bisher nicht eingeschränkt. Zum Beispiel: Pazifische Austern filtern das Wasser, wie es schon die Miesmuscheln allein getan haben, sie sind zudem Leckerbissen für Seesterne und Krebse. Auch werden Amerikanische Schwertmuscheln gern von Trauerenten gefressen.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt kann man also sagen: Integration gelungen! Wie gesagt, zum jetzigen Zeitpunkt. Denn es ist ein wenig wie ein ökologisches Roulette: Wir haben keinen Freibrief, dass eine neue Art nicht ganz unerwartete Konsequenzen für das Wattenmeer und seine Bewohner bringen kann. Deshalb bin ich für Anstrengungen, um die Einschleppung von Arten zu reduzieren beziehungsweise zu unterbinden.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

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© Marita Jessen

Ungewöhnlich früh im Jahr haben sich, wohl geschuldet den sommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen, vor wenigen Tagen die ersten Strandfliederblüten gezeigt. Gesichtet wurde die Pflanze auf Langeneß, vom Vogelaussichtsturm aus.

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© Rainer Schulz / Schutzstation Wattenmeer

Gäste aus dem Mittelmeerraum haben Biologen der Schutzstation Wattenmeer und des Michael-Otto-Instituts im NABU einem Bericht zufolge jetzt an der nordfriesischen Wattenmeerküste im Kreise ihrer heimischen Artgenossen entdeckt: zwei Seeregenpfeifer-Weibchen, die auf Mallorca und in Südfrankreich beringt worden waren. Mehr über diese ungewöhnliche Sichtung erfahren Sie in dieser Pressemitteilung.

Ergänzend hat der Brutvogelexperte der Nationalparkverwaltung Bernd Hälterlein von etlichen weiteren gefiederten „Brutgästen“ Kenntnis bekommen. So hätten Matthias Haupt und Ulrich Knief vom Verein Jordsand vor wenigen Tagen auf Hallig Norderoog im Rahmen des Bruterfolgsmonitorings beringte Brandseeschwalben in der einzigen schleswig-holsteinischen Kolonie „abgelesen“ – und dort in Dänemark, Schweden, Polen, Großbritannien und den Niederlanden mit einem Ring versehene Exemplare entdeckt sowie einige, die im Winterquartier in Südafrika/Namibia beringt worden waren.

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© Stock / LKN.SH

Auf den Sandbänken im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wird in diesen Wochen der Seehundnachwuchs geboren: Die Wurfsaison hat begonnen. Auch die ersten der trilateral organisierten Zählungen des Bestandes aus der Luft aus haben stattgefunden, weitere stehen bis Ende August an. Die ersten Heuler sind ebenfalls schon in die Seehundsstation Friedrichskoog eingetroffen. Lesen Sie mehr über die Seehundgeburten in dieser Pressemitteilung.

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© K.Krämer / MARUM

Nach Mitternacht auf dem Forschungsschiff FS Heincke. Die letzten Schlangensterne, die die Dredge vom Meeresboden an die Oberfläche gebracht hat, werden gezählt und gewogen. Insgesamt konnten 4.753 Ind/500 m² (also 4.753 Individuen pro 500 Quadratmetern) bei der Schlickstation in der Nähe von Helgoland registriert werden.

Vom 30. April bis 14. Mai stach ich in See. Unter der Fahrleitung von Prof. Dr. Christian Winter (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) ging es mit Kollegen vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie Bremen, vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung Bremerhaven, vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen und vom Leibnitz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde in die Nordsee. Beprobt wurden dort sieben Stationen in verschiedenen Habitaten (schlickig, Grobsand, Feinsand). An jeder Station wurde über einen Zeitraum von 48 Stunden ein umfangreiches Arbeitsprogramm absolviert. Angefangen von vertikalen Profilen der Wassersäule über Kartierungen der Habitate bis zur Bestimmung von Sedimenteigenschaften durch Oberflächensedimentproben wurden Messungen mittels autonomen Meeresbodenobservatorien (Lander) durchgeführt.

Meine Aufgabe war es, an jeder Station Sedimentproben für die Analyse der Wirbellosenfauna (Benthos) zu nehmen. Zusätzlich habe ich mittels einer Dredge Epifauna, also Tiere wie Seesterne, Schwimmkrabben und andere, sowie demersale Fische gefangen. Die Fische habe ich im Weiteren auf ihre Nahrungszusammensetzung untersucht. „Who eats whom“ („Wer isst was und in welchen Mengen?“) heißt die Fragestellung. Die gewonnenen Informationen sind wichtig für neue Nahrungsnetzmodelle, die im Rahmen des STopP-Projektes (Vom Sediment zum Top-Prädator) entwickelt und bewertet werden. Weitere Informationen über STopP gibt es hier.

Ulrike Schückel

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© Frank Hecker

Eine Veranstaltung rund um die einzige in Deutschland und auch im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer heimische Walart bietet der Nationalpark-Partner Nordsee Akademie in Leck: eine Kombination aus Vortrag und Exkursion unter dem Titel „Schweinswal ahoi!“ Start ist am Freitag, 22. Juni, mit einem Vortrag des Meeresbiologen Fabian Ritter von der Organisation Whale and Dolphin Conser-vation (WDC). Der Walexperte leitet auch die Exkursion nach Sylt am Tag darauf (Sonnabend, 23. Juni). Mit Glück können Teilnehmer dabei die Meeressäuger in ihrem Lebenselement beobachten. Denn Schweinswale finden sich im Frühjahr und Sommer regelmäßig in den Gewässern vor Sylt ein und bringen hier ihre Jungen zur Welt; oft sind sie auch vom Strand der Nordseeinsel aus gut zu beobachten. Das detaillierte Programm steht hier zum Download bereit. Im Juli (14. und 15.) ist in außerdem ein Wale-Workshop für Kinder und Jugendliche unter dem Motto „Wir entdecken den Schweinswal!“ geplant.

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

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© Claußen / LKN.SH

Die Pläne für die Erweiterung des Nationalpark-Zentrums Multimar-Wattforum um eine Otteranlage nehmen Gestalt an: Das Grobkonzept für die neue Ausstellung war im Januar fertig, seit Anfang März ist die F- und B-Planänderung für das Gelände wirksam, der Antrag für die Biotopmaßnahmen liegt seit einigen Wochen beim Kreis Nordfriesland. Und wenn alles nach Plan geht, werden die ersten Arbeiten für die Ausgleichmaßnahmen noch in diesem (voraussichtlich Spät-)Sommer beginnen. Auf einer Gesamtfläche von rund 6.000 Quadratmetern soll auf dem Multimargelände eine Otteranlage mit Innen- und Außenbereich entstehen (siehe Nationalpark Nachrichten, Ausgabe März 2017).

Und warum gerade Fischotter? „Lebende Tiere begeistern Menschen und können sie für den Schutz von Natur und Umwelt gewinnen“, ist Multimar-Projektleiterin Marén Bökamp überzeugt. Der Fischotter reihe sich dabei ein in den Kreis der Tiere, die als Botschafter für den Nationalpark Wattenmeer fungieren: Fische und andere Meerestiere, Seehunde und Wale. „Der Fischotter verbindet die Lebensräume Land, Wasser und Küste“, so Bökamp.

Fischotterbestand nimmt zu

In Schleswig-Holstein nimmt der Bestand des zur Familie der Marder gehörenden Wildtieres mittlerweile wieder zu, nachdem die Art hierzulande nahezu ausgerottet war. Aus Sicht der Europäischen Union zählt der Fischotter zu den Leittierarten für die Erreichbarkeit der Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie, nach der alle Gewässer bis zum Jahr 2021 in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden sollen.

Und so sieht die weitere Zeitplanung für das Vorhaben aus: Die Grundsteinlegung soll im Frühjahr 2019 stattfinden. Wenn alles klappt, können Besucher im Jahr 2021 im Multimar Wattforum Tiere aus nächster Nähe beobachten, die sie in der Natur kaum jemals zu Gesicht bekommen.

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© Wells / LKN.SH

Multimar-Fans, bitte beachten: Wegen einer internen Veranstaltung schließt das Nationalpark-Zentrum in Tönning am nächsten Donnerstag, 21. Juni, bereits um 14.00 Uhr. Letzter Einlass an diesem Tag ist um 12.00 Uhr.

Rubrik Aktive Naturschutzverbände neu

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© Schutzstation Wattenmeer

Seit Beginn dieser Saison unterstützt Ester Lutz den Leiter des Standortes Sylt der Schutzstation Wattenmeer Dennis Schaper. Die gebürtige Schwäbin hat in Westerhever bei der Schutzstation einen Freiwilligendienst absolviert und sich dort für die Arbeit im Naturschutz entschieden. Nun ist sie zurück im Wattenmeer. Für weitere Informationen lesen Sie diese Pressemitteilung der Schutzstation.

10 Rubrik Neues aus den NNL

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© Thomas Stephan / Nationalpark Hainich

Das war einen Festakt wert: Der Nationalpark Hainich hat sein 20-jähriges Bestehen feierlich im Erfurter Festsaal unter anderem mit Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund, dem Staatssekretär im Bundesumweltministerium Jochen Flasbarth und Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (von links nach rechts) begangen. Diesen Sonntag (17.) soll es bei einem Nationalparkfest dann nicht ganz so formell zugehen. Mehr zum Nationalparkgeburtstag enthält diese Pressemitteilung.

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© Stock / LKN.SH

Seit die Europäische Union sich des Themas Plastikmüll in der Umwelt angenommen hat, vergeht kein Tag ohne Meldungen dazu in den Medien. Und der World Oceans Day am 8.Juni war ganz dem Kampf gegen die Vermüllung der Meere mit Plastik gewidmet – einem weltweiten Phänomen bis hinein in die Antarktis, wie die Umweltorganisation Greenpeace erst vor wenigen Tagen nach einer entsprechenden Forschungsreise berichtete.

Auch für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist Plastik im Wasser, im Watt und an den Stränden ein Problem. Eines von vielen Beispielen hat der NABU-Vogeltwart auf Trischen Jonas Kotlarz kürzlich dokumentiert: In seinem Blog berichtet er über Plastikfunde auf der Insel im DithmarscherTeil des Nationalparks. Im gesamten Wattenmeer von den Niederlanden bis Dänemark stellen Plastikteile das Gros des an den Stränden im Rahmen eines trilateralen Monitoring-Programms geborgenen Mülls.

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© Pollmeier

Der Tourismus in Schleswig-Holstein sei „weiter auf Rekordkurs“. Das meldete der Tourismusverband Schleswig-Holstein (TVSH) vor wenigen Tagen. Aktuelle Berechnungen zu diesem Wirtschaftsfaktor zwischen Nord- und Ostsee belegten „ein Milliardengeschäft“. So sei im vergangenen Jahr landesweit ein Bruttoumsatz von knapp 9,5 Milliarden erwirtschaftet worden, der Beitrag zum Volkseinkommen auf 5,9 Prozent gestiegen. Weitere Informationen inklusive einer Infografik und der Kurzfassung des Sparkassen-Tourismusbarometers / Jahresberichts 2017 sind auf der Website des TVSH zu finden.

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

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© Vera Knoke

Tagungen sollten (auch) Spaß machen, besonders an einem so eindrucksvollen Ort wie Leeuwarden, der europäischen Kulturhauptstadt 2018 in den Niederlanden. Mehr als das aber bedeutete die zweitägige 13. trilateriale Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeeres für die Teilnehmer konzentrierte Arbeit. In der seit 1978 bestehenden trilateralen Kooperation auf Regierungsebene setzen sich die Wattenmeeranrainer Deutschland, Dänemark und Niederlande konzertiert für den Schutz des Wattenmeeres ein, die alle drei bis vier Jahre stattfindenden Konferenzen sind Kernstück dieser Zusammenarbeit.

Weil es sich um eine internationale Kooperation handelt, liegt die Federführung für Deutschland bei der Bundesregierung, vertreten durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Die deutsche Delegation wurde in Leeuwarden erstmals von der neuen Umweltministerin Svenja Schulze (auf dem kleinen Foto in der Mitte der 1. Reihe) geleitet.

Das Land Schleswig-Holstein stellt, wie die Bundesländer Niedersachsen und Hamburg (und eingeschränkt Bremen), einen Teil der deutschen Abordnung. Dies waren aus dem Umweltministerium die Staatssekretärin Anke Erdmann sowie Vera Knoke und Maren Bauer, aus der Nationalparkverwaltung deren Leiter Detlef Hansen sowie Marina Sanns (auf dem Foto oben gemeinsam mit Maren Bauer/links).

Einer der Schwerpunkte in Leeuwarden war die Verabschiedung einer Strategie für Bildung und Besucherinformation im Weltnaturerbe Wattenmeer, die von der beim WWF angesiedelten Internationalen Wattenmeer-Schule (IWSS) und hier maßgeblich von IWSS-Projektleiterin Anja Szczesinski erarbeitet worden war. Die Umweltstaatssekretärin Anke Erdmann begrüßte die neue gemeinsame Bildungsstrategie ausdrücklich. Weitere Informationen zur Konferenzbilanz des Ministeriums bietet diese Pressemitteilung. Die abschließende Leeuwarden-Deklaration ist bisher nur in englischer Sprache digital hier zum Download verfügbar.

Die nächste Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeeres wird in Deutschland stattfinden, voraussichtlich in Wilhelmshaven. Denn die Bundesrepublik hat in Leeuwarden die Präsidentschaft der trilateralen Zusammenarbeit übernommen. Zukünftige Herausforderungen und die Schwerpunkte der deutschen Präsidentschaft werden in einem Faltblatt des BMU beschrieben, das hier heruntergeladen werden kann.

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© Stock / LKN.SH

Um die Entwicklung der Wattenmeerregion umfassend beschreiben und Trends rechtzeitig erkennen zu können, reicht es nicht aus, lediglich ökologische Parameter zu erfassen, ebenso wichtig ist der Blick auf die regionale Wirtschaft, auf die Bevölkerungsentwicklung und auf die Einstellungen, Meinungen und Wünsche der Menschen vor Ort und der Gäste. Entsprechende Daten für die Nationalpark-Region liefert das sozioökonomische Monitoring (SÖM Watt) der Nationalparkverwaltung – und das dokumentiert das große Interesse der Menschen am Schutz der Natur. So sagten 93 Prozent der 2017 befragten Nordseeurlauber aus, dass es ihnen „wichtig oder sehr wichtig“ ist, dass die Natur an ihrem Urlaubsort geschützt wird. Als wissbegierig erwiesen sich 79 Prozent: Sie wollen im Urlaub speziell etwas über die Natur am Ferienort erfahren.

Auf nach wie vor hohem Niveau ist die Nachfrage nach den Angeboten der Nationalpark-Wattführer und –Wattführerinnen: 5.500 entsprechende Veranstaltungen und rund 138.000 Teilnehmende weist die Statistik für das vergangene Jahr aus. Die Zahl der Besucher von Nationalpark-Informationseinrichtungen lag bei 780.000, insgesamt haben sich rund eine Million Menschen an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins in diesen Einrichtungen und bei geführten Touren, darunter auch Seetierfangfahrten, über den Nationalpark und das Wattenmeer informiert.

Weitere Details, darunter die Statistiken sowie ausgewählte Ergebnisse der im vergangenen Jahr im Auftrag der Nationalparkverwaltung vom NIT (Institut für Tourismus und Bäderforschung in Nordeuropa) durchgeführten Gästebefragung, sind im SÖM-Bericht nachzulesen. Er steht zum Download hier bereit.

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© LKN.SH

Im Rahmen einer Fortbildung an der Badestelle Wesselburener Koog wurde den Teams der Nationalpark-Kitas kürzlich das „Handbuch für Nationalpark-Kitas“ überreicht. Es enthält Vorschläge für Aktivitäten für Kita-Kinder drinnen und draußen – und die wurden gleich vor Ort ausprobiert (siehe Foto oben). Erstellt hat das Handbuch Evelyn Schollenberger, in der Nationalparkverwaltung für die Nationalpark-Schulen und –Kitas zuständig, unter Mitwirkung von Nationalpark-Ranger Christian Piening sowie Gesa Schäfer aus dem Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum. „Die Kita-Mitarbeiterinnen haben mir die Rückmeldung gegeben, dass das Handbuch für sie eine sehr hilfreiche und anregende Handreichung ist“, so Schollenberger; „das freut mich sehr!“

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© Kühn / LKN.SH

Auch in diesem Jahr beteiligten wir als Nationalparkverwaltung uns am landesweiten „Aktionsmonat Naturerlebnis“, der jeweils im Mai viele Menschen in die schleswig-holsteinische Natur führt. Der Klassiker, Wattwanderungen mit unseren Nationalpark-Rangern, wurden auch dieses Jahr sehr gut besucht. In Simonsberg und Friedrichskoog erfuhren die Gäste nicht nur spannende Geschichten rund um das Nationalpark-Themenjahr Muscheln und Schnecken, sondern konnten bei schönstem Sommerwetter auch das Weltnaturerbe direkt unter ihren Füßen spüren.

Die Wanderung „Hör mal, wer da fliegt“ in St. Peter-Böhl ermöglicht Sehenden und Nicht-Sehenden ein spannendes Nationalparkerlebnis, in dem die Vogelwelt hauptsächlich mit den Ohren erkundet (Foto rechts) und die Salzwiesen geschmeckt und erschnuppert werden. Bei Interesse kann diese Führung von Gruppen gebucht werden, Informationen dazu gibt es beim Nationalpark-Infotelefon unter 04861-96200.

DIE Neuheit dieses Jahr war „Dat grote Sitten“ auf dem Mövenbergdeich bei List auf Sylt. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang wurde alle Vogelarten bestimmt und gezählt, die von dieser einen Stelle beobachtet werden konnten. Nicht nur Sylter Vogelfans, sondern auch interessierte Urlaubsgäste kamen vorbei, um sich an diesem neuen Vogelerlebnis zu beteiligen. Insgesamt konnten über 60 Vogelarten entdeckt werden, darunter Fischadler, Wespenbussard und Gelbkopf-Schafstelze. Diese Veranstaltung wird beim Westküsten-Vogelkiek im Herbst auf der Hamburger Hallig wiederholt.

Silke Ahlborn

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© Wiedemann / LKN.SH

Gäste aus Mauretanien – das kommt nicht eben häufig vor im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer! Die Reisegruppe inklusive deutscher Begleitung informierte sich vor Ort im Watt bei Westerhever (Foto oben), bei einem Rundgang im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum und aus Vorträgen über die Region und das Management des Nationalparks. Das Besuchsprogramm wurde auf Wunsch der KfW-Entwicklungsbank zusammengestellt, die über den „BACoMaB“ Schutzmaßnahmen in der Küstenregion des nordafrikanischen Landes, einem wichtigen Überwinterungsgebiet für Watvögel, mitfinanziert.

„BACoMaB“ steht für „Fonds Fiduciaire du Banc d’Arguin et de la Biodiversité Côtière et Marine“. „Der BACoMaB ist ein Treuhandfonds, der 2009 zur Unterstützung der Erhaltung der mauretanischen Küsten und Meere geschaffen wurde“, erläutert Marina Sanns, in der Nationalparkverwaltung zuständig für die internationale Wattenmeerzusammenarbeit. Geldgeber seien neben der KfW auch die MAVA (Schweiz), die französische FFEM sowie der EU-Fischereifonds. Marina Sanns: „Das Geld wird in ethisch und sozial verantwortliche Finanzmärkte investiert, die daraus erwirtschafteten Gewinne werden im Sinne des Naturschutzes und der nachhaltigen Entwicklung der Meeresschutzgebiete in Mauretanien eingesetzt.“

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© Stock / LKN.SH

Dreimal Abschied: Das Jahr des zehnjährigen Bestehens des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) steht ganz im Zeichen von Veränderungen. Dr. Johannes Oelerich, seit der LKN- Gründung dessen Direktor, geht zum 1. Juli als Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz ins schleswig-holsteinische Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung – und dessen „Chef“, Umweltminister Robert Habeck, Anfang September nach Berlin in die Parteipolitik. Beide Wechsel prägten das Mitarbeiterfest des LKN in der Koogshalle in der Gemeinde Reußenköge.

Anlass für das Fest war das zehnjährige Jubiläum des LKN (Gründungsdatum 1. Januar 2008). Auch das damalige Nationalparkamt wurde, nun als Nationalparkverwaltung, unter dem LKN-Dach angesiedelt. Im Januar war der Geburtstag im Kongress- und Veranstaltungszentrum der Messe Husum & Congress mit mehr als 200 Gästen gefeiert worden, darunter der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (mehr dazu in dieser Pressemitteilung). Ende Mai waren dann die LKN-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „dran“.

Sowohl Direktor Oelerich als auch Minister Habeck nutzten den Rahmen mit Musik, gutem Essen und vielen lockeren Gesprächen, um sich vom LKN-Team stimmungsvoll zu verabschieden. Donnernden Applaus gab es dabei für den gerührten Robert Habeck, Standing Ovations für den nicht minder bewegten Johannes Oelerich, dem sein Vertreter, der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen, in seiner Rede großes Engagement für die Sache, für „seine“ Behörde und deren Beschäftigte, einen riesigen Fundus an Fach- und Faktenwissen, sowie einen Umgang mit dem LKN-Team „auf Augenhöhe“ attestierte und ein Abschiedsgeschenk überreichte (Foto unten).

Die Verabschiedung einer dritten, eng mit dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer verbundenen Person steht in den nächsten Tagen im Rahmen einer Tagung im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum an: Dietmar Wienholdt, der langjährige Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz im Umweltministerium, dessen Nachfolge Johannes Oelerich antritt, geht in den Ruhestand. Ein Bericht über seinen Abschied folgt in der Juli-Ausgabe der Nationalpark Nachrichten.

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© Stock / LKN.SH

Natur erleben: Die Landschaft (nicht nur des Nationalparks Wattenmeer) erkunden und genießen – das ist das Motto der Naturerlebniswoche in St. Peter-Ording vom 18. bis 24. Juni. Das Programm bietet Ausflüge, Führungen, Vorträge und Aktionen. Start ist am kommenden Montag (18.) mit einer „großen Nationalpark-Tour inklusive Picknick“ (ab 10.00 Uhr). Bis Sonntag, 24., folgen so vielfältige Events wie Salzwiesenführungen und ein Matjes-Büffet, Dünenwanderungen und Vogelbeobachtungen, ein meditativer Strandspaziergang, eine Seetierfangfahrt, ein Strandfundeworkshop, eine Fledermausexkursion und, und, und … Einer der Höhepunkte dürfte das Mittsommerfest im skandinavischen Stil am Sonnabend, 23., sein, bei dem der längste Tag des Jahres gefeiert wird. Die Naturerlebniswoche ist ein Projekt der Tourismus-Zentrale St. Peter-Ording, der Nationalparkverwaltung, der lokalen Tourismus-Organisation St. Peter-Ording/Eiderstedt gemeinsam mit weiteren Partnern. Informationen über die einzelnen Termine sind hier zu finden.

Fortbildung: Um die Vogelwelt des Wattenmeeres für Gäste erlebbar zu machen, braucht es qualifizierte Vogelkenner. Darum hat das deutsch-dänische Interreg-Projekt „NAKUWA – Nachhaltiger Natur- und Kulturtourismus im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer“ eine Fortbildung zum Birdwatching-Guide entwickelt und bietet ab September über einen Zeitraum von einem Jahr eine Seminarreihe mit sechs Wochenendterminen an. Mehr dazu lesen Sie in dieser Pressemitteilung.

„Vogelfestival“: Als „Vogelfestival des Nordens“ hat sich die HanseBird etabliert. Das große Treffen der Vogelkundler, Naturfreunde und –fotografen in Hamburg findet in diesem Jahr am 23. und 24. Juni statt, und zwar bereits zum neunten Mal. „Vor der einzigartigen Kulisse der Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe erwartet die Besucher ein vielfältiges Programm rund um die Welt der Vögel“, heißt es dazu vom Veranstalter, dem NABU Hamburg. Die Nationalparkverwaltung ist in Zusammenarbeit mit der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer bei der HanseBird mit einem gemeinsamen Messestand vertreten. Weitere Informationen über die Veranstaltung gibt es hier.

Save the date: Am Sonntag, dem 29. Juli, veranstaltet das Multimar Wattforum von 11.00 bis 17.00 Uhr sein alljährliches Sommerfest. Das bunte Mitmach-Programm für die ganze Familie widmet sich dem Nationalpark-Themenjahr Muscheln und Schnecken. Mehr zum Programm in der nächsten Ausgabe der Nationalpark Nachrichten.


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Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
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